Von Canyon zu Canyon
Am Montag sind wir vom
Bryce Canyon weggefahren, haben im Grand Staircase-Escalante zwei Tage
verbracht, sind dann nach einer langen Fahrt im Canyonlands National Park
angekommen, wo wir weitere vier Tage verbrachten. Heute fahren wir von Moab aus
weiter gegen Osten und flüchten in die kühlere Bergwelt Colorados.
Grand Staircase-Escalante National Monument
ist der jüngste staatliche
Park der USA. Bill Clinton unterzeichnete
1996 auf einem eigens am Rande
des Grand Canyon des Colorado River aufgestellten Tisch die Gründungsurkunde.
Am Ufer eines Stausees im
Petrified Forest State Park kurz vor Escalante finden wir zwei schöne
Stellplätze. Kurz vor Sonnenuntergang – es ist immer noch sehr warm - machen
wir eine zweistündige Wanderung auf dem Naturlehrpfad. Wir sehen eine schöne
Vegetation und haben von der Höhe einen wunderbaren Ausblick auf Escalante und
in der Ferne den Grand Canyon. Sensationell sind die versteinerten Baumstämme,
von denen 5.5 Mio t freigelegt wurden. Vulkanische Asche und Schlamm begruben
vor 150 Mio Jahren die Baumstämme, die in einer Region wuchsen, die damals nahe
am Äquator lag. Unter Luftabschluss ersetzten Mineralien in einem langsamen
Prozess die Holzsubstanz, wobei eisenhaltiges Grundwasser eine gelbe Farbe
bewirkte, manganhaltiges verschiedene Rottöne, andere Mineralien weisse und
blaue Farbe.
Eine Strasse führt erst
seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch diese unwegsame Gegend. Die
jungen Männer des CCC (Civilian Conservation Corps) haben ihn in einem
Arbeitsbeschäftigungsprogramm 1933 bis 1942 zur Zeit der Rezession gebaut. Damals
wurden die vielen Trails (Wanderwege) und WCs in verschiedenen Nationalparks
errichtet. Früh schon hatte der Franziskanerpater Escalante hier in der von
tiefen Canyons zerklüfteten unwirtlichen Einöde einen Weg von New Mexiko nach
Kalifornien gesucht. Heute führt die asphaltierte Strasse in abenteuerlichen
Kehren auf und ab von Escalante nach Boulder. Kurz vor dieser Siedlung führt
uns eine Wanderung durch den Calf Creek Canyon bis zu einem Wasserfall. Den
Namen trägt der Canyon von den Kälbern,
die dort einmal weideten. Auch Wassermelonen wurden hier angepflanzt. In knapp zwei
Stunden Wanderzeit gelangen wir mit vielen Unterbrüchen (Beobachtungen, Fotos)
zum Ziel. Der Weg im Canyon ist wunderschön. Er steigt nur leicht an. Immer
wieder wandern wir im Schatten von Utah Weisseichen, Gambel Oak (Eichenart),
Pappeln, Boxelder (Eschenahorn). Der Fluss führt das ganze Jahr Wasser. Somit
hat auch die reiche Fauna ihren Lebensunterhalt. Auf dem etwas mühsam zu
durchwandernden sandigen Weg – es ist tatsächlich der Sand einer Wüste, die
sich einmal in Äquatornähe befand, der zu Stein gepresst und dann wieder zu
sehr feinem Sand wurde - sehen wir massenweise Spuren von Eidechsen, einer Art
Warane, Käfer, Insekten. Sie sind alle sehr flink. Von der Höhe eines Felsens lauert ein Berglöwe. Beim näheren Betrachten ist es aber lediglich ein Nagetier! Auch eine Schlange
beobachten wir beim Überqueren des Weges. Im Fluss schwimmen viele Forellen. Um
11 Uhr sind wir beim Wasserfall. Über 40 m stürzt sich der Fluss in ein recht
grosses grünes Becken. Leider haben wir die Badehose nicht dabei, sonst hätte
uns ein kühlenes Bad wohl getan Es hat relativ viele Leute, die diesen Weg
gehen, manche starten erst um 13 Uhr – in der grössten Mittagshitze! Es ist
über 30 Grad warm im Schatten! Nur beim Wasserfall und im Schatten der Bäume
ist die Temperatur erträglich. Auch zwei junge Mütter treffen wir an mit einem vor
Hitze krebsrot angelaufenen etwa einen Monat alten Baby!! Auch Hunde müssen in
der grössten Mittagshitze diese Wanderung antreten. Wir sehen, wie ihnen die
Pfoten im heissen Sand brennen. Am liebsten würden wir nun mit einem kühlendes
Bier unsere ausgetrocknete Kehle benetzen, aber wir müssen ja noch unseren
6.5-Tönner bewegen.
Die Fahrt führt dann
nordwärts und durch herrliche Espen- und Tannenwälder bis in eine Höhe von
2900m, von wo wir eine prächtige Weitsicht bis in die Gegend des Grand Canyon
des Colorado Rivers haben.
Im Canyonlands National Park
Eine lange Tagesfahrt führt
uns durch die grossartige Canyon Landschaft von Torrey am Capitol Reef National
Park vorbei in die Canyonlandschaft links und rechts des Oberlaufs des Colorado
Rivers.
Dann geht es das grüne Band des Fremont River hinunter und an weiten grauen Hügeln und Ebenen, wo eifrig mit ATV rumgefahren wird, vorbei nach Hanksville. Von dort aus geht’s südwärts auf der # 95. An einer Raststätte, wo eine kleine Hängebrücke zum Hog Spring Trail führt, machen wir nach langen zwei Stunden einen Kaffeehalt. Den nächsten Halt schalten wir am Overlook oberhalb des Grand Canyon (Glenn Canyon Lake) ein. Dann überqueren wir den Colorado River und fahren eine gute Stunde dem White Canyon entlang stetig aufwärts und dann quer durch einige kleinere Canyons ab und auf bis Blanding, wo wir kurz vor zwei Uhr eintreffen. Ein freundlicher Herr im Visitor Center von Monticello gibt Esther den Rat, die schöne Route gleich westwärts in die Berge zu nehmen. Sie sei kürzer. Sie ist tatsächlich sehr schön, steigt gleichmässig in wunderschöne Wälder, wo wir sogar ein Muledeer sehen. Allerdings geht’s von 2200 auf 2750 m hinauf, dann nordwärts wieder runter, um kurz vor den Petroglyphs in die # 211 zu münden. Dort gebe es einen schönen Campground, schreibt unser neue Reiseführer. Weit gefehlt – nur einen Parkplatz. Wir sehen uns aber doch die Felszeichnungen der Indianer an und stellen fest, dass diese an jedem Fuss sechs Zehen hatten.
Dann
fahren wir halt 20 Meilen weiter – durch einen weiten, von Viehwirtschaft genutzten
Canyon bis wir schliesslich um 19 Uhr vor dem Eingang zum National Park einen
kleinen privaten Campground sehen. Nebst uns hat es noch einen Mann mit Zelt.
Um 21 Uhr kommt noch ein RV. Am Morgen um 6 Uhr ist dieser bereits
verschwunden, natürlich ohne zu bezahlen! Es ist wunderbar ruhig. Hoch über den
roten Felsen lässt sich ein Raubvogel bewegungslos in die Höhe treiben. Ein
Fuchs sitzt auf der Anhöhe, springt dann von Fels zu Fels und kommt runter in
die Ebene, wo er in den Gebüschen verschwindet.
Am Morgen geht’s es dann
die restlichen fünf Meilen in den Park hinein, wo wir im Squaw Flat Campground
einen sehr grossen Stellplatz vor den roten Felsen belegen.
Bevor die Sonne uns
grilliert, machen wir uns auf den Weg und gelangen zu einem hübschen Pfad, der
uns auf die Höhe der Felsen führt, wo ein kühlendes Windchen weht und wir eine
prächtige Aussicht auf die farbenprächtigem Felsformationen ringsum geniessen.
Der Pfad ist mit Steinmännchen markiert. An einer Stelle gibt es ein Geländer,
anderswo sind Stufen in den Felsen geschlagen. Gegen ein Uhr sind wir zurück
und essen im Schatten unter den Pinien. Eidechsen huschen im Sand umher und hüpfen
auf die Baumstämme. Zwei Flycatcher fliegen um unsere Köpfe und warten
wahrscheinlich, bis wir abgeräumt haben. Kleine Häschen hopsen umher und nähern
sich uns ohne Scheu.
Es wird unerträglich
heiss. Im RV messe ich 35°. Barfuss kann man den betonierten Stellplatz nicht
betreten. So sitze ich draussen im Schatten der Sonnenstoren, tauche die Füsse
in ein kühlendes Wasserbecken und schreibe.
Am nächsten Tag fahren
wir von Moab aus auf die Nordseite des Colorado River. Während des ganzen Tages
wandern und besichtigen wir die Schönheiten des Arches National Parks – und
dies bei einer Nachmittagstemperatur von 37 Grad bei 4% Feuchtigkeit. Wir taten
gut daran, schon früh am Morgen aufzubrechen. So können wir einen grossen Teil
des Devil Arches Trail im Schatten der steilen roten Felswände zurücklegen. Zudem
weht auf dem Grat ein kühlendes Windchen. In der Ferne entleeren sich die
Wolken über den La Sal Mountains. Die Regentropfen erreichen aber den Boden
nicht. Sie verdunsten noch vorher in der f...trockenen Atmosphäre. Im RV
benutzen wir dann zum ersten Mal die Klimaanlage.
Problem mit Neuwagen
Kurz nach Escalante leuchtet
im RV unserer Freunde das Warnlicht für das automatische Getriebe auf. Der
Wagen ist neu. Wir haben ihn mit 2000 Meilen übernommen und sind ebenso weit
gefahren. Wir halten mitten in der Wüste. Was tun? Mit dem Mobile erhalten wir
keine Verbindung. Schieben können wir den RV nicht; das 7.6 m lange Fahrzeug
wiegt immerhin 6.5 Tonnen. Wie wir aus Erfahrung wissen, müssen wir aber nicht
lange warten. Die Amis sind in der Not echte amis. Ein Angestellter des
National Forest hält an und bemüht sich
sehr um uns. Er telefoniert – sein Provider ist erfolgreicher! - der ‚Apollo’
Vertretung in San Francisco, die aber nicht reagiert. Er muss ein zweites Mal
telefonieren. Mit dem Bescheid, wir sollen weiterfahren und später uns melden,
fahren wir weiter. Wir fahren, suchen unterwegs drei Garagen auf, erfolglos.
Dann geht es – mit einem unguten Gefühl - noch 500 Meilen weiter, bis wir
schliesslich in Moab eine Ford Garage finden, die über die notwendige Software
für den Computercheck verfügen sollte. Doch auch diese kann uns nicht helfen.
Der Motor des Ford ist einfach zu neu, Modell 2013. Folglich müssen wir noch
über ein halbes Jahr weiter fahren.
2 Comments:
Endlich geht auch für mich die Reise weiter, wenn auch nur lesensweise. So schön, dass Ihr mich "mitnehmt"!
Das mit den 4% Luftfeuchtigkeit kann ich mir fast nicht vorstellen - ich schätze, wir haben hier im trockensten Fall immer noch über 70%. Jedenfalls wurde mir beim Lesen auch grad die Kehle trocken und ich bekam ebenfalls Lust auf ein kühles Bier - allerdings ist es hier 7 Uhr morgens und ich liege noch im Bett - und da macht man sowas nicht.
Ausserdem regnet's!
Herzliche Grüsse
Happy to read so many interesting stories and to see such wonderful pictures. But what happened after the problems of June 16th? I do hope that you are okay and continued your magnificent tour!
Love - nell
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