ursundestherunterwegs

Friday, June 29, 2012

Von Taos in die Rocky Mountains


Nach einer Fahrt über hohe Berge mit dichtem Wald und durch eine weite, heisse Steppe gelangen wir nach Taos in New Mexiko. Die Espen sind in den Bergen fast alle krank: eine Raupe frisst alle grünen Blätter und vermehrt sich rasant. Dies geschehe etwa alle dreissig Jahre. Ein grosser Teil der Bäume überlebt diese Rasur nicht. Schuld sind der milde Winter und die grosse Trockenheit. Im ‚20-Minuten’ erfahren wir, dass westlich von Colorado Springs unkontrollierbare Waldbrände ausgebrochen sind. So werden wir unser Programm ändern und auf die Fahrt auf den Pikes Peak verzichten müssen. Statt dessen werden wir etwas früher in die Berge fahren.
Der Himmel hat sich bedeckt. Zum ersten Mal seit drei Wochen haben wir ein paar Regentropfen gespürt. Man kann sie an einer Hand abzählen und am Boden sieht man überhaupt nichts davon.
Auf der Fahrt durch die Steppe überqueren wir unversehens den Rio Grande, der sich einen tiefen Canyon gegraben hat. In 200 Metern Höhe überspannt eine 1965 erbaute Brücke den schmalen Fluss. Wie hat wohl der Franziskaner Fra Escalante im 18. Jahrhundert auf seiner Expedition Richtung Pazifik diesen Canyon überquert?

Da es uns in Taos gut gefällt, wir am Abend draussen sitzen und essen und trinken können, ohne dass Esther von den Mücken heimgesucht wird, bleiben wir zwei Nächte. Wir machen eine kleine Bergtour durch einen lichten Föhrenwald, wandern gute drei Stunden auf eine Anhöhe mit herrlicher Aussicht auf Taos und die weite Prärie und sind rechtzeitig vor der grossen Hitze und dem von Süden her heranwehenden Glutwinden im kühlen Camper am von den beiden Frauen liebevoll bereiteten Salatbuffet.




Im Great Sand Dunes National Park
Nach einer Fahrt von 100 Meilen nordwärts gelangen wir in den Great Sand Dunes National Park, der erst 2000 zum Park erklärt wurde. Es ist das grösste und höchste Dünengebiet der USA. Die Dünen liegen im Westen der Sangre de Cristo Mountains, ein Gebirge von über 14'000 Fuss (4250 m) Höhe, das neun Monate im Jahr von Schnee bedeckt ist. Eine Anzahl Schwarzbären hält sich dort auf. Leider sehen wir keine!
Die Dünen haben eine gelbbraune Färbung und sind bis 220 m hoch. Das eigentliche Dünengebiet hat eine Grösse von 84 km2, d.h. etwa die Grösse der Stadt Zürich. Das gesamte Sandgebiet ist jedoch zehnmal grösser. Über die Entstehungszeit sind sich die Geologen nicht einig. Vom Gebirge der Sangre de Cristo Mountains wurde und wird immer noch Sand in zwei Flüssen ins Tal verfrachtet und von dort wieder zurückgeblasen. Im Winter sind die Dünen schneebedeckt. Leider ist der Fluss, der neben dem Campground fliesst, momentan versiegt; sonst hätten wir uns ein erfrischendes Bad gegönnt.
Am  Abend machen wir uns auf den Weg und steigen auf die High Dune, die wir in einer knappen Stunde erreichen. Der Weg ist aber recht anstrengend, schlimmer als ein Schneefeld in der Mittagshitze. Das Thermometer zeigt zwar nur noch 29 Grad, aber wir üben uns im Tanzschritt: zwei Schritte vor, einer zurück. Vor allem beim Gipfelkamm rutschen wir immer wieder runter und kommen nur zentimeterweise voran. Von oben geniessen wir kurz vor Sonnenuntergang eine herrliche Rundsicht. Die Stimmung ist grandios!
In den Sangre de Cristo Mountains tobt ein Gewitter. Auch von Westen her nähert sich eine Front. So eilen wir barfuss in Riesenschritten rasch runter, was viel einfacher ist. Kaum beim Parkplatz angekommen gehen auch schon Blitze auf die Sand Dunes nieder. Die Regentropfen erreichen den Boden aber nicht; sie verdunsten noch vorher in der trockenen Atmosphäre. Erst in der Nacht prasseln ein paar wohltuende Regentropfen auf das Dach unseres Campers.





In den Rocky Mountains
Die letzten fünf Tage verbringen wir in den Bergen zwischen 2500 und 3100 Metern Höhe. In der Nähe von Aspen, d. h. auf der Ostseite des Passes, regnet es ein paar Mal, was die Temperatur recht annehmbar macht. Wegen der unsicheren Witterung müssen wir aber auf die Besteigung des höchsten Berges Colorados, des Mt. Ebert, der mit 4400 m Gipfelhöhe nur 1600 m über über unserem Campground liegt,  verzichten (faule Ausrede?). Die Campgrounds an den Seen Twin Lakes und Turquoise Lake, die auf 2700 bzw. 2950 m Höhe liegen, sind einfach, aber wunderbar zwischen Pinyons Pines (Nuss- oder Steinkiefer) gelegen.
An einem Abend machen wir einen Spaziergang an einem kleinen See, den Biber mit Dämmen auf drei Seiten gestaut haben. Wir müssen nicht lange warten, bis drei Biber erscheinen. Es ist wunderbar, ihnen beim ruhigen Schwimmen zuzusehen. Ein erwachsener Biber schlägt immer wieder kräftig mit dem Schwanz und taucht dann ab. Vermutlich will er uns vertreiben. Nach den Spuren zu urteilen, halten sich auch Kojoten in diesem Gebiet auf. Leider sehen wir auch von diesen kein Exemplar.
Endlich, nach vier Wochen Trockenheit, fällt Regen. Vor allem in den Bergen kommt der ersehnte Niederschlag in grossen Mengen. Entsprechend angenehmer und erträglicher wird auch die Tagestemperatur.




Nach der Fahrt über einen 3300 m hohen Pass, was wirklich kein Problem ist, wenn man von 2950 m Höhe aus startet, gelangen wir zur I-70, der schnellen Verbindung von Grand Junction nach Denver. Wir denken, dass wir auf einer Interstate, einer richtigen Autobahn, rasch vorankommen. Weit gefehlt! Wir erreichen die I-70 kurz vor Vail, das wir mal gemütlich durchfahren. Sehr schöne Häuser mitten in die Bäume gebaut, viele Golfplätze, kein Platz für Campers! Dann steigt die I-70 auf 3250 m hinauf, fällt steil (7%) hinunter auf 2500, um dann wieder auf 3400 m hinauf und dort durch den Eisenhower Memorial Tunnel durchzuführen. Dabei kommt der Sechsliter-Zehnzylinder Motor bei einer Geschwindigkeit von 30 Meilen/Stunde ausser Atem und arg ins Schwitzen. Neben uns brausen Riesenlaster im Schnellzugtempo vorbei.
Nun sitzen wir auf einer Anhöhe über dem Bergbaustädtchen Central City auf einem Campground mit schöner Rundsicht auf die Berge ringsum.
Morgen fahren wir in den Rocky Mountains National Park, wo wir auf Wanderungen Tiere zu beobachten wollen.




Elephant's Head Lousewort - Indian Paintbrush

2 Comments:

At 12:05 AM, Anonymous Anonymous said...

Danke für Eure Berichte. Vor allem die Bilder machen ja gluschtig. Aber, aber hier in der kleinen CH ist auch viel Schönes zu entdecken, da bin ich doch froh!
Ich wünsche Euch viel Glück und Spass auf Eurer Weiterfahrt.
Esther B.

 
At 6:00 AM, Anonymous Andrea said...

Endlich wieder ein neuer Bericht! Am besten haben mir die Fotos von den Dünen gefallen, das mit dem Sonnenuntergang ist einfach herrlich!
Das mit der Sonne hier hat inzwischen auch geklappt, und ich sehe, unser Regen ist bei Euch angekommen. Prima, dieser Tausch!
Ganz herzliche Grüsse!!

 

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