ursundestherunterwegs

Tuesday, October 28, 2014

Bei den Gators

Vom kühlen Washington fliegen wir am 24.10. in den Süden nach Fort Lauderdale (Florida) und geniessen seither den in der Schweiz vermissten Sommer bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen bis 30°. Wir haben Glück mit dem Wetter. Vergangene Woche stieg das Thermometer bis 35° mit fast täglichen Gewittern. Der Wechsel könnte krasser nicht sein: vom hektischen, kühlen Washington in die warme, ruhige, einsame Wildnis. Wir haben uns für ein paar Tage in der Nähe der Everglades niedergelassen und machen täglich Ausflüge in diesen grossen subtropischen Nationalpark Floridas.
Er ist mit 6104 km2 der zweitgrösste Nationalpark Nordamerikas, erst 1947 gegründet. Der Park ist eine riesige Ebene. Damit man sich eine Vorstellung machen kann: Auf der 50 km langen Parkstrasse fahren wir über einen Pass, der sagenhafte 90 cm (Zentimeter!) über Meer liegt!!

Die Everglades reichen vom Lake Okeechobee im Norden bis an die Südspitze der Halbinsel. Sie werden auch ‚River of Grass’ (Grasfluss) genannt. Der Fluss ist aber nicht als solcher zu erkennen, da selten die offene Wasserfläche zu Tage tritt. Das bis 60 km breite und meist nur 15 cm tiefe Gewässer fliesst nur mit 1 Meter pro Stunde! Fast die gesamte Fläche ist daher mit Gras bewachsen. Nur in den erhöhten Gebieten (max. 2.4 m über Meer!) wachsen  Bäume, wie Pinien, Königspalmen, Mahagonibäume, Sumpfzypressen. Zu vergleichen sind die Everglades am ehestens mit einer Prärie, welche den überwiegenden Teil des Jahres überschwemmt und nur im Winter trocken ist. An diesen Wechsel haben sich Pflanzen und Tierwelt angepasst.
Die Hälfte der ursprünglichen Fläche wird landwirtschaftlich genutzt und das Wasser zum Teil zur Trinkwassergewinnung für Städte wie Miami verwendet. Dieser Eingriff in den Wasserhaushalt sowie die Belastung durch die Landwirtschaft sind für den Park ein grosses Problem. Bedroht ist das Ökosystem auch durch den in den 1980er-Jahren aus Asien eingeschleppten Tigerpython. Seine Zahl wird auf 10'000 geschätzt. Über 90% der Waschbären, Opossums und Rotluchse sind bereits verschwunden. Auch grössere Raubtiere wie Alligator und Florida-Panther können von ihm angegriffen werden.

Auf einer Bootsfahrt in die Mangrovenwälder hinein und auf den vielen Trails sehen wir zahlreiche Tiere: Krokodile, Alligatoren, hier einfach nur Gator genannt, Wasserschildkröten, Knochenhecht, verschiedene Arten von Vögeln wie Waldstorch, Anhinga (amerikan. Schlangenhalsvogel), Fischadler, Truthahngeier, Schwarzgeier, Flamingos, Pelikane, Kanadakraniche, verschiedene Reiher (Kanadareiher, Blaureiher, Silberreiher, Dreifarbenreiher) und natürlich die allgegenwärtigen Raben. Gewisse Tiere sind äusserst zahm: Ibisse nähern sich bis auf 2 m. Die Schwarzgeier sind dagegen aufsässig: sie attackieren gerne parkierte Autos. Am letzten Tag wandern wir alle Trails des Parks ab. Es sind meist kürzere Wege, 600 -1200 m, oft auf Holzstegen über den Sümpfen, mit vielen Informationstafeln über Geologie, Flora, Fauna. Vor lauter Beobachten und Fotografieren vergesse ich, mich mit Sonnencrème einzuschmieren und hole mir einen tüchtigen Sonnenbrand. Den Abend verbringen wir an einem See, beobachten in aller Ruhe die Vögel und einen Alligator, der gemächlich im See umherschwimmt und zwischendurch immer wieder für mindestens 15 Minuten auf den Seegrund abtaucht.

In den Florida Keys
Die Florida Keys sind eine der Südküste Floridas vorgelagerte Kette aus über 200 Koralleninseln mit einer Gesamtlänge von über 290 km. Sie sind die sichtbaren Teile eines alten Korallenriffes und heute vollständig besiedelt.
Sie bekamen Ihre heutige Form als Ergebnis drastischer Veränderungen in der Höhe des Wasserstandes als Folge der Eiszeiten. Vor ca. 125’000 Jahren stieg der Meeresspiegel um 8 m oberhalb des heutigen Standes. Südflorida war zu diesem Zeitpunkt ein seichter See. Es formten sich mehrere parallel verlaufende Riffe südlich vom überfluteten Florida. Vor ungefähr 100’000 Jahren begann während einer Eiszeit der Meeresspiegel zu sinken, so dass das Korallenriff aus dem Meer herausragte. Vor 15’000 Jahren sank der Meeresspiegel 110 m unter den heutigen Level. Die aus dem Meer herausragenden Riffteile und Ablagerungen erodierten sehr stark. Der Kalkstein begann sich aufzulösen, lagerte sich teilweise als Gips wieder ab und bildete zusammen mit den Überresten von Moostierchen die Oberfläche, aus der das südliche Florida und ein Teil der Koralleninseln bestehen.
Von 1912 bis  zu einem Hurrikan im Jahr 1935 waren die Inseln durch eine Eisenbahnlinie verbunden. Heute erreicht man sie über die 42 Brücken des Overseas Highway, der bis nach Key West reicht. Doch wir fahren nur bis zur bekanntesten der Brücken, der Seven Mile Bridge, und ziehen es vor, in einem State Park durch die Wälder zu wandern. Die mit 10'931 Metern längste Brücke ersetzte 1982 die vier alten, von 1912-35 der Eisenbahn dienenden Brücken. Jedes Jahr führt ein Marathonlauf über sie hinweg.

Nun geht unsere Fahrt weiter an die Westküste und dann ins Zentrum Floridas.


Begrüssung in Homestead

 Alligator (Gator)
 Wasserschildkröte
 Anhinga (Schlangenreiher) beim Aufwärmen
 junger Anhinga beim Fischen
 Kanadareiher (Ardea herodias)
 Ibisse am Strand
 Osprey (Fischadler)
 Kanadareiher
 Silberreiher
weiblicher Anhinga
 Schwarzgeier
Picknickplatz an einem See

 Trail (Pfad) durch einen Wald
 im Pinienwald
Baumschnecke. In der Trockenzeit versiegelt sie ihr Haus am Baumstamm oder Ast
Lilie
Die Seven Mile Bridge. Rechts die alte Eisenbahnbrücke; links die neue 7 Meilen lange Strassenbrücke
 Die geschwungene Seven Mile Bridge (Tele-aufnahme)

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