ursundestherunterwegs

Wednesday, May 24, 2006

Thalassa, thalassa!

Das riefen die 10'000 griechischen Söldner, die unter Führung Xenophons nach der Schlacht gegen den Perserkönig auf der Heimkehr durch Kleinasien gezogen waren und endlich das Schwarze Meer erblickten! Soeben sind wir in Arcata (nördlich Eureka) an der Pazifikküste angekommen. Eigentlich planten wir vom Seqouia NP auf der #89 nordwärts zu fahren und den Lassen Volcanic NP und den Crater Lake NP zu besichtigen und von dort via Seattle - Anacortes nach Vancouver Island hinüber zu fahren. Doch dieses Jahr hat es an Ostern in den Cascade Range (Kaskadengebirge) nochmals kräftig geschneit. Einen Vorgeschmack bekamen wir, als wir vergangenen Samstag, 20.5. nach Sonora, wo wir unseren letzten Bericht im blog veröffentlichten, die Sierra Nevada auf der #4 (Ebbetts Pass, 8731 ft.) überqueren wollten. Sie war wie die #108 (Sonorapass, 9628 ft.) immer noch geschlossen.

Als nächster der fünf möglichen Übergänge bleibt uns die #88 (Carson Pass, 8450ft.). Sehr bald fahren wir auf der einsamen Strasse durch tief verschneite Wälder. Die Campgrounds an der Passstrasse, wo wir eigentlich übernachten wollten, sind alle noch geschlossen, da sie noch schneebedeckt sind. Zudem wäre die Nacht auf dieser Höhe recht kalt geworden! Es bleibt uns nichts anderes übrig, als bis zum Lake Tahoe zu fahren. Hier finden wir in einem wunderschönen Wald einen Campground mit fast 200 Plätzen, von denen nur etwas ein Dutzend belegt sind. Obwohl es auf 2000 m Höhe recht kühl ist, bleiben wir in dieser Stille zwei Tage.
Bei der Weiterfahrt am Montag regnet es, und die feuchte Witterung hält bis heute an. Unsere Haut ist dank dem natürlichen (nicht chlorierten, ‚purified’ water) endlich wieder geschmeidig, dafür spüren wir unsere Gelenke! Die Fahrt dem Ostufer des 18x40 km grossen Lake Tahoe führt an malerischen Buchten und Wasserfällen vorbei. Das Wald- und Ufergebiet ist aber zum grossen Teil in Privatbesitz. Die Holzhäuser sind zwischen den Bäumen versteckt wie das Lebkuchenhaus in Grimms Märchen „Hänsel und Gretel“. Der Zugang zum See ist deshalb nur an wenigen Stellen in den staatlichen Wäldern (National Forests) möglich, was uns sehr an die Ufer des Zürichsees erinnert. Allerdings gibt es im Hinterland grossartig angelegte Wanderrouten, die in eine absolut unberührte Berglandschaft führen, doch für solche Wanderungen sind wir zwei Monate zu früh hier.

Bei leichtem Regen fahren wir am Dienstag nach West Quincy ins Spital. Esther lässt sich dort den Fuss behandeln. Vor einer Woche hatte sie einen Dorn eingefangen, den wir nicht vollständig entfernen konnten. Die Spitze muss noch im Fuss unterhalb des Knöchels stecken. Sehen kann man sie nicht; der Fuss ist aber entzündet und Esther kann nur in Teva-Sandalen gehen. Etwa vier Personen beschäftigen sich mit Esther: Personalienaufnahme, Blutdruck, Puls und Fieber messen, Befragungen usw. Eine Ärztin desinfiziert die Ferse, setzt die Lupenbrille auf, schneidet und entfernt schliesslich die ca. 5 mm lange Dornspitze, die schon recht tief eingedrungen war. Unsere Herzen sind erleichtert, aber auch unser Portemonnaie, nämlich um netto $ 540; und das muss offen¬bar ein günstiger Tarif sein, erhalten wir doch dank Barzahlung 20% Ermässigung.

Bei der Weiterfahrt sehen wir, dass die Strasse durch den Lassen Volcanic gesperrt ist. Die geschlossene Schneedecke reicht bis 2000 m hinunter! Wenn wir bedenken, dass wir im nördlichen New Mexiko erst auf über 3000 m Höhe auf vereinzelte Schneereste gestossen waren. Also fahren wir den langgezogenen Vulkankegel westwärts hinunter und über Red Bluff und Redding zwei Tage lang durch wunderbare Wälder, deren vielfältige Vegetation uns staunen lässt. Auf ausgedehnten saftigen Wiesen, die teilweise vom Schmelzwasser überschwemmt sind, weiden Angusrinder, deren Anblick mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Esther hat eher Freude an der Flora und bedauert, dass wir mit unserem grossen Gefährt nicht spontan anhalten können, um die vielen, uns unbekannten Blumen und Sträucher näher zu betrachten. Nur selten gibt es eine Ausweichstelle – und dann fehlt das, was wir uns anschauen wollten!



P.S. Übrigens habe ich im letzten blog versucht, das Bärenfoto ausgetauscht. Es ist mir gelungen, von den Videoaufnahmen ein Clip herzustellen und ins jpg-Format zu ändern, so dass es vom blogger angenommen wird; hoffentlich klappt es

Saturday, May 20, 2006

Von der Wüste des Death Valley in den Schnee des Sequoia NP

Wir sind in Sonora (westlich des Yosemite NP). Endlich haben wir wieder einmal wireless Zugang zum Internet, sodass wir einen neuen Bericht veröffentlichen können.

Am Samstag, 13. Mai, durchquerten wir das Death Valley. Für Camper ist dies nicht empfohlen, für gemietete Camper sogar verboten. Da der Camper aber für ein halbes Jahr uns gehört, wagen wir es trotzdem; zudem ist es ja noch nicht Sommer und nicht so heiss – meinen wir!
Um mehr vom Death Valley zu profitieren, durchfahren wir es von Süden her und überqueren dabei – auf recht holperigen Strassen – einen Pass von 1500 m Höhe. Dann geht es runter auf -85.5 m, den tiefsten Punkt der USA. Es ist erst 10 Uhr, als wir in Furnace Creek, dem Zentrum, ankommen, doch das Aussenthermometer misst bereits 37° und im Camper ist es trotz Klimaanlage gegen 40°. Da heisst es nichts anderes, als kurze Besichtigungen mit Sonnenschutz, Mittagessen im gekühlten Restaurant, Fahrt zum Zabriskie Point (ein must für jeden Filmfan). Und dann wollten wir eigentlich gerne im Tal übernachten, um Sonnenunter- und –aufgang zu geniessen.Die Hitze ist aber unerträglich. Kurz entschlossen fahren wir aus dem Tal hinaus in Richtung Westen (Sierra Nevada). Das heisst nochmals zwei Pässe überqueren, den ersten mit 1600 m Steigung, den zweiten mit 1000 m. Unser Fahrzeug schafft es, natürlich nur, weil wir in den Steigungen die Klimaanlage ausschalten. In der Ferne sehen wir die Schneeberge (Sierra Nevada) und übernachten gewissermassen am Fuss des höchsten Berges der USA ausserhalb Alaskas, dem Mount Whitney (4418 m) bei Lone Pine in den Alabama Hills, dem Drehort unzähliger Spielfilme.

Die drei nächsten Tage fahren wir am Rande und durch den Sequoia National Forest und übernachten jeweils an einem See (Lake Isabella, Lake Success), wo wir uns im kalten Schmelzwasser abkühlen können. Das ‚sportbegeisterte’ Publikum, das sich an den Seen niederlässt, passt nicht recht zu uns: die Toiletten sind gewöhnlich verschmutzt, was in den USA selten anzutreffen ist, die Picknickplätze unaufgeräumt und unappetitlich. Wasserbobs sausen auf dem See umher, Motorboote befahren mit hoher Geschwindigkeit und vor allem mit dröhnenden Motoren die Uferzone. Trotz der Seenähe ist es vor Sonnenuntergang noch 32° warm. Die Hügel ringsum sind alle kahl und das Gras in der Hitze und Dürre gelb; nur vereinzelt lässt sich ein Baum ausmachen. Mit Sehnsucht fahren wir in engen Serpentinen nordwärts durch die wunderbaren Wälder des Sequoia National Forest. Eine Vielfalt von Bäumen und blühenden Sträuchern begegnet uns, wie wir sie nicht kennen.

Im Sequoia National Park finden wir auf 2050 m Höhe in einem grünen Tal einen Platz. Zwar sind die einzelnen Stellplätze alle noch gesperrt, weil noch Schnee oder Schmelzwasser liegt; wir übernachten auf dem grossen Parkplatz. Nachts hören wir nur das Rauschen eines reissenden Bergbaches. Am Abend kommen Mule-deers bis auf eine Nähe von 15 m. Hier bleiben wir drei Nächte.

Als erstes fahren wir zum General Sherman Tree, einer ca. 2700 alten, 87 m hohen Giant Sequoia. Als Rom der Sage nach gegründet wurde, begann dieser Baum sein Leben. Die ganze Anlage rund um dieses älteste ‚Lebewesen’ der Welt ist sehr schön gestaltet. Die vielen ehemaligen Cabins (Wochenendhäuschen) und Strassen sind entfernt, die letzten erst 1999! Am 1.1.2006 verlor die Sherman Sequoia einen Ast, der aus ungefähr 50 m Höhe zu Boden stürzte. Der Ast weist einen Durchmesser von über 2 m auf, ist gewissermassen ein Nebenstamm. Diese Äste wachsen neben dem Stamm senkrecht in die Höhe. Die Kuppe des Baumes ist halb abgestorben, weil das Wasser nicht mehr diese Höhe erreicht. Alle paar Jahre gibt es ein Feuer; früher wurden Feuer bekämpft, heute sogar bewusst angelegt. Nur so können die Zapfen, die knapp die Grösse eines Hühnereis erreichen, ihre Samen freigeben, und nur wenn durch das Feuer das Unterholz zerstört ist, haben die jungen Bäume eine Wachstumschance.

Nach der Besichtigung des kleinen Giant Forest Museums fahren wir das für RV’s über 22“ nicht empfohlene 3.5 Meilen lange Strässchen am Moro Rock und Tunnel Log vorbei zur Crescent Meadow. Wir wagen es trotzdem. Es ist wirklich schmal und recht holperig. An ein Kreuzen ist kaum zu denken. Es hat sich aber gelohnt: Ein schöner Trail führt uns zu den beiden Meadows (gewissermassen Alpweiden) Crescent und Tharps, und wir sehen auch die Tharps Log, eine Hütte, die in den umgefallenen Stamm einer Sequoia eingebaut war. Ihr Besitzer, ein Herr Hale D. Tharp, war als erster Weisser unter Führung von Indianern 1858 hierher gekommen und hatte eine Meadow als Sommerweide für sein Vieh benutzt. Wo der Boden zu feucht ist, können die Sequoias nicht wachsen, Gras beginnt zu spriessen, Hirsche und Bären halten sich dort gerne auf. Leider können wir aber die Bärenmutter, die sich mit ihrem zweijährigen Jungen in dieser Gegend herumtreibt, nicht sehen.

Am nächsten Tag unternehmen wir eine vierstündige Wanderung. Auf den Trails begegnet uns kein Mensch. Es ist wunderbar, durch die hohen Wälder zu wandern, einem Mule-deer zu begegnen, den Eichhörnchen nachzuschauen, sich von einer Schlange (wiederum!) erschrecken zu lassen (diesmal tragen wir Bergschuhe und nicht Teva-Sandalen). Der Moro Rock Trail führt uns auf Stufen auf den Moro Rock summit (2050m), der übrigens von Tharp um 1850 das erste Mal bestiegen wurde. Dieser Felsen ist eine Miniaturausgabe des Halfdome des Yosemite Parks, ein Granitbrocken, die vom Gletschereis rundgehobelt wurden. Auf den Moro Rock wurden gut angelegte Treppenstufen mit einem Geländer angelegt, sodass wir die 100 m Höhendifferenz leicht überwinden können. Dabei überholen wir einige erschöpfte Touristen, die sich den Schweiss von der Stirn wischen und offenbar kurz vor dem Herzinfarkt stehen. Ist gut, dass das Matterhorn in der Schweiz und nicht in Kalifornien steht. Ich glaube, die Amis würden ebenfalls eine Treppe hinaufbauen und müssten dann dauernd erste Hilfe leisten.
Von der Spitze aus haben wir eine schöne Sicht gegen Westen in die Hügellandschaft – und auch auf den Smog, der sich von San Francisco aus südwärts dem San Juan Valley entlang ausbreitet und leider auch die Sequoia Bestände erreicht. Im Westen sehen wir die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Die Sonne scheint warm und wir achten darauf, keinen Sonnenbrand zu holen. Esther hält sich tapfer. Ihren Bänderriss merkt sie zwar kaum mehr, doch schmerzt ihr die Dornenspitze, die sie sich am linken Fuss vor ein paar Tagen eingehandelt hat.
Bei der Wegfahrt sehen wir am Strassenrand viele Leute stehen: ein Bär! Sogleich holen wir die Filmkamera, mit der wir den Bären Bildschirm füllend filmen können. Da er sich gerne in der Nähe von Touristen herumtreibt, wurde er mit einer Ohrenmarke versehen (y56), wie wir erkennen können. Leider kann uns kein Ranger etwas über die Identität dieses putzigen Kerls sagen. Vor 14 Tagen lag hier noch überall Schnee; die Bären haben erst jetzt ihr Winterquartier (Höhlen) verlassen. Übrigens können wir auf der Weiterfahrt am nächsten Tag einen weiteren Bären beobachten.

Zurück auf dem Campground (Parkplatz) entlädt sich ein Sommergewitter. Jeden Nachmittag hörten wir hier oben Donner, der gewaltig zwischen den mächtigen Felsen widerhallt.
Wir versuchen wiederum Brot zu backen; diesmal von Hand geknetet. Es gelingt nicht schlecht, und wir essen seit über 5 Wochen zum ersten Mal wieder knuspriges, nicht gesüsstes Brot.

Nun geht es weiter immer nordwärts über Lake Tahoe in die Cascade Range.

P.S.
Mails ohne Beilagen (attachments) und mit max. 6000 Zeichen (eine eng beschriebene A4-Seite) empfangen wir problemlos mit dem PocketMail.
Bei grösseren Mails wird der Anteil, der 6000 Zeichen überschreitet, nicht übermittelt. Diese Mails können wir vollständig einsehen und ebenso die Mails mit Beilagen, wenn wir wie heute wireless-Zugang zum Internet haben, was nur ungefähr alle 7-10 Tage möglich ist.

Friday, May 12, 2006

Unser tägliches Brot

Wir sind es gewohnt, unser Brot selber zu backen. Sowohl in Uster wie in Bever haben wir eine Brotmaschine und verwenden ausschliesslich biologisches Material.
Drei Wochen lang wandten wir recht viel Zeit auf, um einigermassen geniessbares Brot, das weder matschig noch mit Corn Sirup oder Honig gesüsst ist, zu kaufen. Hin und wieder hatten wir Erfolg und recht gutes und teures Brot eingekauft.
Schliesslich haben wir entschieden, auch hier eigenes Brot zu backen, und haben nach langem Suchen vergangenen Samstag in Durango eine chinesische Maschine gekauft. Das einzige, was nicht chinesisch war, war die Gebrauchsanleitung! Wir kauften biologisches (organic) Mehl, natürlich gleich in Vierpfundsäcken, biologische Körner, Hefe usw. Und da wir während zwei Nächten 110 Volt-Anschluss hatten, wollten wir die Maschine gleich testen. Wir lasen die ersten vier Seiten der Gebrauchsanweisung im Eilzugstempo durch: die üblichen Anweisungen, welche den Produzenten vor Entschädigungsprozessen in Millionenhöhe schützen: den Stecker immer ausziehen, wenn die Maschine nicht gebraucht wird, den heissen Brotkübel nicht ohne Handschuhe berühren, die Hand nicht in den Knethaken halten, den Kopf nicht in die Maschine stecken, die Maschine nicht als Waschmaschine benutzen usw. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und wir lernen unzählige Möglichkeiten, wie wir uns Verletzungen zufügen könnten. Aus den ungefähr 100 Rezepten wählen wir das einzig brauchbare, ein nicht gesüsstes Brot, und gehen ans Werk. Abgemessen wird nicht mit der Waage, sondern mit einem Messbecher, nicht in Gramm oder Dezilitern, sondern in ‚cups’. 1 cup = 8 oz, 2 ½ cup = 20 oz = 600 ml. Mit dem Computer schaffen wir es, die richtige Mischung herauszufinden.
Dann geht’s los: Die Maschine knetet programmgemäss 10 Minuten, nachher folgt eine Ruhe- = Aufgehphase, dann weitere Knet- und Aufgehphasen, schliesslich 60 Minuten backen. Doch soweit sollte es gar nicht kommen. In unserem RV beginnt es bald einmal kräftig zu stinken. Die Machine knetet zwar fleissig, aber beginnt auch gleich zu backen. Vielleicht will sie uns die lange Wartezeit verkürzen, denn es ist schon 8 Uhr abends. Der Heizdraht glüht. Der halb gebackene Teig kann in der folgenden Ruhephase nicht mehr aufgehen. Wir geben der Maschine noch eine Stunde eine Chance, dann brechen wir den Versuch ab und entsorgen die kostbaren Zutaten.
Am Sonntag vergessen wir unsere Enttäuschung. Wir fahren mit der alten Dampfeisenbahn von Durango nach Silverton, speisen dort in einem alten Saloon und fahren wieder zurück: zweimal dreieinhalb Stunden langsame, holperige Fahrt durch die schöne Schlucht des Animas River.
Am Abend dann der zweite Versuch mit unserer Maschine. Diesmal scheint alles zu klappen. Kneten und Aufgehen wie im Programm aufgeführt. Der Teig ist zwar etwas klebrig und überraschenderweise süss, obwohl wir doch keinen Cornsirup oder Honig beigefügt hatten! In der Schlussphase zeichnet sich dann die Katastrophe ab: Der Knethaken beginnt wieder zu arbeiten, während das Brot backen sollte. Wir brechen ab und sehen uns die Bescherung an (s. Bild).

Am nächsten Morgen bringen wir die Maschine zurück. Sie wird anstandslos entgegengenommen, man kontrolliert nicht einmal, ob alles in der Schachtel ist, öffnet sie nicht einmal. Wir hätten einen Stein hineinlegen können! Man entschuldigt sich sogar in aller Form – das ist echt USA.

Zu unserer Reiseroute:
Am gleichen Tag (Montag, 8.5.) fahren wir dann zu den sehr gut erhaltenen Aztec Ruins, einem ehemaligen Dorf der Anasazi, das eine ausgezeichnete Information über die Bautechnik der Anasazi gibt. Die ‚Entdecker’ schrieben die Siedlung wegen der ungewöhnlichen Bauweise den Azteken aus Mexiko zu und gaben dem Dorf den Namen.
Zweimal übernachten wir in einem Indianerreservat, im Navajo NM, auf der Höhe in einem einsamen Wacholderwald, umgeben von Hasen und Chipmonks, nehmen an einer geführten Wanderung nach Betatakin teil, einer Felsensiedlung der Anasazi aus dem 13. Jh.
Am folgenden Tag besichtigen wir den Lower Antelope Canyon, ein fast unbezahlbares Eldorado für Fotografen (der Eintrittspreis ist entsprechend!). Wir übernachten – ohne zugewiesenen Stellplatz - am Ufer des ausgedehnten Stausees Lake Powell, sehen am nächsten Tag im Pipe Spring NM das Winsor Castle, ein befestigtes Landgut aus dem späten 19. Jh., übernachten am Eingang des Zion NP und fahren dann an einem einzigen Tag durch die Staaten Utah, Arizona, Nevada, um bald einmal (am Samstag, 13.5.) ins Death Valley (Kalifornien) zu gelangen, um uns richtig aufzuheizen, bevor wir nordwärts in die Sierra Nevada und die Cascade Range fahren. Es ist zwar hier, in Pahrump, auf 900 m Höhe, schon ordentlich heiss (37°), doch so können wir uns an die grosse Hitze gewöhnen!

Saturday, May 06, 2006

In den Bergen

Die comments auf unsere Blognachrichten sowie die vielen Mails haben uns sehr gefreut, und wir danken dafür.

Wir sind nun in Chama, ganz im Norden von New Mexiko angelangt und haben in einem einsamen Campground auf 2430 m Höhe übernachtet. Morgens um 6 Uhr war es gerade 6° warm im RV, doch die Sonne wärmt schnell. Ringsum erheben sich hohe Espen, die in frischem Grün stehen. Wir hören das Rauschen des Chama Rivers, über den sich eine Brücke der Cumbres/Toltec Scenic Railway spannt. Der nun als Touristenattraktion geführte Dampfbahnbetrieb war einst Teil der Westernstrecke Denver - Rio Grande. Da im Visitor Center freier kabelloser Zugang zum Internet besteht, können wir bequem unser Powerbook für unsere Nachricht verwenden und von den vergangenen Tagen berichten:

Nach unserem Aufenthalt in Santa Fe verbringen wir zwei Tage in den Bergen im Bandelier National Monument. Wir übernachten in einem lichten Wald aus hohen Ponderosa Pines auf der Flanke eines vor einer Million Jahre ausgebrochenen Vulkans, der eine 300 m hohe Aschenschicht ablagerte, die sich zu Tuffstein verfestigt hat. Der flache Abhang ist durchzogen von Tälern, sog. Canyons. Auf einer Hochebene zwischen zwei solchen Canyons liegt auf 2200 m Höhe unser Campground. Übrigens befindet sich auf der benachbarten Hochebene die moderne Forschungsstadt Los Alamos.
Wir besichtigen am Abend im Frijoles-Canyon das Visitor Center und begehen den Main Loop Trail, der uns an den vielen Siedlungsspuren vorbeiführt. Die Anasazi (hier Tyuonyi genannt) haben Höhlenwohnungen in die Tuffseinwand hinein und zusätzlich an die Felsen gebaut und zudem ein ringförmiges Dorf in der Talsohle errichtet. Der 1840 in Bern geborene und in Illinois aufgewachsene Anthropologe Adolph Bandelier hat diese Siedlung 1880 entdeckt und eingehend erforscht. Auf dem Rückweg sehen wir endlich die ersten beiden Mule Deers (eine Hirschart mit grossen Ohren). Leider liegen sie zwischen den Bäumen und geben uns keine Vorstellung ihre Sprungtechnik: Sie springen mit allen vier Füssen gleichzeitig in die Höhe und berühren auch gleichzeitig mit allen Vieren den Boden.

Am folgenden Morgen machen wir einen Spaziergang – natürlich in unseren Teva-Sandalen - auf einem guten, breiten Weg zu einem sog. ‚overlook’, einem Aussichtspunkt, der einen Ausblick in den 200 m tiefer gelegenen Canyon und auf den bewaldeten Krater in der Ferne gibt. Auf dem Rückweg trete ich beinahe auf eine über 1 m lange Klapperschlange, die offenbar den Weg überqueren wollte und nun unbeweglich daliegt. Erst als ich ein Foto mache, zieht sie sich in einen schützenden Strauch zurück, stellt sich aber, ihren Oberkörper hoch aufgerichtet, in Angriffsposition, wiegt ihren Kopf, züngelt und beginnt zu klappern. Es ist vermutlich eine Mojave Rattlesnake, die bis 1.25 m lang wird. Sie ist an ihrer Rückenmusterung und an den schwarz-weissen Bändern des Schwanzes, bei denen im Gegensatz zur Western Diamondback Rattlesnake die weissen Sektoren weitaus breiter sind als die schwarzen, gut zu erkennen. Mithilfe zweier zwischen den Augen liegenden Grübchen kann sie die geringsten Temperaturschwankungen registrieren und so ihren Angreifer genau lokalisieren. Wir haben sie offenbar beim Überqueren des Weges überrascht, und da ich nur einen halben Meter neben sie auftrat, verharrte regungslos und wollte uns auch unbemerkt vorbeiziehen lassen. Da ich mich aber mit dem Fotoapparat wieder näherte, bezog sie ihre Defensivstellung.

Am Nachmittag ziehen wir auf unserer dreistündigen Wanderung auf dem Frey-Trail, der uns in die Schlucht hinab führt, vorsichtshalber trotz der Wärme unsere Wanderschuhe an. Leider können wir den Cougar (Puma, Berglöwe), der in den Felsen lebt, nicht sehen.

Zwei Tage verbringen wir in Taos und besichtigen zuerst das Museum Kit Carson. Ein Videofilm informiert uns über das Leben dieses 1809 geborenen Mannes, der den Beruf eines Sattlers erlernte. 1831-1841 war er als Trap¬per vor allem in Colorado und Wyoming unterwegs. Von John C. Frémont, einem Topographen und Eisenbahn¬inspektor, wurde er zum Füh¬rer auf drei Expeditionen (für $ 100 pro Monat) enga¬giert. Die erste führte ihn von St. Louis (Missouri) zum South Pass (Wyoming), die dritte 1845 bis nach Kalifornien. Auf dem Rückweg nach Washington wurde er von General Kearny engagiert, den er mit 110 Mann nach Kalifornien in den Krieg gegen Mexiko führte. Ein weiteres Mal ritt er in nur 4 Monaten nach Washington (Feb. bis Juni 1847) und dann wieder zurück nach Los Angeles, wo er im Oktober ankam. Ein weiteres Mal machte er diesen Weg 1848. Dreimal war er verheirat, in erster Ehe mit einer Arapahofrau, Waa-Nibe, in zweiter Ehe mit der Tochter eines Cheyenne-Häuptlings, in dritter mit einer Spanierin. Von seinen Strapazen (der Reisen natürlich!) geschwächt starb er 1868 an einem ‚ruptured aneurysm’ (Herzarterienriss). Nur relativ kurze Zeit hatte er in seinem schönen Haus in Taos, das nun als kleines Museum dient, zugebracht.

Am nächsten Tag sind wir in Taos Pueblo, einem originalen Indianerdorf, das zum Weltkulturerbe gehört. Wir lassen uns ‚registrieren’, d.h. bezahlen für uns und für den Fotoapparat eine kräftige Gebühr (in der Kirche darf man dann aber doch nicht fotografieren!). Immerhin werden wir von einer jungen Red-Willow-Indianerin, die sehr gut Englisch spricht, dass sogar ich (Urs) das meiste davon verstehe, durch das Dorf (Kirche, Friedhof, Häuser) geführt. Einige Häuser sind - natürlich nach verschiedenen Renovationen -1000 Jahre alt. Sie sind im Adobe-Stil erbaut, d.h. aus Lehmtrockenziegeln hergestellt. Die Mauern sind bis zu 60 cm dick, isolieren im Winter wie im Sommer; die Balkendecke mit dünneren Hölzern und dann wiederum mit Lehm überdeckt. Das Wort ‚adobe’ wurde im 18. Jh. aus dem spanischen adobar (pflastern), und dieses wiederum aus einem arabischen Wort, das ‚die Ziegel’ bedeutet. Es gibt weder fliessendes Wasser noch Elektrizität, aber wie überall grosse, starke Autos. Das Wasser wird vom Fluss, der mitten durch das Dorf fliesst, geholt. Abwasserkanalisation gibt es keine, auch nicht für die einfachen Plumpsklos. Die Saison hat noch nicht begonnen und Marktstände sind praktisch leer. Dennoch gelingt es Esther, bei einer Pueblo ein Brot zu kaufen, das gut schmeckt (mal nicht süss) und das diese angeblich selber gebacken hat.



Über den Bergen entladen sich am Abend Regen¬wolken, doch offensichtlich erreicht der Regen den Boden nicht, sondern verdunstet noch in der trockenen Atmosphäre. In Red River, einem auf 2700 m Höhe gelegenen Touristenort, wo noch einige Schneeflecken zu sehen sind, wird man in zwei Wochen die ‚wilderness’ schliessen, wenn bis dann kein Regen gefallen ist. Es hat zwar vor einer Woche heftig geregnet, doch der Winter war so trocken, dass der Boden noch viel Regenwasser benötigt.

Der nächste Tag führt uns über bewaldete Bergrücken und einen 3150 m hohen Pass. Ein Kojote spaziert der Strasse entlang und schaut uns neugierig nach. Eine Herde Pronghorns ist in Bewegung. Sie rennen, wenn es auch keinen Grund dazu gibt; Bewegung liegt ihnen im Blut!

Heute überqueren wir die Grenze nach Colorado und werden in Durango zweimal übernachten, denn wir haben bereits zwei Fahrkarten für die Dampfzugfahrt nach Silverton.

Monday, May 01, 2006

Von Silver City nach Santa Fe

Heute Sonntag Nachmittag sind wir in Santa Fe angelangt und haben uns fünf Meilen von der Altstadt entfernt auf einem Campground mit Internetanschluss niedergelassen. Dieser funktioniert zwar seit 17 Uhr nicht mehr, aber freundlicherweise funkt uns ein benachbartes Resort seine Signale bis zu uns hinüber, sodass wir weiterhin mit dem Internet verbunden sind. Besten Dank!
Vergangenen Mittwoch sind wir von Silver City losgefahren. Zuvor aber besichtigten wir diese Western Stadt. Auch hier begegneten wir wiederum legendenhaften Gestalten aus dem Wilden Westen. Das wieder aufgebaute kleine Blockhaus, in dem Billy the Kid wohnte, ist zu sehen, aber auch das Gefängnis, in das ihn Sheriff Pat Garrett sperrte.
In der einsamen, baum- und strauchlosen Wüste finden wir Quartier im City of Rocks SP (State Park), einer Ansammlung von erodierten Felsblöcken – Überreste einer Felsschicht, die zwischen weicheren, abgetragenen Ablagerungen lagen. Wiederum können wir Vögel beobachten: einen Roadrunner, der offensichtlich auf dem Zugangsweg zum Campground sein morgendliches Lauftraining absolviert, Kolibris, welche die wenigen Blüten der Sträucher des kleinen Botanischen Gartens aufsuchen. Kleine Hasen mit langen, durchsichtigen Ohren hopsen umher und suchen Deckung im spärlichen Schatten. Weitere Säugetiere sind nicht auszumachen, denn eine geradezu tragische Dürreperiode herrscht: seit September fiel praktisch kein Niederschlag. Die Wüste, die um diese Jahreszeit in Blüte steht, wirkt eher trostlos und entspricht nicht unseren Erwartungen. Auch die weitläufigen Farmen des nördlichen New Mexiko kämpfen ums Überleben. Farmen sind zum Verkauf ausgeschrieben.
Am nächsten Tag geraten wir nach Las Cruces auf der Abfahrt vom San Antonio Pass in das Tulorosa Basin, in dem sich die Hochebene der White Sand Dunes befindet, in einen regelrechten Sandsturm, der unseren Wagen recht durchschüttelt. Den einzelnen Windhosen können wir gut ausweichen, da sie mit sehr konstanter Geschwindigkeit nordwärts ziehen. Das Wageninnere ist von einer feinen Staubschicht überzogen. Am Rande der Ebene, am Fuss der Sacramento Mountains sind wir im Oliver Tree SP vor diesem Wind geschützt. Trotzdem wagen wir es am Abend nochmals, in diese Gegend zurückzufahren. Der Wind hat nachgelassen und wir erleben auf unserer von einer engagierten jungen Rangerin geführten Wanderung durch die weissen Sanddünen einen schönen Sonnenuntergang. Esthers verletzter Fuss hat sich soweit erholt, dass sie wieder kleine Wanderungen mit Stock unternehmen kann. Die aus Gipskörnern (CaSo4.2H2O) bestehenden Dünen wandern pro Jahr bis zu 10 Meter weiter. Trotzdem können die Soaptree Yukkas überleben, da sie bis zu 8 Meter tiefe Wurzeln schlagen und der Gips ja wasserhaltig ist. Weitere Sträucher bilden ein derart verästeltes Wurzelsystem, dass sie regelrechte Burgen bilden, um die herum der Wind den Sand fortbläst. Bakterien, die sich unter der Oberfläche in den Niederungen entwickeln, ermöglichen das Wachstum dieser Pflanzen.
Am nächsten Tag steht das New Mexico Space Museum in Alamogordo auf dem Programm, das recht anschaulich die gesamte Entwicklung des Raketenbaus und der amerikanischen und russischen Raumfahrt aufzeigt. Dann fahren wir gute 100 km weit nordwärts über ausgetrocknete Ebenen. Eine Bahnlinie führt neben der Strasse und überquert immer wieder auf kleinen Holzbrücken Bäche, die seit langem kein Wasser mehr geführt haben. Am Rande des Valley of Fires SP finden wir einen Campground mit herrlichem Weitblick: einerseits über die ausgedörrte Ebene bis hin zu den Bergen, über die sich dunkle Regenwolken entladen. Auch über der Ebene laden die Wolken ihre Fracht ab; doch der Regen verdunstet noch in der trockenen Luft, bevor er den Boden erreichen kann. Auf einem Spaziergang erkunden wir einen kleinen Teil des Lavastroms, der eine Breite von wenigen Kilometern, aber eine Länge von 70 km aufweist. Natürlich lernen wir hier wie alle Amerikaner allerlei Wissenswertes, z.B. zwischen pahoehoe (seilartige Lavastränge) und aa (Lavablöcke) zu unterscheiden; beide übrigens Begriffe aus Hawaii.
Der nächste Tag führt uns über eine weite Hochebene durch ausgedehntes, trockenes Farmland. Herden von Pronghorns (Antilocapra americana), vergleichbar unseren Gemsen, springen scheu davon, wenn wir vorbeibrausen. Diese rennfreudigen Tiere erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 97 km/Std. Es versteht sich, dass ich deshalb kein Foto beifügen kann! Zwei Stationen der ‚Salinas Pueblo Missions’ besichtigen wir: Gran Quivira (Las Humanas) und Quarai. Beide Dörfer der Pueblo Indianer, das eine in grauem Stein erbaut, das andere in rötlichem, wurden von Franziskaner Missionaren aus Mexiko christianisiert, und die braven Indianer lernten Ackerbau und Viehzucht und erbauten als Dank für ihre Bekehrung – das sei ihre Schuld gegenüber der Kirche - den Missionaren Kirche und Kloster. In den 1660er Jahren brachte Trockenheit – die gab es schon damals! -eine Hungersnot. Obwohl die Missionare Lebensmittel importierten (die manchmal von Apachen bei Überfällen gestohlen wurden), starben in einem einzigen Winter 480 Indianer an Hunger und an Pocken. 1670 floh der Rest der Bevölkerung in das nahe gelegene Abó.
Nach kurzer Fahrt schliesslich kommen wir in den Manzano Mountains SP, wo auf 2250 m Höhe mitten in einem Wald von Ponderosa Pines (dreinadlig im Gegensatz zu unseren zweinadligen Föhren und fünfnadligen Arven) und Alligator Junipers (mit schuppenartiger Rinde) ein kleiner Campground liegt. Auch hier haben wir Glück mit dem Stellplatz. Der Himmel ist strahlend blau, die Sonne warm; kaum vorstellbar, dass es in der vergangenen Nacht geschneit hat und am Morgen noch 25 cm Schnee lag.
Am heutigen Sonntag erleben wir endlich wieder einmal (nach fast zwei Wochen) Berge mit richtigen Wäldern. Die Fahrt führt uns am kleinen malerischen Madrid vorbei, wo wir eigentlich in essen wollten, doch alle Parkplätze sind belegt (vermutlich wie im spanischen Madrid!). Etwas hungrig gelangen wir nach Santa Fe, wo wir in einem mexikanischen Beizli Burritos verzehren. Mit dem ÖV geht es in die malerische Altstadt, der die verschiedenen Gebäude im Adobe-Stil eine ganz besondere Prägung verleihen.
Morgen geht es weiter nordwärts und dann in die Bergwelt Colorados.
Übrigens: Auf Anraten und Anweisung von Andrea haben wir unseren blog insofern geändert, dass jeder Leser einen Kommentar veröffentlichen kann. Wer nur uns persönlich etwas schreiben will, kann dies per e-mail. Wir können unsere Mails von jeder öffentlichen Telefonkabine aus abrufen.
P.S: Leider ist die Internetverbindung momentan so schwach, dass wir leider keine Fotos beifügen können. Vielleicht ein anderes Mal!