Von New Jersey nach Washington DC
Steinkohle
und Atomkraftwerk
Nach unserem angenehmen Beisammensein mit
unserer Bekannten in Rockaway fahren wir weiter südwestwärts. In Hamburg
verlassen wir die Autobahn auf der # 61 Richtung Norden. Wir fahren durchs Steinkohleabbaugebiet,
fahren durch Ashville und halten im ehemaligen Centralia an. Dies war einst ein blühendes Bergarbeiterstädtchen.
30 Mio t Anthrazitkohle wurden gefördert. Ein älterer Herr, den wir beim Abfall
Einsammeln antreffen, erzählt uns vom damaligen Geschehen. 1962 entzündete sich
durch den Brand einer Müllhalde am Stadtrand ein Kohlenflöz. Das Feuer liess
sich nicht löschen. Immer wieder flackerte es neu auf. Der Asphalt auf dem
Highway 61 war brennend heiss, die Strasse unpassierbar. Die Temperatur 4 m
unterhalb der Tankstelle 500 Grad! Überall Rauch, heisse Kellerwände und
-böden. Der hohe Kohlendioxydgehalt in den Wohnungen verursachte Brechreiz und
Schwindelanfälle. Die Stadt wurde schliesslich evakuiert, die Häuser
plattgewalzt, der Schutt weggeräumt. Heute nur noch ein Netz leerer Strassen
und leider viel Abfall überall in den Gebüschen. Wir finden eine Stelle, aus
der Rauch austritt.
Dann fahren wir weiter auf die # 81 und zum
Hotel kurz vor Harrisburg.
Da wir noch viel Zeit haben, fahren wir in die
Stadt und parkieren in der Nähe des Kapitols, spazieren dem River entlang und
auf der State Street zum Kapitol.
Harrisburg ist die Hauptstadt des
US-Bundesstaates Pennsylvania. Die Stadt liegt im Dauphin County im Südosten
des Bundesstaates am Susquehanna River.
An der State Street vor dem Kapitol stehen
nicht weniger als fünf Kirchen. Das mächtige Kapitol steht auf einem Hügel.
In Erinnerung bleibt der 28. März 1979: In
dem Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen
und Messsignalen sowie Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der
Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze (50 % des Kerns) und
Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute
der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA.
Bürgerkrieg
Auf der Fahrt nach Washington haben wir
genügend Zeit, um in Gettysburg den ‚National Military Park’ zu besuchen. Auf
dem mehrere Quadratkilometer umfassenden ehemaligen Schlachtgelände
(Battlefield) ist ein Museum, sowie eine Unzahl von Denkmälern,
Informationstafeln und der Friedhof der fast 4000 hier gefallenen
Unionssoldaten zu besichtigen. Eine über 20 Meilen lange Rundtour führt an
allen wichtigen Schauplätzen vorbei. Alles ist bestens dokumentiert, z.T. mit
Kopien von Originalfotos aus der damaligen Zeit! Bronzestatuen,
Marmordenkmäler, Kanonen, Munitionswagen, alles fein säuberlich aufgestellt.
Das ganze damalige Geschehen wird hervorragend vermarktet.
Wir begnügen uns mit einem ausgedehnten
Spaziergang und informieren uns vor allem an den Schautafeln und an Wikipedia:
Der Sezessionskrieg
oder Amerikanische Bürgerkrieg war der von 1861 bis 1865 währende militärische
Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der
Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten).
Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung
zwischen Nord- und Südstaaten, die vor allem in der Sklavereifrage zu Tage trat und sich seit etwa 1830 immer weiter vertieft hatte. Als Reaktion
auf die Wahl Abraham Lincolns - obwohl nur gemässigter Sklavereigegner - zum US-Präsidenten traten im
Winter 1860/61 die meisten Südstaaten aus der Union aus. Der Krieg begann am
12. April 1861 und endete mit der Kapitulation der letzten Truppen der
Konföderierten am 23. Juni 1865 in Texas. Nach dem Sieg des Nordens wurden die Südstaaten im Rahmen der Reconstruction
wieder in die Union aufgenommen.
Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die
Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den
USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
Die Schlacht
von Gettysburg fand vom 1. bis zum 3. Juli 1863 bei der Kleinstadt Gettysburg
in Pennsylvania wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Maryland während des
Sezessionskrieges statt. Mit mehr als 43'000 Opfern, davon über 5'700
Gefallene, war sie eine der blutigsten Schlachten auf dem amerikanischen
Kontinent Bei einem Sturmangriff verlor General Robert E. Lee in nur einer
einzigen Stunde 5'000 Soldaten!
Im selben Jahr wurde ein Soldatenfriedhof für
die 3'580 gefallenen Unionssoldaten eröffnet. Die Gräber, geordnet nach
militärischen Einheiten, sind in einem grossen Halbkreis in einem Park mit
mächtigen Bäumen angelegt. Präsident Lincoln hielt eine berühmt gewordene
Ansprache, die Gettysburg Address. Die Leichen der Konföderierten verwesten auf dem
Schlachtfeld oder wurden verscharrt. Jahre später noch kamen beim Pflügen der
Felder Gebeine der Toten zum Vorschein.
In den vier Kriegsjahren fielen 600'000
Soldaten, mehr als im Zweiten Weltkrieg (500'000).
Washington
DC
Um 10.30 Uhr müssen wir den Mietwagen mitten
im Zentrum von Washington abliefern. Zuvor wollen wir natürlich das Hotel (auch
im Zentrum gelegen) beziehen, um unser gesamtes Gepäck zu deponieren. Deshalb
fahren wir frühzeitig los und zu Recht. Wir benutzen das Navigationsgerät, das
uns auf einer 10 Meilen längeren Strecke von Westen in die Stadt fahren lässt.
Statt der vorgegebenen 35 Minuten benötigen wir fast anderthalb Stunden. Der
Verkehr ist horrend. Die vier Fahrspuren sind vollständig belegt. Manchmal geht
es nur im Schneckentempo voran. Über eine längere Strecke fahren wir auf der
linken Spur, die nur für Autos mit mindestens zwei Personen reserviert ist;
dann geht es mit 100 km/Std. voran. Schliesslich finden wir Hotel und
Abgabestelle, letztere 15 Minuten vor Ablauf der Reservationszeit.
Ohne Auto
ist das Leben in den USA unmöglich. Als Fussgänger die manchmal bis zu 8 Spuren
breiten Strassen zu überqueren ist schier unmöglich. Esther meint, der
Amerikaner sei nicht mit zwei Beinen, sondern mit vier Rädern geboren.
Anschaffungskosten und Unterhalt der Autos sind günstig. Benzin ca. 70 – 80
Rp./l.
Washington ist die Hauptstadt und der Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Sie
zählt in ihrem 177 km2 grossen Gebiet (doppelt so gross wie die
Stadt Zürich) etwas über 600'000 Einwohner, der Grossraum, die Washington
Metropolitan Area, hingegen über 8 Mio. Die Abkürzung D.C. steht für den Bundesdistrikt District of
Columbia, den die Stadt vollständig ausfüllt und mit dem sie heute geografisch
identisch ist.
Der Distrikt ist kein Bundesstaat und gehört zu keinem Bundesstaat, sondern ist dem Kongress der Vereinigten Staaten direkt unterstellt. Die Stadt ist nach George Washington, dem
Oberbefehlshaber im Unabhängigkeitskrieg und ersten Präsidenten der Vereinigten
Staaten, benannt. Der District of Columbia ist nach Columbia benannt, einer dem Seefahrer Kolumbus nachempfundenen
poetischen Bezeichnung für den amerikanischen Kontinent. Die Stadt gefällt uns
– trotz der vielen Autos und der nervösen Huperei und der wegen Besuchen von
hohen Politikern täglich gesperrten Strassenabschnitten. Washington wurde erst
1790 geplant, 1814 von den Briten zerstört, dann grossartig wieder aufgebaut
und vor allem unter Roosevelt (1933-45) um viele Staatsgebäude erweitert. Die
Strassen sind weit, die Häuser nicht so hoch wie in New York, also keine dunklen
Strassenschluchten. Wie in New York gibt es auch hier wieder Fussgänger – und
recht viele Velofahrer auf bezeichneten Radstreifen. Bisher hatten wir auf der
6000 km langen Fahrt ausser mal einer Gruppe vielleicht insgesamt nur ein
Dutzend Radler angetroffen.
Unser Hotel liegt nur eine Viertelstunde vom
Weissen Haus entfernt. Obama sehen wir allerdings nicht, und sein Zuhause ist
fast vollständig von hohen Bäumen verdeckt. Ausländer sind seit dem 11.9.2001
im Weissen Haus nicht mehr zugelassen. Hin und wieder gelingt es jemandem, über
den Zaun zu klettern, was wir nicht wagen, weil wir Angst vor den Wachhunden
haben. Die 1901 entstandene National
Mall ist grossartig: der vier km lange Park mit weiten grünen (weil kräftig
gedüngten) Rasenflächen und gepflegten Bäumen ist das Herz der Stadt. In
nächster Nähe und zu beiden Seiten des Parks zwischen Lincoln Memorial im Westen und Kapitol im Osten liegen die wichtigsten Denkmäler der Nation: Denkmäler
amerikanischer Tragödien und Triumphe, Regierungsgebäude, Museen der
Smithsonian Institution.
Während unseres dreitägigen Aufenthalts
spazieren wir durch die Stadt, am Weissen Haus vorbei, zum 170 m hohen Obelisk,
zum Lincoln Memorial ganz im Westen, vorbei an den Denkmälern zum Koreakrieg,
Vietnamkrieg, Zweiten Weltkrieg. Ganz im
Osten steht auf einer Anhöhe das Kapitol, Sitz des Senats und des
Repräsentantenhauses. Die 100 Senatoren (zwei pro Staat) und 435 Repräsentanten
(entsprechend unseren Nationalräten) tagen in zwei grossen Sälen nördlich und
südlich des von einer hohen Kuppel (alle paar Jahrzehnte wurde sie erhöht!)
überragten Zentralbaus. Bei einer Führung, die wir drei Monate zum Voraus
gebucht hatten, können wir ein paar Säle mit Statuen von bedeutenden
politischen Persönlichkeiten betrachten.
Grossartig sind die nationalen Museen, deren Eintritt kostenlos ist
und die wir natürlich eingehend besichtigen: das Air and Space Museum mit den
Fluggeräten der Brüder Wright bis zum Marsmobil, das Indianermuseum, das
Naturhistorische Museum, das Historische Museum (Geschichte der USA) und nicht
zuletzt das beeindruckende Holocaust Memorial Museum. Zu weiteren
Museumsbesuchen fehlt uns leider die Zeit, und wir sind vom stundenlangen Gehen
recht müde geworden.
Am Freitag Morgen früh geht es zum
Flughafen. Wohin uns der Flug bringt, verraten wir nicht. Ist nächste Woche in
einer neuen Nachricht zu lesen.
das ehemalige Schlachtfeld von Gettysburg
ein Unionssoldat ...
... und ein Monarch, aber in schönerer Uniform! Mehrere 100 Millionen dieser grossen Schmetterlinge überwintern in der mexikanischen Sierra Nevada auf einem nur wenige Hektaren grossem Gebiet.
Washington aus der Luft: das Washington Monument und in der rechten oberen Bildmitte das Weisse Haus.
Der 170 m hohe Obelisk wurde 1848-1884 erbaut.
Das Weisse Haus von Norden ...
... und von SüdenDas Lincoln Memorial. In griechischem Stil 1922 eingeweihtes Denkmal für den Präsidenten Abraham Lincoln (1861-65; ermordet am 14.4.65)
Im Museum Air and Space:
Das 1896 erbaute Rad der Brüder Wright
bald darauf vom Rad zum Flugzeug (1903):In diesem Flugzeug überquerte Charles Lindberg am 20./21.5.1927 als erster Pilot den Atlantik von New York nach Paris
Das Modell des atomgetriebenen 342 m langen Flugzeugträgers Enterprise CVN 65 (1960-2012) im Massstab 1:100 wurde in 12'000 Arbeitsstunden erbaut:
im American History Museum:
Die John Bull Lokomotive, erbaut in England 1831, verkehrte zwischen New York und Philadelphia
im Naturhistorischen Museum:
ein Homo heidelbergensis (700'000-200'000 vor unserer Zeitrechnung). Hat er nicht eine Ähnlichkeit mit einem Berichterstatter?
1 Comments:
Super Bericht, Danke! Weiter eine gute Reise und liebe Grüsse Claudia und Albert
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