ursundestherunterwegs

Sunday, June 18, 2006

Vancouver Island

Endlich ist es so weit: Wir sind in Vancouver bei unserer Cousine und haben bei ihr Zugang zum Internet, sodass wir wieder von unserer Reise berichten können.

Erste Eindrücke von Kanada

In Washington fuhren wir statt auf der Interstate 5 über Seattle auf der landschaftlich reizvollen #101 der Ostseite des Oympic National Parks entlang, setzten mit der Fähre von Townsend nach Keystone und dann von Anacortes nach Sidney (Vancouver Island) über. (Auf der Karte nebenan sind die Fahrtroute diesmal blau, die Fährstrecke gelb eingezeichnet. Mit Doppelklick kann sie vergrössert werden.) Eine Woche verbrachten wir auf der Westküste der Insel (Pazific Rim National Park) im Regenwald, der seinem Namen alle Ehre machte: Manchmal etwas Sonnenschein, vor allem am Morgen, aber dann Regen und nochmals Regen. Muss ja schliesslich sein, wenn das Jahressoll von 400 cm Niederschlag erfüllt werden muss. Die Scheiben laufen an und wir heizen, nicht weil es kühl ist, sondern um die Feuchtigkeit zu vertreiben.
Nun sehnen wir uns ein bisschen zurück nach der Sonne und der Wärme des Südens, den zuvorkommenden und vorsichtig fahrenden Oregonern - unsere lieben kanadischen Freunde mögen uns diese Bemerkung verzeihen - , den durchwegs hervorragenden Informationen, den kompetenten und bereitwilligen Auskünften, der peinlichen Sauberkeit und Ruhe auf den Campgrounds usw. Unser Budget müssen wir revidieren: Campgrounds und Lebensmittel, Post und Telefon sind teurer, Benzin über 30% als in den USA. Dass das Sommerwetter noch nicht eingetroffen ist, dafür geben wir den Kanadiern allerdings keine Schuld, und alle uns bekannten und befreundeten Kanadier sind uns so lieb wie die Oregoner! Und wir sind uns sicher, dass wir bis zu unserer Ankunft in Alaska unsere ersten Eindrücke von Kanada noch zu revidieren haben. Ein erster positiver Eindruck: Es gibt hier Bauernmärkte, auf denen wir frisches Gemüse und Salat von hervorragender Qualität und zu erstaunlich günstigen Preisen kaufen können. Ferner gibt es hier Telefone mit display, auf denen wir – wenn wir mal telefonieren – unsere über 35 Ziffern, die wir mit der prepaycard anwählen müssen, sehen und kontrollieren können. Weiteres folgt hoffentlich.


Schnecken, Adler, Dinosaurier und Wale

Den bis 20 cm langen und 120 g schweren gelben Schnecken, den banana slugs, begegnen wir im Regenwald auf Vancouver Island auf Schritt und Tritt. Auch Bald Eagles, das Wappentier der USA, können wir beobachten, einmal aus nächster Nähe ein Prachtsexemplar, das auf der Wiese neben der Strasse seine Beute verschlingt. Da wir uns verfahren haben und auf der Strasse kein Verkehr ist, können wir anhalten und in aller Ruhe beobachten.

Schön ist die Erklärung, die der Häuptling des an der Pazifikküste von Vancouver Island ansässigen Stammes des Nuu-chah-nulth-aht (Volk entlang der Berge), Mamie Charleson, gab, weshalb Schnecken schlecht und Adler gut sehen: „A long time ago eagle could not see so well. Eagle went to snail and asked if he could borrow snail’s eyes for a few minutes to see what it was like to see so well. Snail let eagle borrow his eyes but eagle never gave snail his eyes back. That is why to this day snails are blind and eagles have sharp eyes.“

Die gesamte Vegetation ist dichter und kräftiger. Bei den hohen Farnen, den Riesenblättern des Skunk Cabbage (Lysichitum americanum) und den mit Flechten und Moos wie mit Vorhängen eingehüllten Riesenbäumen fühlen wir uns in die Jurazeit versetzt. Es würde uns gar nicht wundern, wenn auf unseren Wanderungen durch den Regenwald statt eines Bären zwischen Bäumen, Gebüschen und Farnen plötzlich ein Dinosaurier erschiene. Die kurzen Wanderwege sind übrigens hervorragend: es geht kilometerweit treppauf, treppab, über Holzstege und Brücken. Informationstafeln geben uns immer wieder wichtige Hinweise und vermitteln uns Kenntnisse, sodass wir uns hier bald heimisch fühlen. Und auch an den Regen, der uns täglich zu Ruhepausen zwischen den Wanderungen zwingt, haben wir uns schon fast gewöhnt. Schliesslich können wir in aller Ruhe und Wärme in unserem RV Kaffee oder Tee trinken und lesen.
Uns beeindruckt immer wieder die schöne Western Red Cedar (Thuja plicata) aus der Familie der Cupressaceae mit ihrem rötlichen Holz, vor allem weil dieser den Indianern in vieler Hinsicht nützlich war. Eine schöne Legende veranschaulicht dies: „There was a real good man who was always helping others. Whenever they needed, he gave; when they wanted, he gave them food and clothing. When the great Spirit saw this, he said, ‚That man has done his work; when he dies and where he is buried, a cedar tree will grow and be useful to the people – the roots for baskets, the bark for clothing, the wood for shelter’.“

An der Wickaninnish Beach am Rim Pazific Park sehen wir uns das Visitor Center an, das sich vor allem der Kultur des Nuu-chah-nulth-aht und vor allem ihrer Walfangmethode widmet. Ihr bedeutender Führer hiess Wickaninnish. Die Ausstellung ist sehr informativ. Die Wale wurden von langen Booten (Einbaum aus Zedernholz) aus gefangen. Das ausgestellte Boot wurde von Kwiisthu, einem 98jährigen Häuptling, hergestellt. Am Seil einer Harpune wurden vier Ballone aus Seehundfell befestigt, die dem harpunierten Wal das Abtauchen erschwerten und ihn ermüdeten. Mit einer langen Holzklinge wurden ihm zuerst die Sehnen bis zur Schwanzflosse durchtrennt um ihn zu lähmen, und dann mit einem gezielten Stoss eine Eisenklinge unter der linken Seitenflosse direkt ins Herz gestossen. Diese Methode wurde bis ins 20. Jahrhundert angewendet. Heute leben diese Indianer in schönen Holzhäusern am Meer. Boote sehen wir keine mehr. Statt Wale fangen sie jetzt vermutlich Touristen. Das dürfte einfacher und einträglicher sein.

Heute Sonntag ist in Kanada Vatertag. Zu diesem Anlass hat unsere Cousine Monika mit ihrem Mann David am Vorabend für Verwandte und Bekannte – und natürlich auch zu unserer Begrüssung - ein grossartiges Barbecue veranstaltet.
Morgen Montag geht die Fahrt nordwärts. Wir fahren auf ziemlich direktem Weg über Prince George, Fort St. John, Watson Lake Whitehorse, Dawson City, Tok nach Fairbanks, das wir nach 4'000 km Fahrt in gut drei Wochen erreichen werden. Wir hoffen, dass wir auch auf dieser einsamen Strecke einmal Internetzugang finden.

2 Comments:

At 1:09 PM, Anonymous Anonymous said...

das dfddfdf vorher, war ich.

Liebe Esther und Urs
Entgegen bei euch, ist es hier hochsommerlich. Wir haben schon mehrer Tage immer Temperaturen zwischen 28 - 30°. Und so soll es auch die nächste Woche weiter bleiben.

Heute war ich im See schwimmen bei einer Wassertemperatur von 23°.

Eure Beschreibungen betr. Regenwald erinnern mich sehr an meinen letztjährigen Aufenthalt in Neuseeland. Da war ich auch so begeistern von diesen hohen und uralten Bäumen, den Farnbäumen etc.

Esther: Schau, dass sich nicht eine solch grosse Schnecke von 20 cm Länge in eurem Gepäck versteckt - sonst hast du nächsten Sommer keinen Salat mehr in deinem Garten!!!

Nun Spass beiseite, ich wünsch euch weiterhin eine gute Reise und viele, viele tolle Erlebnisse. Es ist immer toll, von euch im Internet zu lesen.

Herzlich Lisa Stamm

 
At 5:24 AM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Esther und Urs

Ich schwitze da im Büro still vor mich hin und du erzählst von der Reise durch Vancouver Island... Wenn ich eure Schilderungen so ansehe, beginne ich von unserem West Coast Trail Trip und der guten Zeit vor 5 Jahren zu träumen.

Weiterhin alles Gute.
Urs

 

Post a Comment

<< Home