ursundestherunterwegs

Saturday, April 10, 2010

Bergstrassen und Blumen Arizonas

Ursprünglich hatten wir geplant, nach Tucson die traumhafte Strasse #191 nordwärts zu fahren und in den Nationalparks im Gebiet des Colorado River zu wandern. Wegen der kalten Temperaturen und der starken Schneefälle entschieden wir uns, im Süden zu bleiben und sogar bis zum Big Bend (Grosse Biegung des Rio Grande) in Texas zu fahren. Nun hatten wir doch noch Gelegenheit, die # 191 - von Norden nach Süden - zu befahren. Diese Fahrt war ein einzigartiges Erlebnis.
Nach einer kalten Nacht - im RV 3° am Morgen - wärmen wir uns an den Sonnenstrahlen und schwatzen noch mit dem deutschen Ehepaar, ehe wir gegen 10 Uhr abfahren. Heute gewinnen wir in Arizona eine Stunde Zeit, da dieser Staat, der zwar wie New Mexico Mountain Time kennt, die Sommerzeit (daylight) nicht einführt.
Wir fahren die # 180 nordwärts, überqueren den San Francisco River und gelangen über Luna nach dem Winterskiort Alpine. Hier erreichen wir eine Höhe von 2400 m. Ab Alpine befahren wir nun die unsere Traumstrasse 191 südwärts. Während der folgenden 160 km langen und gute drei Stunden dauernden Fahrt durch den Apache Sitgreaves National Forest treffen wir auf keine einzige Ortschaft; lediglich in Hannagan Meadow steht ein kleines, noch kaum aus dem Winterschlaf erwachtes Restaurant. Die Autos, die uns begegnen, sind an einer Hand abzuzählen. Die Strasse führt uns bis auf 2800 m hinauf, fällt mal steil ab und steigt wieder hoch. Manche Strecken sind nur mit 20 M/h zu befahren. Schneemauern, die vor allem vom letzten grossen Schneefall vor drei Wochen stammen, säumen die Strassenränder. Uns begeistern die dichten Wälder. Eine Vielzahl von Nadelbäumen, von denen wir nur wenige kennen, säumen die Strasse. Bächlein, die vom Schmelzwasser genährt werden, sprudeln der Strasse entlang. In der Ferne erblicken wir immer wieder hohe Schneeberge: im Osten die Tularosa Mountains, im Südwesten die Pinaleno Mountains mit dem 10717 ft. hohen Mt. Graham, an dessen Fuss wir heute Abend ankommen werden. Gerne hätten wir die kommende Nacht irgendwo in den wunderschönen Wäldern verbracht, doch die Campgrounds sind in dieser Höhe alle noch tief verschneit und deshalb geschlossen. Zudem würde es in der Höhe zwischen 2200 und 2400 m in der Nacht recht kalt werden.



Nach 160 km, 10 km vor Clifton kommt dann die ‚kalte Dusche’: Kaum haben wir den National Forest verlassen, verunstaltet ein riesiges Bergbaugebiet den Ausläufer des Gebirges. Die Firma Phelps Dodge Mining Company baut hier in Morenci Kupfer auf einer Fläche, für deren Durchfahrt wir eine gute Viertelstunde benötigen, ab. Seit 1937 wird hier ein ganzes Gebirge abgetragen. Kilometerlange Wasserleitungen und Förderbänder führen den terrassierten Hängen entlang, riesige Lastwagen, deren Räder 3.6 m Durchmesser haben, 270 Tonnen laden können, 2 Mio $ pro Gefährt kosten, donnern auf gewundenen Pisten und wirbeln den roten oder gelben Staub hoch empor. In Morenci und Clifton stehen Hunderte von kahlen Arbeiterbaracken, eine Eisenbahn führt von Süden her bis hierher. Erfreulich: das für den Abbau benötigte Wasser wird rezykliert, z.T. mehrmals.
Natur:

... und Technik:

Die # 191 führt als gut ausgebaute Autobahn weiter. Bei der Abzweigung nach Guthrie sehen wir plötzlich in der Ferne gelbe Bergrücken. Esther ist entsetzt: sie meint, auch hier werden Kupfer und Gold abgebaut. Dem ist nicht so: Die Berghänge sind übersät mit einem in kräftigem Gelb blühenden Mohn (Mexican Poppy), vermischt mit Teppichen von violetten und weissen Blümchen. Während den nächsten 10 km begleiten uns auf beiden Seiten der Strasse weit ausgedehnte Blumenfelder.



Um 17 Uhr erreichen wir - nach einer reinen Fahrzeit von 6 Stunden - unser Ziel: der Campground des Roper Lake S.P.. Ein sehr schöner Platz, an einem kleinen, tiefblauen See gelegen, im Rücken die verschneiten Pinaleno Mountains. Es ist wunderbar warm. Viele Vögel sind zu sehen. Ein gutes Dutzend Gambel’s Quail rennen umher und picken die Samen, die von den Cottonwood herunterschweben, vom Boden auf, Yellowheaded Blackbirds (Amseln mit gelbem Kopf und gelber Brust) versammeln sich auf den Bäumen des Platzes, Enten schwimmen im Wasser und kommen bettelnd an unseren Stellplatz. Ganze Schwärme von Schwalben fliegen aus dem Schilf auf und jagen den Mücken nach.

Am nächsten Tag machen wir einen kleinen Rundgang um den See. Dann fahren wir die Swift Road 14.5 Meilen in die Pinaleno Mountains hinauf. Die 35 Meilen lange Bergstrasse, die bis auf 3000 m Höhe hinaufführt, ist nur bis Meile 20 geöffnet.
An der Wet Canyon Picnic Area, auf 1800 m Höhe, sehen wir blühende Arizona alder (Alnus oblongifolia; Erlenart). Auf einem kleinen Spaziergang treffen wir auf unzählige Eidechsen. Bis auf diese Höhe wurde im 19. Jahrhundert kräftig Holz geschlagen und von den Brüdern Jacobson in einem Sägewerk verarbeitet. Nachgewachsen sind nur Gebüsche und kleinere Wachholderbäume (Juniper).


Ab 2000 m Höhe sehen wir die bereits bekannten Ponderosa Pine (Pinus ponderosa), die Douglas-fir (Pseudotsuga menziesii), White Fir (Abies concolor) und Aspen (Populus tremuloides, Zitterpappel). Kleine, noch von tiefen Schneehaufen umgebene Ferienhäuschen sind im Wald versteckt - eine fette Beute für Waldbrände! Wir stellen den RV beim Twilight Camping, auf 2250 m Höhe ab und beginnen eine Wanderung auf einem Trail, der zu einem höher gelegenen Platz führt. Doch bereits nach 20 Minuten müssen wir umkehren, da noch zu viel Schnee liegt. Uns erfreut zwar die Vielfalt von Nadelbäumen, anderseits beelenden uns die grossen Waldbrandflächen. Immerhin wachsen an gewissenn Stellen wieder kleine Nadelbäume nach. Die Waldbrände sind meist verursacht von unachtsamen Campern, die ihr Campfire nicht sorgfältig gelöscht haben. Campfire gehört zu den Amis wie die überdimensionierten Autos, deren dröhnende Motoren sie oft unnötig laufen lassen. Selbst bei hoher Waldbrandgefahr - und die herrscht meistens - darf gezeuselt werden, wenn auch nur mit Holzkohle!

Nun befinden wir uns auf der Fahrt ins Chiricahua National Monument, das wir zwar von unserer letzten Reise her kennen, in dem wir aber unbedingt nochmals wandern wollen.

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