ursundestherunterwegs

Saturday, May 20, 2006

Von der Wüste des Death Valley in den Schnee des Sequoia NP

Wir sind in Sonora (westlich des Yosemite NP). Endlich haben wir wieder einmal wireless Zugang zum Internet, sodass wir einen neuen Bericht veröffentlichen können.

Am Samstag, 13. Mai, durchquerten wir das Death Valley. Für Camper ist dies nicht empfohlen, für gemietete Camper sogar verboten. Da der Camper aber für ein halbes Jahr uns gehört, wagen wir es trotzdem; zudem ist es ja noch nicht Sommer und nicht so heiss – meinen wir!
Um mehr vom Death Valley zu profitieren, durchfahren wir es von Süden her und überqueren dabei – auf recht holperigen Strassen – einen Pass von 1500 m Höhe. Dann geht es runter auf -85.5 m, den tiefsten Punkt der USA. Es ist erst 10 Uhr, als wir in Furnace Creek, dem Zentrum, ankommen, doch das Aussenthermometer misst bereits 37° und im Camper ist es trotz Klimaanlage gegen 40°. Da heisst es nichts anderes, als kurze Besichtigungen mit Sonnenschutz, Mittagessen im gekühlten Restaurant, Fahrt zum Zabriskie Point (ein must für jeden Filmfan). Und dann wollten wir eigentlich gerne im Tal übernachten, um Sonnenunter- und –aufgang zu geniessen.Die Hitze ist aber unerträglich. Kurz entschlossen fahren wir aus dem Tal hinaus in Richtung Westen (Sierra Nevada). Das heisst nochmals zwei Pässe überqueren, den ersten mit 1600 m Steigung, den zweiten mit 1000 m. Unser Fahrzeug schafft es, natürlich nur, weil wir in den Steigungen die Klimaanlage ausschalten. In der Ferne sehen wir die Schneeberge (Sierra Nevada) und übernachten gewissermassen am Fuss des höchsten Berges der USA ausserhalb Alaskas, dem Mount Whitney (4418 m) bei Lone Pine in den Alabama Hills, dem Drehort unzähliger Spielfilme.

Die drei nächsten Tage fahren wir am Rande und durch den Sequoia National Forest und übernachten jeweils an einem See (Lake Isabella, Lake Success), wo wir uns im kalten Schmelzwasser abkühlen können. Das ‚sportbegeisterte’ Publikum, das sich an den Seen niederlässt, passt nicht recht zu uns: die Toiletten sind gewöhnlich verschmutzt, was in den USA selten anzutreffen ist, die Picknickplätze unaufgeräumt und unappetitlich. Wasserbobs sausen auf dem See umher, Motorboote befahren mit hoher Geschwindigkeit und vor allem mit dröhnenden Motoren die Uferzone. Trotz der Seenähe ist es vor Sonnenuntergang noch 32° warm. Die Hügel ringsum sind alle kahl und das Gras in der Hitze und Dürre gelb; nur vereinzelt lässt sich ein Baum ausmachen. Mit Sehnsucht fahren wir in engen Serpentinen nordwärts durch die wunderbaren Wälder des Sequoia National Forest. Eine Vielfalt von Bäumen und blühenden Sträuchern begegnet uns, wie wir sie nicht kennen.

Im Sequoia National Park finden wir auf 2050 m Höhe in einem grünen Tal einen Platz. Zwar sind die einzelnen Stellplätze alle noch gesperrt, weil noch Schnee oder Schmelzwasser liegt; wir übernachten auf dem grossen Parkplatz. Nachts hören wir nur das Rauschen eines reissenden Bergbaches. Am Abend kommen Mule-deers bis auf eine Nähe von 15 m. Hier bleiben wir drei Nächte.

Als erstes fahren wir zum General Sherman Tree, einer ca. 2700 alten, 87 m hohen Giant Sequoia. Als Rom der Sage nach gegründet wurde, begann dieser Baum sein Leben. Die ganze Anlage rund um dieses älteste ‚Lebewesen’ der Welt ist sehr schön gestaltet. Die vielen ehemaligen Cabins (Wochenendhäuschen) und Strassen sind entfernt, die letzten erst 1999! Am 1.1.2006 verlor die Sherman Sequoia einen Ast, der aus ungefähr 50 m Höhe zu Boden stürzte. Der Ast weist einen Durchmesser von über 2 m auf, ist gewissermassen ein Nebenstamm. Diese Äste wachsen neben dem Stamm senkrecht in die Höhe. Die Kuppe des Baumes ist halb abgestorben, weil das Wasser nicht mehr diese Höhe erreicht. Alle paar Jahre gibt es ein Feuer; früher wurden Feuer bekämpft, heute sogar bewusst angelegt. Nur so können die Zapfen, die knapp die Grösse eines Hühnereis erreichen, ihre Samen freigeben, und nur wenn durch das Feuer das Unterholz zerstört ist, haben die jungen Bäume eine Wachstumschance.

Nach der Besichtigung des kleinen Giant Forest Museums fahren wir das für RV’s über 22“ nicht empfohlene 3.5 Meilen lange Strässchen am Moro Rock und Tunnel Log vorbei zur Crescent Meadow. Wir wagen es trotzdem. Es ist wirklich schmal und recht holperig. An ein Kreuzen ist kaum zu denken. Es hat sich aber gelohnt: Ein schöner Trail führt uns zu den beiden Meadows (gewissermassen Alpweiden) Crescent und Tharps, und wir sehen auch die Tharps Log, eine Hütte, die in den umgefallenen Stamm einer Sequoia eingebaut war. Ihr Besitzer, ein Herr Hale D. Tharp, war als erster Weisser unter Führung von Indianern 1858 hierher gekommen und hatte eine Meadow als Sommerweide für sein Vieh benutzt. Wo der Boden zu feucht ist, können die Sequoias nicht wachsen, Gras beginnt zu spriessen, Hirsche und Bären halten sich dort gerne auf. Leider können wir aber die Bärenmutter, die sich mit ihrem zweijährigen Jungen in dieser Gegend herumtreibt, nicht sehen.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine vierstündige Wanderung. Auf den Trails begegnet uns kein Mensch. Es ist wunderbar, durch die hohen Wälder zu wandern, einem Mule-deer zu begegnen, den Eichhörnchen nachzuschauen, sich von einer Schlange (wiederum!) erschrecken zu lassen (diesmal tragen wir Bergschuhe und nicht Teva-Sandalen). Der Moro Rock Trail führt uns auf Stufen auf den Moro Rock summit (2050m), der übrigens von Tharp um 1850 das erste Mal bestiegen wurde. Dieser Felsen ist eine Miniaturausgabe des Halfdome des Yosemite Parks, ein Granitbrocken, die vom Gletschereis rundgehobelt wurden. Auf den Moro Rock wurden gut angelegte Treppenstufen mit einem Geländer angelegt, sodass wir die 100 m Höhendifferenz leicht überwinden können. Dabei überholen wir einige erschöpfte Touristen, die sich den Schweiss von der Stirn wischen und offenbar kurz vor dem Herzinfarkt stehen. Ist gut, dass das Matterhorn in der Schweiz und nicht in Kalifornien steht. Ich glaube, die Amis würden ebenfalls eine Treppe hinaufbauen und müssten dann dauernd erste Hilfe leisten.
Von der Spitze aus haben wir eine schöne Sicht gegen Westen in die Hügellandschaft – und auch auf den Smog, der sich von San Francisco aus südwärts dem San Juan Valley entlang ausbreitet und leider auch die Sequoia Bestände erreicht. Im Westen sehen wir die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Die Sonne scheint warm und wir achten darauf, keinen Sonnenbrand zu holen. Esther hält sich tapfer. Ihren Bänderriss merkt sie zwar kaum mehr, doch schmerzt ihr die Dornenspitze, die sie sich am linken Fuss vor ein paar Tagen eingehandelt hat.
Bei der Wegfahrt sehen wir am Strassenrand viele Leute stehen: ein Bär! Sogleich holen wir die Filmkamera, mit der wir den Bären Bildschirm füllend filmen können. Da er sich gerne in der Nähe von Touristen herumtreibt, wurde er mit einer Ohrenmarke versehen (y56), wie wir erkennen können. Leider kann uns kein Ranger etwas über die Identität dieses putzigen Kerls sagen. Vor 14 Tagen lag hier noch überall Schnee; die Bären haben erst jetzt ihr Winterquartier (Höhlen) verlassen. Übrigens können wir auf der Weiterfahrt am nächsten Tag einen weiteren Bären beobachten.

Zurück auf dem Campground (Parkplatz) entlädt sich ein Sommergewitter. Jeden Nachmittag hörten wir hier oben Donner, der gewaltig zwischen den mächtigen Felsen widerhallt.
Wir versuchen wiederum Brot zu backen; diesmal von Hand geknetet. Es gelingt nicht schlecht, und wir essen seit über 5 Wochen zum ersten Mal wieder knuspriges, nicht gesüsstes Brot.

Nun geht es weiter immer nordwärts über Lake Tahoe in die Cascade Range.

P.S.
Mails ohne Beilagen (attachments) und mit max. 6000 Zeichen (eine eng beschriebene A4-Seite) empfangen wir problemlos mit dem PocketMail.
Bei grösseren Mails wird der Anteil, der 6000 Zeichen überschreitet, nicht übermittelt. Diese Mails können wir vollständig einsehen und ebenso die Mails mit Beilagen, wenn wir wie heute wireless-Zugang zum Internet haben, was nur ungefähr alle 7-10 Tage möglich ist.

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