ursundestherunterwegs

Wednesday, April 07, 2010

In den Wäldern New Mexicos

Unsere Route (5.-7.4.):


Am Montag, 5.4., verlassen wir den wunderschönen Ort am Rio Penasco und fahren mit leichter Steigung mit rechtem Gegenverkehr an vielen Feriensiedlungen vorbei. Die Passhöhe dürfte etwa auf 2650 m liegen. Auf der Schattenseite liegt noch recht viel Schnee. Von der Höhe aus sehen wir in der Ferne die White Sands Dunes wie ein lokal begrenztes, unruhiges Nebelmeer.

Dann geht die Fahrt zügig bergab mit 6% Gefälle. Das Getriebe im D (Drive) und wie immer eingeschaltetem Tow Haul, schaltet automatisch in den 3. und dann in den 2. Gang. Die Bremse benötige ich überhaupt nie.
In Alamogordo, das wir von 2006 her ‚kennen’, geht Esther zur Coiffeuse, die ihr in Rekordzeit die Haare zu einem Spottpreis kurz, aber gut schneidet. In der Ferne, d.h. 50 km nördlich sehen wir wiederum die 3600 m hohe schneebedeckte Sierra Blanca. Nach dem Einkauf im teuren organic food shop Nature’s Party fahren wir zum Oliver Lee SP, wo wir einen absolut ebenen Platz und Aussicht auf die weite Ebene und die Organ Mountains, hinter denen Las Cruces liegt, geniessen. Die Sonne brennt, es bläst aber zwischendurch ein kräftiger, böiger Wind. Im RV sind es akzeptable 30°.
Nach dem Mittagessen und einer Siesta machen wir uns um 15.30 Uhr auf den Dog Canyon National Recreation Trail, von dem wir gut die Hälfte durchwandern. Bis zum Trailende wären es 5.5 Meilen und 1000 Höhenmeter gewesen! Etwas zuviel für den Nachmittag und unsere arthritischen Füsse! Innert zwei Stunden wandern wir bis zur Line Cabin (2.9 Meilen, auf 1880 m; 480 Höhendifferenz). Es ist warm; um 16 Uhr 30°, um 18 Uhr noch 27°. Zuerst geht es 200 m aufwärts, dann fast eine Stunde auf gleichbleibender Höhe über dem Canyon und schliesslich gelangen wir auf eine Hochebene, wo früher vielleicht Landwirtschaft betrieben wurde. Da ein kräftiger Wind weht, ist das Wandern erträglich. Wir befinden uns im Westen des Lincoln National Forest. Erst nach 19 Uhr sind wir zurück, gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, der heute um 19.22 Uhr stattfindet. Am westlichen Himmel geben sich Venus und Merkur ein Stelldichein.


Wir geniessen die warme Dusche und ziehen uns bald in unseren RV zurück. Die Stille und der Ausblick auf die Ebene und die Organ Mountains in der Ferne sind wunderbar.
Am nächsten Morgen treffen wir vor der Abfahrt auf Manfred, geb. 1942, der 1963 vom Ruhrgebiet ausgewandert ist und seither in New Mexico lebt. Er handelte u.a. mit Ersatzteilen für Mercedes und BMW. Er hat einen Sohn, in der Nähe von El Paso ein Haus und lebt mit seinem Hund längere Zeit jeweils in seinem VW-Pickup, lässt seine weissen Haare auf den Reisen wachsen. Mit seiner 89-jährigen Mutter, die immer wieder mit ihrer Freundin monatelang zu ihm auf Besuch kommt, hat er dank Google (Satellitentelefon) regen Kontakt. Er kennt die Gegend sehr gut, sei schon hundertmal den Dog Canyon Trail zur Cabin gegangen, vor ein paar Jahren in brusttiefem Schnee. Vor 14 Tagen habe hier auf dem Campground 20 cm Schnee gelegen. Er ist kritisch den Amis gegenüber, bedauert, dass der Park nicht nach Fançois-Jean „Frenchy“ Rochas, einem ca. 1885 aus Südfrankreich eingwanderten Franzosen benannt wurde. Dieser hatte hier vorbildlich Landwirtschaft betrieben und wure von Texanern, die sich bei ihm verschuldet hatten, erschossen. Frenchy habe guten Zugang zu den Apachen gehabt und habe mit ihnen Tauschhandel getrieben. Mit einem Karren sei er immer wieder die 100 km nach Las Cruces gefahren und mit 500 kg Mehl zurückgekehrt. Ein Teil davon sei vermutlich für die Indianer bestimmt gewesen. Zu seiner Zeit habe es hier noch grosse Weideflächen gegeben, das Land wurde aber überweidet, von Kühen, dann von Schafen. Statt Gras wachsen nun Kakteen. Die ansässigen Landwirte weigern sich vehement, auf die Viehwirtschaft zu verzichten. Manfred kennt auch viele Pflanzen. Er braut sich aus den Blättern des Creosote selber Tee und befreit seinen Hund mit einem Creosotesud von Zecken. Schade, dass wir Manfred nicht schon gestern getroffen haben! Er hätte uns viele weitere wertvolle Informationen geben können.
Gegen starken Westwind haben wir auf der ganzen Weiterfahrt zu kämpfen. Auf der I-10 schaltet der Automat selbst bei 55 M/h zweitweise in den 3. Gang! Schliesslich gelangen wir nach Silver City, das wir bereits 2006 besucht hatten. Im Diane’s Restaurant essen wir sehr gut. Die Forsythien blühen, und an den Cottonwood (Pappeln) treiben die ersten hellgrünen Blätter hervor. Nach anderthalbstündiger Fahrt auf der # 15 gelangen wir um 16.20 Uhr ins Visitor Centre des Gila Cliff Dwellings N.F. (National Forest), kurz bevor es schliesst. Die Fahrt durch die bewaldeten Berge gefällt uns sehr. Es geht in engen Kurven auf schmaler Strasse bis 2400 m hinauf und wieder auf 1700 m hinunter und wieder auf und ab. Auf der Schattenseite liegt noch Schnee. Die beiden Campgrounds sind für uns nicht zugänglich, da eine Brücke im Januar 2010 durch Hochwasser beschädigt wurde. Wir dürfen aber kostenlos kurz vor dieser Brücke auf einem Parkplatz übernachten.
Nach einem schönen Abendspaziergang, auf dem uns ein Hirsch begegnet, waschen wir unsere Sandalen im Fluss (West Fork Gila River) und essen im RV. Ein halbes Dutzend Hirsche äst neben dem Parkplatz.
Am nächsten Morgen erwachen wir mit eiskalter Nase. Das Thermometer zeigt 0°! Beim Morgenessen im RV beobachten wir einen Maulwurf, der gleich neben uns ein Loch ausbuddelt und die Erde sorgfältig kreisförmig an die Oberfläche schafft.

Wir haben uns an die Gepflogenheiten des Landes angepasst: Wir fahren um 8 Uhr mit dem Auto zum WC neben dem Visitor Center, mit dem kleinen Unterschied, dass unser Weg zum WC eine Meile misst, die meisten Amis jedoch bereits für 100 Meter Weg ihr Auto benützen! Dann geht es zu Fuss über die Brücke eine Meile weit bis zu den Gila Cliff Dwellings, die um 9 Uhr öffnen. Um diese Zeit hat es noch fast keine Besucher. Ein schöner Pfad führt in den Canyon hinein und dann aufwärts zu den Höhlenwohnungen in den Felsen. Die Hälfte der sechs Höhlen sind auf Treppen und Leitern zugänglich. Ein englisches Paar, das sich als Volunteers für drei Monate hierher verpflichtet hat, gibt uns bereitwillig Informationen. Wir sehen auch die Stelle, an der man auf Grund der Urinspuren darauf geschlossen hat, dass hier Felle gegerbt wurden. Unten rauscht der Gila River an mächtigen Cottonwood vorbei, die noch keine Blätter angesetzt haben.


Nach der obligaten Kaffeepause fahren wir auf einem Umweg nach Silver City zurück, wo wir einkaufen, tanken und in einem chinesischen Restaurant eine Mahlzeit einpacken.
Erst um halb vier Uhr setzen wir die Fahrt auf der # 180 fort und gelangen ins Tal des San Francisco River an den Fuss der Mogollon Mountains. Kurz nach Glenwood finden wir eine Meile auf staubiger Fahrt landeinwärts einen kleinen, etwa 10 Stellplätze umfassenden privaten Campground, von dem 8 Plätze von Dauermietern und einer von einem deutschen Ehepaar, das kurz vor uns angekommen ist, belegt sind. Wir haben nochmals Glück gehabt. Der Platz liegt unter mächtigen Eichen und Wachholderbäumen. Ein Nachbar ist uns gleich behilflich, als er sieht wie wir den Abwasserdeckel nicht öffnen können. Er hatte mal 14 Katzen. 11 davon haben ihm die Kojoten oder Bussarde geholt.
Wir unterhalten uns auch mit dem deutschen Ehepaar, das am 4.3. in Phoenix gestartet ist und im Norden am Grand Canyon Temperaturen von -7° antraf, ferner im Catalina S.P. 10 Tage vor unserem dortigen Aufenthalt drei Tage lang festsassen, weil die Strasse wegen starker Niederschläge durch einen Fluss verschüttet war. Sie konnten auch keine Wanderungen unternehmen, bei denen man ja bekanntlich ein Flüsschen durchwaten muss, das bei ihnen zum reissenden Wildbach wurde.
Eine Rentnerin, die die meiste Zeit auf diesem Platz verbringt, weiss uns vieles zu erzählen. Sie kennt viele Blumen, hat schon Javelinas (eine Art Wildschwein), Kojoten, Hirsche usw. beobachtet und fotografiert. Sie erzählt auch von der grossen Trockenheit. Normalerweise regnet es zwischen November und Januar, und das Grundwasser und die Reservoirs füllen sich auf. Die zweite Regenzeit, der sogenannte Monsun, findet im Hochsommer statt. Diese Regenfälle sind sehr heftig und machen manche Strassen unpassierbar. Letztes Jahr fielen beide Regenzeiten aus. Quellen und Bäche versiegten, Rinder verendeten auf den Weiden. Uns scheint die ganze Gegend recht trocken. In den bisherigen 41/2 Wochen haben wir kaum mal Wolken gesehen. Die Rentnerin bietet uns ihren Internetanschluss an und offeriert uns freigebig auch den Anschluss unseres Nachbarn. So können wir heute gleich wieder diese Nachricht in den Blog setzen.

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