In den Adirondack Mountains
Auf der I 87 fahren wir nordwärts. Im kleinen
turistischen Ort Lake George machen
wir Halt und spazieren durch den Park. Denkmäler und Ruinen erinnern an den
Krieg zwischen Engländern und Franzosen, und vor allem an die Schlacht vom
8.9.1755, als die Engländer unter General William Johnson mit Hilfe der
befreundeten Mohawks unter deren Häuptling Hendrick die Franzosen, die
ihrerseits von einem Indianerstamm unterstützt wurden, in einer blutigen
Schlacht zurückgeschlagen haben.
Ein Denkmal erinnert auch an den französischen
Missionar Isaac Jogues, den die Irokesen gefangen nahmen und anschliessend
dessen Finger und Hand verstümmelten. Er konnte entkommen, kehrte aber
trotzdem 1646 in Friedensmission zu den Mohawks zurück. An den Andiatarocte See
angekommen, ‚christianisierte’ er voller Enthusiasmus zuerstmal mal diesen See,
indem er ihm den Namen Lac du Saint Sacrement gab. Als Erinnerung verkehrt
heute noch ein Ausflugsschiff unter diesem Namen. Wie viele Mohawsk er taufen
konnte, steht nicht fest. Viele dürften es nicht gewesen sein, denn schon nach
fünf Monaten schickten sie ihn in die ewigen Jagdgründe. 1755 gaben die
Engländer dem See zu Ehren ihres Königs George II. den Namen Lake George, der
ihm auch heute noch geblieben ist.
Während drei Tagen halten wir uns in den Adirondack Mountains. Das Alter dieses
Gebirges stellt unsere Schweizer Berge weit in den Schatten. Es entstand, als
Nordamerika noch mit Europa verbunden war: vor etwa 1,1 Milliarden Jahren, als
Teil des präkambrischen mit Kanada verbundenen Schilds.
Allerdings hat sich die fast kreisrunde, von
Sedimenten bedeckte Gebirgsplatte mit einem Durchmesser von 220 km erst vor 5
Millionen Jahren in die Höhe (max. 1559 m) gehoben und erodierte dann kräftig!
Das Gebiet ist halb so gross wie die Schweiz. Dreitausend Seen und Teiche
schimmern wie Diamanten in den zu 70% bewaldeten Hügeln. 48'000 km Flussläufe
fliessen von den Bergen und durch die Täler. Ein System aus 3.200 km Wanderwegen durchzieht
weite Teile des Parks. Fast die Hälfte des Gebietes gehört dem Staat New York.
Das Land ist in jeder Beziehung voller
Kontraste: Reiche und arme Leute liebten diese Berge, Holzfäller, Jäger,
Fischer, Schriftsteller, Aussteiger. Berühmte Leute und bedeutende Ereignisse
haben diese Landschaft geprägt: Der Vizepräsident Theodor Roosevelt trat am
14.9.1901 die Nachfolge von William McKinley als Präsident der USA an, der nur
ein halbes Jahr nach Amtsantritt ermordet wurde. Roosevelt befand sich hier auf
einer Bergtour, als er von seiner Ernennung per Telegramm vernahm. Rockwell
Kent lebte im Keene Valley. Die Vanderbilts, Whitneys und Rockefellers hielten
sich hier auf. Die Olympischen Spiele fanden in Lake Placid 1932 und 1980 statt.
Entgegen der Wetterprognose ist der Himmel am
Samstag den ganzen Tag vollständig bedeckt. So fahren wir die 13 Meilen zum
Adirondack Mountains Museum, das wir ausgiebig besichtigen. Leider ist heute
und morgen im ganzen Gebiet ‚Antiquitätenmesse’, d.h. jedermann verkauft (oder
versucht es wenigstens) zu exorbitanten Preisen seinen Grümpel auf Dorfplätzen
und – leider – auch auf der grossen Freifläche im Innern des Museumsareals. Was
uns eigentlich nicht stört, denn die vielen Leute interessieren sich – trotz
des teuren – Eintritts nur für den Markt. Das Restaurant jedoch ist
vollständig überfüllt. In einer grossen Warteschlange warten Leute am Eingang. Wir
ziehen uns in den RV zurück und essen eine Kleinigkeit.
Das Museum zeigt recht viele Exponate, die
aber thematisch schlecht ausgestellt sind, mit vielen Wiederholungen. Über die
Geologie ist leider wenig in Erfahrung zu bringen.
Am Sonntag ist Regen und Gewitter angesagt.
Den ganzen Tag aber scheint die Sonne und es wird sehr warm. Erst am späten Abend setzt erfrischender
Regen ein. Wir fahren auf der #30 nordwärts, später auf der # 3 und 86 über
Lake Placid nach Plattsburgh. Unterwegs begegnen uns immer wieder Oldtimer,
alte, lärmige, stinkende fahrbare Büchsen. Die Fahrt ist sehr schön: farbenprächtige
Wälder, vorbei an unzähligen kleineren, aber auch recht grossen Seen. In Lake
Placid entdecken wir einen Aldi, dessen Angebot zwar billig, aber in Auswahl
und Qualität enttäuschend ist. Gleich darauf kehren wir in einem kleinen
hübschen Restaurant, dem Pan Dolce, ein. Es gibt ein feines Buffet, u.a. mit
Lachs und Prime Ribs.
Dann geht die Fahrt weiter dem Ausable River
entlang. Der Name, auch in französischer Version Au Sable geschrieben, verdankt
seinen Ursprung dem Sandsteinboden, den der Fluss immer noch erodiert. Die
berühmte Schlucht, das Ausable Chasm,
ist hingegen vor ca. 500 Mio Jahren durch ein massives Erdbeben entstanden, das
eine mehrere Kilometer lange breite Spalte in die präkambrische Platte riss.
Wir entschliessen uns, diese Schlucht zu durchwandern, trotz der relativ hohen
Eintrittsgebühr. Da es keinen Seniorenrabatt gibt, wir aber etwas spät dran
sind – um 16 Uhr wird der Eingang geschlossen – gewährt uns die freundliche
Dame den ‚Einheimischentarif’! Die Wanderung durch die Schlucht ist
phantastisch. Wir können die Schichten und Spalten in aller Ruhe bestaunen.
Die Nacht verbringen wir im grosszügigen am
Seeufer gelegenen State Park von Plattsburgh. Da die Saison praktisch zu Ende
ist, lässt die Sauberkeit in den Sanitärräumen allerdings zu wünschen übrig.
Am nächsten Tag fahren wir nordwärts bis an
die kanadische Grenze, überqueren auf einer hohen Brücke, die den nördlichen
Teil des Champlain Lake überspannt, die Grenze nach Vermont. Manche
Informationstafeln sind auch in französicher Sprache geschrieben. Der Franzose
Samuel de Champlain erforschte 1609 dieses Gebiet und erklärte es als Teil
Frankreichs. Die französische Kolonie ging erst 1763 in der königlichen Kolonie
New York auf. In der malerischen, gepflegten Stadt Burlington verbringen wir
die nächste Nacht, wiederum in einem schönen Park am See.
Wildtiere
Auf der Fahrt beobachten wir immer wieder
Tiere: Am Abend sehen wir mal ein Rudel Weisswedelhirsche. Auf schneller Fahrt
müssen wir mal brüsk abbremsen, weil eine Otterfamilie über die Fahrbahn robbt.
Wir hoffen immer noch, Bären zu sehen. Auf
einem Campground gab es immerhin einen Vorgeschmack im wahrsten Sinn des
Wortes: frischer Bärenfladen. Ein Bär taucht regelmässig auf, um sich den
Abfall des Campgrounds nach Essbarem zu durchwühlen. Der Platzwart findet es
unnötig, den Abfall in einem bärensicheren Container zu entsorgen.
Manche Wildtiere wurden schon im 19.
Jahrhundert ausgerottet. Wiederansiedlungprogramme sind meistens aussichtslos
und vielleicht gar nicht nötig: Biber gibt es wieder massenweise. Und der erste
Elch wanderte 1980 von sich aus ein.
auf einem Campground:
William Johnson mit dem Mohawk Hendrick:
die verstümmelte Hand des Missionars Isaac Jogues:
das Schiff 'Lac du Saint Sacrement' auf dem Lake George:
... oder das schnellere Verkehrsmittel:
Esther geniesst den Sonnenschein:
Teiche ...
Flüsse ...
und Seen:
Impressionen aus dem Ausable Chasm:
P.S:
Fotos
Leider spukt der Fotoapparat. Urplötzlich
erschien ein dunkler Fleck auf der linken unteren Bildhälfte, der vor allem
beim Zoomen schärfer wird. Ich muss abklären, woran es liegt – ev. ist der
Sensor defekt.
4 Comments:
Das klingt ja so gut! Weiter eine gute Reise!
Liebe Grüsse!!
Liebe Esther, lieber Urs
Wir verfolgen mit Interesse Eure spannende Reise. Die Halbzeit ist leider bereits überschritten. Bevor Ihr Gedanken an die Heimreise macht, kommt noch Urs' Geburtstag und bald auch jener von Esther. Wir wünschen Euch wunderschöne Tage und alles Glück dieser Erde. Mit herzlichen Grüssen Elisabeth und Peter (ex KWI)
Liebe Urs und Esther, einfach toll - die Reise wie auch der Bericht mit den Fotos. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung! Herzlich Gusti
Hallo Esther und Urs
Wir sind nun ebenfalls aus den USA zurück und haben mehr Zeit, euren Blog zu lesen und die Fotos anzuschauen. Als wir vor einigen Jahren auf ähnlicher Strecke unterwegs waren, mussten wir den Mount Washington streichen, weil es aus Kübeln goss und alles im Nebel steckte - dafür hatten wir dann am nächsten Tag im Acadia Park herrliches Wetter. Schön, dass wir nun sehen, wie sich die Landschaft und das Bähnli präsentiert hätten……..
Weiterhin viel Spass und schöne Erlebnisse.
Edith
Post a Comment
<< Home