ursundestherunterwegs

Tuesday, April 20, 2010

Von Yuma nach San Diego

In Yuma übernachten wir auf einem Campground, wo fast ausschliesslich Residents in schön eingerichteten und mit Blumen geschmückten RVs oder Häuschen im Schatten dicht belaubter Bäume hausen. Alles sieht eng, aber recht ordentlich aus. Am Rand blühen weisse Oleander, Vögel zwitschern schon früh am Morgen.
Da die Geschäfte in der kleinen, schmucken Down Town nicht vor 10 Uhr öffnen. besichtigen wir den historischen Quartermaster Depot Park, sehen dort Fuhrwerke aus der Pionierzeit, einen alten Ford, das gediegene, geräumige Wohnhaus des Kommandanten, hören dem Gezwitscher des Mocking birds zu, der alle möglichen Vogelstimmen imitiert.

Erst nach 11 Uhr fahren wir auf der I-8 weiter und machen einen kurzen Fotostopp bei den Algodones Dunes der Imperial County, eine echte Sandwüste mit mächtigen Dünen, an deren Rand allerlei Blumen blühen. Um diese etwa 10 Meilen breite Sandbarriere zu durchqueren, wurde in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ein mobiler Holzplankenweg gebaut. Die Autos durften mit max. 10 Mph darüberfahren. Eilige Fahrer rutschten rasch mal von den Planken ab und blieben sich im Sand stecken. Ein breiter Bewässerungskanal, der All American Canal, führt ebenfalls durch diese Dünenlandschaft. Wir sehen weite fruchtbare Felder. Eine Maschine mäht kleinwüchsiges Gras. Der Grenzzaun zu Mexiko verläuft 100 m neben der I-8. Dann passieren wir zwei Kontrollen. Eine kontrolliert die Einfuhr von Lebensmitteln, eine andere verhindert die illegale Einwanderung von Mexikanern (Border control). Da unser Aussehen und das Visum im Pass Vertrauen erweckt, dürfen wir passieren. Auf der # 111 geht es schliesslich nordwärts ans Ostufer des Salton Sea. Wir sehen eine riesige Cattlefarm mit Tausenden von eng zusammen gepferchten Rindern. Ein separates Eisenbahngleis führt zu einem mächtigen Futtersilo.
Wir suchen eine Bleibe für die Nacht. Alle State Areas, an denen wir vorbeifahen, sind geschlossen. Der Staat Kalifornien, erklärt uns eine Dame, sei in schlechter finanzieller Lage und könne sich das Personal nicht mehr leisten! Aber eigentlich gefällt es uns hier gar nicht. Die Landschaft ist nämlich enttäuschend. Da erblicken wir in der Ferne grüne Sträucher und Palmen. Erfreulicherweise befindet sich dort der einzige noch offene staatliche Campground, auf dessen lediglich 12 Plätzen nur gerade zwei RVs stehen. Der Ort ist sehr schön. Hinter uns die Chocolate Mountains, unser Stellplatz nahe am See, im Westen die Santa Rosa Mountains, deren Gipfel schneebedeckt sind. Wir beobachten allerlei Vögel, blicken hinaus auf den (vermeintlichen) Sandstrand und das Wasser. Der Strand besteht ausschliesslich aus kleinen Stücken von Muschelschalen und Skeletten anderen Tieren. In Millionen von Jahren wird hier eine dicke Schicht Kalk abgelagert - so können wir uns die Entstehung von Kalkgebirgen vorstellen. Wir befinden uns auf 70 m unter Meeresniveau.

Nach dem Mittagessen lesen wir, gehen um 17 Uhr Mela telefonieren, was mit etlichen Schwierigkeiten verbunden ist. Die einzige Funktion des Telefonapparats beim Parkeingang besteht im Münzen Schlucken, sonst geht wirklich nichts! Wir müssen 2.5 Meilen zum nächsten Verkaufsladen fahren. Der schluckt weitere Münzen. Schliesslich versuchen wir es mit der Telefonkarte, die ebenfalls kräftig an unserem Guthaben zehrt. Emil geht es nun besser, er hat Antibiotika - das Allerheilmittel amerikanischer Ärzte - geschluckt. Wir werden morgen Mittag in Anza Borrego mit ihr nochmals telefonieren.
Den späten Abend bis Sonnenuntergang um 19 Uhr verbringen wir am Strand. Unzählige Vögel finden sich zum Abendessen ein: Taucherli mit roten Augen (Ich diagnostiziere: Entzündung wegen des Salzwassers), Pelikane mit Geschwüren auf dem Schnabel - ich nenne sie Nashornpelikane, vermutlich ein Silberreiher und ein Blaureiher (blue heron), Seemöven, Seeschwalben, zwei Black-necked stilts (sie stehen auf einem Bein), Black-pellied plover etc... Wir ärgern uns lediglich an den Chinesen, die mit Ausdauer daran sind, den See leer zu fischen.


Der Salton Sea existierte schon früher mal, der Wasserspiegel lag aber 90 m höher. Indianer siedelten an seinen Ufern. Dann trocknete der See aus. 1905 füllte ihn der Colorado River, der bei Hochwasser einen Damm durchbrach, wieder auf. Das Wasser verdunstet, die von den Zuflüssen herangebrachten spärlichen mineralhaltigen Wässerchen tragen zur Versalzung des Sees bei.
Die # 111 führt direkt neben dem Campground vorbei, gleich dahinter eine Eisenbahnlinie, eine direkte Verbindung von LA nach Yuma, auf der alle 10-15 Minuten ein 100 Wagen langer Güterzug vorbeidonnert. Die Motoren der Lokomotiven erzeugen tiefe Schwingungen, die wie in einer Disco das Zwerchfell zum Vibrieren bringen. Zudem lassen sie beim benachbarten bewachten Bahnübergang ihr Horn ertönen. Tagsüber hört man sie meilenweit; in der Nacht sieht man ihre starken Scheinwerfer von 10 km Entfernung. Was soll’s? Das hat Tradition wie das Campfire oder die überdimensionale Kaffeetasse beim Morgenspaziergang mit dem Hund. Wir können uns auf eine unruhige Nacht gefasst machen. Da hilft nur ein kräftiger Schluck Bier!
Am nächsten Tag umfahren wir den Salton Sea in Gegenuhrzeigerrichtung. Wir fahren an Palmplantagen und Orangenhainen vorbei. Mit dem scharfen Blick auf biologische Produkte entdeckt Esther eine wahre Fundgrube: Die Oasis Date Gardens führen seit über Hundert Jahren eine gross angelegte Dattelfarm und sind auf biologischen Anbau spezialisiert. Die grosse dazu benötigte Wassermenge wird seit 1913 durch artesische Brunnen geliefert. Wir kaufen gleich grosszügig ein. Ich trinke biologischen Kaffee, und wir essen ein Dattelbisquit, von dem wir, weil es so gut mundet, gleich ein paar Packungen dazu kaufen. Bald erreichen wir wieder das Wüstengebiet des Anza Borrego Desert Parks. Die Ocotillos tragen nun tiefgrüne Blätter und stehen in voller Blüte. Um 12 Uhr telefonieren wir Mela. Emil hat wieder hohes Fieber. Deshalb müssen wir auf ein Treffen im Anza Borrego verzichten. Die Hitze und die Sonne würden Emil nicht gut tun! Wir werden unseren Aufenthalt hier abkürzen und dann die letzten drei Tage bei und mit ihnen in San Diego verbringen.
In der Wüste ist es tagsüber recht warm. Wir messen 32°. Im Visitor Center hören wir uns zwei Vorträge an: einen über Fledermäuse, einen anderen über ‚solar cooking’. Überzeugender ist für mich ein Radfahrer, der sein Gefährt mit Solarzellen überdacht hat, die vier Batterien speisen, welche Energie für einen Elektromotor liefern. Bei der starken Bestrahlung rast er richtig gehend davon.

Am Samstag Morgen fahren wir gleich los auf direktem Weg zu unserem lieben Enkelkind und seinen Eltern in San Diego. Dort uns ist es für uns ungewöhnlich kühl - wir tragen zum ersten Mal wieder eine Jacke - und feucht. Wir erfahren, dass der Flugverkehr in Europa durch den Ausbruch des Eyjafjallajökull lahmgelegt ist. Wir versuchen, via telefonische Rückflugbestätigung Näheres in Erfahrung zu bringen, bleiben aber fast eine Stunde in einer telefonischen Warteschlaufe stecken. So vertreiben wir uns lieber die Zeit mit unserem Enkelkind. Die Jungen hoffen, der Flugverkehr bleibe noch längere Zeit lahm gelegt, damit wir in San Diego bleiben. Schliesslich können wir unseren Rückflug per eMail durch unser Reisebüro in Zürich bestätigen lassen. Wir erfahren dann auf der Homepage der Swiss, dass bereits am Montag Abend der erste Flug Los Angeles - Zürich stattfindet.

Unserem Enkelkind Emil geht es bald wieder besser. Wir spazieren öfters der Küste entlang - wobei er gewöhnlich im Kinderwagen in einen gesunden Tiefschlaf fällt. Am Montag besuchen wir mit ihm und seinem Vater das äusserst interessante und zugleich lehrreiche ‚Birch Aquarium at Scripps’.
Heute Dienstag werden wir mit unseren Jungs noch einen Kaffee trinken, dann nach Los Angeles fahren, wo wir am Mittwoch Vormittag den RV zurückgeben. Wir hoffen, dass wir dann am Abend den Rückflug in die Schweiz antreten können.

Wednesday, April 14, 2010

Westwärts ins Goldland Kalifornien

Unsere Route:


Bevor wir die lange Strecke in den Südwesten Kaliforniens antreten, um im Anza Borrego Desert State Park mit unseren ‚Jungen’ vor unserem Heimflug am 21.4. noch ein paar Tage zu verbringen, wollen wir in einem der schönsten und wegen seiner Geologie und Biologie interessantesten Gebiete des Südwestens noch etwas wandern. Wir fahren ins Chiricahua National Monument, das wir von unserer Reise 2006 in bester Erinnerung haben. Auf einem kleinen Campground, der mitten in einem Wald aus Wachholder und Eichen lediglich 22 kleineren RV’s Platz bietet, verbringen wir zwei absolut ruhige Nächte. Mexican Jays, Weisswedelhirsche und sogar ein Mexican Coatimundi (Nasua narica), ein unersättlicher Allesfresser, sind weitere Besucher des Platzes.

Auf gut angelegten Wanderwegen lässt sich in den Wäldern und vorbei an mächtigen Türmen, Säulen und Nadeln aus Rhyolit-Tuff gut wandern. Vor 27 Millionen Jahren explodierte ein etwa 16 km entfernter Vulkan. Riesige Mengen von Asche und Sand wurden in die Höhe geblasen und hier in einer 600 m hohen Schicht abgelagert und zu einer festen Tuffschicht verdichtet. Vor etwa 15 Millionen Jahren wurde diese Schicht in die Höhe gehoben und brach in vertikale Säulen. Die Erosion durch Sonne, Regen, Eis und Wind trug das Gebirge ab und meisselte so die charakteristischen Türme heraus.


Nun geht die Fahrt wieder durch weite Ebenen: nach der Chihuahua-Wüste, die sich weit nach Texas und in den Norden Mexikos erstreckt, und zu der auch die Chiricahua Mountains gehören, in Arizona und Kalifornien die Sonora-Wüste. Wir fahren in etwa auf derselben Route, welche die Siedler im 19. Jahrhundert vom Unterlauf des Mississippi aus genommen hatten: in Arizona vor allem dem Lauf des Gila River, der in Yuma in den Colorado River mündet, entlang. Im Süden New Mexicos und Arizonas suchte man Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wegen, um das isolierte Kalifornien mit dem Osten zu verbinden. Wagonroads mit Stationen alle 20 Meilen wurden eingerichtet, Eisenbahnlinien geplant. Siedler folgten der Route massenweise. Dadurch kam es zu den bekannten Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung, den Indianern, aber auch mit den Mexikanern. Dem finanzschwachen südlichen Nachbarland konnte schliesslich ein grosses Gebiet abgekauft werden, um die Westroute breiträumig zu sichern - und der Erschliessung des Südens war keine Grenze mehr gesetzt.
Auf der I-8:

Unterbrochen wird die Ebene durch einzelne Gebirge, die wie Inseln aus dieser Ebene hervorragen. Diese sogenannten Sky Islands kann man sich vorstellen wie grüne einsame Inseln im Südpazifik, voller exotischer Pflanzen und Tiere. Pflanzen und Tiere sitzen auf diesen Inseln fest. Ändert sich das Klima und verändern sich damit die Lebensbedingungen, gäbe es für diese kein Entrinnen, und die Evolution würde sie auslöschen. Zusammen mit der Sierra Madre Occidental in Mexiko gehören sie zu den drei Mega-Zentren der Artenvielfalt auf unserem Planeten. In den Chiricahua Mountains, die ein Teil dieses Zentrums ist, leben mehr als 1.200 Pflanzen, u.a. 233 Baumarten, und 70 Säugetierarten. Die Hälfte aller in Nordamerika vorkommenden Vogelarten, nämlich 275 Arten sind hier anzutreffen, dazu Besucher aus Mexiko wie der elegant trogon (Kupfertrogon) und der Mexican jay (Graubrusthäher).
Auf dieser etwa 1000 km langen Fahrt übernachten wir nochmals im Saguaro National Park. Die Vegetation hat sich in den vergangenen Wochen wunderbar verändert: Nun tragen die mit grünen Blättern bedeckten stacheligen Ocotillos (Kerzenstrauch) rote, der Hedgehog Cactus (Stachelschweinkaktus) lila, der Prickly Pear Cactus gelbe Blüten, der Creosote trägt dunkelgrüne Blätter und unzählige kleine gelbe Blüten.
Wir geniessen einen ganzen Nachmittag an unserem gedeckten Sitzplatz, hören dem Cactus Wren (Kaktuszaunkönig) zu und lesen faszinierende Geschichten von Siedlern und Indianern aus dem 19. Jahrhundert.
Tags darauf geht es in rassiger Fahrt auf der schwach befahrenen I-8 bis Yuma, das wir kurz nach Mittag erreichen. Wir besichtigen ein altes Gefängnis. Esther kann mich aber hier nicht einsperren lassen. Es ist heute nur mehr ein Museum, in dem zwischen 1876 bis 1909 3069 Gefangene, unter ihnen 39 Frauen eingesperrt waren. Es liegt am Ufer des Colorado Rivers, ein klägliches Flüsschen im Vergleich zu dem, was er noch im Grand Canyon war.
Auf einer Eisenbahnbrücke donnern lange Güterzüge vorbei, die ich natürlich für unser Enkelkind Emil, ein Eisenbahn- und Flugzeugfan, filmen muss!

Heute geht es weiter über El Centro ans Westufer des Salton Sea, einem in 70 m unter dem Meeresspiegel gelegenen See. 1905 brach das Wasser des Colorado River durch die Dämme eines Bewässerungskanals, strömte über zwei Jahre ungehindert in das alkalische Becken eines vor Zeiten ausgetrockneten Sees und bildete so (erneut) den Salton Sea. Dort wollen wir nochmals übernachten, hoffen noch viele Vögel zu sehen und erreichen dann am Donnerstag den Anza Borrego Desert State Park.

Saturday, April 10, 2010

Bergstrassen und Blumen Arizonas

Ursprünglich hatten wir geplant, nach Tucson die traumhafte Strasse #191 nordwärts zu fahren und in den Nationalparks im Gebiet des Colorado River zu wandern. Wegen der kalten Temperaturen und der starken Schneefälle entschieden wir uns, im Süden zu bleiben und sogar bis zum Big Bend (Grosse Biegung des Rio Grande) in Texas zu fahren. Nun hatten wir doch noch Gelegenheit, die # 191 - von Norden nach Süden - zu befahren. Diese Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis.
Nach einer kalten Nacht - im RV 3° am Morgen - wärmen wir uns an den Sonnenstrahlen und schwatzen noch mit dem deutschen Ehepaar, ehe wir gegen 10 Uhr abfahren. Heute gewinnen wir in Arizona eine Stunde Zeit, da dieser Staat, der zwar wie New Mexico Mountain Time kennt, die Sommerzeit (daylight) nicht einführt.
Wir fahren die # 180 nordwärts, überqueren den San Francisco River und gelangen über Luna nach dem Winterskiort Alpine. Hier erreichen wir eine Höhe von 2400 m. Ab Alpine befahren wir nun die unsere Traumstrasse 191 südwärts. Während der folgenden 160 km langen und gute drei Stunden dauernden Fahrt durch den Apache Sitgreaves National Forest treffen wir auf keine einzige Ortschaft; lediglich in Hannagan Meadow steht ein kleines, noch kaum aus dem Winterschlaf erwachtes Restaurant. Die Autos, die uns begegnen, sind an einer Hand abzuzählen. Die Strasse führt uns bis auf 2800 m hinauf, fällt mal steil ab und steigt wieder hoch. Manche Strecken sind nur mit 20 M/h zu befahren. Schneemauern, die vor allem vom letzten grossen Schneefall vor drei Wochen stammen, säumen die Strassenränder. Uns begeistern die dichten Wälder. Eine Vielzahl von Nadelbäumen, von denen wir nur wenige kennen, säumen die Strasse. Bächlein, die vom Schmelzwasser genährt werden, sprudeln der Strasse entlang. In der Ferne erblicken wir immer wieder hohe Schneeberge: im Osten die Tularosa Mountains, im Südwesten die Pinaleno Mountains mit dem 10717 ft. hohen Mt. Graham, an dessen Fuss wir heute Abend ankommen werden. Gerne hätten wir die kommende Nacht irgendwo in den wunderschönen Wäldern verbracht, doch die Campgrounds sind in dieser Höhe alle noch tief verschneit und deshalb geschlossen. Zudem würde es in der Höhe zwischen 2200 und 2400 m in der Nacht recht kalt werden.



Nach 160 km, 10 km vor Clifton kommt dann die ‚kalte Dusche’: Kaum haben wir den National Forest verlassen, verunstaltet ein riesiges Bergbaugebiet den Ausläufer des Gebirges. Die Firma Phelps Dodge Mining Company baut hier in Morenci Kupfer auf einer Fläche, für deren Durchfahrt wir eine gute Viertelstunde benötigen, ab. Seit 1937 wird hier ein ganzes Gebirge abgetragen. Kilometerlange Wasserleitungen und Förderbänder führen den terrassierten Hängen entlang, riesige Lastwagen, deren Räder 3.6 m Durchmesser haben, 270 Tonnen laden können, 2 Mio $ pro Gefährt kosten, donnern auf gewundenen Pisten und wirbeln den roten oder gelben Staub hoch empor. In Morenci und Clifton stehen Hunderte von kahlen Arbeiterbaracken, eine Eisenbahn führt von Süden her bis hierher. Erfreulich: das für den Abbau benötigte Wasser wird rezykliert, z.T. mehrmals.
Natur:

... und Technik:

Die # 191 führt als gut ausgebaute Autobahn weiter. Bei der Abzweigung nach Guthrie sehen wir plötzlich in der Ferne gelbe Bergrücken. Esther ist entsetzt: sie meint, auch hier werden Kupfer und Gold abgebaut. Dem ist nicht so: Die Berghänge sind übersät mit einem in kräftigem Gelb blühenden Mohn (Mexican Poppy), vermischt mit Teppichen von violetten und weissen Blümchen. Während den nächsten 10 km begleiten uns auf beiden Seiten der Strasse weit ausgedehnte Blumenfelder.



Um 17 Uhr erreichen wir - nach einer reinen Fahrzeit von 6 Stunden - unser Ziel: der Campground des Roper Lake S.P.. Ein sehr schöner Platz, an einem kleinen, tiefblauen See gelegen, im Rücken die verschneiten Pinaleno Mountains. Es ist wunderbar warm. Viele Vögel sind zu sehen. Ein gutes Dutzend Gambel’s Quail rennen umher und picken die Samen, die von den Cottonwood herunterschweben, vom Boden auf, Yellowheaded Blackbirds (Amseln mit gelbem Kopf und gelber Brust) versammeln sich auf den Bäumen des Platzes, Enten schwimmen im Wasser und kommen bettelnd an unseren Stellplatz. Ganze Schwärme von Schwalben fliegen aus dem Schilf auf und jagen den Mücken nach.

Am nächsten Tag machen wir einen kleinen Rundgang um den See. Dann fahren wir die Swift Road 14.5 Meilen in die Pinaleno Mountains hinauf. Die 35 Meilen lange Bergstrasse, die bis auf 3000 m Höhe hinaufführt, ist nur bis Meile 20 geöffnet.
An der Wet Canyon Picnic Area, auf 1800 m Höhe, sehen wir blühende Arizona alder (Alnus oblongifolia; Erlenart). Auf einem kleinen Spaziergang treffen wir auf unzählige Eidechsen. Bis auf diese Höhe wurde im 19. Jahrhundert kräftig Holz geschlagen und von den Brüdern Jacobson in einem Sägewerk verarbeitet. Nachgewachsen sind nur Gebüsche und kleinere Wachholderbäume (Juniper).


Ab 2000 m Höhe sehen wir die bereits bekannten Ponderosa Pine (Pinus ponderosa), die Douglas-fir (Pseudotsuga menziesii), White Fir (Abies concolor) und Aspen (Populus tremuloides, Zitterpappel). Kleine, noch von tiefen Schneehaufen umgebene Ferienhäuschen sind im Wald versteckt - eine fette Beute für Waldbrände! Wir stellen den RV beim Twilight Camping, auf 2250 m Höhe ab und beginnen eine Wanderung auf einem Trail, der zu einem höher gelegenen Platz führt. Doch bereits nach 20 Minuten müssen wir umkehren, da noch zu viel Schnee liegt. Uns erfreut zwar die Vielfalt von Nadelbäumen, anderseits beelenden uns die grossen Waldbrandflächen. Immerhin wachsen an gewissenn Stellen wieder kleine Nadelbäume nach. Die Waldbrände sind meist verursacht von unachtsamen Campern, die ihr Campfire nicht sorgfältig gelöscht haben. Campfire gehört zu den Amis wie die überdimensionierten Autos, deren dröhnende Motoren sie oft unnötig laufen lassen. Selbst bei hoher Waldbrandgefahr - und die herrscht meistens - darf gezeuselt werden, wenn auch nur mit Holzkohle!

Nun befinden wir uns auf der Fahrt ins Chiricahua National Monument, das wir zwar von unserer letzten Reise her kennen, in dem wir aber unbedingt nochmals wandern wollen.

Wednesday, April 07, 2010

In den Wäldern New Mexicos

Unsere Route (5.-7.4.):


Am Montag, 5.4., verlassen wir den wunderschönen Ort am Rio Penasco und fahren mit leichter Steigung mit rechtem Gegenverkehr an vielen Feriensiedlungen vorbei. Die Passhöhe dürfte etwa auf 2650 m liegen. Auf der Schattenseite liegt noch recht viel Schnee. Von der Höhe aus sehen wir in der Ferne die White Sands Dunes wie ein lokal begrenztes, unruhiges Nebelmeer.

Dann geht die Fahrt zügig bergab mit 6% Gefälle. Das Getriebe im D (Drive) und wie immer eingeschaltetem Tow Haul, schaltet automatisch in den 3. und dann in den 2. Gang. Die Bremse benötige ich überhaupt nie.
In Alamogordo, das wir von 2006 her ‚kennen’, geht Esther zur Coiffeuse, die ihr in Rekordzeit die Haare zu einem Spottpreis kurz, aber gut schneidet. In der Ferne, d.h. 50 km nördlich sehen wir wiederum die 3600 m hohe schneebedeckte Sierra Blanca. Nach dem Einkauf im teuren organic food shop Nature’s Party fahren wir zum Oliver Lee SP, wo wir einen absolut ebenen Platz und Aussicht auf die weite Ebene und die Organ Mountains, hinter denen Las Cruces liegt, geniessen. Die Sonne brennt, es bläst aber zwischendurch ein kräftiger, böiger Wind. Im RV sind es akzeptable 30°.
Nach dem Mittagessen und einer Siesta machen wir uns um 15.30 Uhr auf den Dog Canyon National Recreation Trail, von dem wir gut die Hälfte durchwandern. Bis zum Trailende wären es 5.5 Meilen und 1000 Höhenmeter gewesen! Etwas zuviel für den Nachmittag und unsere arthritischen Füsse! Innert zwei Stunden wandern wir bis zur Line Cabin (2.9 Meilen, auf 1880 m; 480 Höhendifferenz). Es ist warm; um 16 Uhr 30°, um 18 Uhr noch 27°. Zuerst geht es 200 m aufwärts, dann fast eine Stunde auf gleichbleibender Höhe über dem Canyon und schliesslich gelangen wir auf eine Hochebene, wo früher vielleicht Landwirtschaft betrieben wurde. Da ein kräftiger Wind weht, ist das Wandern erträglich. Wir befinden uns im Westen des Lincoln National Forest. Erst nach 19 Uhr sind wir zurück, gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, der heute um 19.22 Uhr stattfindet. Am westlichen Himmel geben sich Venus und Merkur ein Stelldichein.


Wir geniessen die warme Dusche und ziehen uns bald in unseren RV zurück. Die Stille und der Ausblick auf die Ebene und die Organ Mountains in der Ferne sind wunderbar.
Am nächsten Morgen treffen wir vor der Abfahrt auf Manfred, geb. 1942, der 1963 vom Ruhrgebiet ausgewandert ist und seither in New Mexico lebt. Er handelte u.a. mit Ersatzteilen für Mercedes und BMW. Er hat einen Sohn, in der Nähe von El Paso ein Haus und lebt mit seinem Hund längere Zeit jeweils in seinem VW-Pickup, lässt seine weissen Haare auf den Reisen wachsen. Mit seiner 89-jährigen Mutter, die immer wieder mit ihrer Freundin monatelang zu ihm auf Besuch kommt, hat er dank Google (Satellitentelefon) regen Kontakt. Er kennt die Gegend sehr gut, sei schon hundertmal den Dog Canyon Trail zur Cabin gegangen, vor ein paar Jahren in brusttiefem Schnee. Vor 14 Tagen habe hier auf dem Campground 20 cm Schnee gelegen. Er ist kritisch den Amis gegenüber, bedauert, dass der Park nicht nach Fançois-Jean „Frenchy“ Rochas, einem ca. 1885 aus Südfrankreich eingwanderten Franzosen benannt wurde. Dieser hatte hier vorbildlich Landwirtschaft betrieben und wure von Texanern, die sich bei ihm verschuldet hatten, erschossen. Frenchy habe guten Zugang zu den Apachen gehabt und habe mit ihnen Tauschhandel getrieben. Mit einem Karren sei er immer wieder die 100 km nach Las Cruces gefahren und mit 500 kg Mehl zurückgekehrt. Ein Teil davon sei vermutlich für die Indianer bestimmt gewesen. Zu seiner Zeit habe es hier noch grosse Weideflächen gegeben, das Land wurde aber überweidet, von Kühen, dann von Schafen. Statt Gras wachsen nun Kakteen. Die ansässigen Landwirte weigern sich vehement, auf die Viehwirtschaft zu verzichten. Manfred kennt auch viele Pflanzen. Er braut sich aus den Blättern des Creosote selber Tee und befreit seinen Hund mit einem Creosotesud von Zecken. Schade, dass wir Manfred nicht schon gestern getroffen haben! Er hätte uns viele weitere wertvolle Informationen geben können.
Gegen starken Westwind haben wir auf der ganzen Weiterfahrt zu kämpfen. Auf der I-10 schaltet der Automat selbst bei 55 M/h zweitweise in den 3. Gang! Schliesslich gelangen wir nach Silver City, das wir bereits 2006 besucht hatten. Im Diane’s Restaurant essen wir sehr gut. Die Forsythien blühen, und an den Cottonwood (Pappeln) treiben die ersten hellgrünen Blätter hervor. Nach anderthalbstündiger Fahrt auf der # 15 gelangen wir um 16.20 Uhr ins Visitor Centre des Gila Cliff Dwellings N.F. (National Forest), kurz bevor es schliesst. Die Fahrt durch die bewaldeten Berge gefällt uns sehr. Es geht in engen Kurven auf schmaler Strasse bis 2400 m hinauf und wieder auf 1700 m hinunter und wieder auf und ab. Auf der Schattenseite liegt noch Schnee. Die beiden Campgrounds sind für uns nicht zugänglich, da eine Brücke im Januar 2010 durch Hochwasser beschädigt wurde. Wir dürfen aber kostenlos kurz vor dieser Brücke auf einem Parkplatz übernachten.
Nach einem schönen Abendspaziergang, auf dem uns ein Hirsch begegnet, waschen wir unsere Sandalen im Fluss (West Fork Gila River) und essen im RV. Ein halbes Dutzend Hirsche äst neben dem Parkplatz.
Am nächsten Morgen erwachen wir mit eiskalter Nase. Das Thermometer zeigt 0°! Beim Morgenessen im RV beobachten wir einen Maulwurf, der gleich neben uns ein Loch ausbuddelt und die Erde sorgfältig kreisförmig an die Oberfläche schafft.

Wir haben uns an die Gepflogenheiten des Landes angepasst: Wir fahren um 8 Uhr mit dem Auto zum WC neben dem Visitor Center, mit dem kleinen Unterschied, dass unser Weg zum WC eine Meile misst, die meisten Amis jedoch bereits für 100 Meter Weg ihr Auto benützen! Dann geht es zu Fuss über die Brücke eine Meile weit bis zu den Gila Cliff Dwellings, die um 9 Uhr öffnen. Um diese Zeit hat es noch fast keine Besucher. Ein schöner Pfad führt in den Canyon hinein und dann aufwärts zu den Höhlenwohnungen in den Felsen. Die Hälfte der sechs Höhlen sind auf Treppen und Leitern zugänglich. Ein englisches Paar, das sich als Volunteers für drei Monate hierher verpflichtet hat, gibt uns bereitwillig Informationen. Wir sehen auch die Stelle, an der man auf Grund der Urinspuren darauf geschlossen hat, dass hier Felle gegerbt wurden. Unten rauscht der Gila River an mächtigen Cottonwood vorbei, die noch keine Blätter angesetzt haben.


Nach der obligaten Kaffeepause fahren wir auf einem Umweg nach Silver City zurück, wo wir einkaufen, tanken und in einem chinesischen Restaurant eine Mahlzeit einpacken.
Erst um halb vier Uhr setzen wir die Fahrt auf der # 180 fort und gelangen ins Tal des San Francisco River an den Fuss der Mogollon Mountains. Kurz nach Glenwood finden wir eine Meile auf staubiger Fahrt landeinwärts einen kleinen, etwa 10 Stellplätze umfassenden privaten Campground, von dem 8 Plätze von Dauermietern und einer von einem deutschen Ehepaar, das kurz vor uns angekommen ist, belegt sind. Wir haben nochmals Glück gehabt. Der Platz liegt unter mächtigen Eichen und Wachholderbäumen. Ein Nachbar ist uns gleich behilflich, als er sieht wie wir den Abwasserdeckel nicht öffnen können. Er hatte mal 14 Katzen. 11 davon haben ihm die Kojoten oder Bussarde geholt.
Wir unterhalten uns auch mit dem deutschen Ehepaar, das am 4.3. in Phoenix gestartet ist und im Norden am Grand Canyon Temperaturen von -7° antraf, ferner im Catalina S.P. 10 Tage vor unserem dortigen Aufenthalt drei Tage lang festsassen, weil die Strasse wegen starker Niederschläge durch einen Fluss verschüttet war. Sie konnten auch keine Wanderungen unternehmen, bei denen man ja bekanntlich ein Flüsschen durchwaten muss, das bei ihnen zum reissenden Wildbach wurde.
Eine Rentnerin, die die meiste Zeit auf diesem Platz verbringt, weiss uns vieles zu erzählen. Sie kennt viele Blumen, hat schon Javelinas (eine Art Wildschwein), Kojoten, Hirsche usw. beobachtet und fotografiert. Sie erzählt auch von der grossen Trockenheit. Normalerweise regnet es zwischen November und Januar, und das Grundwasser und die Reservoirs füllen sich auf. Die zweite Regenzeit, der sogenannte Monsun, findet im Hochsommer statt. Diese Regenfälle sind sehr heftig und machen manche Strassen unpassierbar. Letztes Jahr fielen beide Regenzeiten aus. Quellen und Bäche versiegten, Rinder verendeten auf den Weiden. Uns scheint die ganze Gegend recht trocken. In den bisherigen 41/2 Wochen haben wir kaum mal Wolken gesehen. Die Rentnerin bietet uns ihren Internetanschluss an und offeriert uns freigebig auch den Anschluss unseres Nachbarn. So können wir heute gleich wieder diese Nachricht in den Blog setzen.

Sunday, April 04, 2010

Von Alpine über Carlsbad Caverns in die Sacramento Mountains

Unsere Route:
(oben links in Rot: unsere Route von 2006)


Am Morgen weht im Universitätsstädtchen Alpine ein kräftiger Wind aus Westen, der den ganzen Tag anhält. Wir fahren max. 55 Meilen/Std., da der RV auf Seitenwind anfällig ist und, wenn uns ein Lastwagen überholt, umzukippen droht. Wir besichtigen das Fort Davis, eine gross angelegte Militärfestung, die nun als Nationalmonument aufwändig wieder aufgebaut wird. Die Geschichte wird hier (in Texas!) anders aufgearbeitet als in den westlichen Staaten der USA. Die Darstellung der Indianer erinnert allzu sehr an billige Westernfilme. Die Weiterfahrt führt uns in einen Canyon und dann über den Wild Roses Pass in die unermessliche, karge Hochebene hinein, durch Nester wie Pecos. Es gibt auf der Strasse keine Raststätte. So essen wir um 14 Uhr in Orla, einer kleinen Geisterstadt, etwas Kleines und fahren dann gleich weiter.

Kurz vor Carlsbad biegen wir in die #62 ein und erreichen noch vor 16 Uhr (dank Mountain Time gewinnen wir eine Stunde) White’s City am Eingang zum Carlsberg Caverns National Park. Wir haben etwas Mühe, einen anständigen Platz auf dem Campground zu finden. Alles ist vernachlässigt. Entweder funktioniert der Strom oder das Wasser nicht, Hundekot liegt auf der Wiese, die WC haben statt Türen nur heruntergerissene Vorhänge, es gibt nur Gruppenduschen. Der Internetempfang ist unbrauchbar. Hier wohnen in klapprigen, kaum mehr fahrtüchigen RV’s offenbar Randständige, ungepflegte Leute mit faulen Zähnen und fettigen Haaren. Nach dem gepflegten Platz in Alpine eine kalte Dusche! Schliesslich finden wir auf dem ‚pull through’ einen akzeptablen Platz. Ein alter, zahnloser Mann, der in einem RV wohnt und an der Tankstelle arbeitet, gibt uns freundlicherweise eine zusätzliche Dichtung, mit der wir den Wasseranschluss schliesslich dicht machen können. Zum Nachtessen gibt es organic food im Mikrowellenofen: Lachs mit Broccoli und Cranberry-Reis.
Mit einem Shuttle fahen wir am nächsten Morgen die 6.8 Meilen zum Visitor Centre der Höhlen. RV’s sind nicht zugelassen. Die riesigen Parkplätze sind bald überfüllt!
Von den drei möglichen Touren im Höhlensystem machen wir heute zwei, die dritte, von einer Rangerin geführte, haben wir für Sonntag 10 Uhr gebucht. Wir steigen mit Audioguide, der uns wertvolle Informationen liefert, durch den breiten Eingang in vielen Serpentinen tief hinunter bis 230 m unter die Erdoberfläche.

Die rund drei Meilen langen Wege sind gepflastert, mit einem Mäuerchen und einem durchgehenden Geländer gesichert, zum grössten Teil rollstuhlgängig. Nach einer ersten, anderhalbstündigen Tour durch den ‚Corridor’ fahren wir mit dem Lift innert einer knappen Minute die 230 m wieder hoch. Nach einem Imbiss im Restaurant und einer kurzen Filmshow geht es mit dem Lift wieder hinunter zu unserer zweiten Wanderung zum ‚Big Room’. Diese Halle ist so gross wie 14 Fussballfelder und bis 100 m hoch.
Die Caverns befinden sich im nordöstlichen Ausläufer der Guadeloupe Mountains, der sich hier etwa 300 m über die schier unermessliche Ebene, die wir gestern durchfahren haben, erhebt. Diese Ebene war vor 250 Millionen Jahren ein riesiger See (inland sea), an dessen Ufer sich aus verschiedenen Organismen (Muscheln und Algen) ein Riff bildete, das sich nach der Verlandung des Sees von der Ebene als Karstgebirge abhob. Vor 60 Millionen Jahren frassen Säuren (hydrogen sulfide gas), die von den in der Tiefe vorhandenen Öl- und Gasschichten heraufstiegen und sich mit dem versickernden Wasser vermischten, Löcher in den Kalkstein. Vor 3 Millionen Jahren bildete eindringendes Wasseer ein 150 km langes Höhlensystem und liess Decken einfallen. Der grösste Felsbrocken, der sich von der Decke gelöst hatte, ist der Iceberg Rock, ein 200'000 t schweres Gebilde. Da ein solcher Einsturz nur etwa alle Millionen Jahre stattfindet, fühlen wir uns relativ sicher. Da farbige Mineralien weitgehend fehlen, sind die Gebilde (Stalaktiten, Stalagmiten etc.) überwiegend von weisser Farbe, einige jedoch rötlich (Eisen) oder schwarz durchzogen (Mangan). Die Temperatur in der Höhle beträgt dank einem beständigen Luftaustausch stets 13°, die Feuchtigkeit 90%. Deshalb können auch Bakterien, die sich vom Stein ernähren, und kleine Lebewesen gut leben.
Anfang des 20. Jahrhunderts sah eines Abends der damals 16-jährige Jim White in der Ferne schwarze Wolken aufsteigen, die er für den Rauch eines Feuers hielt. Da Feuer in dieser trockenen Gegend verheerend sein können, ging er nachsehen. Der vermeintliche Rauch waren Hunderttausende Fledermäuse, die aus einer Öffnung aus dem Boden herausflatterten. Neugierig geworden kletterte er mit einer selbstgebastelten Leiter in die Tiefe und erforschte in den folgenden Jahren in über 100 Begehungen einen grossen Teil des heute zugänglichen Höhlensystems. Die Fledermäuse benutzen auch heute noch vom Frühling bis in den Herbst diese Höhle als Ruhe- und Niststätte während des Tages. Nachts fressen sie 2.5 Tonnen Insekten und produzieren tagsüber eine entsprechende Menge an Guano. Den Winter verbringen die Fledermäuse in Mexiko. Diesen Guano baute Jim ab und trieb damit Handel für die Citrusplantagen in Kalifornien. Zudem liess er neugierige Touristen in (natürlich leeren) Guanokübeln an einer Seilwinde in die Höhle hinunter und offerierte Führungen. Später wurden Holztreppen gebaut. Eine Höhlenbesichtigung war mühsam und dauerte 5 Stunden. Bald wurden diese Höhlen ein Nationalpark, 1952 wurden vier Lifte eingebaut. Heute sind die Carlsbad Caverns Weltkulturerbe.
Am nächsten Tag - es ist Ostern - nehmen wir an einer geführten Tour in den fantastisch „dekorierten“ Kings Palace teil. Die Atmosphäre in den unterirdischen Hallen ist überwältigend. Wir erleben Momente absoluter Dunkelheit und Stille. In diesem Raum wurden auch Filmszenen gedreht.


Um Mittag sind wir wieder in White’s City und fahren los. In Carlsberg schlagen wir uns im chinesischen Restaurant Dragon mit einem auserlesenen, reichhaltigen Buffet die Bäuche voll - und dies für lediglich $ 8 pro Person! Wir beabsichtigten, im Brantley Lake SP zu übernachten. Die Anlage hat uns aber schon von Weitem nicht überzeugt. So fahren wir gute zwei Stunden weiter auf der # 82, gelangen immer weiter in die Sacramento Mountains hinein, sehen endlich Wald, ein Flüsschen und um 17 Uhr auf 2040 m Höhe einen wunderbar unter Cottonwood (Pappeln) gelegenen Campground mit allem Komfort. Alles ist äusserst gepflegt. Nach den letzten beiden Nächten ein Hit! Ausser uns sind nur noch zwei RV’s da. Weisswedelhirsche äsen in unmittelbarer Nähe. Truthähne weiden auf einer benachbarten Wiese. Einfach herrlich!



Morgen geht es über einen 2600 m hohen Pass (Höhe Stilfserjoch) und dann hinunter nach Alamogordo. Die Dreitausender in der Ferne sind noch tief verschneit. Die Passstrasse wird problemlos zu befahren sein. Schneeketten haben wir nicht dabei.

Thursday, April 01, 2010

Big Bend

Unsere Route von Las Cruces nach Alpine:

Nach einer ruhigen Nacht in Van Horn muss ich Esther um 8 Uhr aus tiefem Schlaf wecken. Wir waren erst um Mitternacht zu Bett gegangen und die Temperatur war angenehm kühl. Die Züge hörte ich im Traum hornen, liess mich dadurch aber nicht wecken.

Die über 200 Meilen lange Fahrt zum Big Ben ist nicht sensationell. Zuerst 70 Meilen flaches, trockenes Weideland. Dann südostwärts über coupiertes Gelände hinunter nach Presidio. Wir kaufen in einem Laden ein, wo man nur Spanisch spricht. Dann folgen wir dem linken Ufer des Rio Grande bis Lajitas. Wir fühlen uns auf der gut ausgebauten #170 wie auf einer Achterbahn: mit 15% Steigungen und Gefälle auf und ab. Der besondere Kick dabei: Bevor wir auf einen Kulminationspunkt kommen, weiss man noch nicht, wie die Strasse, die plötzlich aufzuhören scheint, weitergeht: gradeaus, links oder rechts. Dies richtig zu erraten ist lustig - und zugleich überlebenswichtig. Offenbar haben wir immer richtig getippt. So gelangen schliesslich heil in den riesigen (3'000 km2 grossen) Big Bend National Park. Zuvor machen wir an der einzigen Raststätte, die es auf über 100 Meilen Achterbahn gibt, eine Mittagspause unter Schatten spendenden Tipis am Ufer des kleinen Rinnsals, das sich Rio Grande nennt und hier eine grosse Biegung (bend) nach Nordosten macht. Auf der mexikanischen Seite heisst er Rio Bravo. Den meisten dürften die beiden Namen von Western her bekannt sein. Sein Wasser verliert er in zahlreichen Stauseen an die Bewässerungssysteme der Landwirtschaft. Der 3000 km lange Fluss, der auf den letzten 1800 km die Grenze zwischen Texas und Mexiko bildet, erreicht nicht einmal das Meer, sondern hört vorher auf zu existieren, wie der Gelbe Fluss in China.


Auf dem Campground Chison Basin haben wir Mühe, einen freien Stellplatz zu finden, hatten aber wirklich Glück: ein absolut ruhiger Platz am Rand des Terrains mit herrlichem Ausblick auf die Bergkulisse. Auch hier auf 1650 m Höhe ist die Temperatur gegen 30°. Im RV messen wir 35°. Um uns abzukühlen, setzen wir uns daher in den ..... (s.letzen Blog). Erstaunlicherweise ist es in der Nacht auf unserer Höhe bedeutend wärmer (das Thermometer fällt nicht unter 19°) als am Flussufer, wo es höchstens 10° ist. Vermutlich speichern die mächtigen Rhyolitfelsen ringsum die Sonnenwärme.

Wenn man sich den Chison Mountains nähert, kann man sich von Weitem nicht vorstellen, dass sich hinter den kahlen Bergen eine reiche Vegetation verbirgt. Chison Basin gleicht einer Caldera, die ringsum von einer zerklüfteten hochragenden Bergkette umgeben ist, welche den Kraterrand eines (gottlob erloschenen) Vulkans bilden. In Wirklichkeit stellt die Felsenkulisse die von der Erosion verschont gebliebene Masse dar, welche Asche und Lava von vor 42 Millionen Jahren ausgebrochenen Vulkanen sowie vom Magna, das aus der Tiefe hervorquoll, gebildet haben.


Um 18 Uhr machen wir noch einen kleinen, anderthalbstündigen Trail (Chison Basin Trail) und waren noch rechtzeitig, bevor die Mountain Lions (Cougars, Berglöwen) sich unter den Campern ihre Abendmahlzeit aussuchen, zurück. Da wir im Vergleich zu den meisten Amis aber nichts Verlockendes zu bieten haben, fühlen wir uns sicher. Von ihnen gibt es im ganzen Park gegen 20 Tiere. Auch die Schwarzbären, die 1940 ausgerottet waren, wanderten seit 1980 von Mexiko her wieder ein. Heute zählt man ein gutes Dutzend. Sie alle haben ihr abgegrenztes Territorium. Auf dem Campground beobachten wir drei Weisswedelhirsche, die sich auch von einem bellenden Hund nicht vertreiben lassen. All diese Tiere sind mit der nach der letzten grossen Eiszeit einsetzenden Vegetation hier heimisch geworden.


Um 20.30 Uhr gibt ein Ranger im sogenannten Amphitheater eine Diaschau zum Thema Weltklima und bringt Fakten, die eigentlich alle wissen: von „Reuse“, „Reduce“ und „Recycle“. Alle hören natürlich eifrig zu. Nach der Vorstellung fährt eine recht grosse Zahl der Teilnehmer mit dem Auto die 500 m zum Campground zurück!

Morgens um 8 Uhr ist es noch 19° warm. Ein angenehmes Gefühl, mal eine Nacht nicht kalt zu haben. Kurz nach 9 Uhr machen wir uns auf den Weg. Nach nur 1.6 Meilen Fahrt parkieren wir am Trailhead und beginnen um 9.50 Uhr eine schöne Wanderung, den Lost Mine Trailhead, so genannt nach einer Silbermine, wo aufständische Einheimische, die von Spaniern versklavt wurden und unter furchtbaren Bedingungen in den Silberminen für sie arbeiten mussten, ihre Unterdrücker ermordeten, in die Mine warfen und diese zuschütteten. So wird es berichtet. Der schöne Fussweg, der in den 30er Jahren vom CCC (Civilian Conservation Corps) in einem Beschäftigungsprogramm der USA zur Zeit der grossen Wirtschaftskrise im eben erst gegründeten Park angelegt wurde, führt gemächlich mit konstanter leichter Steigung nach 4 km und 320 Höhenmetern zu einem überwältigenden Aussichtspunkt. Der Aufstieg führt meistens im Schatten; bei der Rückkehr hingegen sind wir der stechenden Sonne ausgesetzt. Unterwegs gibt es 24 Markers, die auf eine Sehenswürdigkeit hinweisen, die in einer Broschüre erklärt sind. Wir sehen neben bereits bekannten Pflanzen und Bäumen wie die Sotol, Nolina (Beargrass oder basketgrass #18), Agaven, Alligator Juniper, u.a. die Mexican drooping juniper (oder weeping juniper). Leider war es in den letzten Monaten hier sehr trocken. Die Vegetation verdorrt, die Wege sind staubig.


Um 13.30 Uhr essen wir in der Lodge einen feinen Salat, besuchen kurz das Visitor Center und trinken dann im 34° warmen RV einen Kaffee. Für eine Siesta ist es zu heiss.
Gegen 17 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg: den Window Trail. Er führt 200 m abwärts in Richtung Rio Grande. Bald erreichen wir einen kleinen Canyon, wo in ausgewaschenen Becken Wassertümpel vorhanden sind. Insekten, ein Fröschchen und daneben ein alligator lizard, der sich in einer Felsspalte vergeblich vor meinem Fotoapparat in Sicherheit bringen will. Unterwegs sehen wir auch uns völlig unbekannte Sträucher. Den einen nennen wir Amateurbotaniker Erdnussglyzinie, weil er ähnliche Blüten wie die Glyzinie trägt und Früchte hervorbringt, die den Erdnüssen gleichen und deren Inneres rote Nüsschen verbirgt. Einen anderen nennen wir vorläufig Judasbaum, den wir von Griechenland her kennen. Er stimmt mit ihm aber nur in der Farbe der Blüten überein! Das Ende des Canyons erreichen wir auf in den Fels gehauenen Treppen. Er öffnet sich wie ein Fenster in die mexikanische Berglandschaft hinaus. Das Wasser, wenn es tatsächlich mal welches hat, stürzt sich dann als hoher Wasserfall in die Tiefe. Weil wir das nicht tun wollen, kehren wir wieder um, nun die stechende Sonne im Rücken. 31° zeigt das Thermometer, als wir um 19 Uhr wieder zum Campground emporsteigen.


Zum Nachtessen bitten uns die freundlichen Campernachbarn an ihren unterdachten Tisch. Das Ehepaar stammt aus Moab und übernachtet jeweils im kleinen dreieckigen Anhänger, der für die Nacht aufgeklappt wird. Es sind offenbar Republikaner, die mit dem gestrigen Rangervortrag gar nicht einverstanden sind. Unter Bush hätte man solche Themen nie in einem NP vorgebracht! Die Nacht ist unangenehm warm. Noch um 3 Uhr zeigt das Thermometer 25°!

Am nächsten Morgen fahren wir zum Big Bend Village. Dort werden tagsüber 37° gemessen. Wir wandern nur kurz zu einem Canyon. Der Fluss (die Wassermenge entspricht hier etwa der des Inn im Engadin!) schlängelt sich dort durch eine tief eingeschnittene Felsbarriere. Es ist furchtbar heiss. Vom mexikanischen Ufer watet ein Mann durch das hüfttiefe Wasser herüber, ein anderer zu Pferd. Illegale Einwanderer!! Doch wo wollen sie schon hin? Nachher erwarten sie 400 km f...trockene Wüste! Sie kommen nur herüber, um ein paar Dollars zu verdienen mit geschnitzten Wanderstäben, kleinen Schmucksachen oder ihrem Gesang, der durch den Canyon hallt. In der sengenden Hitze wollen wir nicht bleiben und noch weniger übernachten.


So verlassen wir kurz nach Mittag den ‚Big’ River und fahren zwei Stunden nach Norden, erreichen das kleine Universitätsstädtchen Alpine - das tönt so richtig nach Schnee und Bergen! Hier auf 1500 m ist die Temperatur tatsächlich angenehm.