ursundestherunterwegs

Wednesday, May 24, 2006

Thalassa, thalassa!

Das riefen die 10'000 griechischen Söldner, die unter Führung Xenophons nach der Schlacht gegen den Perserkönig auf der Heimkehr durch Kleinasien gezogen waren und endlich das Schwarze Meer erblickten! Soeben sind wir in Arcata (nördlich Eureka) an der Pazifikküste angekommen. Eigentlich planten wir vom Seqouia NP auf der #89 nordwärts zu fahren und den Lassen Volcanic NP und den Crater Lake NP zu besichtigen und von dort via Seattle - Anacortes nach Vancouver Island hinüber zu fahren. Doch dieses Jahr hat es an Ostern in den Cascade Range (Kaskadengebirge) nochmals kräftig geschneit. Einen Vorgeschmack bekamen wir, als wir vergangenen Samstag, 20.5. nach Sonora, wo wir unseren letzten Bericht im blog veröffentlichten, die Sierra Nevada auf der #4 (Ebbetts Pass, 8731 ft.) überqueren wollten. Sie war wie die #108 (Sonorapass, 9628 ft.) immer noch geschlossen.

Als nächster der fünf möglichen Übergänge bleibt uns die #88 (Carson Pass, 8450ft.). Sehr bald fahren wir auf der einsamen Strasse durch tief verschneite Wälder. Die Campgrounds an der Passstrasse, wo wir eigentlich übernachten wollten, sind alle noch geschlossen, da sie noch schneebedeckt sind. Zudem wäre die Nacht auf dieser Höhe recht kalt geworden! Es bleibt uns nichts anderes übrig, als bis zum Lake Tahoe zu fahren. Hier finden wir in einem wunderschönen Wald einen Campground mit fast 200 Plätzen, von denen nur etwas ein Dutzend belegt sind. Obwohl es auf 2000 m Höhe recht kühl ist, bleiben wir in dieser Stille zwei Tage.
Bei der Weiterfahrt am Montag regnet es, und die feuchte Witterung hält bis heute an. Unsere Haut ist dank dem natürlichen (nicht chlorierten, ‚purified’ water) endlich wieder geschmeidig, dafür spüren wir unsere Gelenke! Die Fahrt dem Ostufer des 18x40 km grossen Lake Tahoe führt an malerischen Buchten und Wasserfällen vorbei. Das Wald- und Ufergebiet ist aber zum grossen Teil in Privatbesitz. Die Holzhäuser sind zwischen den Bäumen versteckt wie das Lebkuchenhaus in Grimms Märchen „Hänsel und Gretel“. Der Zugang zum See ist deshalb nur an wenigen Stellen in den staatlichen Wäldern (National Forests) möglich, was uns sehr an die Ufer des Zürichsees erinnert. Allerdings gibt es im Hinterland grossartig angelegte Wanderrouten, die in eine absolut unberührte Berglandschaft führen, doch für solche Wanderungen sind wir zwei Monate zu früh hier.

Bei leichtem Regen fahren wir am Dienstag nach West Quincy ins Spital. Esther lässt sich dort den Fuss behandeln. Vor einer Woche hatte sie einen Dorn eingefangen, den wir nicht vollständig entfernen konnten. Die Spitze muss noch im Fuss unterhalb des Knöchels stecken. Sehen kann man sie nicht; der Fuss ist aber entzündet und Esther kann nur in Teva-Sandalen gehen. Etwa vier Personen beschäftigen sich mit Esther: Personalienaufnahme, Blutdruck, Puls und Fieber messen, Befragungen usw. Eine Ärztin desinfiziert die Ferse, setzt die Lupenbrille auf, schneidet und entfernt schliesslich die ca. 5 mm lange Dornspitze, die schon recht tief eingedrungen war. Unsere Herzen sind erleichtert, aber auch unser Portemonnaie, nämlich um netto $ 540; und das muss offen¬bar ein günstiger Tarif sein, erhalten wir doch dank Barzahlung 20% Ermässigung.

Bei der Weiterfahrt sehen wir, dass die Strasse durch den Lassen Volcanic gesperrt ist. Die geschlossene Schneedecke reicht bis 2000 m hinunter! Wenn wir bedenken, dass wir im nördlichen New Mexiko erst auf über 3000 m Höhe auf vereinzelte Schneereste gestossen waren. Also fahren wir den langgezogenen Vulkankegel westwärts hinunter und über Red Bluff und Redding zwei Tage lang durch wunderbare Wälder, deren vielfältige Vegetation uns staunen lässt. Auf ausgedehnten saftigen Wiesen, die teilweise vom Schmelzwasser überschwemmt sind, weiden Angusrinder, deren Anblick mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Esther hat eher Freude an der Flora und bedauert, dass wir mit unserem grossen Gefährt nicht spontan anhalten können, um die vielen, uns unbekannten Blumen und Sträucher näher zu betrachten. Nur selten gibt es eine Ausweichstelle – und dann fehlt das, was wir uns anschauen wollten!



P.S. Übrigens habe ich im letzten blog versucht, das Bärenfoto ausgetauscht. Es ist mir gelungen, von den Videoaufnahmen ein Clip herzustellen und ins jpg-Format zu ändern, so dass es vom blogger angenommen wird; hoffentlich klappt es

3 Comments:

At 1:42 PM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Esther, liebe Urs
Mit grossem Interesse verfolgen wir eure Reise und eure spannenden Berichte.Diese verstärken unsere Vorfreude auf unsee Tour nach Kanada/Alaska im August.Aus eurem Abenteuer mit der Brotmaschine könnte Emil eine exellente Lachnummer basteln. Im April weiolten wir fr 2 Wochen in Marokko, ein fantastisches Land! Besonders eindrucksvoll war ein Jeepausflug in den Hohen Atlas auf Strassen, die mit eurem Wohnmobil kaum zu bewältigen wären.
Mit lieben Grüssen und denkt daran: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Marliese und Werner

 
At 4:57 AM, Anonymous Anonymous said...

Hi Urs und Esther

Uff - vielleicht habe ich es jetzt doch noch geschafft, ein Lebenszeichen und einige Worte auf eurem Blogg zu deponieren! Letztes Mal habe ich es vor gut einem Monat versucht, kurz bevor Joseline und ich auf unsere einmonatige Südostasienreise aufgebrochen sind, von der wir vorgestern um viele Erlebnisse reicher und ohne grössere Blessuren zurückgekehrt sind. Ich bin damals gescheitert, weil ich nicht imstande war, auch einen (meinen eigenen) Blogg zu installieren. (Offenbar hat Manu das Problem auch gehabt.)
Jetzt frieren wir nach 4 Wochen tropischem Klima wieder im fast winterlichen Zürich (heute Max.-Temp. zw. 5 und 10 Grad), und mit Interesse verfolge ich euren Reisebericht, vor allem natürlich eure Eindrücke von Reisestationen, die uns auch bekannt sind. - Wie wir vor acht Jahren z.B. das Death-Valley mit Zabriskie-Point querten, wurde allen Automobilisten empfohlen, die Klimaanlage abzuschalten, um der Gefahr einer Überhitzung der Motoren vorzubeugen; eine Panne in der hier herrschenden Glutofenhitze hätte gefährlich sein können.
Gegenwärtig geniesse ich meinen Urlaub und die Schule scheint meilenweit entfernt. An biketrips in höhere Regionen ist im Moment nicht zu denken, denn die Schneefallgrenze soll während des ganzen Monats Mai immer wieder unter 1000m gefallen sein. Wir hätten also einen Alpencross per bike jetzt nicht antreten können ...
Mit herzlichen Grüssen
Andreas

 
At 7:49 AM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Esther, lieber Urs
Wie ihr merkt, sind wir immer noch in der Lernphase, denn der Kommentar mit den Druckfehlern hätte nicht veröffentlicht werden sollen. Was den Schnee betrifft, hättet ihr auch in der Schweiz bleiben können, denn es schneit bis auf 800 m hinunter.
Wie ihr euch wahrscheinlich erinnert, ist Marliese auf Kreta auf einen Palmenast getreten, sodass sich ein Dorn durch die grosse Zeh gebohrt hat. Wir brauchten einen ganzen Vormittag, bis endlich ein englisch sprechender Chirurg gefunden wurde, der den Dorn entfernen konnte. Das ganze (schmerzhafte) Prozedere war dafür gratis, nur die Medikamente für die Starrkrampf-Spritze mussten wir in der nächst gelegenen Apotheke selber kaufen. Wir nehmen aber an, dass ihr in Las Vegas genügend hereingeholt habt, um auch amerikanische Spitäler mitfinanzieren zu können.
Ich habe eure Erlebnisse ins Word kopiert (nach dem fünften Anlauf ist es gelungen!) und sende heute einen Ausdruck an Magdalena, die am Telefon grosses Interesse an eurem Wohlergehen bekundet hat. Die Bilder sind ja grossartig und eindrücklich. Da können unsere Erlebnisse nicht mithalten, die so lauten: Pfannenstiel, Greifensee, Uetliberg, etc., immer mit Regenschirm.
Heute abend gibts zum Trost Aida in der Oper.
Wir freuen uns auf die Fortsetzung eurer Abenteuer und wünschen viel Spass und Vergnügen.
Liebe Grüsse
Marliese und Werner

 

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