ursundestherunterwegs

Wednesday, October 01, 2014

Von New Hampshire nach Maine

Am Samstag ist früh Tagwache: Bereits um 5.45 klingelt der Wecker. Denn bereits um 7.30 Uhr müssen wir an der Talstation der Zahnradbahn sein. Und bis dann muss der RV bereitgestellt sein, d.h. Elektrokabel und Wasserschlauch verstauen, Abwasser ablassen etc. und 13 Meilen weit fahren.
Um 8.15 Uhr beginnt die fauchende Dampflok an der Talstation mit stinkenden Rauchwolken den klaren Morgenhimmel zu verdunkeln und schiebt einen Wagen mit 60 Passagieren mit einer Maximalsteigung von Steigung von bis 37 Prozent die 3 Meilen 1060 Höhenmeter auf den höchsten Berg New Hampshires hinauf, den Mount Washington. Die Schienen sind uneben wie bei einer südamerikanischen Gebirgsbahn, die Geleise sind auf mehreren Schichten Holzbalken montiert. Die Lok hat offenbar furchtbaren Durst. Bereits nach einer halben Stunde muss sie 700 Gallonen Wasser nachfüllen. Nach über einer Stunde Fahrt sind wir auf dem Berggipfel angelangt. Uns folgen zwei weitere, jeweils von einer Diesellok gestossene Wagen in einem Sicherheitsabstand von 100 Metern. Es gibt jeden Tag nur eine einzige Fahrt mit der Dampflok.
Unterwegs zum Gipfel sehen wir den Appalachian Trail, der hier fast immer auf dem Bergkamm verläuft. Er ist recht steinig. Anspruchsvoll! Auf dem Gipfel weht ein kräftiger, eisiger Wind. Trotz der Kälte sind Wanderer fast durchwegs in kurzen Hosen zu sehen!
Im kleinen Museum erfahren wir, dass das Trassee der Zahnradbahn von Arbeitern 1870 – 1920 mit Holzschlitten zum Runterfahren benutzt wurde. Sie fuhren bis 70 M/h! Normalerweise benötigten sie nur 10 Minuten; der Rekord war 2 Min 45 Sek.!
Um die Mittagszeit sind wir wieder an der Talstation. Runter fährt der Zug schneller, nämlich mit 5 M/h; man könnte meinen, die Bremsen funktionierten nicht mehr. Doch sorgen der Zugbegleiter wie der Lokführer, dass wir den Rekord der Holzschlitten nicht brechen: der erste bedient zwei Bremsen, eine für die Räder, die andere für das Zahnrad; der Lokführer lehnt sich immer weit aus dem Fenster, also ob er befürchte, die Bremsen könnten zu glühen beginnen.

Am Mittag fahren wir weiter nordwärts, eine längere Strecke dem Andrascoggin River entlang, einem breiten, flachen Fluss, der von farbenprächtigen Bäumen umsäumt ist. Nach einer längeren Irrfahrt finden wir den gesuchten State Park. Auf der Karte war er eindeutig falsch eingezeichnet. Ein freundlicher Herr in einem Laden wies uns dann den richtigen Weg. Der Campground ist an einem grossen See gelegen. Natürlich möchte ich (Urs) ein Bad nehmen. Da das Wasser aber recht kalt ist, geschätzte 15 Grad, für mich mit meinen arthritischen Gelenken eindeutig zu kalt, begnüge ich mich mit einem Fussbad und darauf mit einer warmen Dusche.

Auch im Staat Maine, in dessen Gebiet wir am Sonntag gelangen, bleibt das Wetter unvermindert schön. Auf der Fahrt sehen wir wiederum eine Unmenge überfahrener Kleintiere, diesmal auch Biber. Gerne würden wir mal anhalten, um von einem Stachelschwein ein paar Stacheln als Andenken heimzubringen. Leider lassen sich diese Tierchen nur an schmalen Strassen ohne breiten Seitenstreifen überfahren!
Auf der Fahrt meinen wir plötzlich, im Nahen Osten zu sein: Wir fahren durch Ortschaften mit den Namen Canaan, Palmyra, Damascus, Carmel, Hermon.

Im Acadia NP
Er ist der einzige Nationalpark des Nordostens, deshalb mit  jährlich 2.5 Mio Besuchern auch einer der meist frequentierten. Er befindet sich auf einer von zahlreichen Buchten umsäumten Halbinsel, die der ‚Entdecker’ Champlain Desert Island nannte, weil vor allem die Erhebungen mit kahlen Granitfelsen bedeckt sind. Der höchste Berg der Ostküste der USA, den wir besteigen wollten, ist der Cadillac Mountain - mit 466 m Höhe eine Uetlibergtour. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch unsere Planung. Seit Montag Mittag ist der Himmel bedeckt. Es ist kühler geworden und von Osten her bläst ein kräftiger Wind übers Meer. Das Meer ist stürmisch. Wir beobachten die Möven, die beim kräftigen Wind in der Luft an Ort zu schweben scheinen und plötzlich alle davonfliegen, als ein Weisskopfseeadler auf der Suche nach Nahrung der Küste entlang segelt.
In der Nacht meine ich, es spritze jemand mit einem Schlauch immer wieder einen kräftigen Wasserstoss aufs Dach. Es sind aber nur die Wassertropfen, welche die vom Regen beschwerten Blätter von Zeit zu Zeit auf unser Dach hierniederprasseln lassen – 30 cm über meinem Kopf. Da hilft nur Ohropax. Bei Esther hat auch dies nicht geholfen.
Gottlob fällt am Morgen nur ein leichter Nieselregen. So können wir dennoch einen abwechslungsreichen Tag verbringen. Ein kostenloser Shuttlebus führt vor allem der Küste entlang durch die ganze Halbinsel und erlaubt es, an den schönsten Plätzen auszusteigen, auf langen Holzstegen den Seen entlang zu wandern, auf steinige Hügel zu steigen und die wilde Natur zu bewundern.
Der Boden ist felsig: rötlich gesprenkelter, vom Gletscher abgeschliffener Cadillac Granit, der bei Sonnenschein eine warme Färbung erhält. Die Vegetation ist jung. 1947 vernichtete ein verheerender Waldbrand beinahe den gesamten Waldbestand, auch einige Landhäuser reicher Amerikaner. Die Rockefellers, Vanderbilts u.a.m. hatten hier schon im 19. Jahrhundert ihre bescheiden ‚cottages’ genannten herrschaftlichen Sommerhäuser erbaut. Wir sind aber John D. Rockefeller Jr. dankbar, weil er 1916 diesen Park gründete, Strassen anlegen und 17 prächtige Steinbrücken bauen liess.
Wir verbringen zwei Tagen im Nationalpark, dann brechen wir auf und gelangen nach einer langen Fahrt auf der # 1 in Küstennähe auf einen ruhigen Campground südlich von Brunswick, natürlich mitten in einem Wald. Unterwegs bestaunen wir bei Bucksport die neue Hängebrücke, die den Penobscott River überspannt. Sie wurde in aller Eile 2006 fertiggestellt, weil die alte, 1931 erbaute Waldo-Hancock-Bridge Korrosionsschäden aufwies. Zuoberst im westlichen Turm kann man die Aussicht bewundern.

Unsere Route 2. Teil:

Cog-Railway auf den Mt. Washington







 rassige Schlittenfahrt



An der Küste des Acadia National Parks




Möve bei Ebbe

 Gletscherschliff





eine von John D. Rockefeller Jr. gestiftete Brücke


Boardwalks



Rentierflechte (auch in der Schweiz zu sehen!)

Spinnnetz

die Hängebrücke über den Penobscott River












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