ursundestherunterwegs

Monday, November 03, 2014

Subtropisches Florida

Nach unserem Aufenthalt in der südlichsten Stadt Floridas, dem Ausgangspunkt unserer Exkursionen in den Everglades National Park, fahren wir in drei Tagesetappen der Südwestküste entlang ins Landesinnere, nach Orlando.
Unterwegs geht es von der Nordgrenze aus nochmals in den National Park, in das Shark Valley, hinein. Es gibt hier zwar weder Haie noch ein Tal; Florida ist ja absolut flach. Unter kundiger Führung eines engagierten Rangers fahren wir mit dem ‚Tramway’ auf einem 12 km langen Weg, der 1946 von einer Ölfirma errichtet wurde. Neben der Strasse verläuft ein künstlicher Kanal, dessen Aushub für das Fundament der Strasse verwendet wurde. Dieses Gewässer ist nun ein Paradies für Vögel und Alligatoren geworden. Ein Alligatorweibchen mit fünf kürzlich geschlüpften Jungen können wir aus nächster Nähe beobachten. Zwei liegen auf ihrem Rücken, eines auf einem Seerosenblatt. Es schnappt sich eine Fliege und kriecht dann auf den Kopf der Mutter.
Wesentliche Unterschiede zwischen Alligator und Krokodil: Alligator hat eine breitere U-förmige Schnauze, nur die Zähne des Oberkiefers sind sichtbar, die Farbe ist dunkler, er lebt im Süsswasser, nur in den USA und China.
Eine grosse, aber noch lange nicht ausgewachsene Geierschildkröte, ein Alligatorsnapper, kriecht über den Asphaltweg von einem Sumpf in den anderen. Mit dem wurmartigen Zungenfortsatz lockt sie mit geöffnetem Mund Fische an, die sie sich dann schnappt.
In einem breiten Kanal suchen die Alligatoren massenweise vor den austrocknenden Sümpfen Zuflucht. Hier ist auch ein Exemplar des seltenen, in den Tropen beheimateten Waldstorchs (Woodstork) zu sehen. In den USA gibt es nur kleine Kolonien. Erwachsene Waldstörche haben eine Flügelspannweite von 1,50 m. Der Waldstorch besitzt breite Flügel und fliegt mit gestrecktem Hals und gestreckten Beinen. Im Flug zeigt sich eine schwarze Flügelkante. Sein Gefieder ist weiss, die Beine sind schwärzlich-grau, die Füsse rosa, der Kopf ist dunkelbraun, das Gesicht schwarz, der nach unten gebogene Schnabel ist gelblich.
Auf der Weiterfahrt kommen wir an Orte, die sich die Namen berühmter Seestädte gegeben haben: Naples, Venice. St. Petersburg usw. Die blendend weissen Sandstrände, die sich kilometerweit erstrecken, sind sehenswert. Das haben vor allem die zahlreichen Millionäre gemerkt, die hier in aufdringlicher Weise ihre Villen erbauten und dem gewöhnlichen Fussvolk die schönsten Strandabschnitte vorenthalten. Deshalb fahren wir gerne über hohe und lange Brücken. Es ist fast die einzige Möglichkeit, von der Strasse aus das Meer und die Inseln zu sehen.

Sanibel
Die am Golf von Mexiko gelegene Insel soll nach der Königin Isabella ‚San Ybel’  benannt sein.
Offiziell wurde die Insel erst 1884 besiedelt. Wir erfahren aber, dass die Calusa Indianer vor 2500 Jahren hierher kamen und in den Wäldern in Siedlungen wohnten, die sie auf von Muscheln aufgehäuften Anhöhen errichtet hatten. Hier gab es alles, was sie zum Leben brauchten: Fisch, Muscheln und Früchte im Überfluss – so viel, dass sie sich gar nicht erst mit Ackerbau abgaben.
Sie bildeten eine hoch organisierte Gesellschaft mit Adligen, Priestern, Sklaven. Erste Kontakte zu den Spaniern fanden schon 1513 statt, doch konnte die Einwanderung und Missionierung lange Zeit abgewehrt werden. Erst im Kampf gegen andere mit den Spaniern verbündeten Indianerstämmen war ihr Untergang nicht mehr abzuwenden: eingeschleppte Krankheit, Kriege und Verschleppung dezimierten die einheimische Bevölkerung.
Erst 1963 wurde die Insel mit einer Brücke mit dem Festland verbunden, was den Insulanern gar nicht gefiel. Sie erliessen die restriktivsten Landnutzungsgesetze Floridas: kein Haus darf höher als eine Palme sein. Es gibt keine Reklamen, keine Signalanlagen an Kreuzungen. Polizisten regeln an den Kreuzungen den Verkehr wie bei uns anno dazumal. Heute führt eine gebührenpflichtige elegant geschwungene Brücke vom Festland hinüber, die über zwei kleine Inseln verläuft. Sanibel ist berühmt für schöne Strände, an denen es die größten Muschelvorkommen der USA gibt und für eine Vielzahl an heimischen Vogelarten (z. B. Schneesichler, Rosalöffler, Schlangenhalsvögel, Kuhreiher, Pelikane, Taucher, Fischadler). Zu beobachten sind aber auch Alligatoren, Waschbären und mit viel Glück auch Seekühe. Auf einem 6 km langen Fahrweg, wo wir jederzeit halten, aussteigen, beobachten und fotografieren können, sehen wir unter anderem den Yellow-crowned Night-Heron (Krabbenreiher)

St. Petersburg
ist für uns ein Übernachtungsort. Wir versäumen es aber nicht, der Westküste entlang zu fahren. Beim John’s Pass parkieren wir und spazieren auf dem Boardwalk, sehen den vielen Pelikanen zu und beobachten, wie ein Fischer seinen reichen Fang an prächtigen Fischen auslädt und in grosse Kartonschachteln verladen lässt. Die Fische, manchmal mit weit geöffnetem Maul, tun uns leid. Über den schönen Pinellas Bayway geht es dann über eine elegant geschwungene Brücke aufs Festland und in die Downtown. Das wohl bedeutendste Gebäude der Downtown ist das Salvador Dali Museum. Wir durqueren mit nur 15 Meilen/Std. auf der verkehrsberuhigten, von Bäumen gesäumten Center Avenue die Altstadt. Dann geht es leider wieder über stark befahrene Autobahnen nach Kissimmee, südlich von Orlando. Lastwagen donnern links und rechts an uns vorbei, laute Trucks überholen uns, schneiden uns den Weg ab, schnelle Wagen fahren mit übersetzter Geschwindigkeit Slalom. Die schlechtere Alternative sind meist vierspurige Nebenstrassen, auf denen fast jeden Kilometer eine Verkehrsampel an einer Kreuzung zum Anhalten zwingt. Die grüne Welle gibt es auch in diesem Sinn in Florida nicht!

Nun geniessen wir eine Woche Ruhe im Hapimag Resort in Kissimmee, südlich von Orlando. Die Stille ist erholsam. Wir haben Zeit, die vielfachen Eindrücke der letzten 7 Wochen zu verarbeiten.
Wir wohnen in einem Reihenhaus mit 3.5 Zimmern. Ich schlafe im Master Bedroom mit einem 2x2 m grossen Bett und eigenem Bad und kann nun schnarchen so laut und lange wie ich will. Esther begnügt sich ebenfalls mit eigenem Zimmer mit Bad und immerhin mit zwei Einzelbetten. Die Wohnung hat alles, was ein Amerikaner unbedingt benötigt: drei WC, zwei Bäder, Waschmaschine, Tumbler, Geschirrspüler, Eiswürfelmaschine, Toaster, Kaffeemaschine etc. Einen Nespressoautomat habe ich mir ausgeliehen. So kann ich nach 7 Wochen endlich mal wieder einen anständigen Kaffee geniessen. Die Feriensiedlung ist sehr schwach belegt, nur zu ca. 20 %. Es herrscht daher eine wohltuende Ruhe. Sie umschliesst zusammen mit einem weiteren Resort ein ca. 20 ha grosses Areal mit Schwimmingpools, einem grösseren See mit einer Insel, auf der sich bei Sonnenuntergang massenweise Vögel zur Nachtruhe einnisten.
Kissimmee selber liegt an einem 100 km2 grossen See, an dessen Ufer wir kleine Alligatoren, massenweise Vögel, Schildkröten und zwei Otter beobachten können. Ein Denkmal erinnert an ein furchtbares Ereignis des 2. Weltkrieges: dem 100 km-Todesmarsch von Bataan, ein 1942 von japanischen Soldaten an amerikanischen und philippinischen Kriegsgefangenen verübtes Kriegsverbrechen, dem 16'000 der 70'000 Soldaten durch Erschöpfung, Folter und Hinrichtung zum Opfer fielen.
Eine Fahrstunde entfernt liegt im Norden ein grosser State Park, wo wir ein paar Stunden auf einer einsamen Wanderung allerlei Tieren begegnen: einer grossen Heuschrecke, einem Rudel Weisswedelhirschen, verschiedenartigen Schwalbenschwänzen.

Unsere Route in Florida
 Engagierte Ranger
 Unser 'Tramway'
 Auf Mutters Rücken in Sicherheit

so leicht, dass das Seerosenblatt mich trägt!
ein grimmiger Alligatorsnapper
Alligatorenversammlung
 Dreifarbenreiher
 der Waldstorch
 der Krabbenreiher
 Rapunzel beim Fotografieren
 der Seidenreiher

das Salvador Dali Museum in St. Petersburg
 unser Häuschen in Kissimmee
 der See in unserem Resort, ...
... auf dessen Insel sich abends die Vögel zur Ruhe niederlassen
 ein Rotkardinal (Cardinalis cardinalis)
in Kissimmee:
Anhinga (Schlangenhalsreiher) mit Rotbauchschildkröte
 kleiner Alligator ruht sich auf Brett aus
 ein Anhinga versucht einen Fisch zu verschlucken. Er muss ihn allerdings zuerst drehen, denn nur mit dem Kopf voran kann er ihn schlucken. Es misslingt ihm nach fünf Minuten. Der Fisch ist gerettet.
 im State Park
 zwei verschiedene Schwalbenschwänze




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