ursundestherunterwegs

Monday, September 22, 2014

In den Adirondack Mountains

Auf der I 87 fahren wir nordwärts. Im kleinen turistischen Ort Lake George machen wir Halt und spazieren durch den Park. Denkmäler und Ruinen erinnern an den Krieg zwischen Engländern und Franzosen, und vor allem an die Schlacht vom 8.9.1755, als die Engländer unter General William Johnson mit Hilfe der befreundeten Mohawks unter deren Häuptling Hendrick die Franzosen, die ihrerseits von einem Indianerstamm unterstützt wurden, in einer blutigen Schlacht zurückgeschlagen haben.
Ein Denkmal erinnert auch an den französischen Missionar Isaac Jogues, den die Irokesen gefangen nahmen und anschliessend dessen Finger und Hand verstümmel­ten. Er konnte entkommen, kehrte aber trotzdem 1646 in Friedensmission zu den Mohawks zurück. An den Andiatarocte See angekommen, ‚christianisierte’ er voller Enthusiasmus zuerstmal mal diesen See, indem er ihm den Namen Lac du Saint Sacrement gab. Als Erinnerung verkehrt heute noch ein Ausflugsschiff unter diesem Namen. Wie viele Mohawsk er taufen konnte, steht nicht fest. Viele dürften es nicht gewesen sein, denn schon nach fünf Monaten schickten sie ihn in die ewigen Jagdgründe. 1755 gaben die Engländer dem See zu Ehren ihres Königs George II. den Namen Lake George, der ihm auch heute noch geblieben ist.

Während drei Tagen halten wir uns in den Adirondack Mountains. Das Alter dieses Gebirges stellt unsere Schweizer Berge weit in den Schatten. Es entstand, als Nordamerika noch mit Europa verbunden war: vor etwa 1,1 Milliarden Jahren, als Teil des präkambrischen mit Kanada verbundenen Schilds.
Allerdings hat sich die fast kreisrunde, von Sedimenten bedeckte Gebirgsplatte mit einem Durchmesser von 220 km erst vor 5 Millionen Jahren in die Höhe (max. 1559 m) gehoben und erodierte dann kräftig! Das Gebiet ist halb so gross wie die Schweiz. Dreitausend Seen und Teiche schimmern wie Diamanten in den zu 70% bewaldeten Hügeln. 48'000 km Flussläufe fliessen von den Bergen und durch die Täler. Ein System aus 3.200 km Wanderwegen durchzieht weite Teile des Parks. Fast die Hälfte des Gebietes gehört dem Staat New York.
Das Land ist in jeder Beziehung voller Kontraste: Reiche und arme Leute liebten diese Berge, Holzfäller, Jäger, Fischer, Schriftsteller, Aussteiger. Berühmte Leute und bedeutende Ereignisse haben diese Landschaft geprägt: Der Vizepräsident Theodor Roosevelt trat am 14.9.1901 die Nachfolge von William McKinley als Präsident der USA an, der nur ein halbes Jahr nach Amtsantritt ermordet wurde. Roosevelt befand sich hier auf einer Bergtour, als er von seiner Ernennung per Telegramm vernahm. Rockwell Kent lebte im Keene Valley. Die Vanderbilts, Whitneys und Rockefellers hielten sich hier auf. Die Olympischen Spiele fanden in Lake Placid 1932 und 1980 statt.

Entgegen der Wetterprognose ist der Himmel am Samstag den ganzen Tag vollständig bedeckt. So fahren wir die 13 Meilen zum Adirondack Mountains Museum, das wir ausgiebig besichtigen. Leider ist heute und morgen im ganzen Gebiet ‚Antiquitäten­messe’, d.h. jedermann verkauft (oder versucht es wenigstens) zu exorbitanten Preisen seinen Grümpel auf Dorfplätzen und – leider – auch auf der grossen Freifläche im Innern des Museumsareals. Was uns eigentlich nicht stört, denn die vielen Leute interessieren sich – trotz des teuren – Eintritts nur für den Markt. Das Restaurant jedoch ist vollständig überfüllt. In einer grossen Warteschlange warten Leute am Eingang. Wir ziehen uns in den RV zurück und essen eine Kleinigkeit.
Das Museum zeigt recht viele Exponate, die aber thematisch schlecht ausgestellt sind, mit vielen Wiederholungen. Über die Geologie ist leider wenig in Erfahrung zu bringen.

Am Sonntag ist Regen und Gewitter angesagt. Den ganzen Tag aber scheint die Sonne und es wird sehr  warm. Erst am späten Abend setzt erfrischender Regen ein. Wir fahren auf der #30 nordwärts, später auf der # 3 und 86 über Lake Placid nach Plattsburgh. Unterwegs begegnen uns immer wieder Oldtimer, alte, lärmige, stinkende fahrbare Büchsen. Die Fahrt ist sehr schön: farbenprächtige Wälder, vorbei an unzähligen kleineren, aber auch recht grossen Seen. In Lake Placid entdecken wir einen Aldi, dessen Angebot zwar billig, aber in Auswahl und Qualität enttäuschend ist. Gleich darauf kehren wir in einem kleinen hübschen Restaurant, dem Pan Dolce, ein. Es gibt ein feines Buffet, u.a. mit Lachs und Prime Ribs.

Dann geht die Fahrt weiter dem Ausable River entlang. Der Name, auch in französischer Version Au Sable geschrieben, verdankt seinen Ursprung dem Sandsteinboden, den der Fluss immer noch erodiert. Die berühmte Schlucht, das Ausable Chasm, ist hingegen vor ca. 500 Mio Jahren durch ein massives Erdbeben entstanden, das eine mehrere Kilometer lange breite Spalte in die präkambrische Platte riss. Wir entschliessen uns, diese Schlucht zu durchwandern, trotz der relativ hohen Eintrittsgebühr. Da es keinen Seniorenrabatt gibt, wir aber etwas spät dran sind – um 16 Uhr wird der Eingang geschlossen – gewährt uns die freundliche Dame den ‚Einheimischentarif’! Die Wanderung durch die Schlucht ist phantastisch. Wir können die Schichten und Spalten in aller Ruhe bestaunen.
Die Nacht verbringen wir im grosszügigen am Seeufer gelegenen State Park von Plattsburgh. Da die Saison praktisch zu Ende ist, lässt die Sauberkeit in den Sanitärräumen allerdings zu wünschen übrig.
Am nächsten Tag fahren wir nordwärts bis an die kanadische Grenze, überqueren auf einer hohen Brücke, die den nördlichen Teil des Champlain Lake überspannt, die Grenze nach Vermont. Manche Informationstafeln sind auch in französicher Sprache geschrieben. Der Franzose Samuel de Champlain erforschte 1609 dieses Gebiet und erklärte es als Teil Frankreichs. Die französische Kolonie ging erst 1763 in der königlichen Kolonie New York auf. In der malerischen, gepflegten Stadt Burlington verbringen wir die nächste Nacht, wiederum in einem schönen Park am See.

Wildtiere
Auf der Fahrt beobachten wir immer wieder Tiere: Am Abend sehen wir mal ein Rudel Weisswedelhirsche. Auf schneller Fahrt müssen wir mal brüsk abbremsen, weil eine Otterfamilie über die Fahrbahn robbt.
Wir hoffen immer noch, Bären zu sehen. Auf einem Campground gab es immerhin einen Vorgeschmack im wahrsten Sinn des Wortes: frischer Bärenfladen. Ein Bär taucht regelmässig auf, um sich den Abfall des Campgrounds nach Essbarem zu durchwühlen. Der Platzwart findet es unnötig, den Abfall in einem bärensicheren Container zu entsorgen.
Manche Wildtiere wurden schon im 19. Jahrhundert ausgerottet. Wiederansiedlung­programme sind meistens aussichtslos und vielleicht gar nicht nötig: Biber gibt es wieder massenweise. Und der erste Elch wanderte 1980 von sich aus ein.

Unsere bisherige Route:

auf einem Campground:

William Johnson mit dem Mohawk Hendrick:


die verstümmelte Hand des Missionars Isaac Jogues:


das Schiff 'Lac du Saint Sacrement' auf dem Lake George:

... oder das schnellere Verkehrsmittel:


Freiwilligenarbeit (hier Fötzele):

Esther geniesst den Sonnenschein:

Teiche ...
 Flüsse ...

und Seen:

Impressionen aus dem Ausable Chasm:








P.S: Fotos
Leider spukt der Fotoapparat. Urplötzlich erschien ein dunkler Fleck auf der linken unteren Bildhälfte, der vor allem beim Zoomen schärfer wird. Ich muss abklären, woran es liegt – ev. ist der Sensor defekt.


4 Comments:

At 4:08 AM, Anonymous Claudia said...

Das klingt ja so gut! Weiter eine gute Reise!
Liebe Grüsse!!

 
At 2:11 AM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Esther, lieber Urs
Wir verfolgen mit Interesse Eure spannende Reise. Die Halbzeit ist leider bereits überschritten. Bevor Ihr Gedanken an die Heimreise macht, kommt noch Urs' Geburtstag und bald auch jener von Esther. Wir wünschen Euch wunderschöne Tage und alles Glück dieser Erde. Mit herzlichen Grüssen Elisabeth und Peter (ex KWI)

 
At 2:09 AM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Urs und Esther, einfach toll - die Reise wie auch der Bericht mit den Fotos. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung! Herzlich Gusti

 
At 9:01 AM, Anonymous Edith said...

Hallo Esther und Urs

Wir sind nun ebenfalls aus den USA zurück und haben mehr Zeit, euren Blog zu lesen und die Fotos anzuschauen. Als wir vor einigen Jahren auf ähnlicher Strecke unterwegs waren, mussten wir den Mount Washington streichen, weil es aus Kübeln goss und alles im Nebel steckte - dafür hatten wir dann am nächsten Tag im Acadia Park herrliches Wetter. Schön, dass wir nun sehen, wie sich die Landschaft und das Bähnli präsentiert hätten……..
Weiterhin viel Spass und schöne Erlebnisse.

Edith

 

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