Im Mittleren Westen
Von Colorado nach South Dakota
Nun sind wir bereits eine
ganze Woche unterwegs und haben uns schon richtig an das Nomadenleben gewöhnt.
Am Ufer des White River südlich der Badlands machen wir an einem wunderschönen,
von Cottonwood (Pappeln) bestandenen Platz einen Ruhetag.
Vor einer Woche sind wir
in Zürich über Frankfurt in die USA geflogen. Nach einem zehnstündigen Flug im
Airbus 340-600 der Lufthansa landen wir im sommerlich heissen und trockenen
Denver auf einer Piste, die scheinbar weit entfernt von jeglicher Zivilisation
in der Prärie errichtet wurde! Erst beim Weiterrollen sehen wir in der Ferne
ein Reihe von strahlend weissen Nomadenzelten. Sind wir in der Wüste? Nein, es
sind die Dächer des riesigen Airports von Denver. In der Ferne sehen wir auch
eine kleine Ansammlung von Hochhäusern – die Downtown von Denver. Und ganz im
Westen, vermutlich 100 km entfernt die weissen Gipfel der Rocky Mountains. Nach
dem Aussteigen geht es auf einem langen Marsch durch weite Korridore und
Rollbänder zum Zoll. Dort erklärt uns der Beamte, unsere VISA seien gültig und
wir hätten kein ESTA-Formular ausfüllen müssen. Die Einreise verläuft zügig.
Lediglich ein kleiner Köter schnüffelt an Esthers Jutetasche herum, in dem auf
der ganzen Reise ein Apfel gelegen hatte, den sie allerdings noch vor dem Zoll
entsorgt hatte. So müssen wir die ‚Lebensmittelkontrolle’ passieren – natürlich
ohne Befund!
Dann dürfen wir noch eine
halbe Stunde beim Shuttle warten, weil unsere Freunde eine brandneue
Mammutregenjacke im Flugzeug vergessen hatten. Bereits morgen können wir sie am
Flugschalter abholen.
Unser Hotel liegt am Rand
der Stadt, in Aurora, etwa 20 km vom Zentrum entfernt, nur eine Meile von der
Camper-Vermietstation entfernt.
Am Dienstag wollen wir
die Downtown besichtigen. Die freundliche Dame an der Hotelrezeption rät uns,
statt des teuren Taxi den öffentlichen Verkehr zu benutzen. Diesen Rat befolgen
wir als umweltbewusste Schweizer. Mit einem Bus fahren wir zuerst wieder
Richtung Flughafen, müssen an einem Busterminal umsteigen und dann geht es
durch die nördlichen Stadtquartiere in gemütlicher einstündiger Fahrt bis zur
Endstation des Light Train, ein Tram. Mit dem geht es dann weiter bis zur 16th
Mall Street. Unterwegs kommen wir ins Gespräch mit Schwarzen – es hat in den ÖV
und auch in den durchfahrenen nördlichen Quartieren praktisch nur Schwarze. Die
ganze zweistündige Fahrt kostet uns als Seniors nur $ 1.10! In einem Restaurant
essen wir bei 33° im Schatten einen feinen Lachssalat. Zurück zum Hotel geht es
dann in 20 Minuten im Taxi.
Am Mittwoch spazieren wir
gemütlich zur Vermietstation Apollo und sehen unterwegs viele Erdmännchen und
auch ein paar kleine Häschen. Um neun Uhr sind wir bei der Vermietstation und
rechnen damit, in einer Stunde zum Hotel losfahren zu können, um das Gepäck
einzuladen. Doch weit gefehlt! Der Computer der Firma funktioniert nicht. Das
Telefon muss herhalten. Schliesslich chauffiert ein Angestellter die beiden
Damen zum Hotel, um das Gepäck abzuholen. Als endlich alle Daten abgeklärt
sind, zeigt uns Fred, ein freundlicher dicklicher Angestellter die beiden
Campers. Die Wagen sehen sehr schön aus, brandneu, wurden eben erst von der
Fabrik in Illinois hierher überführt (ca. 2100 Meilen).
Der Wagen gibt uns
allerdings zwei Probleme: Die Türe zur Dusche/Toilette lässt sich nur mit
grösster Mühe schliessen. Wir stellen fest, dass eine Seitenwand schlecht
montiert ist und die Türe oben klemmt. In einem Warenhaus kaufen wir eine
Duschstange und schieben damit den oberen Teil der Wand zur Seite – dieses
Problem ist gelöst.
Das zweite Problem lässt
uns zwei Nächte (vor allem den Morgen) frieren: die Heizung lässt sich nicht
einschalten. Der kleine Hebel scheint fixiert zu sein. Unsere
Gebrauchsanweisung ist unbrauchbar. Schliesslich sehen wir, dass unsere Freunde
eine richtigen Anweisung erhalten haben – und ich schiebe dieses Hebelchen mit
aller Gewalt zurück – und nehme dabei das Risiko in Kauf, dieses mickrige Ding
zu zerbrechen. Die Heizung aber läuft!
Am Mittwoch fahren wir
nur 60 Meilen nordwärts und kaufen in zwei Geschäften alle wichtigen
Lebensmittel und Utensilien ein.
Am Donnerstag gelangen
wir nach Gering, wo wir das Oregon Trail Museum suchen, welches uns die Dame im
Visitor Center wärmstens empfohlen hatte. Sie hatte uns auch den Weg dorthin
beschrieben. Nach langem Umherirren fährt uns ein freundlicher Ami mit seinem
Auto voraus. Wir sind nun aber im North Platte Valley Museum, das wir
eigentlich gar nicht besuchen wollen. Wir fahren also gleich westwärts zum
Visitor Center & Museum des Scotts Bluff National Monument: das ist das
eigentliche Oregon Trail Museum. Für $ 80 kaufen wir den National Parks Annual
Pass. Mit ihm kann man alle National Parks und National Monuments besuchen. Für
die State Parks bezahlen wir gewöhnlich $ 5 zusätzlich zur Gebühr für den
Stellplatz.
Der Scotts Bluff ist benannt
nach einem Pionier namens Scott, der im Kampf gegen die Indianer verletzt, von
Kameraden geborgen, hierher gebracht und dann seinem Schicksal überlassen
wurde. Im Jahr darauf entdeckten Auswanderer sein Skelett. An diesem Hügelzug
vorbei führte der sogenannte Oregon Trail, die Route Tausender von
Auswanderern, die vom Missouri her dem North Platte River entlang westwärts
zogen, um schliesslich zum Snake River und Columbia River nach Oregon zu gelangen.
Im Visitor Center erfahren wir viele Details über die verschiedenen Trails, von
denen wir schon auf früheren Reisen in Oregon und Kalifornien gehört hatten:
Oregon Trail, Mormon Pioneer Trail, California Trail, Pony Express. Wir werden
reichlich mit Broschüren eingedeckt.
Der schönste Stellplatz
befindet sich in den Wildcat Hills. Sie sind eine kleine bewaldete langgezogene
Erhebung südlich des North Platte River Valley. Schon in Wyoming hatten wir
solche flache sandige Hügelzüge gesehen. Sie entstanden vor etwa 60 Millionen
Jahren, gebildet aus Anschwemmungen von Felsen, Sand und Schlamm aus den Rocky
Mountains. Zusätzlich lagerten sich vor 30 bis 40 Millionen Jahren Schichten
von Asche und Schlamm aus den im Westen gelegenen Vulkanen ab. Mit der einsetzenden
Erosion bildete sich das weite Tal des in östlicher Richtung abfliessenden
North Platte River.
Dieselbe
Entstehungsgeschichte hat der oben erwähnte Scotts Bluff.
Innerhalb von zwei Tagen
überqueren wir die Grenze zu Wyoming, Nebraska und South Dakota. Auf meinem
iPhone sehe ich, dass die beiden Staaten Nebraska und South Dakota sehr schwach
besiedelt sind: Mit 200'345 km2 ist Nebraska fast fünfmal so gross wie die
Schweiz, zählte 2006 aber nur 176'331 Einwohner. South Dakota zählte auf 199'731
km2 781'919 Einwohner. Paradiesische Verhältnisse. Entsprechend einsam – und
auch eintönig – ist die Fahrt. Zudem regnet es während zwei Tagen und das
Thermometer sinkt auf 10° tagsüber.
In Hot Springs
besichtigen wir den Ausgrabungsplatz ‚Mammoth Site’. 1974 stiess man bei
Baggerarbeiten auf Mammutknochen. In der Folge wurden hier sensationelle Funde
gemacht. In den Black Hills gab es vor mehreren Tausend Jahren eine Vertiefung
mit warmem Wasser, die gerne von Mammuts aufgesucht wurde. Ab und zu gelang es
einem Mammut nicht mehr, aus der Vertiefung wieder hinauf zu steigen und es
ertrank schliesslich. Während Tausenden von Jahren verendeten hier zahlreiche
Mammuts, ausschliesslich männliche. Vorliebe für Bars war offenbar schon vor
Jahrtausenden beim männlichen Geschlecht stärker ausgeprägt als beim
weiblichen. Von den 59 ausgegrabenen Mammuts waren drei Wollmammuts und 56
etwas grössere Columbian Mammuts.
Am Pfingstsonntag
besichtigen wir das Mount Rushmore Memorial: die Köpfe der vier Präsidenten
Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln, die von über hundert Bildhauern
in den harten Granit der Blackhills gemeisselt wurden. Dieses Gestein erodiert
nur ein paar Millimeter pro 1000 Jahren, während in den Badlands Regen und Wind
innert 40 Jahren 30 cm der Sedimente abtragen.
Wir taten gut daran,
bereits kurz nach acht Uhr am Memorial die Parkgebühr von satten $ 11 zu
entrichten. Bei unserer Abfahrt eine Stunden später stauen sich Hunderte von
Autos vor der Einfahrt!
Die Fahrt auf der # 44
ostwärts in die Badlands ist abwechslungsreich. Vor allem sehen wir mehrere
Pronghorns (Gabelantilopen), u.a. ein Weibchen mit einem Neugeborenen.
Die Badlands sind in etwa
dem Bryce Canyon zu vergleichen, nicht so vielfarbig, aber ebenso zerklüftet.
Badlands wurden sie von den Franzosen genannt, weil das Land wenig Wasser und
Vegetation aufweist. Viele Orte des Mittleren Westens tragen noch die von den
französischen Einwanderern gegebenen Namen. Napoleon, der seine Kriegskasse
auffüllen musste, hatte riesige Gebiete an die USA verkauft.
An der Brücke über den
White River gleich neben unserem Campground entdecken wir Hunderte von
Schwalbennestern. Auf einem Spaziergang am Abend beobachten wir vier Käuze und
bei der Rückkehr im Halbdunkel treten wir beinahe auf eine Riesenkröte. Da es
uns hier im von Cottonwood (Pappeln) beschatteten Platz so gut gefällt, bleiben
wir zwei Nächte.
an der 16th Mall Street
am Oregon Trail
Mammoth Site
Mount Rushmore
Badlands
Unsere Stellplätze auf dem Badlands Campground
Schwalbennester an der White River Brücke
5 Comments:
Wow, so schön - da werde ich grad neidisch! Auch wenn nicht alles rundläuft, wünsche ich Euch, dass Ihr immer wieder die Sonnenseite findet! Und weiterhin fleissig Blog schreibt mit Bildern.
Herzlich, Andrea
Wott ämal do gah!
I drοp a comment ωhеnever Ӏ
like a article on a sіte or іf І have ѕomеthіng tο adԁ
to the conversatіon. It's triggered by the sincerness displayed in the article I browsed. And after this article "Im Mittleren Westen". I was excited enough to drop a leave a responsea response :) I do have some questions for you if it'ѕ allright.
Is іt simply me or do sоmе of thе
rеsponses comе across аs іf thеy are left bу brain dеad
ѵiѕitors? :-P And, if you are wгiting on
аdditional sіtes, I'd like to keep up with you. Could you list the complete urls of your public pages like your Facebook page, twitter feed, or linkedin profile?
My web blog :: irving taxi service
Тhankѕ foг the mаrvelоus рοsting!
I actually enjoуed reading it, you might bе а great author.
I wіll гemembеr tο bοokmaгκ youг blog and will
often сome back someday. I want tο encourage that you сοntinue your greаt writing, hаve а niсe evening!
Αlso νisit my weblog ... dallas seo consultant
Thanks for оnes mаrvelouѕ posting!
I defіnitelу enјoyed reaԁing it, you can be a great
author. I will make suгe to bookmaгk yоur blog and definitely will сomе bacκ later in life.
І want to enсouragе that you continue your great job, have a nісе holiday weekend!
my site :: plano homes for rent
Post a Comment
<< Home