Südwärts ins Mormonenland
Vom Grand Teton National
Park sind wir auf der Strasse # 89 südwärts über Jackson, Alpines, Bear Lake,
Salt Lake City, Provo, Palisade State Park und durch den Red Canyon in den
Bryce Canyon National Park gefahren. Dabei sind wir in drei Staaten gewesen:
Von Wyoming kurz in Idaho und dann im Mormonenstaat Utah, in dessen Süden wir
uns längere Zeit aufhalten werden.
Salt Lake City (SLC) – ohne Wegweiser
Vom Yellowstone National
Park zum Bryce National Park führt kaum ein Weg an Salt Lake City vorbei. Und
wenn wir schon auf der I-15 (Interstate
15: ungerade Zahl bedeutet Nord-Süd Ausrichtung; gerade West-Ost) durch diese
Kleinstadt fahren, wollen wir dort gleich einen Halt einschalten. À propos
Kleinstadt: Mit gerade mal 181'000 Einwohnern ist sie nur halb so gross wie
Zürich, mit den Vororten allerdings zählt sie 1.6 Mio. D.h. 60% der 2.7 Mio
Einwohner des Mormonenstaates Utah wohnen in der Metropole. Bei einer Grösse
von 219’887 km2 ein recht dünn besiedelter Staat. Zur Durchfahrt der
Metropole auf der Autobahn, die zeitweise in einer Richtung sieben Fahrspuren
zählt, rechnet man gute 2 Stunden, und dies bei einer konstanten
Geschwindigkeit von 100 km/Std. Bei diesem vorgeschriebenen ‚Schneckentempo’
werden wir dauernd überholt: links und rechts von Lastwagen, die manchmal zwei
leicht schlingernde Anhänger im Schlepptau haben. Wenn Zürich keinen ÖV hätte,
müssten unsere Autobahnen wohl ähnlich monströs ausgebaut werden! Kein Wunder,
stürzen sich die beiden Chauffeure am Abend auf das heiss ersehnte, in Utah
verpönte Bier. Angeboten werden hier alkoholische Getränke mit einem
Alkoholgehalt von max. 2.5%.
Wir wagen uns mit unseren
breiten (2.52 m) Gefährten in die Innenstadt, finden nach einigen
labyrinthartigen Irrwegen den Temple Square, umrunden diesen auf der South
Temple Street und quälen uns dann den steilen Weg hinauf zum Capitol, einer
Kopie des Capitols von Washington oder Denver.
Die Stadtrundfahrt ist erfrischend.
Wir sehen mit gesunden Bäumen bepflanzte Alleen, schmucke Privathäuser,
prächtige Steinbauten der ‚Heiligen der letzten Tage’, blitzsaubere Parks, eine
Strassenbahn.
Nach einer Mittagsrast
neben dem Capitol versuchen wir wieder auf die I-15 zu gelangen, finden aber
nur mit Müh und Not aus dem Labyrinth der Mormonen. Diese finden es offenbar
nicht nötig, Wegweiser aufzustellen. Zum Glück scheint die Sonne, so dass wir
ohne Kompass den Weg aus dem gelobten Land finden.
Der schöne Campingplatz
am Utah Lake in Provo entschädigt uns für unsere Mühe. Am Ufer beobachten wir
bei Sonnenuntergang allerlei Vögel und einen noch nie gesehenen Mückenschwarm.
Provo – gleiches Malaise wie SLC
Mit viel Glück gelingt es
uns, aus dem gelobten Land der Heiligen der letzten Tage herauszufinden. Es ist
ja bekannt, dass sie intensiv missionieren. Bei uns haben sie sich auf eine
andere Taktik verlegt: Sie kennen ausserhalb der I-15 keine Wegweiser, sodass
man zwar von aussen in ihre Städte hineinfindet, aber aus dem Labyrinth nicht
mehr hinaus. Uns fehlt einfach der Faden der Ariadne – oder anders gesagt, uns
ist gar nicht in den Sinn gekommen, mal das GPS zu benutzen, für das wir ja
bezahlt haben. Bis jetzt sind wir nämlich viel besser ohne diese technische
Segnung gefahren. Das Vertrauen in dieses Instrument haben wir sowieso
verloren, seit sich unser Taxifahrer in Denver trotz – oder dank - GPS heillos
verfahren hat.
Palisade Lake State Park – oder erstes Bad auf
1750 m Höhe
Im Landesinnern auf
halbem Weg zwischen SLC und Bryce Canyon machen wir Rast am Ufer eines
wunderbaren kleinen Stausees im Palisade State Park. Vor über 100 Jahren hat
ein Siedler hier einen Damm errichtet und angeblich 65'000 Bäume gepflanzt.
Davon stehen wohl noch einige wenige Tausend. Es sind vor allem Kanadische
Pappeln, die das Ufer des Sees säumen. Ein Western King Bird nistet in einer Astgabel einer Pappel gleich neben unserem Camper und lässt sich überhaupt nicht stören.
Am Abend um 19 Uhr zeigt das Thermometer
noch 26°, so dass wir zum ersten Mal ein feines Rindsfilet grillieren und
draussen essen können. Zuvor aber genehmigen wir uns nach einer zweistündigen
Wanderung bei fast 30° ein kühlendes Bad im See.
Wandern in farbenenfrohem Labyrinth
Im Bryce Canyon befinden wir uns auf einer Höhe
von 2440 m, im nördlichen Teil des Coloradoplateaus, das sich über Hunderte von
Kilometern erstreckt. Charakteristisch sind die farbenprächtigen erodierten Abhänge
der Hochplateaus, die einst von einem flachen Meer bedeckt waren, auf deren
Grund sich über Millionen von Jahren schichtweise die Sedimente der Randgebirge
ablagerten. Die verschiedenen Platten sind 'chronologisch' geordnet: am
Colorado River, bei Page, sind die ältesten Schichten zu finden (1Mia - 500 Mio
Jahre), hier im Bryce Canyon die jüngsten (130-65 Mio Jahre). Auf die Schichten
des Grand Canyon folgen die Chocolate Cliffs, die Vermilion (=zinnoberrot)
Cliffs, die White Cliffs, der Zion Canyon, die Gray Cliffs, Pink Cliffs und
schliesslich der Bryce Canyon. Der indianische Name – Pajute Indianer
besiedelten dieses Gebiet vor 10'000 Jahren
- lautet Paunaugunt Plateau. Der Schotte Ebenezer Bryce, ein Mormone, siedelte
mit seiner Frau 1875 am Ostrand in der Ebene. Um Holz zu fällen für Häuserbau und
Zäune baute er eine Strasse in einen Canyon hinein, dem die anderen Siedler,
die diese Strasse benutzen durften, den Namen Bryce Canyon gaben. Zu den
Felsen: graue: Limestone (Kalk) mit Limelite, rote Felsen: eisenhaltig,
Dolomit enthält Magnesium und ist deshalb widerstandsfähiger. Die Erosion
erfolgt vor allem im Winter (Eis sprengt die Felsen) und durch den heftigen
Wind.
Es gibt in den USA weit mehr Nadelbaumarten als in
Europa. Die Rinde der Ponderosa Pine duftet süss wegen der Bakterien, die sich
vor allem bei blitzgeschädigten Bäumen entwickeln. Ihre Stämme sind spiralartig
im Gegenuhrzeigersinn gedreht. Die dicke Borke hingegen ist vertikal gespalten,
sodass die Drehung erst bei den toten Bäumen erkennbar ist.
Wir sehen viele White firs, die wir an den grossen
vereinzelt stehenden Nadeln erkennen sowie am eher krummen Wuchs. Wenn sie jung
sind, ist ihr Stamm fast weiss.
Die Douglas firs haben kleinere, in Büscheln
stehende Nadeln und nach unten weisende kleinere braune Zapfen. Auf dieser Höhe
(2800 m) wachsen sie etwa 15 m hoch (im Olympic NP 60 m!).
Die Bristlecone Pines tragen vollständig mit
kurzen Nadeln dicht bewachsene Äste, die wie Flaschenputzer aussehen.
Die Blätter der Manzanita, eines Strauches,
stehen senkrecht, damit sie von der Mittagssonne nicht ausgetrocknet werden.
Die Früchte, von denen wir bereits einige sehen, gleichen ganz kleinen Äpfeln
(spanisch manzana).
Auf einer vierstündigen Wanderung beobachten wir eine Bullsnake, die sich sehr langsam vorwärts bewegt.
Der etwas links liegen gelassene Red Canyon, in dem wir heute Vormittag eine kleine Wanderung machten, hat uns fast noch mehr gefallen als der Bryce Canyon. Auf einer dreistündige Wanderung konnten wir nicht nur die verschieden getönten Felsformationen bewundern, sondern auch eine Vielzahl von Nadelbäumen und eine wunderschöne, für uns ungewohnte Flora.
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