ursundestherunterwegs

Friday, June 29, 2012

Von Taos in die Rocky Mountains


Nach einer Fahrt über hohe Berge mit dichtem Wald und durch eine weite, heisse Steppe gelangen wir nach Taos in New Mexiko. Die Espen sind in den Bergen fast alle krank: eine Raupe frisst alle grünen Blätter und vermehrt sich rasant. Dies geschehe etwa alle dreissig Jahre. Ein grosser Teil der Bäume überlebt diese Rasur nicht. Schuld sind der milde Winter und die grosse Trockenheit. Im ‚20-Minuten’ erfahren wir, dass westlich von Colorado Springs unkontrollierbare Waldbrände ausgebrochen sind. So werden wir unser Programm ändern und auf die Fahrt auf den Pikes Peak verzichten müssen. Statt dessen werden wir etwas früher in die Berge fahren.
Der Himmel hat sich bedeckt. Zum ersten Mal seit drei Wochen haben wir ein paar Regentropfen gespürt. Man kann sie an einer Hand abzählen und am Boden sieht man überhaupt nichts davon.
Auf der Fahrt durch die Steppe überqueren wir unversehens den Rio Grande, der sich einen tiefen Canyon gegraben hat. In 200 Metern Höhe überspannt eine 1965 erbaute Brücke den schmalen Fluss. Wie hat wohl der Franziskaner Fra Escalante im 18. Jahrhundert auf seiner Expedition Richtung Pazifik diesen Canyon überquert?

Da es uns in Taos gut gefällt, wir am Abend draussen sitzen und essen und trinken können, ohne dass Esther von den Mücken heimgesucht wird, bleiben wir zwei Nächte. Wir machen eine kleine Bergtour durch einen lichten Föhrenwald, wandern gute drei Stunden auf eine Anhöhe mit herrlicher Aussicht auf Taos und die weite Prärie und sind rechtzeitig vor der grossen Hitze und dem von Süden her heranwehenden Glutwinden im kühlen Camper am von den beiden Frauen liebevoll bereiteten Salatbuffet.




Im Great Sand Dunes National Park
Nach einer Fahrt von 100 Meilen nordwärts gelangen wir in den Great Sand Dunes National Park, der erst 2000 zum Park erklärt wurde. Es ist das grösste und höchste Dünengebiet der USA. Die Dünen liegen im Westen der Sangre de Cristo Mountains, ein Gebirge von über 14'000 Fuss (4250 m) Höhe, das neun Monate im Jahr von Schnee bedeckt ist. Eine Anzahl Schwarzbären hält sich dort auf. Leider sehen wir keine!
Die Dünen haben eine gelbbraune Färbung und sind bis 220 m hoch. Das eigentliche Dünengebiet hat eine Grösse von 84 km2, d.h. etwa die Grösse der Stadt Zürich. Das gesamte Sandgebiet ist jedoch zehnmal grösser. Über die Entstehungszeit sind sich die Geologen nicht einig. Vom Gebirge der Sangre de Cristo Mountains wurde und wird immer noch Sand in zwei Flüssen ins Tal verfrachtet und von dort wieder zurückgeblasen. Im Winter sind die Dünen schneebedeckt. Leider ist der Fluss, der neben dem Campground fliesst, momentan versiegt; sonst hätten wir uns ein erfrischendes Bad gegönnt.
Am  Abend machen wir uns auf den Weg und steigen auf die High Dune, die wir in einer knappen Stunde erreichen. Der Weg ist aber recht anstrengend, schlimmer als ein Schneefeld in der Mittagshitze. Das Thermometer zeigt zwar nur noch 29 Grad, aber wir üben uns im Tanzschritt: zwei Schritte vor, einer zurück. Vor allem beim Gipfelkamm rutschen wir immer wieder runter und kommen nur zentimeterweise voran. Von oben geniessen wir kurz vor Sonnenuntergang eine herrliche Rundsicht. Die Stimmung ist grandios!
In den Sangre de Cristo Mountains tobt ein Gewitter. Auch von Westen her nähert sich eine Front. So eilen wir barfuss in Riesenschritten rasch runter, was viel einfacher ist. Kaum beim Parkplatz angekommen gehen auch schon Blitze auf die Sand Dunes nieder. Die Regentropfen erreichen den Boden aber nicht; sie verdunsten noch vorher in der trockenen Atmosphäre. Erst in der Nacht prasseln ein paar wohltuende Regentropfen auf das Dach unseres Campers.





In den Rocky Mountains
Die letzten fünf Tage verbringen wir in den Bergen zwischen 2500 und 3100 Metern Höhe. In der Nähe von Aspen, d. h. auf der Ostseite des Passes, regnet es ein paar Mal, was die Temperatur recht annehmbar macht. Wegen der unsicheren Witterung müssen wir aber auf die Besteigung des höchsten Berges Colorados, des Mt. Ebert, der mit 4400 m Gipfelhöhe nur 1600 m über über unserem Campground liegt,  verzichten (faule Ausrede?). Die Campgrounds an den Seen Twin Lakes und Turquoise Lake, die auf 2700 bzw. 2950 m Höhe liegen, sind einfach, aber wunderbar zwischen Pinyons Pines (Nuss- oder Steinkiefer) gelegen.
An einem Abend machen wir einen Spaziergang an einem kleinen See, den Biber mit Dämmen auf drei Seiten gestaut haben. Wir müssen nicht lange warten, bis drei Biber erscheinen. Es ist wunderbar, ihnen beim ruhigen Schwimmen zuzusehen. Ein erwachsener Biber schlägt immer wieder kräftig mit dem Schwanz und taucht dann ab. Vermutlich will er uns vertreiben. Nach den Spuren zu urteilen, halten sich auch Kojoten in diesem Gebiet auf. Leider sehen wir auch von diesen kein Exemplar.
Endlich, nach vier Wochen Trockenheit, fällt Regen. Vor allem in den Bergen kommt der ersehnte Niederschlag in grossen Mengen. Entsprechend angenehmer und erträglicher wird auch die Tagestemperatur.




Nach der Fahrt über einen 3300 m hohen Pass, was wirklich kein Problem ist, wenn man von 2950 m Höhe aus startet, gelangen wir zur I-70, der schnellen Verbindung von Grand Junction nach Denver. Wir denken, dass wir auf einer Interstate, einer richtigen Autobahn, rasch vorankommen. Weit gefehlt! Wir erreichen die I-70 kurz vor Vail, das wir mal gemütlich durchfahren. Sehr schöne Häuser mitten in die Bäume gebaut, viele Golfplätze, kein Platz für Campers! Dann steigt die I-70 auf 3250 m hinauf, fällt steil (7%) hinunter auf 2500, um dann wieder auf 3400 m hinauf und dort durch den Eisenhower Memorial Tunnel durchzuführen. Dabei kommt der Sechsliter-Zehnzylinder Motor bei einer Geschwindigkeit von 30 Meilen/Stunde ausser Atem und arg ins Schwitzen. Neben uns brausen Riesenlaster im Schnellzugtempo vorbei.
Nun sitzen wir auf einer Anhöhe über dem Bergbaustädtchen Central City auf einem Campground mit schöner Rundsicht auf die Berge ringsum.
Morgen fahren wir in den Rocky Mountains National Park, wo wir auf Wanderungen Tiere zu beobachten wollen.




Elephant's Head Lousewort - Indian Paintbrush

Saturday, June 23, 2012

In den Bergen Colorados


Bevor es in Moab (nach Prognose) 38 Grad heiss wird, fahren wir dem zwischen hohen Felswänden sich durchschlängelnden Colorado River flussaufwärts und gelangen bald einmal in eine richtige Wüstenlandschaft. In Cisco, der ersten Ortschaft, wollten wir unsere Post in einen Briefkasten werfen. Das Städtchen besteht aber nur noch aus einer Ansammlung von Brettern - eine Geisterstadt. Umsomehr begeistert uns das Visitor Center von Grand Junction mit einer grosszügigen Grünanlage mit schattigen Picknicktischen. Dann geht die Fahrt in die Grand Mesa, stetig und recht steil aufwärts. Der Motor wird immer kurzatmiger und benötigt zwischendurch mal eine Erfrischungspause. Wir fahren durch dichte Wälder, an tiefblauen Seen vorbei und gelangen schliesslich zu einem an einem erfrischenden Waldsee gelegenen Campground auf SAC-Hütten Höhe: 3080 m! Hier können wir bei angenehmen Temperaturen durch weite hohe Wälder wandern und Blumen und Vögel beobachten. Die Grand Mesa ist ein Hochplateau, liegt zwischen 2900 und 3200 m Höhe. Ausser ein paar Weiden, auf denen mit gut Glück mal ein Hirsch anzutreffen ist, gibt es nur dichte Wälder und an die hundert Bergseen. Einziger Nachteil: Unmittelbar nach der Schneeschmelze setzt die Mückenplage ein, die vor allem Esther zu spüren bekommt. Trotzdem bleiben wir zwei Nächte an diesem absolut ruhigen Ort und unternehmen eine grössere Wanderung. Dann sitzen wir gemütlich draussen und schauen den Streifen- und Erdhörnchen zu, die sehr zutraulich werden.

Steller's Jay


Black Canyon of Gunnison National Park
Dann geht die Fahrt wieder runter in die Ebene des Gunnison River, eines Zuflusses des Colorado Rivers. Sein südlicher Seitenarm hat in den letzten zwei Millionen Jahren einen bis 800 m tiefen Canyon gegraben. Die Ufer sind so steil, dass die Sonne nur selten bis in den Fluss hinunter scheint. 

Weil der Canyon so schmal ist, wurde er auch erst sehr spät entdeckt. Die erste dokumentierte Expedition, ebenfalls von Hayden angeführt, fand 1873-74 statt. Man suchte nach einem Übergang der 48 Meilen langen Schlucht. 1901 durchfuhr man 33 Meilen der Schlucht auf Gummimatratzen – in neun Tagen! Kurz darauf wurde ein 10 km langer Tunnel gegraben, um das Wasser für die Bewässerung der Landwirtschaft abzuleiten. Auch eine abenteuerliche Eisenbahnlinie führte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch diese Schlucht. Erst 1999 wurde das Gebiet zum National Park erklärt.
Hoch oben über den fast senkrecht abfallenden Klippen finden wir einen schönen Stellplatz. Eine Panoramastrasse führt dem Abgrund entlang. An verschiedenen Stellen steigen wir aus und geniessen den Blick in die Tiefe und in die Bergwelt in der Ferne. Wir wandern in den dichten Eichenwäldern am Canyonrand 100 Meter in die Tiefe. Auch ein zweijähriges Muledeer (Hirsch) benutzt den Pfad, um am Rand an den frischen Eichenschösslingen zu knabbern. Es lässt uns immer auf etwa zehn Meter herankommen und eilt dann ein paar Schritte weiter. Es scheint auf uns zu warten. Ein tolles Fotoobjekt!
Am nächsten Morgen geht es dann wieder in die Ebene hinunter. Wir fahren Richtung Gunnison, weil ich als Eisenbahnfan unbedingt etwas über die Bahnlinie der Denver & Rio Grande Company, die von Gunnison zuerst etwa 30 Meilen durch den Canyon, dann, weil der Canyon zu schmal ist, bei Cimarron mit 4% Steigung über einen Pass nach Montrose führte, erfahren wollte. Natürlich kaufe ich mir gleich eine Eisenbahnkarte Colorados. Wie man darauf sieht, wurde kurz nach der Jahrhundertwende eine Unzahl Bahnlinien eröffnet, die vor allem dem Transport der Bergbauprodukte diente. Nur wenige dieser Bergbaubahnen sind noch erhalten und dienen heute dem Tourismus (s.u.)

Colorado
heisst auch ‚The Centennial State’, weil er am 1.8.1876, hundert Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung, 38. Staat der USA wurde.
Mit einer Grösse von  269'601 km2 und einer Bevölkerung von etwa fünf Millionen ist er weitaus dünner besiedelt als die Schweiz.
Die durchschnittliche Höhe über Meer liegt bei 2000 m! 56 Gipfel sind höher als 14'000 Fuss (4264 m).
Die Hälfte des Landes ist landwirtschaftlich genutzt.

'Nationalblume': Columbine (Aquilegia coerulea)

Das  Switzerland of America (Ouray)
ist das Tagesziel. In einer kurzen Fahrt geht es südwärts und hinein in die Berge des Uncompahgre National Forest.
Unterwegs gibt es notfallmässig einen Halt in Montrose – diesmal nicht wegen Getriebe-Warnanzeige, sondern wegen eines abgebrochenen Zahnes unseres Freundes. Dank der Hilfsbereitschaft eines Angestellten finden wir einen Zahnarzt, der das Problem dank einer Röntgenaufnahme bagatellisiert. Und  - oh Wunder – auch die Warnanzeige erlöscht – nach 800 Meilen Fahrt!
Auf 2200 m Höhe übernachten wir in Ouray, einer Bergbausiedlung der Jahrhundertwende. Wegen der steilen hohen Berge ringsum wird es gerne mit dem Namen unseres Landes geehrt. Und tatsächlich gibt es auch einen Swiss Store, in dem wir Schweizerdeutsch sprechen und amerikanisch einkaufen können.
Das ganze Gebiet – Utah wie Colorado - ist sehr trocken. Es hat hier dieses Jahr noch nie geregnet! Der letzte Niederschlag fiel als Schnee im März. Deshalb soll man Wasser sparen. Man ist gebeten, das Duschwasser nicht länger als 10 Minuten laufen zu lassen – haben wir noch nie im Leben!! Dafür wird der Rasen des Campgroundes kräftig gewässert.

Nochmals Eisenbahn
Auf unserer Reise 2002 kamen wir gegen Mittag in Silverton an und wie ich im Visitor Center sah, standen wir kurz vor der Ankunft des nostalgischen Dampfzuges von Durango. Gleich rannte ich mit der Videokamera hinaus zum Bahngeleise und konnte noch rechtzeitig die spektakuläre Einfahrt der fauchenden Lokomotive filmen.
Auf der nächsten Reise 2006 war natürlich die Fahrt Durango-Silverton und zurück fest eingeplant, notabene am zweiten Tag  nach der Saisoneröffnung.
Auf unserer Fahrt von Ouray nach Durango kommen wir wiederum in Silverton vorbei, und natürlich rechtzeitig, um die Einfahrt des ersten Dampfzuges mitzuerleben. Von weitem schon hört man das Fauchen der Lokomotive, die den Zug auf eine Höhe von 2700 m ziehen muss. 
Früher führte eine Bahnstrecke sogar über den Red Mountain Pass  (3350 m) ins Bergbaugebiet oberhalb Ouray. Die Berge haben tatsächlich die rote Farbe der Metalle.

Mit dieser Schmalspurbahn wurde das abgebaute Erz (Gold, Silber, Kupfer, Blei) ins Tal transportiert. Die Strasse Ouray-Silverton, auf der wir fahren, heisst Million Dollar Highway, weil der Strassenkoffer aus kostbarem edelmetallhaltigem Gestein besteht.



Die Bahnstrecke Chama–Antonito der Cumbres-Toltec Narrow Gauge Railway Co. wird erst Ende Mai eröffnet. So mussten wir diese Fahrt auf heute verschieben.
Um 10 Uhr beginnt die Lokomotive zu fauchen und fährt gemächlich mit sieben Wagen im Schlepptau los. Wir sitzen im hintersten ‚Parlor’-Wagen, in dem früher nur die ‚Minenbarone’ und hohen Politiker sassen. Entsprechend geehrt fühlen wir uns schon und werden auch verwöhnt. Die Strecke ist über 100 km lang, steigt mit einer maximalen Steigung von 4% 600 m hoch auf 3000 m und ist damit die längste und höchste Nostalgiebahn der USA. Elfmal überqueren wir die Grenze New Mexiko-Colorado.

Nun, so dramatisch wie auf dem Plan ist die Streckenführung auch wieder nicht. Die Ziehharmonika darf ruhig auseinander gezogen werden. Doch imposant ist die Streckenführung allemal. Dem Zug folgt in einem bestimmten Abstand ein Löschzug. Auch auf der Strasse fährt ein Feuerwehrwagen. Die Gegend ist ja sehr trocken! Die Lok verdunkelt den Himmel bei der Steigung. Die sonst weissen Stämme der Espen sind gelb-braun verfärbt. Ein Heer von 2500 Freiwiligen setzt sich für den Unterhalt der Bahn ein. Ohne sie wäre dieses Erlebnis nicht möglich.







Saturday, June 16, 2012

Von Canyon zu Canyon



Am Montag sind wir vom Bryce Canyon weggefahren, haben im Grand Staircase-Escalante zwei Tage verbracht, sind dann nach einer langen Fahrt im Canyonlands National Park angekommen, wo wir weitere vier Tage verbrachten. Heute fahren wir von Moab aus weiter gegen Osten und flüchten in die kühlere Bergwelt Colorados.

Grand Staircase-Escalante National Monument
ist der jüngste staatliche Park der USA. Bill Clinton unterzeichnete  1996  auf einem eigens am Rande des Grand Canyon des Colorado River aufgestellten Tisch die Gründungsurkunde.

Am Ufer eines Stausees im Petrified Forest State Park kurz vor Escalante finden wir zwei schöne Stellplätze. Kurz vor Sonnenuntergang – es ist immer noch sehr warm - machen wir eine zweistündige Wanderung auf dem Naturlehrpfad. Wir sehen eine schöne Vegetation und haben von der Höhe einen wunderbaren Ausblick auf Escalante und in der Ferne den Grand Canyon. Sensationell sind die versteinerten Baumstämme, von denen 5.5 Mio t freigelegt wurden. Vulkanische Asche und Schlamm begruben vor 150 Mio Jahren die Baumstämme, die in einer Region wuchsen, die damals nahe am Äquator lag. Unter Luftabschluss ersetzten Mineralien in einem langsamen Prozess die Holzsubstanz, wobei eisenhaltiges Grundwasser eine gelbe Farbe bewirkte, manganhaltiges verschiedene Rottöne, andere Mineralien weisse und blaue Farbe.



Eine Strasse führt erst seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch diese unwegsame Gegend. Die jungen Männer des CCC (Civilian Conservation Corps) haben ihn in einem Arbeitsbeschäftigungsprogramm 1933 bis 1942 zur Zeit der Rezession gebaut. Damals wurden die vielen Trails (Wanderwege) und WCs in verschiedenen Nationalparks errichtet. Früh schon hatte der Franziskanerpater Escalante hier in der von tiefen Canyons zerklüfteten unwirtlichen Einöde einen Weg von New Mexiko nach Kalifornien gesucht. Heute führt die asphaltierte Strasse in abenteuerlichen Kehren auf und ab von Escalante nach Boulder. Kurz vor dieser Siedlung führt uns eine Wanderung durch den Calf Creek Canyon bis zu einem Wasserfall. Den Namen trägt der Canyon von den  Kälbern, die dort einmal weideten. Auch Wassermelonen wurden hier angepflanzt. In knapp zwei Stunden Wanderzeit gelangen wir mit vielen Unterbrüchen (Beobachtungen, Fotos) zum Ziel. Der Weg im Canyon ist wunderschön. Er steigt nur leicht an. Immer wieder wandern wir im Schatten von Utah Weisseichen, Gambel Oak (Eichenart), Pappeln, Boxelder (Eschenahorn). Der Fluss führt das ganze Jahr Wasser. Somit hat auch die reiche Fauna ihren Lebensunterhalt. Auf dem etwas mühsam zu durchwandernden sandigen Weg – es ist tatsächlich der Sand einer Wüste, die sich einmal in Äquatornähe befand, der zu Stein gepresst und dann wieder zu sehr feinem Sand wurde - sehen wir massenweise Spuren von Eidechsen, einer Art Warane, Käfer, Insekten. Sie sind alle sehr flink. Von der Höhe eines Felsens lauert ein Berglöwe. Beim näheren Betrachten  ist es aber lediglich ein Nagetier! Auch eine Schlange beobachten wir beim Überqueren des Weges. Im Fluss schwimmen viele Forellen. Um 11 Uhr sind wir beim Wasserfall. Über 40 m stürzt sich der Fluss in ein recht grosses grünes Becken. Leider haben wir die Badehose nicht dabei, sonst hätte uns ein kühlenes Bad wohl getan Es hat relativ viele Leute, die diesen Weg gehen, manche starten erst um 13 Uhr – in der grössten Mittagshitze! Es ist über 30 Grad warm im Schatten! Nur beim Wasserfall und im Schatten der Bäume ist die Temperatur erträglich. Auch zwei junge Mütter treffen wir an mit einem vor Hitze krebsrot angelaufenen etwa einen Monat alten Baby!! Auch Hunde müssen in der grössten Mittagshitze diese Wanderung antreten. Wir sehen, wie ihnen die Pfoten im heissen Sand brennen. Am liebsten würden wir nun mit einem kühlendes Bier unsere ausgetrocknete Kehle benetzen, aber wir müssen ja noch unseren 6.5-Tönner bewegen.



Die Fahrt führt dann nordwärts und durch herrliche Espen- und Tannenwälder bis in eine Höhe von 2900m, von wo wir eine prächtige Weitsicht bis in die Gegend des Grand Canyon des Colorado Rivers haben.

Im Canyonlands National Park
Eine lange Tagesfahrt führt uns durch die grossartige Canyon Landschaft von Torrey am Capitol Reef National Park vorbei in die Canyonlandschaft links und rechts des Oberlaufs des Colorado Rivers.
Am Nordrand des Capitol Reef NP bestaunen wir die grossartigen roten Felsformationen.


 Dann geht es das grüne Band des Fremont River hinunter und an weiten grauen Hügeln und Ebenen, wo eifrig mit ATV rumgefahren wird, vorbei nach Hanksville. Von dort aus geht’s südwärts auf der # 95. An einer Raststätte, wo eine kleine Hängebrücke zum Hog Spring Trail führt, machen wir nach langen zwei Stunden einen Kaffeehalt. Den nächsten Halt schalten wir am Overlook oberhalb des Grand Canyon (Glenn Canyon Lake) ein. Dann überqueren wir den Colorado River und fahren eine gute Stunde dem White Canyon entlang stetig aufwärts und dann quer durch einige kleinere Canyons ab und auf bis Blanding, wo wir kurz vor zwei Uhr eintreffen. Ein freundlicher Herr im Visitor Center von Monticello gibt Esther den Rat, die schöne Route gleich westwärts in die Berge zu nehmen. Sie sei kürzer. Sie ist tatsächlich sehr schön, steigt gleichmässig in wunderschöne Wälder, wo wir sogar ein Muledeer sehen. Allerdings geht’s von 2200  auf 2750 m hinauf, dann nordwärts wieder runter, um kurz vor den Petroglyphs in die # 211 zu münden. Dort gebe es einen schönen Campground, schreibt unser neue Reiseführer. Weit gefehlt – nur einen Parkplatz. Wir sehen uns aber doch die Felszeichnungen der Indianer an und stellen fest, dass diese an jedem Fuss sechs Zehen hatten. 


Dann fahren wir halt 20 Meilen weiter – durch einen weiten, von Viehwirtschaft genutzten Canyon bis wir schliesslich um 19 Uhr vor dem Eingang zum National Park einen kleinen privaten Campground sehen. Nebst uns hat es noch einen Mann mit Zelt. Um 21 Uhr kommt noch ein RV. Am Morgen um 6 Uhr ist dieser bereits verschwunden, natürlich ohne zu bezahlen! Es ist wunderbar ruhig. Hoch über den roten Felsen lässt sich ein Raubvogel bewegungslos in die Höhe treiben. Ein Fuchs sitzt auf der Anhöhe, springt dann von Fels zu Fels und kommt runter in die Ebene, wo er in den Gebüschen verschwindet.
Am Morgen geht’s es dann die restlichen fünf Meilen in den Park hinein, wo wir im Squaw Flat Campground einen sehr grossen Stellplatz vor den roten Felsen belegen.
Bevor die Sonne uns grilliert, machen wir uns auf den Weg und gelangen zu einem hübschen Pfad, der uns auf die Höhe der Felsen führt, wo ein kühlendes Windchen weht und wir eine prächtige Aussicht auf die farbenprächtigem Felsformationen ringsum geniessen. Der Pfad ist mit Steinmännchen markiert. An einer Stelle gibt es ein Geländer, anderswo sind Stufen in den Felsen geschlagen. Gegen ein Uhr sind wir zurück und essen im Schatten unter den Pinien. Eidechsen huschen im Sand umher und hüpfen auf die Baumstämme. Zwei Flycatcher fliegen um unsere Köpfe und warten wahrscheinlich, bis wir abgeräumt haben. Kleine Häschen hopsen umher und nähern sich uns ohne Scheu.
Es wird unerträglich heiss. Im RV messe ich 35°. Barfuss kann man den betonierten Stellplatz nicht betreten. So sitze ich draussen im Schatten der Sonnenstoren, tauche die Füsse in ein kühlendes Wasserbecken und schreibe.





















Am nächsten Tag fahren wir von Moab aus auf die Nordseite des Colorado River. Während des ganzen Tages wandern und besichtigen wir die Schönheiten des Arches National Parks – und dies bei einer Nachmittagstemperatur von 37 Grad bei 4% Feuchtigkeit. Wir taten gut daran, schon früh am Morgen aufzubrechen. So können wir einen grossen Teil des Devil Arches Trail im Schatten der steilen roten Felswände zurücklegen. Zudem weht auf dem Grat ein kühlendes Windchen. In der Ferne entleeren sich die Wolken über den La Sal Mountains. Die Regentropfen erreichen aber den Boden nicht. Sie verdunsten noch vorher in der f...trockenen Atmosphäre. Im RV benutzen wir dann zum ersten Mal die Klimaanlage.





Problem mit Neuwagen
Kurz nach Escalante leuchtet im RV unserer Freunde das Warnlicht für das automatische Getriebe auf. Der Wagen ist neu. Wir haben ihn mit 2000 Meilen übernommen und sind ebenso weit gefahren. Wir halten mitten in der Wüste. Was tun? Mit dem Mobile erhalten wir keine Verbindung. Schieben können wir den RV nicht; das 7.6 m lange Fahrzeug wiegt immerhin 6.5 Tonnen. Wie wir aus Erfahrung wissen, müssen wir aber nicht lange warten. Die Amis sind in der Not echte amis. Ein Angestellter des National Forest hält an und bemüht sich sehr um uns. Er telefoniert – sein Provider ist erfolgreicher! - der ‚Apollo’ Vertretung in San Francisco, die aber nicht reagiert. Er muss ein zweites Mal telefonieren. Mit dem Bescheid, wir sollen weiterfahren und später uns melden, fahren wir weiter. Wir fahren, suchen unterwegs drei Garagen auf, erfolglos. Dann geht es – mit einem unguten Gefühl - noch 500 Meilen weiter, bis wir schliesslich in Moab eine Ford Garage finden, die über die notwendige Software für den Computercheck verfügen sollte. Doch auch diese kann uns nicht helfen. Der Motor des Ford ist einfach zu neu, Modell 2013. Folglich müssen wir noch über ein halbes Jahr weiter fahren.

Sunday, June 10, 2012

Südwärts ins Mormonenland



Vom Grand Teton National Park sind wir auf der Strasse # 89 südwärts über Jackson, Alpines, Bear Lake, Salt Lake City, Provo, Palisade State Park und durch den Red Canyon in den Bryce Canyon National Park gefahren. Dabei sind wir in drei Staaten gewesen: Von Wyoming kurz in Idaho und dann im Mormonenstaat Utah, in dessen Süden wir uns längere Zeit aufhalten werden.



Salt Lake City (SLC) – ohne Wegweiser
Vom Yellowstone National Park zum Bryce National Park führt kaum ein Weg an Salt Lake City vorbei. Und wenn wir schon  auf der I-15 (Interstate 15: ungerade Zahl bedeutet Nord-Süd Ausrichtung; gerade West-Ost) durch diese Kleinstadt fahren, wollen wir dort gleich einen Halt einschalten. À propos Kleinstadt: Mit gerade mal 181'000 Einwohnern ist sie nur halb so gross wie Zürich, mit den Vororten allerdings zählt sie 1.6 Mio. D.h. 60% der 2.7 Mio Einwohner des Mormonenstaates Utah wohnen in der Metropole. Bei einer Grösse von 219’887 km2 ein recht dünn besiedelter Staat. Zur Durchfahrt der Metropole auf der Autobahn, die zeitweise in einer Richtung sieben Fahrspuren zählt, rechnet man gute 2 Stunden, und dies bei einer konstanten Geschwindigkeit von 100 km/Std. Bei diesem vorgeschriebenen ‚Schneckentempo’ werden wir dauernd überholt: links und rechts von Lastwagen, die manchmal zwei leicht schlingernde Anhänger im Schlepptau haben. Wenn Zürich keinen ÖV hätte, müssten unsere Autobahnen wohl ähnlich monströs ausgebaut werden! Kein Wunder, stürzen sich die beiden Chauffeure am Abend auf das heiss ersehnte, in Utah verpönte Bier. Angeboten werden hier alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt von max. 2.5%.
Wir wagen uns mit unseren breiten (2.52 m) Gefährten in die Innenstadt, finden nach einigen labyrinthartigen Irrwegen den Temple Square, umrunden diesen auf der South Temple Street und quälen uns dann den steilen Weg hinauf zum Capitol, einer Kopie des Capitols von Washington oder Denver.
Die Stadtrundfahrt ist erfrischend. Wir sehen mit gesunden Bäumen bepflanzte Alleen, schmucke Privathäuser, prächtige Steinbauten der ‚Heiligen der letzten Tage’, blitzsaubere Parks, eine Strassenbahn.
Nach einer Mittagsrast neben dem Capitol versuchen wir wieder auf die I-15 zu gelangen, finden aber nur mit Müh und Not aus dem Labyrinth der Mormonen. Diese finden es offenbar nicht nötig, Wegweiser aufzustellen. Zum Glück scheint die Sonne, so dass wir ohne Kompass den Weg aus dem gelobten Land finden.
Der schöne Campingplatz am Utah Lake in Provo entschädigt uns für unsere Mühe. Am Ufer beobachten wir bei Sonnenuntergang allerlei Vögel und einen noch nie gesehenen Mückenschwarm.


Provo – gleiches Malaise wie SLC
Mit viel Glück gelingt es uns, aus dem gelobten Land der Heiligen der letzten Tage herauszufinden. Es ist ja bekannt, dass sie intensiv missionieren. Bei uns haben sie sich auf eine andere Taktik verlegt: Sie kennen ausserhalb der I-15 keine Wegweiser, sodass man zwar von aussen in ihre Städte hineinfindet, aber aus dem Labyrinth nicht mehr hinaus. Uns fehlt einfach der Faden der Ariadne – oder anders gesagt, uns ist gar nicht in den Sinn gekommen, mal das GPS zu benutzen, für das wir ja bezahlt haben. Bis jetzt sind wir nämlich viel besser ohne diese technische Segnung gefahren. Das Vertrauen in dieses Instrument haben wir sowieso verloren, seit sich unser Taxifahrer in Denver trotz – oder dank - GPS heillos verfahren hat.

 
Palisade Lake State Park – oder erstes Bad auf 1750 m Höhe
Im Landesinnern auf halbem Weg zwischen SLC und Bryce Canyon machen wir Rast am Ufer eines wunderbaren kleinen Stausees im Palisade State Park. Vor über 100 Jahren hat ein Siedler hier einen Damm errichtet und angeblich 65'000 Bäume gepflanzt. Davon stehen wohl noch einige wenige Tausend. Es sind vor allem Kanadische Pappeln, die das Ufer des Sees säumen. Ein Western King Bird nistet in einer Astgabel einer Pappel gleich neben unserem Camper und lässt sich überhaupt nicht stören.
Am Abend um 19 Uhr zeigt das Thermometer noch 26°, so dass wir zum ersten Mal ein feines Rindsfilet grillieren und draussen essen können. Zuvor aber genehmigen wir uns nach einer zweistündigen Wanderung bei fast 30° ein kühlendes Bad im See.




Wandern in farbenenfrohem Labyrinth
Im Bryce Canyon befinden wir uns auf einer Höhe von 2440 m, im nördlichen Teil des Coloradoplateaus, das sich über Hunderte von Kilometern erstreckt. Charakteristisch sind die farbenprächtigen erodierten Abhänge der Hochplateaus, die einst von einem flachen Meer bedeckt waren, auf deren Grund sich über Millionen von Jahren schichtweise die Sedimente der Randgebirge ablagerten. Die verschiedenen Platten sind 'chronologisch' geordnet: am Colorado River, bei Page, sind die ältesten Schichten zu finden (1Mia - 500 Mio Jahre), hier im Bryce Canyon die jüngsten (130-65 Mio Jahre). Auf die Schichten des Grand Canyon folgen die Chocolate Cliffs, die Vermilion (=zinn­oberrot) Cliffs, die White Cliffs, der Zion Canyon, die Gray Cliffs, Pink Cliffs und schliesslich der Bryce Canyon. Der indianische Name – Pajute Indianer besiedelten dieses Gebiet vor 10'000 Jahren  - lautet Paunaugunt Plateau. Der Schotte Ebenezer Bryce, ein Mormone, siedelte mit seiner Frau 1875 am Ostrand in der Ebene. Um Holz zu fällen für Häuserbau und Zäune baute er eine Strasse in einen Canyon hinein, dem die anderen Siedler, die diese Strasse benutzen durften, den Namen Bryce Canyon gaben. Zu den Felsen: graue: Limestone (Kalk) mit Limelite, rote Felsen: eisen­haltig, Dolomit enthält Magnesium und ist deshalb widerstandsfähiger. Die Erosion erfolgt vor allem im Winter (Eis sprengt die Felsen) und durch den heftigen Wind.


Es gibt in den USA weit mehr Nadelbaumarten als in Europa. Die Rinde der Pon­dero­sa Pine duftet süss wegen der Bakterien, die sich vor allem bei blitz­geschädigten Bäumen entwickeln. Ihre Stämme sind spiralartig im Gegenuhrzeigersinn gedreht. Die dicke Borke hingegen ist vertikal gespalten, sodass die Drehung erst bei den toten Bäumen erkennbar ist.



Wir sehen viele White firs, die wir an den grossen vereinzelt stehenden Nadeln erkennen sowie am eher krummen Wuchs. Wenn sie jung sind, ist ihr Stamm fast weiss.
Die Douglas firs haben kleinere, in Büscheln stehende Nadeln und nach unten weisende kleinere braune Zapfen. Auf dieser Höhe (2800 m) wachsen sie etwa 15 m hoch (im Olympic NP 60 m!).
Die Bristlecone Pines tragen vollständig mit kurzen Nadeln dicht bewachsene Äste, die wie Flaschenputzer aussehen.
Die Blätter der Manzanita, eines Strau­ches, stehen senkrecht, damit sie von der Mittagssonne nicht ausgetrocknet werden. Die Früchte, von denen wir bereits einige sehen, gleichen ganz kleinen Äpfeln (spanisch manzana).


Auf einer vierstündigen Wanderung beobachten wir eine Bullsnake, die sich sehr langsam vorwärts bewegt.



















Der etwas links liegen gelassene Red Canyon, in dem wir heute Vormittag eine kleine Wanderung machten, hat uns fast noch mehr gefallen als der Bryce Canyon. Auf einer dreistündige Wanderung konnten wir nicht nur die verschieden getönten Felsformationen bewundern, sondern auch eine Vielzahl von Nadelbäumen und eine wunderschöne, für uns ungewohnte Flora.