Subtropisches Florida
Nach unserem Aufenthalt in der südlichsten
Stadt Floridas, dem Ausgangspunkt unserer Exkursionen in den Everglades
National Park, fahren wir in drei Tagesetappen der Südwestküste entlang ins
Landesinnere, nach Orlando.
Unterwegs geht es von der Nordgrenze aus
nochmals in den National Park, in das Shark
Valley, hinein. Es gibt hier zwar weder Haie noch ein Tal; Florida ist ja absolut
flach. Unter kundiger Führung eines engagierten Rangers fahren wir mit dem
‚Tramway’ auf einem 12 km langen Weg, der 1946 von einer Ölfirma errichtet
wurde. Neben der Strasse verläuft ein künstlicher Kanal, dessen Aushub für das
Fundament der Strasse verwendet wurde. Dieses Gewässer ist nun ein Paradies für
Vögel und Alligatoren geworden. Ein
Alligatorweibchen mit fünf kürzlich geschlüpften Jungen können wir aus nächster
Nähe beobachten. Zwei liegen auf ihrem Rücken, eines auf einem Seerosenblatt.
Es schnappt sich eine Fliege und kriecht dann auf den Kopf der Mutter.
Wesentliche Unterschiede zwischen Alligator
und Krokodil: Alligator hat eine breitere U-förmige Schnauze, nur die Zähne des
Oberkiefers sind sichtbar, die Farbe ist dunkler, er lebt im Süsswasser, nur in den USA und China.
Eine grosse, aber noch lange nicht
ausgewachsene Geierschildkröte, ein Alligatorsnapper, kriecht über den
Asphaltweg von einem Sumpf in den anderen. Mit dem wurmartigen Zungenfortsatz
lockt sie mit geöffnetem Mund Fische an, die sie sich dann schnappt.
In einem breiten Kanal suchen die
Alligatoren massenweise vor den austrocknenden Sümpfen Zuflucht. Hier ist auch
ein Exemplar des seltenen, in den Tropen beheimateten Waldstorchs (Woodstork) zu sehen. In den USA gibt es nur kleine
Kolonien. Erwachsene Waldstörche haben eine Flügelspannweite von 1,50 m. Der
Waldstorch besitzt breite Flügel und fliegt mit gestrecktem Hals und
gestreckten Beinen. Im Flug zeigt sich eine schwarze Flügelkante. Sein Gefieder
ist weiss, die Beine sind schwärzlich-grau, die Füsse rosa, der Kopf ist
dunkelbraun, das Gesicht schwarz, der nach unten gebogene Schnabel ist
gelblich.
Auf der Weiterfahrt kommen wir an Orte, die
sich die Namen berühmter Seestädte gegeben haben: Naples, Venice. St.
Petersburg usw. Die blendend weissen Sandstrände, die sich kilometerweit
erstrecken, sind sehenswert. Das haben vor allem die zahlreichen Millionäre
gemerkt, die hier in aufdringlicher Weise ihre Villen erbauten und dem
gewöhnlichen Fussvolk die schönsten Strandabschnitte vorenthalten. Deshalb
fahren wir gerne über hohe und lange Brücken. Es ist fast die einzige
Möglichkeit, von der Strasse aus das Meer und die Inseln zu sehen.
Sanibel
Die am Golf von Mexiko gelegene Insel soll nach
der Königin Isabella ‚San Ybel’ benannt
sein.
Offiziell wurde die Insel erst 1884
besiedelt. Wir erfahren aber, dass die Calusa Indianer vor 2500 Jahren hierher
kamen und in den Wäldern in Siedlungen wohnten, die sie auf von Muscheln
aufgehäuften Anhöhen errichtet hatten. Hier gab es alles, was sie zum Leben
brauchten: Fisch, Muscheln und Früchte im Überfluss – so viel, dass sie sich
gar nicht erst mit Ackerbau abgaben.
Sie bildeten eine hoch organisierte
Gesellschaft mit Adligen, Priestern, Sklaven. Erste Kontakte zu den Spaniern
fanden schon 1513 statt, doch konnte die Einwanderung und Missionierung lange
Zeit abgewehrt werden. Erst im Kampf gegen andere mit den Spaniern verbündeten
Indianerstämmen war ihr Untergang nicht mehr abzuwenden: eingeschleppte
Krankheit, Kriege und Verschleppung dezimierten die einheimische Bevölkerung.
Erst 1963 wurde die Insel mit einer Brücke mit
dem Festland verbunden, was den Insulanern gar nicht gefiel. Sie erliessen die
restriktivsten Landnutzungsgesetze Floridas: kein Haus darf höher als eine
Palme sein. Es gibt keine Reklamen, keine Signalanlagen an Kreuzungen.
Polizisten regeln an den Kreuzungen den Verkehr wie bei uns anno dazumal. Heute
führt eine gebührenpflichtige elegant geschwungene Brücke vom Festland hinüber,
die über zwei kleine Inseln verläuft. Sanibel ist berühmt für schöne Strände,
an denen es die größten Muschelvorkommen der USA gibt und für eine Vielzahl an
heimischen Vogelarten (z. B. Schneesichler, Rosalöffler, Schlangenhalsvögel,
Kuhreiher, Pelikane, Taucher, Fischadler). Zu beobachten sind aber auch
Alligatoren, Waschbären und mit viel Glück auch Seekühe. Auf einem 6 km langen
Fahrweg, wo wir jederzeit halten, aussteigen, beobachten und fotografieren
können, sehen wir unter anderem den Yellow-crowned Night-Heron (Krabbenreiher)
St.
Petersburg
ist für uns ein Übernachtungsort. Wir
versäumen es aber nicht, der Westküste entlang zu fahren. Beim John’s Pass
parkieren wir und spazieren auf dem Boardwalk, sehen den vielen Pelikanen zu
und beobachten, wie ein Fischer seinen reichen Fang an prächtigen Fischen
auslädt und in grosse Kartonschachteln verladen lässt. Die Fische, manchmal mit
weit geöffnetem Maul, tun uns leid. Über den schönen Pinellas Bayway geht es
dann über eine elegant geschwungene Brücke aufs Festland und in die Downtown. Das
wohl bedeutendste Gebäude der Downtown ist das Salvador Dali Museum. Wir durqueren
mit nur 15 Meilen/Std. auf der verkehrsberuhigten, von Bäumen gesäumten Center
Avenue die Altstadt. Dann geht es leider wieder über stark befahrene Autobahnen
nach Kissimmee, südlich von Orlando. Lastwagen donnern links und rechts an uns
vorbei, laute Trucks überholen uns, schneiden uns den Weg ab, schnelle Wagen
fahren mit übersetzter Geschwindigkeit Slalom. Die schlechtere Alternative sind
meist vierspurige Nebenstrassen, auf denen fast jeden Kilometer eine
Verkehrsampel an einer Kreuzung zum Anhalten zwingt. Die grüne Welle gibt es
auch in diesem Sinn in Florida nicht!
Nun geniessen wir eine Woche Ruhe im Hapimag
Resort in Kissimmee, südlich von
Orlando. Die Stille ist erholsam. Wir haben Zeit, die vielfachen Eindrücke der
letzten 7 Wochen zu verarbeiten.
Wir wohnen in einem Reihenhaus mit 3.5
Zimmern. Ich schlafe im Master Bedroom mit einem 2x2 m grossen Bett und eigenem
Bad und kann nun schnarchen so laut und lange wie ich will. Esther begnügt sich
ebenfalls mit eigenem Zimmer mit Bad und immerhin mit zwei Einzelbetten. Die
Wohnung hat alles, was ein Amerikaner unbedingt benötigt: drei WC, zwei Bäder, Waschmaschine,
Tumbler, Geschirrspüler, Eiswürfelmaschine, Toaster, Kaffeemaschine etc. Einen Nespressoautomat
habe ich mir ausgeliehen. So kann ich nach 7 Wochen endlich mal wieder einen
anständigen Kaffee geniessen. Die Feriensiedlung ist sehr schwach belegt, nur
zu ca. 20 %. Es herrscht daher eine wohltuende Ruhe. Sie umschliesst zusammen
mit einem weiteren Resort ein ca. 20 ha grosses Areal mit Schwimmingpools,
einem grösseren See mit einer Insel, auf der sich bei Sonnenuntergang
massenweise Vögel zur Nachtruhe einnisten.
Kissimmee selber liegt an einem 100 km2
grossen See, an dessen Ufer wir kleine Alligatoren, massenweise Vögel,
Schildkröten und zwei Otter beobachten können. Ein Denkmal erinnert an ein
furchtbares Ereignis des 2. Weltkrieges: dem 100 km-Todesmarsch von Bataan, ein
1942 von japanischen Soldaten an amerikanischen und philippinischen Kriegsgefangenen
verübtes Kriegsverbrechen, dem 16'000 der 70'000 Soldaten durch Erschöpfung,
Folter und Hinrichtung zum Opfer fielen.
Eine Fahrstunde entfernt liegt im Norden ein
grosser State Park, wo wir ein paar Stunden auf einer einsamen Wanderung
allerlei Tieren begegnen: einer grossen Heuschrecke, einem Rudel
Weisswedelhirschen, verschiedenartigen Schwalbenschwänzen.
Unsere Route in Florida
Engagierte RangerUnser 'Tramway'
Auf Mutters Rücken in Sicherheit
so leicht, dass das Seerosenblatt mich trägt!
ein grimmiger Alligatorsnapper
Alligatorenversammlung
Dreifarbenreiherder Waldstorch
der Krabbenreiher
Rapunzel beim Fotografieren
der Seidenreiher
das Salvador Dali Museum in St. Petersburg
unser Häuschen in Kissimmeeder See in unserem Resort, ...
... auf dessen Insel sich abends die Vögel zur Ruhe niederlassen
ein Rotkardinal (Cardinalis cardinalis)
in Kissimmee:
Anhinga (Schlangenhalsreiher) mit Rotbauchschildkröte
kleiner Alligator ruht sich auf Brett ausein Anhinga versucht einen Fisch zu verschlucken. Er muss ihn allerdings zuerst drehen, denn nur mit dem Kopf voran kann er ihn schlucken. Es misslingt ihm nach fünf Minuten. Der Fisch ist gerettet.
im State Park
zwei verschiedene Schwalbenschwänze
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