Von New Hampshire nach Maine
Am Samstag ist früh Tagwache: Bereits um 5.45
klingelt der Wecker. Denn bereits um 7.30 Uhr müssen wir an der Talstation der
Zahnradbahn sein. Und bis dann muss der RV bereitgestellt sein, d.h.
Elektrokabel und Wasserschlauch verstauen, Abwasser ablassen etc. und 13 Meilen
weit fahren.
Um 8.15 Uhr beginnt die fauchende Dampflok an
der Talstation mit stinkenden Rauchwolken den klaren Morgenhimmel zu verdunkeln
und schiebt einen Wagen mit 60 Passagieren mit einer Maximalsteigung von
Steigung von bis 37 Prozent die 3 Meilen 1060 Höhenmeter auf den höchsten Berg
New Hampshires hinauf, den Mount
Washington. Die Schienen sind uneben wie bei einer südamerikanischen
Gebirgsbahn, die Geleise sind auf mehreren Schichten Holzbalken montiert. Die
Lok hat offenbar furchtbaren Durst. Bereits nach einer halben Stunde muss sie
700 Gallonen Wasser nachfüllen. Nach über einer Stunde Fahrt sind wir auf dem
Berggipfel angelangt. Uns folgen zwei weitere, jeweils von einer Diesellok
gestossene Wagen in einem Sicherheitsabstand von 100 Metern. Es gibt jeden Tag
nur eine einzige Fahrt mit der Dampflok.
Unterwegs zum Gipfel sehen wir den Appalachian
Trail, der hier fast immer auf dem Bergkamm verläuft. Er ist recht steinig. Anspruchsvoll!
Auf dem Gipfel weht ein kräftiger, eisiger Wind. Trotz der Kälte sind Wanderer
fast durchwegs in kurzen Hosen zu sehen!
Im kleinen Museum erfahren wir, dass das
Trassee der Zahnradbahn von Arbeitern 1870 – 1920 mit Holzschlitten zum
Runterfahren benutzt wurde. Sie fuhren bis 70 M/h! Normalerweise benötigten sie
nur 10 Minuten; der Rekord war 2 Min 45 Sek.!
Um die Mittagszeit sind wir wieder an der
Talstation. Runter fährt der Zug schneller, nämlich mit 5 M/h; man könnte
meinen, die Bremsen funktionierten nicht mehr. Doch sorgen der Zugbegleiter wie
der Lokführer, dass wir den Rekord der Holzschlitten nicht brechen: der erste
bedient zwei Bremsen, eine für die Räder, die andere für das Zahnrad; der
Lokführer lehnt sich immer weit aus dem Fenster, also ob er befürchte, die Bremsen
könnten zu glühen beginnen.
Am Mittag fahren wir weiter nordwärts, eine längere
Strecke dem Andrascoggin River entlang, einem breiten, flachen Fluss, der von
farbenprächtigen Bäumen umsäumt ist. Nach einer längeren Irrfahrt finden wir
den gesuchten State Park. Auf der Karte war er eindeutig falsch eingezeichnet.
Ein freundlicher Herr in einem Laden wies uns dann den richtigen Weg. Der
Campground ist an einem grossen See gelegen. Natürlich möchte ich (Urs) ein Bad
nehmen. Da das Wasser aber recht kalt ist, geschätzte 15 Grad, für mich mit
meinen arthritischen Gelenken eindeutig zu kalt, begnüge ich mich mit einem
Fussbad und darauf mit einer warmen Dusche.
Auch im Staat Maine, in dessen Gebiet wir am
Sonntag gelangen, bleibt das Wetter unvermindert schön. Auf der Fahrt sehen wir
wiederum eine Unmenge überfahrener Kleintiere, diesmal auch Biber. Gerne würden
wir mal anhalten, um von einem Stachelschwein ein paar Stacheln als Andenken
heimzubringen. Leider lassen sich diese Tierchen nur an schmalen Strassen ohne
breiten Seitenstreifen überfahren!
Auf der Fahrt meinen wir plötzlich, im Nahen
Osten zu sein: Wir fahren durch Ortschaften mit den Namen Canaan, Palmyra,
Damascus, Carmel, Hermon.
Im
Acadia NP
Er ist der einzige Nationalpark des
Nordostens, deshalb mit jährlich 2.5 Mio
Besuchern auch einer der meist frequentierten. Er befindet sich auf einer von
zahlreichen Buchten umsäumten Halbinsel, die der ‚Entdecker’ Champlain Desert
Island nannte, weil vor allem die Erhebungen mit kahlen Granitfelsen bedeckt
sind. Der höchste Berg der Ostküste der USA, den wir besteigen wollten, ist der
Cadillac Mountain - mit 466 m Höhe eine Uetlibergtour. Leider macht uns das
Wetter einen Strich durch unsere Planung. Seit Montag Mittag ist der Himmel
bedeckt. Es ist kühler geworden und von Osten her bläst ein kräftiger Wind
übers Meer. Das Meer ist stürmisch. Wir beobachten die Möven, die beim
kräftigen Wind in der Luft an Ort zu schweben scheinen und plötzlich alle
davonfliegen, als ein Weisskopfseeadler auf der Suche nach Nahrung der Küste
entlang segelt.
In der Nacht meine ich, es spritze jemand mit
einem Schlauch immer wieder einen kräftigen Wasserstoss aufs Dach. Es sind aber
nur die Wassertropfen, welche die vom Regen beschwerten Blätter von Zeit zu
Zeit auf unser Dach hierniederprasseln lassen – 30 cm über meinem Kopf. Da
hilft nur Ohropax. Bei Esther hat auch dies nicht geholfen.
Gottlob fällt am Morgen nur ein leichter
Nieselregen. So können wir dennoch einen abwechslungsreichen Tag verbringen. Ein
kostenloser Shuttlebus führt vor allem der Küste entlang durch die ganze
Halbinsel und erlaubt es, an den schönsten Plätzen auszusteigen, auf langen
Holzstegen den Seen entlang zu wandern, auf steinige Hügel zu steigen und die
wilde Natur zu bewundern.
Der Boden ist felsig: rötlich gesprenkelter,
vom Gletscher abgeschliffener Cadillac Granit, der bei Sonnenschein eine warme
Färbung erhält. Die Vegetation ist jung. 1947 vernichtete ein verheerender
Waldbrand beinahe den gesamten Waldbestand, auch einige Landhäuser reicher Amerikaner.
Die Rockefellers, Vanderbilts u.a.m. hatten hier schon im 19. Jahrhundert ihre
bescheiden ‚cottages’ genannten herrschaftlichen Sommerhäuser erbaut. Wir sind
aber John D. Rockefeller Jr. dankbar, weil er 1916 diesen Park gründete,
Strassen anlegen und 17 prächtige Steinbrücken bauen liess.
Wir verbringen zwei Tagen im Nationalpark,
dann brechen wir auf und gelangen nach einer langen Fahrt auf der # 1 in
Küstennähe auf einen ruhigen Campground südlich von Brunswick, natürlich mitten
in einem Wald. Unterwegs bestaunen wir bei Bucksport die neue Hängebrücke, die den Penobscott River
überspannt. Sie wurde in aller Eile 2006 fertiggestellt, weil die alte, 1931
erbaute Waldo-Hancock-Bridge Korrosionsschäden aufwies. Zuoberst im westlichen
Turm kann man die Aussicht bewundern.
Unsere Route 2. Teil:
Cog-Railway auf den Mt. Washington
An der Küste des Acadia National Parks
Möve bei Ebbe
eine von John D. Rockefeller Jr. gestiftete Brücke
Boardwalks
Rentierflechte (auch in der Schweiz zu sehen!)
Spinnnetz
die Hängebrücke über den Penobscott River
0 Comments:
Post a Comment
<< Home