ursundestherunterwegs

Friday, May 12, 2006

Unser tägliches Brot

Wir sind es gewohnt, unser Brot selber zu backen. Sowohl in Uster wie in Bever haben wir eine Brotmaschine und verwenden ausschliesslich biologisches Material.
Drei Wochen lang wandten wir recht viel Zeit auf, um einigermassen geniessbares Brot, das weder matschig noch mit Corn Sirup oder Honig gesüsst ist, zu kaufen. Hin und wieder hatten wir Erfolg und recht gutes und teures Brot eingekauft.
Schliesslich haben wir entschieden, auch hier eigenes Brot zu backen, und haben nach langem Suchen vergangenen Samstag in Durango eine chinesische Maschine gekauft. Das einzige, was nicht chinesisch war, war die Gebrauchsanleitung! Wir kauften biologisches (organic) Mehl, natürlich gleich in Vierpfundsäcken, biologische Körner, Hefe usw. Und da wir während zwei Nächten 110 Volt-Anschluss hatten, wollten wir die Maschine gleich testen. Wir lasen die ersten vier Seiten der Gebrauchsanweisung im Eilzugstempo durch: die üblichen Anweisungen, welche den Produzenten vor Entschädigungsprozessen in Millionenhöhe schützen: den Stecker immer ausziehen, wenn die Maschine nicht gebraucht wird, den heissen Brotkübel nicht ohne Handschuhe berühren, die Hand nicht in den Knethaken halten, den Kopf nicht in die Maschine stecken, die Maschine nicht als Waschmaschine benutzen usw. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und wir lernen unzählige Möglichkeiten, wie wir uns Verletzungen zufügen könnten. Aus den ungefähr 100 Rezepten wählen wir das einzig brauchbare, ein nicht gesüsstes Brot, und gehen ans Werk. Abgemessen wird nicht mit der Waage, sondern mit einem Messbecher, nicht in Gramm oder Dezilitern, sondern in ‚cups’. 1 cup = 8 oz, 2 ½ cup = 20 oz = 600 ml. Mit dem Computer schaffen wir es, die richtige Mischung herauszufinden.
Dann geht’s los: Die Maschine knetet programmgemäss 10 Minuten, nachher folgt eine Ruhe- = Aufgehphase, dann weitere Knet- und Aufgehphasen, schliesslich 60 Minuten backen. Doch soweit sollte es gar nicht kommen. In unserem RV beginnt es bald einmal kräftig zu stinken. Die Machine knetet zwar fleissig, aber beginnt auch gleich zu backen. Vielleicht will sie uns die lange Wartezeit verkürzen, denn es ist schon 8 Uhr abends. Der Heizdraht glüht. Der halb gebackene Teig kann in der folgenden Ruhephase nicht mehr aufgehen. Wir geben der Maschine noch eine Stunde eine Chance, dann brechen wir den Versuch ab und entsorgen die kostbaren Zutaten.
Am Sonntag vergessen wir unsere Enttäuschung. Wir fahren mit der alten Dampfeisenbahn von Durango nach Silverton, speisen dort in einem alten Saloon und fahren wieder zurück: zweimal dreieinhalb Stunden langsame, holperige Fahrt durch die schöne Schlucht des Animas River.
Am Abend dann der zweite Versuch mit unserer Maschine. Diesmal scheint alles zu klappen. Kneten und Aufgehen wie im Programm aufgeführt. Der Teig ist zwar etwas klebrig und überraschenderweise süss, obwohl wir doch keinen Cornsirup oder Honig beigefügt hatten! In der Schlussphase zeichnet sich dann die Katastrophe ab: Der Knethaken beginnt wieder zu arbeiten, während das Brot backen sollte. Wir brechen ab und sehen uns die Bescherung an (s. Bild).

Am nächsten Morgen bringen wir die Maschine zurück. Sie wird anstandslos entgegengenommen, man kontrolliert nicht einmal, ob alles in der Schachtel ist, öffnet sie nicht einmal. Wir hätten einen Stein hineinlegen können! Man entschuldigt sich sogar in aller Form – das ist echt USA.

Zu unserer Reiseroute:
Am gleichen Tag (Montag, 8.5.) fahren wir dann zu den sehr gut erhaltenen Aztec Ruins, einem ehemaligen Dorf der Anasazi, das eine ausgezeichnete Information über die Bautechnik der Anasazi gibt. Die ‚Entdecker’ schrieben die Siedlung wegen der ungewöhnlichen Bauweise den Azteken aus Mexiko zu und gaben dem Dorf den Namen.
Zweimal übernachten wir in einem Indianerreservat, im Navajo NM, auf der Höhe in einem einsamen Wacholderwald, umgeben von Hasen und Chipmonks, nehmen an einer geführten Wanderung nach Betatakin teil, einer Felsensiedlung der Anasazi aus dem 13. Jh.
Am folgenden Tag besichtigen wir den Lower Antelope Canyon, ein fast unbezahlbares Eldorado für Fotografen (der Eintrittspreis ist entsprechend!). Wir übernachten – ohne zugewiesenen Stellplatz - am Ufer des ausgedehnten Stausees Lake Powell, sehen am nächsten Tag im Pipe Spring NM das Winsor Castle, ein befestigtes Landgut aus dem späten 19. Jh., übernachten am Eingang des Zion NP und fahren dann an einem einzigen Tag durch die Staaten Utah, Arizona, Nevada, um bald einmal (am Samstag, 13.5.) ins Death Valley (Kalifornien) zu gelangen, um uns richtig aufzuheizen, bevor wir nordwärts in die Sierra Nevada und die Cascade Range fahren. Es ist zwar hier, in Pahrump, auf 900 m Höhe, schon ordentlich heiss (37°), doch so können wir uns an die grosse Hitze gewöhnen!

4 Comments:

At 3:57 PM, Anonymous Anonymous said...

Es war wohl nicht lustig fuer Euch, die Erfahrung mit der Brot Maschiene, aber ich musste lachen; wie Ihr es beschreibt ist ganz lustig! Waren die Gebrauchsangebungen wirklich in Englisch? Wir nennen solches von China oder Japan chinglisch oder jinglisch, weil es soviele Fehler hat; schwer zu verstehen ist oder gar unverstaendlich.
Weiterhin gute Reise!

 
At 1:39 AM, Blogger girlscrazyworld said...

Also, was mich jetzt aber wunder nimmt: 1. habt Ihr das Geld zurückgekriegt (nebst Entschuldigung), 2. kauft Ihr Euch im nächsten Laden eine andere Maschine? 3. Habt Ihr die Anweisung behalten? Die tönt so spannend...
Ach ja: Chinesen kennen so was wie Brot nicht... woher sollen die auch wissen, wie man das macht! Japaner zwar auch nicht, aber die bauen schon länger Elektrogeräte für den westlichen Markt.
Und überhaupt: Wie wär's denn ganz traditionell mit Backofen? Abends den Teig 'rein zum Aufgehen und morgens als erste Handlung den Backofen anwerfen - bis Ihr ganz wach seid ist das Brot fertig!
Ihr armen Brotliebhaber tut mir richtig leid!
Liebe Grüsse,
Andrea

 
At 10:06 AM, Anonymous Anonymous said...

Stellt Euch vor Esther und Urs, ich fahre jeden Morgen zum Beck und kaufe uns ein frischgebackenes, dunkles Pfünderli, fein duftend und noch leicht warm!
Nun, wir kennen das Problem mit dem Brot in der Fremde. Mit ein Grund, auch bei längerer Abwesenheit, gerne wieder nach Hause zu fliegen.
Weiterhin schöne Reise wünscht Euch Franz und Vreni

 
At 4:56 AM, Blogger mischo@asia said...

das ist echt USA, super Service und Benutzerfreundlichkeit bis ueber alle Grenzen. Kann mir dies hier in Indien schon gar nicht mehr vorstellen.
Dann noch weiterhin: gut brotback!
Cheers.
Mischo.

 

Post a Comment

<< Home