ursundestherunterwegs

Sunday, April 04, 2010

Von Alpine über Carlsbad Caverns in die Sacramento Mountains

Unsere Route:
(oben links in Rot: unsere Route von 2006)


Am Morgen weht im Universitätsstädtchen Alpine ein kräftiger Wind aus Westen, der den ganzen Tag anhält. Wir fahren max. 55 Meilen/Std., da der RV auf Seitenwind anfällig ist und, wenn uns ein Lastwagen überholt, umzukippen droht. Wir besichtigen das Fort Davis, eine gross angelegte Militärfestung, die nun als Nationalmonument aufwändig wieder aufgebaut wird. Die Geschichte wird hier (in Texas!) anders aufgearbeitet als in den westlichen Staaten der USA. Die Darstellung der Indianer erinnert allzu sehr an billige Westernfilme. Die Weiterfahrt führt uns in einen Canyon und dann über den Wild Roses Pass in die unermessliche, karge Hochebene hinein, durch Nester wie Pecos. Es gibt auf der Strasse keine Raststätte. So essen wir um 14 Uhr in Orla, einer kleinen Geisterstadt, etwas Kleines und fahren dann gleich weiter.

Kurz vor Carlsbad biegen wir in die #62 ein und erreichen noch vor 16 Uhr (dank Mountain Time gewinnen wir eine Stunde) White’s City am Eingang zum Carlsberg Caverns National Park. Wir haben etwas Mühe, einen anständigen Platz auf dem Campground zu finden. Alles ist vernachlässigt. Entweder funktioniert der Strom oder das Wasser nicht, Hundekot liegt auf der Wiese, die WC haben statt Türen nur heruntergerissene Vorhänge, es gibt nur Gruppenduschen. Der Internetempfang ist unbrauchbar. Hier wohnen in klapprigen, kaum mehr fahrtüchigen RV’s offenbar Randständige, ungepflegte Leute mit faulen Zähnen und fettigen Haaren. Nach dem gepflegten Platz in Alpine eine kalte Dusche! Schliesslich finden wir auf dem ‚pull through’ einen akzeptablen Platz. Ein alter, zahnloser Mann, der in einem RV wohnt und an der Tankstelle arbeitet, gibt uns freundlicherweise eine zusätzliche Dichtung, mit der wir den Wasseranschluss schliesslich dicht machen können. Zum Nachtessen gibt es organic food im Mikrowellenofen: Lachs mit Broccoli und Cranberry-Reis.
Mit einem Shuttle fahen wir am nächsten Morgen die 6.8 Meilen zum Visitor Centre der Höhlen. RV’s sind nicht zugelassen. Die riesigen Parkplätze sind bald überfüllt!
Von den drei möglichen Touren im Höhlensystem machen wir heute zwei, die dritte, von einer Rangerin geführte, haben wir für Sonntag 10 Uhr gebucht. Wir steigen mit Audioguide, der uns wertvolle Informationen liefert, durch den breiten Eingang in vielen Serpentinen tief hinunter bis 230 m unter die Erdoberfläche.

Die rund drei Meilen langen Wege sind gepflastert, mit einem Mäuerchen und einem durchgehenden Geländer gesichert, zum grössten Teil rollstuhlgängig. Nach einer ersten, anderhalbstündigen Tour durch den ‚Corridor’ fahren wir mit dem Lift innert einer knappen Minute die 230 m wieder hoch. Nach einem Imbiss im Restaurant und einer kurzen Filmshow geht es mit dem Lift wieder hinunter zu unserer zweiten Wanderung zum ‚Big Room’. Diese Halle ist so gross wie 14 Fussballfelder und bis 100 m hoch.
Die Caverns befinden sich im nordöstlichen Ausläufer der Guadeloupe Mountains, der sich hier etwa 300 m über die schier unermessliche Ebene, die wir gestern durchfahren haben, erhebt. Diese Ebene war vor 250 Millionen Jahren ein riesiger See (inland sea), an dessen Ufer sich aus verschiedenen Organismen (Muscheln und Algen) ein Riff bildete, das sich nach der Verlandung des Sees von der Ebene als Karstgebirge abhob. Vor 60 Millionen Jahren frassen Säuren (hydrogen sulfide gas), die von den in der Tiefe vorhandenen Öl- und Gasschichten heraufstiegen und sich mit dem versickernden Wasser vermischten, Löcher in den Kalkstein. Vor 3 Millionen Jahren bildete eindringendes Wasseer ein 150 km langes Höhlensystem und liess Decken einfallen. Der grösste Felsbrocken, der sich von der Decke gelöst hatte, ist der Iceberg Rock, ein 200'000 t schweres Gebilde. Da ein solcher Einsturz nur etwa alle Millionen Jahre stattfindet, fühlen wir uns relativ sicher. Da farbige Mineralien weitgehend fehlen, sind die Gebilde (Stalaktiten, Stalagmiten etc.) überwiegend von weisser Farbe, einige jedoch rötlich (Eisen) oder schwarz durchzogen (Mangan). Die Temperatur in der Höhle beträgt dank einem beständigen Luftaustausch stets 13°, die Feuchtigkeit 90%. Deshalb können auch Bakterien, die sich vom Stein ernähren, und kleine Lebewesen gut leben.
Anfang des 20. Jahrhunderts sah eines Abends der damals 16-jährige Jim White in der Ferne schwarze Wolken aufsteigen, die er für den Rauch eines Feuers hielt. Da Feuer in dieser trockenen Gegend verheerend sein können, ging er nachsehen. Der vermeintliche Rauch waren Hunderttausende Fledermäuse, die aus einer Öffnung aus dem Boden herausflatterten. Neugierig geworden kletterte er mit einer selbstgebastelten Leiter in die Tiefe und erforschte in den folgenden Jahren in über 100 Begehungen einen grossen Teil des heute zugänglichen Höhlensystems. Die Fledermäuse benutzen auch heute noch vom Frühling bis in den Herbst diese Höhle als Ruhe- und Niststätte während des Tages. Nachts fressen sie 2.5 Tonnen Insekten und produzieren tagsüber eine entsprechende Menge an Guano. Den Winter verbringen die Fledermäuse in Mexiko. Diesen Guano baute Jim ab und trieb damit Handel für die Citrusplantagen in Kalifornien. Zudem liess er neugierige Touristen in (natürlich leeren) Guanokübeln an einer Seilwinde in die Höhle hinunter und offerierte Führungen. Später wurden Holztreppen gebaut. Eine Höhlenbesichtigung war mühsam und dauerte 5 Stunden. Bald wurden diese Höhlen ein Nationalpark, 1952 wurden vier Lifte eingebaut. Heute sind die Carlsbad Caverns Weltkulturerbe.
Am nächsten Tag - es ist Ostern - nehmen wir an einer geführten Tour in den fantastisch „dekorierten“ Kings Palace teil. Die Atmosphäre in den unterirdischen Hallen ist überwältigend. Wir erleben Momente absoluter Dunkelheit und Stille. In diesem Raum wurden auch Filmszenen gedreht.


Um Mittag sind wir wieder in White’s City und fahren los. In Carlsberg schlagen wir uns im chinesischen Restaurant Dragon mit einem auserlesenen, reichhaltigen Buffet die Bäuche voll - und dies für lediglich $ 8 pro Person! Wir beabsichtigten, im Brantley Lake SP zu übernachten. Die Anlage hat uns aber schon von Weitem nicht überzeugt. So fahren wir gute zwei Stunden weiter auf der # 82, gelangen immer weiter in die Sacramento Mountains hinein, sehen endlich Wald, ein Flüsschen und um 17 Uhr auf 2040 m Höhe einen wunderbar unter Cottonwood (Pappeln) gelegenen Campground mit allem Komfort. Alles ist äusserst gepflegt. Nach den letzten beiden Nächten ein Hit! Ausser uns sind nur noch zwei RV’s da. Weisswedelhirsche äsen in unmittelbarer Nähe. Truthähne weiden auf einer benachbarten Wiese. Einfach herrlich!



Morgen geht es über einen 2600 m hohen Pass (Höhe Stilfserjoch) und dann hinunter nach Alamogordo. Die Dreitausender in der Ferne sind noch tief verschneit. Die Passstrasse wird problemlos zu befahren sein. Schneeketten haben wir nicht dabei.

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