ursundestherunterwegs

Thursday, October 23, 2014

Von New Jersey nach Washington DC

Steinkohle und Atomkraftwerk
Nach unserem angenehmen Beisammensein mit unserer Bekannten in Rockaway fahren wir weiter südwestwärts. In Hamburg verlassen wir die Autobahn auf der # 61 Richtung Norden. Wir fahren durchs Steinkohleabbaugebiet, fahren durch Ashville und halten im ehemaligen Centralia an. Dies war einst ein blühendes Bergarbeiterstädtchen. 30 Mio t Anthrazitkohle wurden gefördert. Ein älterer Herr, den wir beim Abfall Einsammeln antreffen, erzählt uns vom damaligen Geschehen. 1962 entzündete sich durch den Brand einer Müllhalde am Stadtrand ein Kohlenflöz. Das Feuer liess sich nicht löschen. Immer wieder flackerte es neu auf. Der Asphalt auf dem Highway 61 war brennend heiss, die Strasse unpassierbar. Die Temperatur 4 m unterhalb der Tankstelle 500 Grad! Überall Rauch, heisse Kellerwände und -böden. Der hohe Kohlendioxydgehalt in den Wohnungen verursachte Brechreiz und Schwindelanfälle. Die Stadt wurde schliesslich evakuiert, die Häuser plattgewalzt, der Schutt weggeräumt. Heute nur noch ein Netz leerer Strassen und leider viel Abfall überall in den Gebüschen. Wir finden eine Stelle, aus der Rauch austritt.

Dann fahren wir weiter auf die # 81 und zum Hotel kurz vor Harrisburg.
Da wir noch viel Zeit haben, fahren wir in die Stadt und parkieren in der Nähe des Kapitols, spazieren dem River entlang und auf der State Street zum Kapitol.
Harrisburg ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Pennsylvania. Die Stadt liegt im Dauphin County im Südosten des Bundesstaates am Susquehanna River.
An der State Street vor dem Kapitol stehen nicht weniger als fünf Kirchen. Das mächtige Kapitol steht auf einem Hügel.
In Erinnerung bleibt der 28. März 1979: In dem Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen und Messsignalen sowie Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze (50 % des Kerns) und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA.

Bürgerkrieg
Auf der Fahrt nach Washington haben wir genügend Zeit, um in Gettysburg den ‚National Military Park’ zu besuchen. Auf dem mehrere Quadratkilometer umfassenden ehemaligen Schlachtgelände (Battlefield) ist ein Museum, sowie eine Unzahl von Denkmälern, Informationstafeln und der Friedhof der fast 4000 hier gefallenen Unionssoldaten zu besichtigen. Eine über 20 Meilen lange Rundtour führt an allen wichtigen Schauplätzen vorbei. Alles ist bestens dokumentiert, z.T. mit Kopien von Originalfotos aus der damaligen Zeit! Bronzestatuen, Marmordenkmäler, Kanonen, Munitionswagen, alles fein säuberlich aufgestellt. Das ganze damalige Geschehen wird hervorragend vermarktet.
Wir begnügen uns mit einem ausgedehnten Spaziergang und informieren uns vor allem an den Schautafeln und an Wikipedia:
Der Sezessionskrieg oder Amerikanische Bürgerkrieg war der von 1861 bis 1865 währende militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten).
Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die vor allem in der Sklavereifrage zu Tage trat und sich seit etwa 1830 immer weiter vertieft hatte. Als Reaktion auf die Wahl Abraham Lincolns - obwohl nur gemässigter Sklavereigegner - zum US-Präsidenten traten im Winter 1860/61 die meisten Südstaaten aus der Union aus. Der Krieg begann am 12. April 1861 und endete mit der Kapitulation der letzten Truppen der Konföderierten am 23. Juni 1865 in Texas.  Nach dem Sieg des Nordens wurden die Südstaaten im Rahmen der Reconstruction wieder in die Union aufgenommen.
Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
Die Schlacht von Gettysburg fand vom 1. bis zum 3. Juli 1863 bei der Kleinstadt Gettysburg in Pennsylvania wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Maryland während des Sezessionskrieges statt. Mit mehr als 43'000 Opfern, davon über 5'700 Gefallene, war sie eine der blutigsten Schlachten auf dem amerikanischen Kontinent Bei einem Sturmangriff verlor General Robert E. Lee in nur einer einzigen Stunde 5'000 Soldaten!
Im selben Jahr wurde ein Soldatenfriedhof für die 3'580 gefallenen Unionssoldaten eröffnet. Die Gräber, geordnet nach militärischen Einheiten, sind in einem grossen Halbkreis in einem Park mit mächtigen Bäumen angelegt. Präsident Lincoln hielt eine berühmt gewordene Ansprache, die Gettysburg Address. Die Leichen der Konföderierten verwesten auf dem Schlachtfeld oder wurden verscharrt. Jahre später noch kamen beim Pflügen der Felder Gebeine der Toten zum Vorschein.
In den vier Kriegsjahren fielen 600'000 Soldaten, mehr als im Zweiten Weltkrieg (500'000).

Washington DC
Um 10.30 Uhr müssen wir den Mietwagen mitten im Zentrum von Washington abliefern. Zuvor wollen wir natürlich das Hotel (auch im Zentrum gelegen) beziehen, um unser gesamtes Gepäck zu deponieren. Deshalb fahren wir frühzeitig los und zu Recht. Wir benutzen das Navigationsgerät, das uns auf einer 10 Meilen längeren Strecke von Westen in die Stadt fahren lässt. Statt der vorgegebenen 35 Minuten benötigen wir fast anderthalb Stunden. Der Verkehr ist horrend. Die vier Fahrspuren sind vollständig belegt. Manchmal geht es nur im Schneckentempo voran. Über eine längere Strecke fahren wir auf der linken Spur, die nur für Autos mit mindestens zwei Personen reserviert ist; dann geht es mit 100 km/Std. voran. Schliesslich finden wir Hotel und Abgabestelle, letztere 15 Minuten vor Ablauf der Reservationszeit.
Ohne Auto ist das Leben in den USA unmöglich. Als Fussgänger die manchmal bis zu 8 Spuren breiten Strassen zu überqueren ist schier unmöglich. Esther meint, der Amerikaner sei nicht mit zwei Beinen, sondern mit vier Rädern geboren. Anschaffungskosten und Unterhalt der Autos sind günstig. Benzin ca. 70 – 80 Rp./l.

Washington ist die Hauptstadt und der Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Sie zählt in ihrem 177 km2 grossen Gebiet (doppelt so gross wie die Stadt Zürich) etwas über 600'000 Einwohner, der Grossraum, die Washington Metropolitan Area, hingegen über 8 Mio. Die Abkürzung D.C. steht für den Bundesdistrikt District of Columbia, den die Stadt vollständig ausfüllt und mit dem sie heute geografisch identisch ist.
Der Distrikt ist kein Bundesstaat und gehört zu keinem Bundesstaat, sondern ist dem Kongress der Vereinigten Staaten direkt unterstellt. Die Stadt ist nach George Washington, dem Oberbefehlshaber im Unabhängigkeitskrieg und ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, benannt. Der District of Columbia ist nach Columbia benannt, einer dem Seefahrer Kolumbus nachempfundenen poetischen Bezeichnung für den amerikanischen Kontinent. Die Stadt gefällt uns – trotz der vielen Autos und der nervösen Huperei und der wegen Besuchen von hohen Politikern täglich gesperrten Strassenabschnitten. Washington wurde erst 1790 geplant, 1814 von den Briten zerstört, dann grossartig wieder aufgebaut und vor allem unter Roosevelt (1933-45) um viele Staatsgebäude erweitert. Die Strassen sind weit, die Häuser nicht so hoch wie in New York, also keine dunklen Strassenschluchten. Wie in New York gibt es auch hier wieder Fussgänger – und recht viele Velofahrer auf bezeichneten Radstreifen. Bisher hatten wir auf der 6000 km langen Fahrt ausser mal einer Gruppe vielleicht insgesamt nur ein Dutzend Radler angetroffen.

Unser Hotel liegt nur eine Viertelstunde vom Weissen Haus entfernt. Obama sehen wir allerdings nicht, und sein Zuhause ist fast vollständig von hohen Bäumen verdeckt. Ausländer sind seit dem 11.9.2001 im Weissen Haus nicht mehr zugelassen. Hin und wieder gelingt es jemandem, über den Zaun zu klettern, was wir nicht wagen, weil wir Angst vor den Wachhunden haben. Die 1901 entstandene National Mall ist grossartig: der vier km lange Park mit weiten grünen (weil kräftig gedüngten) Rasenflächen und gepflegten Bäumen ist das Herz der Stadt. In nächster Nähe und zu beiden Seiten des Parks zwischen Lincoln Memorial im Westen und Kapitol im Osten liegen die wichtigsten Denkmäler der Nation: Denkmäler amerikanischer Tragödien und Triumphe, Regierungsgebäude, Museen der Smithsonian Institution.
Während unseres dreitägigen Aufenthalts spazieren wir durch die Stadt, am Weissen Haus vorbei, zum 170 m hohen Obelisk, zum Lincoln Memorial ganz im Westen, vorbei an den Denkmälern zum Koreakrieg, Vietnamkrieg, Zweiten Weltkrieg. Ganz im Osten steht auf einer Anhöhe das Kapitol, Sitz des Senats und des Repräsentantenhauses. Die 100 Senatoren (zwei pro Staat) und 435 Repräsentanten (entsprechend unseren Nationalräten) tagen in zwei grossen Sälen nördlich und südlich des von einer hohen Kuppel (alle paar Jahrzehnte wurde sie erhöht!) überragten Zentralbaus. Bei einer Führung, die wir drei Monate zum Voraus gebucht hatten, können wir ein paar Säle mit Statuen von bedeutenden politischen Persönlichkeiten betrachten.
Grossartig sind die nationalen Museen, deren Eintritt kostenlos ist und die wir natürlich eingehend besichtigen: das Air and Space Museum mit den Fluggeräten der Brüder Wright bis zum Marsmobil, das Indianermuseum, das Naturhistorische Museum, das Historische Museum (Geschichte der USA) und nicht zuletzt das beeindruckende Holocaust Memorial Museum. Zu weiteren Museumsbesuchen fehlt uns leider die Zeit, und wir sind vom stundenlangen Gehen recht müde geworden.
Am Freitag Morgen früh geht es zum Flughafen. Wohin uns der Flug bringt, verraten wir nicht. Ist nächste Woche in einer neuen Nachricht zu lesen.


In Centralia wird die Steinkohle in der Tiefe noch mindestens 500 Jahre brennen!
das Kapitol von Harrisburg, der Hauptstadt Pennsylvanias
 das ehemalige Schlachtfeld von Gettysburg
 ein Unionssoldat ...
 ... und ein Monarch, aber in schönerer Uniform! Mehrere 100 Millionen dieser grossen Schmetterlinge überwintern in der mexikanischen Sierra Nevada auf einem nur wenige Hektaren grossem Gebiet.
Washington aus der Luft: das Washington Monument und in der rechten oberen Bildmitte das Weisse Haus.
Der 170 m hohe Obelisk wurde 1848-1884 erbaut.

Das Weisse Haus von Norden ...
 ... und von Süden
Das Lincoln Memorial. In griechischem Stil 1922 eingeweihtes Denkmal für den Präsidenten Abraham Lincoln (1861-65; ermordet am 14.4.65)
Im Museum Air and Space:
Das 1896 erbaute Rad der Brüder Wright
bald darauf vom Rad zum Flugzeug (1903):

In diesem Flugzeug überquerte Charles Lindberg am 20./21.5.1927 als erster Pilot den Atlantik von New York nach Paris

Das Modell des atomgetriebenen 342 m langen Flugzeugträgers Enterprise CVN 65 (1960-2012) im Massstab 1:100 wurde in 12'000 Arbeitsstunden erbaut:
im American History Museum:
Die John Bull Lokomotive, erbaut in England 1831, verkehrte zwischen New York und Philadelphia
im Naturhistorischen Museum:
ein Homo heidelbergensis (700'000-200'000 vor unserer Zeitrechnung). Hat er nicht eine Ähnlichkeit mit einem Berichterstatter?

1 Comments:

At 12:18 AM, Blogger Unknown said...

Super Bericht, Danke! Weiter eine gute Reise und liebe Grüsse Claudia und Albert

 

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