ursundestherunterwegs

Wednesday, April 14, 2010

Westwärts ins Goldland Kalifornien

Unsere Route:


Bevor wir die lange Strecke in den Südwesten Kaliforniens antreten, um im Anza Borrego Desert State Park mit unseren ‚Jungen’ vor unserem Heimflug am 21.4. noch ein paar Tage zu verbringen, wollen wir in einem der schönsten und wegen seiner Geologie und Biologie interessantesten Gebiete des Südwestens noch etwas wandern. Wir fahren ins Chiricahua National Monument, das wir von unserer Reise 2006 in bester Erinnerung haben. Auf einem kleinen Campground, der mitten in einem Wald aus Wachholder und Eichen lediglich 22 kleineren RV’s Platz bietet, verbringen wir zwei absolut ruhige Nächte. Mexican Jays, Weisswedelhirsche und sogar ein Mexican Coatimundi (Nasua narica), ein unersättlicher Allesfresser, sind weitere Besucher des Platzes.

Auf gut angelegten Wanderwegen lässt sich in den Wäldern und vorbei an mächtigen Türmen, Säulen und Nadeln aus Rhyolit-Tuff gut wandern. Vor 27 Millionen Jahren explodierte ein etwa 16 km entfernter Vulkan. Riesige Mengen von Asche und Sand wurden in die Höhe geblasen und hier in einer 600 m hohen Schicht abgelagert und zu einer festen Tuffschicht verdichtet. Vor etwa 15 Millionen Jahren wurde diese Schicht in die Höhe gehoben und brach in vertikale Säulen. Die Erosion durch Sonne, Regen, Eis und Wind trug das Gebirge ab und meisselte so die charakteristischen Türme heraus.


Nun geht die Fahrt wieder durch weite Ebenen: nach der Chihuahua-Wüste, die sich weit nach Texas und in den Norden Mexikos erstreckt, und zu der auch die Chiricahua Mountains gehören, in Arizona und Kalifornien die Sonora-Wüste. Wir fahren in etwa auf derselben Route, welche die Siedler im 19. Jahrhundert vom Unterlauf des Mississippi aus genommen hatten: in Arizona vor allem dem Lauf des Gila River, der in Yuma in den Colorado River mündet, entlang. Im Süden New Mexicos und Arizonas suchte man Mitte des 19. Jahrhunderts nach Wegen, um das isolierte Kalifornien mit dem Osten zu verbinden. Wagonroads mit Stationen alle 20 Meilen wurden eingerichtet, Eisenbahnlinien geplant. Siedler folgten der Route massenweise. Dadurch kam es zu den bekannten Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung, den Indianern, aber auch mit den Mexikanern. Dem finanzschwachen südlichen Nachbarland konnte schliesslich ein grosses Gebiet abgekauft werden, um die Westroute breiträumig zu sichern - und der Erschliessung des Südens war keine Grenze mehr gesetzt.
Auf der I-8:

Unterbrochen wird die Ebene durch einzelne Gebirge, die wie Inseln aus dieser Ebene hervorragen. Diese sogenannten Sky Islands kann man sich vorstellen wie grüne einsame Inseln im Südpazifik, voller exotischer Pflanzen und Tiere. Pflanzen und Tiere sitzen auf diesen Inseln fest. Ändert sich das Klima und verändern sich damit die Lebensbedingungen, gäbe es für diese kein Entrinnen, und die Evolution würde sie auslöschen. Zusammen mit der Sierra Madre Occidental in Mexiko gehören sie zu den drei Mega-Zentren der Artenvielfalt auf unserem Planeten. In den Chiricahua Mountains, die ein Teil dieses Zentrums ist, leben mehr als 1.200 Pflanzen, u.a. 233 Baumarten, und 70 Säugetierarten. Die Hälfte aller in Nordamerika vorkommenden Vogelarten, nämlich 275 Arten sind hier anzutreffen, dazu Besucher aus Mexiko wie der elegant trogon (Kupfertrogon) und der Mexican jay (Graubrusthäher).
Auf dieser etwa 1000 km langen Fahrt übernachten wir nochmals im Saguaro National Park. Die Vegetation hat sich in den vergangenen Wochen wunderbar verändert: Nun tragen die mit grünen Blättern bedeckten stacheligen Ocotillos (Kerzenstrauch) rote, der Hedgehog Cactus (Stachelschweinkaktus) lila, der Prickly Pear Cactus gelbe Blüten, der Creosote trägt dunkelgrüne Blätter und unzählige kleine gelbe Blüten.
Wir geniessen einen ganzen Nachmittag an unserem gedeckten Sitzplatz, hören dem Cactus Wren (Kaktuszaunkönig) zu und lesen faszinierende Geschichten von Siedlern und Indianern aus dem 19. Jahrhundert.
Tags darauf geht es in rassiger Fahrt auf der schwach befahrenen I-8 bis Yuma, das wir kurz nach Mittag erreichen. Wir besichtigen ein altes Gefängnis. Esther kann mich aber hier nicht einsperren lassen. Es ist heute nur mehr ein Museum, in dem zwischen 1876 bis 1909 3069 Gefangene, unter ihnen 39 Frauen eingesperrt waren. Es liegt am Ufer des Colorado Rivers, ein klägliches Flüsschen im Vergleich zu dem, was er noch im Grand Canyon war.
Auf einer Eisenbahnbrücke donnern lange Güterzüge vorbei, die ich natürlich für unser Enkelkind Emil, ein Eisenbahn- und Flugzeugfan, filmen muss!

Heute geht es weiter über El Centro ans Westufer des Salton Sea, einem in 70 m unter dem Meeresspiegel gelegenen See. 1905 brach das Wasser des Colorado River durch die Dämme eines Bewässerungskanals, strömte über zwei Jahre ungehindert in das alkalische Becken eines vor Zeiten ausgetrockneten Sees und bildete so (erneut) den Salton Sea. Dort wollen wir nochmals übernachten, hoffen noch viele Vögel zu sehen und erreichen dann am Donnerstag den Anza Borrego Desert State Park.

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