ursundestherunterwegs

Monday, May 01, 2006

Von Silver City nach Santa Fe

Heute Sonntag Nachmittag sind wir in Santa Fe angelangt und haben uns fünf Meilen von der Altstadt entfernt auf einem Campground mit Internetanschluss niedergelassen. Dieser funktioniert zwar seit 17 Uhr nicht mehr, aber freundlicherweise funkt uns ein benachbartes Resort seine Signale bis zu uns hinüber, sodass wir weiterhin mit dem Internet verbunden sind. Besten Dank!
Vergangenen Mittwoch sind wir von Silver City losgefahren. Zuvor aber besichtigten wir diese Western Stadt. Auch hier begegneten wir wiederum legendenhaften Gestalten aus dem Wilden Westen. Das wieder aufgebaute kleine Blockhaus, in dem Billy the Kid wohnte, ist zu sehen, aber auch das Gefängnis, in das ihn Sheriff Pat Garrett sperrte.
In der einsamen, baum- und strauchlosen Wüste finden wir Quartier im City of Rocks SP (State Park), einer Ansammlung von erodierten Felsblöcken – Überreste einer Felsschicht, die zwischen weicheren, abgetragenen Ablagerungen lagen. Wiederum können wir Vögel beobachten: einen Roadrunner, der offensichtlich auf dem Zugangsweg zum Campground sein morgendliches Lauftraining absolviert, Kolibris, welche die wenigen Blüten der Sträucher des kleinen Botanischen Gartens aufsuchen. Kleine Hasen mit langen, durchsichtigen Ohren hopsen umher und suchen Deckung im spärlichen Schatten. Weitere Säugetiere sind nicht auszumachen, denn eine geradezu tragische Dürreperiode herrscht: seit September fiel praktisch kein Niederschlag. Die Wüste, die um diese Jahreszeit in Blüte steht, wirkt eher trostlos und entspricht nicht unseren Erwartungen. Auch die weitläufigen Farmen des nördlichen New Mexiko kämpfen ums Überleben. Farmen sind zum Verkauf ausgeschrieben.
Am nächsten Tag geraten wir nach Las Cruces auf der Abfahrt vom San Antonio Pass in das Tulorosa Basin, in dem sich die Hochebene der White Sand Dunes befindet, in einen regelrechten Sandsturm, der unseren Wagen recht durchschüttelt. Den einzelnen Windhosen können wir gut ausweichen, da sie mit sehr konstanter Geschwindigkeit nordwärts ziehen. Das Wageninnere ist von einer feinen Staubschicht überzogen. Am Rande der Ebene, am Fuss der Sacramento Mountains sind wir im Oliver Tree SP vor diesem Wind geschützt. Trotzdem wagen wir es am Abend nochmals, in diese Gegend zurückzufahren. Der Wind hat nachgelassen und wir erleben auf unserer von einer engagierten jungen Rangerin geführten Wanderung durch die weissen Sanddünen einen schönen Sonnenuntergang. Esthers verletzter Fuss hat sich soweit erholt, dass sie wieder kleine Wanderungen mit Stock unternehmen kann. Die aus Gipskörnern (CaSo4.2H2O) bestehenden Dünen wandern pro Jahr bis zu 10 Meter weiter. Trotzdem können die Soaptree Yukkas überleben, da sie bis zu 8 Meter tiefe Wurzeln schlagen und der Gips ja wasserhaltig ist. Weitere Sträucher bilden ein derart verästeltes Wurzelsystem, dass sie regelrechte Burgen bilden, um die herum der Wind den Sand fortbläst. Bakterien, die sich unter der Oberfläche in den Niederungen entwickeln, ermöglichen das Wachstum dieser Pflanzen.
Am nächsten Tag steht das New Mexico Space Museum in Alamogordo auf dem Programm, das recht anschaulich die gesamte Entwicklung des Raketenbaus und der amerikanischen und russischen Raumfahrt aufzeigt. Dann fahren wir gute 100 km weit nordwärts über ausgetrocknete Ebenen. Eine Bahnlinie führt neben der Strasse und überquert immer wieder auf kleinen Holzbrücken Bäche, die seit langem kein Wasser mehr geführt haben. Am Rande des Valley of Fires SP finden wir einen Campground mit herrlichem Weitblick: einerseits über die ausgedörrte Ebene bis hin zu den Bergen, über die sich dunkle Regenwolken entladen. Auch über der Ebene laden die Wolken ihre Fracht ab; doch der Regen verdunstet noch in der trockenen Luft, bevor er den Boden erreichen kann. Auf einem Spaziergang erkunden wir einen kleinen Teil des Lavastroms, der eine Breite von wenigen Kilometern, aber eine Länge von 70 km aufweist. Natürlich lernen wir hier wie alle Amerikaner allerlei Wissenswertes, z.B. zwischen pahoehoe (seilartige Lavastränge) und aa (Lavablöcke) zu unterscheiden; beide übrigens Begriffe aus Hawaii.
Der nächste Tag führt uns über eine weite Hochebene durch ausgedehntes, trockenes Farmland. Herden von Pronghorns (Antilocapra americana), vergleichbar unseren Gemsen, springen scheu davon, wenn wir vorbeibrausen. Diese rennfreudigen Tiere erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 97 km/Std. Es versteht sich, dass ich deshalb kein Foto beifügen kann! Zwei Stationen der ‚Salinas Pueblo Missions’ besichtigen wir: Gran Quivira (Las Humanas) und Quarai. Beide Dörfer der Pueblo Indianer, das eine in grauem Stein erbaut, das andere in rötlichem, wurden von Franziskaner Missionaren aus Mexiko christianisiert, und die braven Indianer lernten Ackerbau und Viehzucht und erbauten als Dank für ihre Bekehrung – das sei ihre Schuld gegenüber der Kirche - den Missionaren Kirche und Kloster. In den 1660er Jahren brachte Trockenheit – die gab es schon damals! -eine Hungersnot. Obwohl die Missionare Lebensmittel importierten (die manchmal von Apachen bei Überfällen gestohlen wurden), starben in einem einzigen Winter 480 Indianer an Hunger und an Pocken. 1670 floh der Rest der Bevölkerung in das nahe gelegene Abó.
Nach kurzer Fahrt schliesslich kommen wir in den Manzano Mountains SP, wo auf 2250 m Höhe mitten in einem Wald von Ponderosa Pines (dreinadlig im Gegensatz zu unseren zweinadligen Föhren und fünfnadligen Arven) und Alligator Junipers (mit schuppenartiger Rinde) ein kleiner Campground liegt. Auch hier haben wir Glück mit dem Stellplatz. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne warm; kaum vorstellbar, dass es in der vergangenen Nacht geschneit hat und am Morgen noch 25 cm Schnee lag.
Am heutigen Sonntag erleben wir endlich wieder einmal (nach fast zwei Wochen) Berge mit richtigen Wäldern. Die Fahrt führt uns am kleinen malerischen Madrid vorbei, wo wir eigentlich in essen wollten, doch alle Parkplätze sind belegt (vermutlich wie im spanischen Madrid!). Etwas hungrig gelangen wir nach Santa Fe, wo wir in einem mexikanischen Beizli Burritos verzehren. Mit dem ÖV geht es in die malerische Altstadt, der die verschiedenen Gebäude im Adobe-Stil eine ganz besondere Prägung verleihen.
Morgen geht es weiter nordwärts und dann in die Bergwelt Colorados.
Übrigens: Auf Anraten und Anweisung von Andrea haben wir unseren blog insofern geändert, dass jeder Leser einen Kommentar veröffentlichen kann. Wer nur uns persönlich etwas schreiben will, kann dies per e-mail. Wir können unsere Mails von jeder öffentlichen Telefonkabine aus abrufen.
P.S: Leider ist die Internetverbindung momentan so schwach, dass wir leider keine Fotos beifügen können. Vielleicht ein anderes Mal!

5 Comments:

At 12:12 PM, Anonymous Anonymous said...

Am liebsten wuerden wir unsere Koffer packen und Euch nachreisen.
All the best
Franz und Vreni

 
At 12:36 PM, Anonymous Anonymous said...

Urs, wenn Du "Skype" auf Deinem Mac installierst, seid Ihr auch via diesen "Kanal" erreichbar!
Mein Skypename: franz.jeker
Cheers
Franz

 
At 11:23 PM, Blogger girlscrazyworld said...

Hoi zäme!
Hier war ja gestern der 1. Mai. Und da weder Örjan (Schwede) noch Dani (Aargauer) je dieses Zürcher Volksfest geniessen konnten, habe ich eine Touristenführung durch die Essstände und Blasiomatratzen gemacht, vorbei an sich barrikadierenden Polizisten, Tombolaständen, Konzertbühnen und begutachteten schliesslich den angestrengten Versuch der bösen Jungs, die Polzei zu grösseren Einsätzen zu bewegen. Abgesehen von etwas Tränengas und weit entfernten Wasserfontänchen war die Stimmung eher lau... aber das Essen war, wie jedes Jahr, wirklich gut! Und ich habe ein neues Stofftierchen gewonnen bei der Tombola - hat jemand Verwendung für eine Handytasche???
Gruss,
Andrea

 
At 8:01 AM, Blogger kitty said...

gute besserung liebe estricko!

 
At 12:25 AM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Esther, lieber Urs
Nun versuche ich, euch zu schreiben. Weiss aber eigentlich nicht richtig, wie das geht mit diesem Blog.
Freue mich, dass ihr soweit gut gestartet seid, ausser natürlich dem verstauchten Fuss von Esther!
Wisst ihr, was ich vermisse:
Viele Föteli von euch, von unterwegs, wem ihr so begegnet....

Morgen ist also der Flohmärt in Stäfa. Stelle die wunderschönen antiken Rollschuhe somit aus. Mal schauen, ob sie bereits Antiquare anlocken....
Wünsche euch weiterhin viel Spass und gutes klick, klick beim fotografieren.
Herzlich
Lisa Stamm

 

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