ursundestherunterwegs

Sunday, September 10, 2006

VON OSOYOOS (CA, BC) IN DIE CASCADE RANGE (USA,WA und OR)

Heute sind wir soeben vom Crater Lake zurückgekehrt (Bericht folgt später). Mr. Blogger ist jetzt bereit, die Bilder zu veröffentlichen. Deshalb zuerst als Nachtrag von der Nachricht vom 30.8.: Karte des südlichen BC: Route vom 24.8.-1.9.2006
















OKANAGAN VALLEY
Der Crowsnest Hwy (Krähenneststrasse) führt uns durch dichte Wälder und über zwei Pässe, u.a. den Bonanza Pass auf 1535 m. Nach Grand Forks wird die Gegend kahl. Die Wälder wurden abgeholzt, vermutlich schon zur Zeit der miners. Die Gegend war reich an Erzen (Kupfer, Gold etc.), und es wurde sogar eine weitverzweigte Bahnlinie (Kettle Railway) gebaut, um das Erz zur Verhüttung zu transportieren. Das Gras ist verdorrt. In weiten Kehren geht es den von der Sonne verbrannten und verdorrten Abhang hinunter auf 300 m Höhe hinunter nach Osoyoos. Nur vereinzelt stehen Bäume, lichte Wälder sind auf der Gegenseite auszumachen. Doch die Aussicht von der Strasse auf den See, den Ort mit dem Damm und dem Spit ist wunderbar.
Im schönen Haynes Point State Park (SP), der sich zuäusserst auf dem Spit befindet, auf einer lang gestreckten schmalen Halbinsel à la Petersinsel, sind natürlich alle 41 Plätze vergeben, zu 95% an Kanadier, die schon wieder ein langes Wochenende feiern. Wir dürfen aber auf dem Parkplatz übernachten, was uns ausnehmend gefällt: ruhig, kein Campfire, Aussicht direkt auf den See. Wir geniessen das ca. 25° warme Badewasser. Der Manager bietet uns um 20 Uhr zwar noch einen Platz im Campground an, aber wir lehnen für heute Nacht dankend ab. Morgen werden wir einen Platz haben. Zweimal darf man übrigens nicht auf einem Overflow übernachten. In der Ferne sehen wir im Westen Waldbrände. Der Himmel verfärbt sich am Abend rötlich!
Auf der Halbinsel hat es einen kleinen Nature Trail, der ins Marschland führt. Zahlreiche Stare versammeln sich auf den Pappeln. Auch ein paar Wachteln sehen wir, einen blue heron und einen weissen Pelikan. Auf der kleinen Halbinsel wachsen auch viele Olivenbäume. Die Nacht ist absolut ruhig: keine Nachbarn, keine Musik, nur das Rufen einer Eule, das Zirpen der Grillen und das Plätschern des Wasser, dessen Wellen die Kieselsteine hin und her rollen.




DIE EINZIGE (und sehr kleine) WUESTE KANADAS
Dann besuchen wir die einzige Wüste Kanadas, die nur ein paar Hektare gross ist. Auf dem Boardwalk, einem Gehweg aus Holzplanken, haben wir in der Mittagshitze eine fast zweistündige Führung durch einen jungen engagierten Biologen. Wir sind froh um unseren schützenden Strohhut, den wir seit Mai in New Mexico nicht mehr benützt haben. Wir sehen verschiedene Gräser, u.a. das Wild Rye Grass, verschiedene Sagebrush (Salbei), u.a. das Antelope Sagebrush (Artemisia tridentata, ein Rosengewächs), das von Hirschen gefressen wird. Es haust auch ein weiblicher Dachs in der kleinen Wüste. Hin und wieder wird sie von einem männlichen Dachs besucht, der von Rock Creek eine gute Autostunde entfernt den Weg hierher findet. Eine Fliege, die mit ihrem Mundstachel Insekten aufspiessen und aussaugen kann, sehen wir. Dass sie es jetzt gerade macht, sehen wir nachträglich nur dank der Fotographie!


SUCHE NACH EINEM CAMPGROUND
Wir fahren auf der #97 südwärts dem Okanogan (so heisst er in den USA statt Okanagan) entlang weiter. Bei der Mündung in den von Osten her fliessenden Columbia River besuchen wir das Interpretive Center Fort Okanogan, ein Stützpunkt der Pelzhändler, die im Auftrag der Hudson Bay Company von hier aus den Handel den beiden Flüssen entlang kontrollieren konnten. Ein 75-jähriger Volunteer erklärt uns persönlich die einzelnen Objekte. Es wird sehr warm. Das Thermometer zeigt 91° F (= 33° C). Dann fahren wir bis Chelan, wo wir uns im Visitor Center nach dem Weg zum nächsten Campground erkundigen, müssen aber erfahren, dass alle staatlichen Plätze der Umgebung übers lange Wochenende ausgebucht sind. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als 25 Meilen zurück zu fahren und neben dem Alta Lake SP auf einem privaten Platz zu übernachen. Die Lage am kleinen See zwischen den Bergen ist zwar sehr schön, und wir sind neben drei Partien, die in Zelten übernachten, die einzigen Leute, doch die WC-Kabinen stinken gewaltig. Erst als es kühler wird und wir die Fenster schliessen, wird es erträglich. Es gibt hier offensichtlich auch einen Bootsverleih, wenigsten sehen wir eine Liste mit deftigen Preisen. Die Boote sind aber alle leck und morsch. Wir wären bei einer Bootsfahrt schlichtweg abgesoffen! Die Besitzer haben sich auf Ausritte zu Pferd spezialisiert und die Unterkünfte - auch die Cabins - recht vernachlässigt. Immerhin funktioniert der Strom, und der stinkt nicht!

Am nächsten Tag sind wir bereits zur Mittagszeit in Wenatchee und suchen einen Platz im State Park, der ein grosses mit schönen Bäumen bestandenes Areal an der Mündung des Wenatchee in den Columbia River bildet. Wir haben Glück: Wir erhalten den letzten freien Platz. Die State Parks sind durchwegs sehr gepflegt und werden auch beaufsichtigt. Es herrscht Ruhe und Ordnung. Meistens verfügen sie über Spazierwege. So hat der Staat hier ein Naturschutzgebiet mit einem Interpretive Trail eingerichtet. Wir verbringen in der Nachmittagshitze gute zwei Stunden, um Vögel zu beobachten. Wir sehen Northern Flicker (Specht, mit weissem Schwanz, schwarzem Bruststreifen, rötlichbraunen Flügelunterseite), einen schönen Great Blue Heron (Ardea herodias) mit langem Bart, Wachteln, einen grossen Raubvogel usw. Auf den Eisenbalken der alten Eisenbahnbrücke nisten zwei Ospreypaare (Seeadler). Wir sehen sie über den Fluss hin und her fliegen. Sie schreien fortdauernd. Am nächsten Morgen gehen wir noch vor dem Morgenessen nochmals zu den Osprey. Von der Fussgängerbrücke können wir sie gut beobachten und filmen. Einer sitzt in einem der beiden Nester auf dem Eisengerüst der alten Eisenbahnlinie, ein weiterer verzehrt auf dem Ast eines Baumes über dem Fluss sein Morgenessen, einen Fisch, der zwischen seinen Krallen noch zappelt. Eine Krähe versucht dauern, sich ihm unbemerkt zu nähern und wartet auf einen günstigen Augenblick, um an die Beute zu kommen, was ihr aber nicht gelingt.
Übrigens: der Columbia River, der wie in den letzten Nachrichten erwähnt, in Kanada entspringt, ist in Wirklichkeit eine über 1000 km lange Kette von 14 Stauseen, die intensiv für die Stromerzeugung, aber auch für Wassersport benützt werden.

Ab Montag wird das Reisen einfacher: Die Schulferien gehen mit dem Labor Day am 4.9. zu Ende. So wird auf Strassen und Campingplätzen weniger Betrieb sein. Auf der Strasse herrscht an diesem Wochenende aber noch viel Verkehr. Wir fahren an einer Unfallstelle vorbei: ein Roller liegt im Strassengraben. Polizei, Krankenwagen, Feuerwehr: alles ist präsent. Es ist der erste Unfall, den wir auf unserer nun doch schon fast fünf Monate dauernden Reise sehen!















CASCADE RANGE
ist eine Reihe von vergletscherten, z.T. aktiven Vulkanen (2000 bis über 4000 m Höhe), die sich von Kanada bis nach Kalifornien erstreckt. Diesen Bergen versuchen wir bis Kalifornien möglichst nahe zu folgen.

Die Strecke von der kanadischen Grenze bis Yakima führt durch eine recht kahle Landschaft. Den Fluss, zuerst den Okanogan River, dann den Columbia River, umsäumt zwar eine grüne Uferzone, doch dann erhebt sich zu beiden Seiten verbrannte Erde: kahle, steinige Bergabhänge, auf denen vermutlich einst Wälder standen. Anderseits hat sich dank dem Wasser, dem fruchtbaren vulkanischen Boden und dem warmen Klima das Tal zu einem bedeutenden Früchteparadies entwickelt. Der Strasse entlang reihen sich Verkaufsstände und Geschäfte, wo wir wunderbare aromatische Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Nektarinen, Pflaumen, Zwetschgen, Tomaten usw. günstig kaufen können. Wir machen es wie die Bären vor dem langen Winter: nach der Lachskur im Sommer eine Vitaminkur im Herbst - mit dem kleinen Unterschied, dass wir uns kein so dickes Fettpolster zulegen wollen.

Kaum fahren wir von Yakima weg Richtung Westen, befinden wir uns in einer grünen, üppigen Landschaft: entweder trockener Pinienwald oder undurchdringlicher Regenwald. Endlich sehen wir auch wieder Tiere, leider mehr überfahrene als lebende. Noch nie haben wir ein lebendes Stachelschwein gesehen, aber Dutzende tote, und kurz vor dem Mount Saint Helens sehen wir einen überfahrenen Dachs und etwas später zwei Opossums mitten auf der Strasse: eine Mutter mit ihrem Jungen. Auf dem Foto hat der Retoucheur die klaffende Wunde ‚behandelt’.

Wir fahren wiederum zum Mount Saint Helens, den wir von 1999 her kennen und den wir am 5. Juni von Westen her gesehen haben. Wir staunen über die reiche farbenfrohe Vegetation, die sich in den Jahren seit dem Ausbruch 1980 entwickelt hat. Und was uns vor allem freut und worauf wir lange gewartet haben: endlich können wir nach Herzenslust Huckleberries (eine Art Heidelbeeren) pflücken und ohne Angst vor dem Fuchsbandwurm essen.
Wir fühlen uns hier wie auf einer Plantage. Noch nie haben wir in der Wildnis so viele Sträucher mit derart grossen Beeren auf einmal gesehen. Hier warten Hunderte von Kilos Beeren. Wo bleiben da die Bären? Und natürlich machen wir wieder Konfitüre. Da wir keine Waage haben, hängen wir an ein Ende eines Kleiderbügels einen Plastiksack mit den Beeren, am anderen Ende gleichen wir mit der entsprechenden Menge Zucker aus. Dann nehmen wir ein Fünftel des Zuckers weg - und schon haben wir die richtige Mischung 5:4.



Am nächsten Tag verlassen wir den Staat Washington, überqueren (schon wieder!) den Columbia River und fahren durch Oregon zum Mt. Hood, einem weiteren Gipfel in der Kette der Vulkane. Die von Gletscher und Schnee bedeckten Vulkane erheben sich in einem gegenseitigen Abstand von etwa 50 km und bilden eigenständige Gebirgsstöcke. Gestern sahen wir den Mt. Rainier (fast 4400m), den Mt. Saint Helens (nach 1980 nur noch 2500m) und den Mt. Adams (3300m), heute den Mt. Hood (3427m) und im Süden den Mt. Jefferson (3300m). Am Samstag werden wir in der Nähe der Three Sisters (alle über 3000m) mit den tugendhaften Namen ‚Faith, Hope, Charity sein. Am Südhang des Mt. Hood führt eine gute Asphaltstrasse zur Timberline (=Waldgrenze) Lodge auf 1800 m Höhe. Dort können wir auf dem grossen Parkplatz übernachten. Wir geniessen die weite Rundsicht, den Sonnenuntergang und den (beinahe) Vollmond.
Die Timberline Lodge ist ein vom National Forest erbautes und geführtes komfortables Berghotel. Es wurde zur Zeit der grossen Depression erbaut, um Arbeitsplätze zu schaffen, und 1937 von Präsident Roosevelt eingeweiht. Die Investitionen waren enorm. Das erste Stockwerk ist aus grossem Bruchstein erbaut, darüber erhebt sich ein massiver Holzbau. Die grossen Balken haben eine Kantenlänge von etwa 80 cm. Ein grosser Aufwand wurde für das Mobiliar und die Schmiedeeisenarbeiten betrieben. Fast alles wurde an Ort und Stelle hergestellt. Mehrere Skilifte sind im Winter in Betrieb. Der Sommerskibetrieb, v.a. für Snowboarder, wurde erst vor zwei Wochen eingestellt. Schneemengen von 5-7m gibt es kaum mehr. Hier wurden auch Filme gedreht, z.B. Bend in the River (1951) mit J. Stewart und Julia Adams, All the Young Man (1950) oder der Horrorfilm The Shining mit Jack Nicholson.
Die nächste Nacht aber verbringen wir weiter unten an einem zauberhaften Waldsee. Wir haben einen schönen Platz mit Seeanstoss. Die Stimmung ist traumhaft. Ein Stockentenweibchen watschelt heran und bettelt um Futter. Ein Stellers Jay (blauer Häher mit Hauptkamm) krächzt. Raben fliegen umher und vollführen einen Mordslärm. Ein Fischadler segelt über den kleinen See. Natürlich geniessen wir kurz das Wasser und lassen uns an der warmen Sonne trocknen. Dann wandern wir auf einem schönen Weg in einer knappen Stunde rings um den von Mischwald umgebenen See.

Am nächsten Tag verlassen wir (nach drei Tagen!) den Wald und fahren südostwärts in eine von tiefen Canyons durchfurchte Hochebene, die z.T. landwirtschaftlich genutzt wird. Im Westen bleiben die Vulkangipfel der Cascade Range in Sichtweite. Am Samstag beginnen wir eine Rundfahrt durch diese Bergwelt und wollten abends bereits in Bend sein. Doch die Fahrt auf der schönen Bergstrasse durch den tiefen Wald und über offene Lavafelder, kürzere und längere Wanderstrecken unterwegs lassen die Zeit sehr schnell vergehen. So beschliessen wir am späteren Nachmittag, auf einem kleinen Campground, der nur gerade sieben RV’s Platz bietet, die Nacht zuzubringen. Wir hören das Rauschen des McKenzie River. Diesem Bergfluss entlang führt ein schöner Weg durch den dichten Wald zu zwei Wasserfällen. Das Wasser ist glasklar und eiskalt.

Heute Sonntag geht es weiter über Sisters nach Bend, wo wir im Visitor Center diese Nachricht absenden. Der Himmel ist immer noch wolkenfrei, die Sicht heute sehr klar, weil endlich die Waldbrände zurückgegangen sind. Das Thermometer klettert auf über 30° Celsius.

Das nächste Mal ein Bericht aus dem nördlichen Kalifornien!

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