ursundestherunterwegs

Monday, May 28, 2012

Im Mittleren Westen





Von Colorado nach South Dakota

Nun sind wir bereits eine ganze Woche unterwegs und haben uns schon richtig an das Nomadenleben gewöhnt. Am Ufer des White River südlich der Badlands machen wir an einem wunderschönen, von Cottonwood (Pappeln) bestandenen Platz einen Ruhetag.

Vor einer Woche sind wir in Zürich über Frankfurt in die USA geflogen. Nach einem zehnstündigen Flug im Airbus 340-600 der Lufthansa landen wir im sommerlich heissen und trockenen Denver auf einer Piste, die scheinbar weit entfernt von jeglicher Zivilisation in der Prärie errichtet wurde! Erst beim Weiterrollen sehen wir in der Ferne ein Reihe von strahlend weissen Nomadenzelten. Sind wir in der Wüste? Nein, es sind die Dächer des riesigen Airports von Denver. In der Ferne sehen wir auch eine kleine Ansammlung von Hochhäusern – die Downtown von Denver. Und ganz im Westen, vermutlich 100 km entfernt die weissen Gipfel der Rocky Mountains. Nach dem Aussteigen geht es auf einem langen Marsch durch weite Korridore und Rollbänder zum Zoll. Dort erklärt uns der Beamte, unsere VISA seien gültig und wir hätten kein ESTA-Formular ausfüllen müssen. Die Einreise verläuft zügig. Lediglich ein kleiner Köter schnüffelt an Esthers Jutetasche herum, in dem auf der ganzen Reise ein Apfel gelegen hatte, den sie allerdings noch vor dem Zoll entsorgt hatte. So müssen wir die ‚Lebensmittelkontrolle’ passieren – natürlich ohne Befund!
Dann dürfen wir noch eine halbe Stunde beim Shuttle warten, weil unsere Freunde eine brandneue Mammutregenjacke im Flugzeug vergessen hatten. Bereits morgen können wir sie am Flugschalter abholen.
Unser Hotel liegt am Rand der Stadt, in Aurora, etwa 20 km vom Zentrum entfernt, nur eine Meile von der Camper-Vermietstation entfernt.

Am Dienstag wollen wir die Downtown besichtigen. Die freundliche Dame an der Hotelrezeption rät uns, statt des teuren Taxi den öffentlichen Verkehr zu benutzen. Diesen Rat befolgen wir als umweltbewusste Schweizer. Mit einem Bus fahren wir zuerst wieder Richtung Flughafen, müssen an einem Busterminal umsteigen und dann geht es durch die nördlichen Stadtquartiere in gemütlicher einstündiger Fahrt bis zur Endstation des Light Train, ein Tram. Mit dem geht es dann weiter bis zur 16th Mall Street. Unterwegs kommen wir ins Gespräch mit Schwarzen – es hat in den ÖV und auch in den durchfahrenen nördlichen Quartieren praktisch nur Schwarze. Die ganze zweistündige Fahrt kostet uns als Seniors nur $ 1.10! In einem Restaurant essen wir bei 33° im Schatten einen feinen Lachssalat. Zurück zum Hotel geht es dann in 20 Minuten im Taxi.

Am Mittwoch spazieren wir gemütlich zur Vermietstation Apollo und sehen unterwegs viele Erdmännchen und auch ein paar kleine Häschen. Um neun Uhr sind wir bei der Vermietstation und rechnen damit, in einer Stunde zum Hotel losfahren zu können, um das Gepäck einzuladen. Doch weit gefehlt! Der Computer der Firma funktioniert nicht. Das Telefon muss herhalten. Schliesslich chauffiert ein Angestellter die beiden Damen zum Hotel, um das Gepäck abzuholen. Als endlich alle Daten abgeklärt sind, zeigt uns Fred, ein freundlicher dicklicher Angestellter die beiden Campers. Die Wagen sehen sehr schön aus, brandneu, wurden eben erst von der Fabrik in Illinois hierher überführt (ca. 2100 Meilen).
Der Wagen gibt uns allerdings zwei Probleme: Die Türe zur Dusche/Toilette lässt sich nur mit grösster Mühe schliessen. Wir stellen fest, dass eine Seitenwand schlecht montiert ist und die Türe oben klemmt. In einem Warenhaus kaufen wir eine Duschstange und schieben damit den oberen Teil der Wand zur Seite – dieses Problem ist gelöst.
Das zweite Problem lässt uns zwei Nächte (vor allem den Morgen) frieren: die Heizung lässt sich nicht einschalten. Der kleine Hebel scheint fixiert zu sein. Unsere Gebrauchsanweisung ist unbrauchbar. Schliesslich sehen wir, dass unsere Freunde eine richtigen Anweisung erhalten haben – und ich schiebe dieses Hebelchen mit aller Gewalt zurück – und nehme dabei das Risiko in Kauf, dieses mickrige Ding zu zerbrechen. Die Heizung aber läuft!

Am Mittwoch fahren wir nur 60 Meilen nordwärts und kaufen in zwei Geschäften alle wichtigen Lebensmittel und Utensilien ein.

Am Donnerstag gelangen wir nach Gering, wo wir das Oregon Trail Museum suchen, welches uns die Dame im Visitor Center wärmstens empfohlen hatte. Sie hatte uns auch den Weg dorthin beschrieben. Nach langem Umherirren fährt uns ein freundlicher Ami mit seinem Auto voraus. Wir sind nun aber im North Platte Valley Museum, das wir eigentlich gar nicht besuchen wollen. Wir fahren also gleich westwärts zum Visitor Center & Museum des Scotts Bluff National Monument: das ist das eigentliche Oregon Trail Museum. Für $ 80 kaufen wir den National Parks Annual Pass. Mit ihm kann man alle National Parks und National Monuments besuchen. Für die State Parks bezahlen wir gewöhnlich $ 5 zusätzlich zur Gebühr für den Stellplatz.
Der Scotts Bluff ist benannt nach einem Pionier namens Scott, der im Kampf gegen die Indianer verletzt, von Kameraden geborgen, hierher gebracht und dann seinem Schicksal überlassen wurde. Im Jahr darauf entdeckten Auswanderer sein Skelett. An diesem Hügelzug vorbei führte der sogenannte Oregon Trail, die Route Tausender von Auswanderern, die vom Missouri her dem North Platte River entlang westwärts zogen, um schliesslich zum Snake River und Columbia River nach Oregon zu gelangen. Im Visitor Center erfahren wir viele Details über die verschiedenen Trails, von denen wir schon auf früheren Reisen in Oregon und Kalifornien gehört hatten: Oregon Trail, Mormon Pioneer Trail, California Trail, Pony Express. Wir werden reichlich mit Broschüren eingedeckt.

Der schönste Stellplatz befindet sich in den Wildcat Hills. Sie sind eine kleine bewaldete langgezogene Erhebung südlich des North Platte River Valley. Schon in Wyoming hatten wir solche flache sandige Hügelzüge gesehen. Sie entstanden vor etwa 60 Millionen Jahren, gebildet aus Anschwemmungen von Felsen, Sand und Schlamm aus den Rocky Mountains. Zusätzlich lagerten sich vor 30 bis 40 Millionen Jahren Schichten von Asche und Schlamm aus den im Westen gelegenen Vulkanen ab. Mit der einsetzenden Erosion bildete sich das weite Tal des in östlicher Richtung abfliessenden North Platte River.
Dieselbe Entstehungsgeschichte hat der oben erwähnte Scotts Bluff.

Innerhalb von zwei Tagen überqueren wir die Grenze zu Wyoming, Nebraska und South Dakota. Auf meinem iPhone sehe ich, dass die beiden Staaten Nebraska und South Dakota sehr schwach besiedelt sind: Mit 200'345 km2 ist Nebraska fast fünfmal so gross wie die Schweiz, zählte 2006 aber nur 176'331 Einwohner. South Dakota zählte auf 199'731 km2 781'919 Einwohner. Paradiesische Verhältnisse. Entsprechend einsam – und auch eintönig – ist die Fahrt. Zudem regnet es während zwei Tagen und das Thermometer sinkt auf 10° tagsüber.

In Hot Springs besichtigen wir den Ausgrabungsplatz ‚Mammoth Site’. 1974 stiess man bei Baggerarbeiten auf Mammutknochen. In der Folge wurden hier sensationelle Funde gemacht. In den Black Hills gab es vor mehreren Tausend Jahren eine Vertiefung mit warmem Wasser, die gerne von Mammuts aufgesucht wurde. Ab und zu gelang es einem Mammut nicht mehr, aus der Vertiefung wieder hinauf zu steigen und es ertrank schliesslich. Während Tausenden von Jahren verendeten hier zahlreiche Mammuts, ausschliesslich männliche. Vorliebe für Bars war offenbar schon vor Jahrtausenden beim männlichen Geschlecht stärker ausgeprägt als beim weiblichen. Von den 59 ausgegrabenen Mammuts waren drei Wollmammuts und 56 etwas grössere Columbian Mammuts.

Am Pfingstsonntag besichtigen wir das Mount Rushmore Memorial: die Köpfe der vier Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln, die von über hundert Bildhauern in den harten Granit der Blackhills gemeisselt wurden. Dieses Gestein erodiert nur ein paar Millimeter pro 1000 Jahren, während in den Badlands Regen und Wind innert 40 Jahren 30 cm der Sedimente abtragen.
Wir taten gut daran, bereits kurz nach acht Uhr am Memorial die Parkgebühr von satten $ 11 zu entrichten. Bei unserer Abfahrt eine Stunden später stauen sich Hunderte von Autos vor der Einfahrt!
Die Fahrt auf der # 44 ostwärts in die Badlands ist abwechslungsreich. Vor allem sehen wir mehrere Pronghorns (Gabelantilopen), u.a. ein Weibchen mit einem Neugeborenen.
Die Badlands sind in etwa dem Bryce Canyon zu vergleichen, nicht so vielfarbig, aber ebenso zerklüftet. Badlands wurden sie von den Franzosen genannt, weil das Land wenig Wasser und Vegetation aufweist. Viele Orte des Mittleren Westens tragen noch die von den französischen Einwanderern gegebenen Namen. Napoleon, der seine Kriegskasse auffüllen musste, hatte riesige Gebiete an die USA verkauft.

An der Brücke über den White River gleich neben unserem Campground entdecken wir Hunderte von Schwalbennestern. Auf einem Spaziergang am Abend beobachten wir vier Käuze und bei der Rückkehr im Halbdunkel treten wir beinahe auf eine Riesenkröte. Da es uns hier im von Cottonwood (Pappeln) beschatteten Platz so gut gefällt, bleiben wir zwei Nächte.

an der 16th Mall Street


am Oregon Trail


Mammoth Site



Mount Rushmore

Badlands

Unsere Stellplätze auf dem Badlands Campground

Schwalbennester an der White River Brücke

Wednesday, May 16, 2012

Auf in die neue Welt!

Zum fünften Mal seit 1999 werden wir - auf Anregung von Freunden - in einem Camper (Motorhome) einige Nationalparks (N.P.) und National Monuments (N.M.) Nordamerikas besuchen. Diesmal starten wir in Denver, fahren im Gegenuhrzeigersinn nordwärts durch Nebraska nach South Dakota (Wind Cave N.P., Mt. Rushmore N.M., Badlands), dann westwärts in den Yellowstone N.P., südwärts über Grand Teton N.P., Salt Lake City bis zum Bryce Canyon, dann ostwärts über Grand Staircase Escalante N.M., Capitol Reef N.P., Natural Bridges N.M., Canyonlands N.P., Arches N.P., Black Canyon of the Gunnison N.M., südwärts über den Slumgullion Pass nach Chama, Taos, dann nordwärts über Grand Sand Dunes N.M., Colorado Springs in den Rocky Mountain N.P. und wieder nach Denver. Einige Landschaften haben wir bereits auf unseren Reisen 1999, 2002 und 2006 besucht, aber sie haben uns so gefallen, dass wir gerne nochmals dorthin fahren. Am 21. Mai fliegen wir ab. Wir werden in nächster Zeit wie angekündigt weitere illustrierte Berichte veröffentlichen.