ursundestherunterwegs

Saturday, March 27, 2010

Die Wüste lebt

Unsere bisherige Reiseroute


Im Saguaro National Park
Im Saguaro N.P. verbringen wir zwei Tage im absolut ruhigen Campground des Tucson Mountains Parks, etwa 20 Meilen westlich von Tucson.
Einen ganzen Nachmittag durchstreifen wir die Westerntown Old Tuscon. Sie ist ein 1939 für den Western-Klassiker ‚Arizona’ errichteter Nachbau des Städtchens Tuscon in der Zeit vor 1900. Eine ganze Reihe weiterer Western wurde hier gedreht, vor allem mit John Wayne in der Hauptrolle, ferner mehrere Fernsehserien, am bekanntesten High Chaparral. Rund um das Gelände fährt ein Miniaturzug, auf dem wir natürlich auch eine Runde mitfahren. Sie fährt ab der Bahnstation ‚Tucson’, die manche vielleicht von Western her kennen. Neben dem Kirchlein steht die 1872 erbaute Dampflokomotive ‚Reno’, die einst auf der Virginia and Truckee Railroad verkehrte. Wir müssen uns unbedingt wieder einmal einen Western ansehen, der in diesen Kulissen gedreht wurde.
Im Saloon sehen wir uns eine farbenprächtige, filmreife Cancanvorstellung an. Die drei tanzenden Damen wirken kurz darauf in einer gekonnten Stuntshow, wo man sich schlägt, vom Dach runterfällt, schiesst und erschiesst. Der Galgen wird leider nicht benutzt. Eine weitere Show zeigt, wie Billy the Kid mit Hilfe einer der drei Damen aus dem Gefängnis entkommt. Schliesslich geht es noch in ein Gruselbergwerk, das für zarte Gemüter nicht zu empfehlen ist. Nachdem so das Männerherz vollständig auf seine Rechnung gekommen ist, genehmigen wir uns in der Hitze von 30° ein köstliches Eis.
Auf dem Campground beobachten wir einen Specht (Woodpecker) an einem Saguaro, wo er sich in einem oberen Stockwerk ein feudales Penthouse eingerichtet hat. Ein kleines Häschen mit weissen Hinterbacken hopst davon. Auf dem Strauch neben unserem Stellplatz sitzt die längste Zeit ein Specht mit rotem Käppi. Nach dem Nachtessen spazieren wir kurz durch die Landschaft und sehen Fledermäuse auf ihrem Abendflug.
Info zum Saguaro: 6 t schwer, kann bei Regenfall eine Tonne Wasser fassen, lässt mit 75 Jahren die ersten Arme wachsen, produziert bis zu 50 Blüten, unter denen rötliche Früchte wachsen, die auch heute noch geerntet werden. In den ersten 10-15 Jahren wächst er nur 2.5-5 cm! Wurzelsystem: flach, nicht in die Tiefe. Sträucher geben dem jungen Saguaro Schutz vor Sonne und Frost. Es kann im Winter Schnee liegen, die kälteste gemesseneTemperatur betrug -15°! Der Saguaro schnürt sich dann zusammen. Ein Saguaro produziert bis 40 Millionen Samen in seinem Leben; nur einer von 250'000 wächst zu einer erwachsenen Pflanze.
Dem Besuch des hervorragenden Sonora Desert Museum widmen wir einen ganzen Tag. Es ist eine Mischung von Museum und Zoo und erstreckt sich über ein weites Gebiet im Freien. Wir sind beeindruckt. Zuerst haben wir eine einstündige Führung (anfänglich für uns allein). Dann sehen wir eine gelungene Darbietung über Raubvögel. In Gehegen sehen wir einen Cougar (Berglöwen), Fischotter, Kojoten, verschiedene Vögel, vor allem den Woodpecker am Saguarostamm, viele Kolibris (Hummingbirds) mit Nestern, Blumen und Sträucher. Zudem gibt es ein Restaurant mit feiner französicher Küche, was wir hier in den USA sehr zu schätzen wissen!


Nach zwei Nächten verlassen wir den Park - mit etwas Wehmut, denn die grüne Wüste, deren Pflanzen derart sensibel auf den Regen reagieren, hat uns sehr gefallen.



Im Patagonia State Park
Im nahe an der mexikanischen Grenze gelegenen Patagonia State Park werden wir mit einer Vielfalt von Vögeln beglückt. Diese haben sich auf 1200 m Höhe an einem Stausee niedergelassen oder benutzen dieses Feuchtgebiet als Zwischenhalt auf ihrem Zug. Am Morgen nehmen wir an einer Vogelexkursion teil und hören die Namen von so vielen uns unbekannten Vögeln, dass wir die meisten bald wieder vergessen werden! Wir befinden uns als Laien in einer Gruppe von kurligen, mit Profi-Feldstechern und Fachbüchern ausgerüsteten Ornithologen. Wir denken, die Exkursion dauere anderthalb Stunden. Wir harren bis zum Ende aus: dreieinhalb Stunden. Einen Vogelnamen werden wir bestimmt nicht vergessen: den Trogan. Alle Leute, die uns begegnen, stellen immer dieselbe Frage: Did you see the Trogan? Antwort: No, we did’nt! Der Trogan ist ein grösserer Vogel, der von Mexiko in den Norden fliegt. Ein Männchen - und nur dieses - zeigt sich jedes Jahr an diesem See, oder es zeigt sich eben nicht. Nun, wir haben ihn nicht gesehen, dafür den Vermillion Flycatcher, Warblers, den Osprey (Fischadler), den Rotschwanzfalk (Redtailed Hawk) und viele andere, deren Namen wir ... (s.o.). Doch die Erinnerung an den Spaziergang dem See entlang, unter spriessenden Pappeln, an weidenden Rindern vorbei, wird uns bleiben.




Im Kartchner Caverns State Park
Am gleichen Tag fahen wir weiter und erreichen nach einer Stunde Fahrt den Kartchner Caverns S.P., wo wir gleich an einer Führung durch ein Höhlensystem teilnehmen, das erst vor 30 Jahren auf dem Land der Farmerfamilie Kartchner entdeckt wurde. Wir haben zwar schon interessantere Höhlen in Spanien und Kroatien gesehen, doch die Erklärungen der Rangerin und die gesamte Organisation ist hervorragend. Man passiert drei Schleusen, bis man schliesslich in den Höhlen angelangt ist. Man darf auch nicht fotografieren, um das Mikrobiosystem nicht zu stören. Dadurch soll das Klima des Höhlensystems erhalten bleiben. Da die Höhlen nahe an der fast stets sonnenbeschienenen Oberfläche liegen, sind sie konstant 25° warm und sehr feucht. Sie werden deshalb auch als Winterquartier für die Klapperschlange, den Kojoten und kleinere Lebewesen benutzt. Bei der Entdeckung der Höhlen wurden auch die 80'000 Jahre alten Knochen des 2 m grossen Shaster Ground Sloth (Nothrotherion shastensis), vermutlich eine Art Faultier, das vor 10'000 Jahren ausgestorben ist, entdeckt.
Auf einer Höhe von 1400 m brennt zwar die Sonne intensiv, es bläst aber ein kräftiger, kühler Westwind, der unseren RV recht ins Wanken bringt. Die Temperatur steigt nicht über 22°. Deshalb unternehmen wir gleich zwei Wanderungen. Die erst dauert laut Angabe 2-3 Stunden, die zweite 4-5 Stunden. Obwohl wir nicht schnell gehen und dauernd beobachten und fotografieren, benötigen wir nur 1.5 bzw. 3 Stunden. Die zweite Wanderung ist für uns ein highlight. Wir begegnen keiner Menschenseele. Lediglich ein paar Vögel, zwei white-tailed Muuldeers (Hirsche mit weissem Schwanz) und ein weiteres Tier, vermutlich ein Kojote, kreuzen unseren Weg. Der Pfad folgt einem Canyon, der ein wenig Wasser führt. An den Ufern gedeihen nebst manchen Sträuchern einige Bäume. Dann führt der Weg steiler hinauf durch einen echten grünen Wald: nebst Eichen und blühenden Manzanitas (die Blüten sind denen der Erika ähnlich), Alligator Juniper und vereinzelt Föhren. Ein überwältigendes Erlebnis, nachdem wir in der tieferen Region fast nur vertrocknete Baumskelette gesehen haben. Auf dem Bergsattel bietet sich ein wunderbarer Fernblick auf die Ebene und die Berge am Horizont im Osten, im Süden auf den schneebedeckten Miller Peak der Sierra Vista (2850 m).




Heute Morgen sind wir auf die I-10 gefahren und haben uns von einem kühlen, kräftigen Westwind ostwärts bis Las Cruces treiben lassen. Die Fahrt ist eintönig. Abwechslung bringen lediglich die Berge, an denen wir vorbeiziehen: einige bewaldet, einige wenige mit Schnee auf den Gipfeln, die meisten kahl. Wir überholen oder kreuzen lange Güterzüge, die auf dem parallel zur I-10 führenden Schienenstrang in zügigem Tempo dahindonnern. Lastwagen überholen uns. Sie fahren durchwegs mit 75-80 Meilen/Stunde, d.h. gute 120 km/Std. und sind zudem meistens 60 Tonnen schwer. Da würde Giezendanner vor Neid erblassen. Den Adrenalinspiegel lassen die paar Windhosen hochsteigen, die es offenbar auf unser auf Seitenwind anfälliges Fahrzeug abgesehen haben. Aber wir haben es geschafft! Und nun sitzen wir im RV, haben Wifi-Zugang und können euch allen berichten.

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