ursundestherunterwegs

Tuesday, April 25, 2006

Von Tombstone nach Silver City


Das Shooting gegen Wyatt Earp und Doc Holliday haben wir gut überstanden, sind knapp am Galgen vorbeigekommen und haben anschliessend die paar Flaschen Whisky im Saloon genossen. Die Stadt wurde übrigens von einer Hundertschaft moderner Cowboys - alle auf blitzblanken, laut ratternden Motorrädern - heimgesucht. Das Gehen fällt diesen Leuten offensichtlich schwer: sie fahren mit dem Motorrad sogar zur Toilette und watscheln dann einher wie John Wayne nach zwei Flaschen Whisky.
Am Sonntag ging die Fahrt durch die Wüste. Esther setzte sich ans Steuer des Siebentönners, um sich an die bequeme Fahrweise zu gewöhnen: es könnte mir ja das passieren, was ihr am Tag darauf geschah!
Im Chricahua NM, im äussersten Südewesten Arizonas, fanden wir in einem Wald auf 1650 m Höhe einen traumhaften Platz. Es herrschte absolute Ruhe. Da es aber den ganzen Winter nicht geschneit hatte und seither auch nie geregnet, waren alle Bäche vollständig ausgetrocknet und die Vegetation litt sichtlich. Auch grössere Säugetiere waren nicht zu sehen, lediglich verschiedene Eichhörnchenarten flitzten umher, und Eidechsen räckelten sich an der Sonne und liessen sich so von nahe fotografieren. Die Vögel - u.a. der Mexican Jay (Aphelocoma ultramarina) und der Bullocks Oriole (Icterus bullockii) - waren recht zutraulich, wenn nicht gar frech. Woher wir die Namen kennen? Im wie immer ausgezeichneten Visitor Center haben wir uns ein Vogelbuch der National Geographic erstanden und Esther hat jetzt Zeit zum Lesen!
Am Montag führte uns ein Shuttle auf 2100 m Höhe hinauf. Von dort wanderten wir auf wunderbaren Trails gute vier Stunden zurück zum Campground. Ein Corps von Pionieren (das CCC) hat in den Dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts den Park mit vielen Wanderwegen ausgezeichnet erschlossen. Der Chircahua ist durch einen Vulkanausbruch vor 25 Mio Jahren entstanden. Seither ist die fest gewordene Asche zu bizarren Felstürmen erodiert, die wie üblich verschiedene Namen tragen: s. die Abbildungen von Kissing Rocks, Old Maid Rock.


Im Heart of Rocks Trail geschah es dann: Plötzlich hörte man ein "ujujujujuj" - und Esther sass am Boden und hielt sich den rechten Fuss: Sie habe es deutlich knacken gehört. Ich sah mich schon im Geiste Esther mitsamt Rucksäcken auf dem Buckel die zwei Stunden Heimweg tragen. Doch stellte es sich heraus, dass Esther mit Hilfe der beiden Stöcke langsam gehen konnte. Sie hat sich den Fuss übertreten. Am Abend war der Fussknöchel rot und massiv geschwollen. Eisumschläge, die Einnahme von Similasan Globuli, Voltarensalbe und ein Elastikverband brachten ihr Erleichterung. Ein Telefonanruf ans Med-Center in der Schweiz ersparte uns - vorläufig - einen Besuch in einer Klinik. So setzten wir heute Dienstag die Fahrt fort und gelangten nach New Mexico, wo wir in der Nähe von Silver City einen KOA Campground aufsuchten. Und dies ist nun der Grund, warum wir diese Post mit Umlauten schreiben und Fotos einfügen können. Der Campground bietet Wireless-Zugang ins Internet, und wir gelangen im Motorhome via Airport ins Netz. Zugleich lesen wir wieder einmal die (Internetausgabe der) NZZ und TAGI, und sogar die Ausgabe vom Mittwoch! Seit Mittag gehen unsere Uhren gegenüber der Schweiz nur noch 8 Stunden zurück, da wir uns in der Mountain Zone befinden und New Mexiko wie auch Kalifornien (Pazific Zone) im Gegensatz zu Arizona die Sommerzeit kennen.
Wir hoffen, bald wieder einmal Wireless-Zugang zu finden und werden euch gerne auf dem Laufenden halten.

Saturday, April 22, 2006

Fahrt nach Arizona

Diesmal reicht es nur fuer einen kurzen Bericht, da wir nur noch genau zwoelf Minuten in der library zur Verfuegung haben.
Am Montag, 17.4. fuhren wir gegen Mittag durch die ganze Stadt Los Angeles (ca. 100 km) hindurch und gelangten dann in die Bergwelt der San Diego County. Auf der Hoehe des Mt. Palomar war die Luft glasklar, in der Nacht aber auch recht kalt. Wir genossen die Einsamkeit und Ruhe in den Waeldern. Die zweite Nacht verbrachten wir im Cuyamaca State Park. Auch hier war es am Morgen lediglich 7 Grad im Motorhome. Eine Wanderung fuehrte uns durch - leider - verbrannte Waelder.
Am Mittwoch gelangten wir nach einer langen Fahrt durch die Wueste in die Naehe der mexikanischen Grenze. Im Organ Pipe Cactus NM nahmen wir fuer zwei Naechte Quartier. Hier war es recht heiss und Urs holte sich den ersten Sonnenbrand. Die exotische Vegetation, die recht zahme Vogelwelt (Wachteln, Buntspechte), Hasen, die wir von unserem Platz aus beobachten konnten, entschaedigten uns.
Nun sind wir nach einer Fahrt durch Tucson und der Besichtigung der Colossal Cave auf dem Weg nach Tombstone, wo uns Doc Holliday und Wyatt Earp zum Duell erwarten.
Wir hoffen, dass wir ein anderes Mal unseren Bericht mit ein paar Bildern ausstatten koennen.

Monday, April 17, 2006

Erste Eindruecke aus Kalifornien

Müde vom langen Transantlantikflug im – wegen des grossen Andrangs vor Ostern etwas eng bestuhlten - Jumbojets sind wir am Mittwoch um 16 Uhr (Schweizer Zeit Donnerstag 01 Uhr) gelandet. Die erste Panne: unser Anschlussflug nach San Luis Obispo wurde wegen heftiger Regenfälle und starkem Wind annulliert. Wir wurden auf den nächsten und letzten Flug des Tages vertröstet mit der Zusicherung, als Transatlantikpassagiere hätten wir Priorität: Abflug 21.19 Uhr. Um 21 Uhr ging es dann um die Wurst. Die sieben freien Plätze im 30 Passagiere fassenden Flugzeuges gingen restlos an jüngere Reisende. Auf den energischen Protest von Esther wurde uns wenigstens ein Hotel offeriert. Dann ging es am Donnerstag mit dem ersten Flugzeug bei strahlendem Wetter um 7.38 Uhr nach San Luis Obispo. Dort wurden wir gleich zu unserem Motorhome-Verkäufer chauffiert, der uns das Motorhome eingehend erklärte. Eine kleine Überraschung: aus dem 7.4 m langen Fahrzeug wurde plötzlich ein 8 m (26 Fuss) langes, mit entsprechendem Überhang und einem Leergewicht von über 6 t und wahrscheinlich mit etwas mehr Durst!

Schliesslich richteten wir unser Heim für die nächsten fünfeinhalb Monate behaglich ein.

Bei Regen ging es dann am Karfreitag Nachmittag Richtung Los Angeles – die letzten 100 Meilen auf vier- oder fünfspurigen Highways im Stossverkehr!

Das PocketMail – ein Gerät, mit dem wir unsere Mails von jedem Telefongerät aus absenden und abholen können – war bereits bei unseren Freunden in Los Angeles. Unser Amerika­spezialist Marco hatte es bereits via Internet aktiviert. Gleich wollten wir natürlich unsere ersten Mails verschicken – erfolglos. Wir probierten und ärgerten uns einen halben Tag lang. Schliesslich waren wir erfolgreich, dank telefonischer Anweisung von Marco: es funktioniert nicht von einem schnurlosen Apparat aus!

Auch das Handy bereitete uns einige Mühe: keine Verbindung, auch nicht zur internationalen Hotline. Lediglich Anrufe empfangen konnten wir. Da half uns unser Schwager Werni, der sich via Internet und Kundendienst informierte.

Nun sind wir also kommunikativ gerüstet: Emails kostenlos; Anrufe via Handy recht teuer (Gespräch innerhalb USA Fr. 4.90/Min., in die Schweiz 4.50/Min., ankommende Gespräche aus der Schweiz Fr. 2.80). Da in den Nationalpärken und den staatlichen Pärken meistens keine Verbindung möglich ist, werden wir uns – ausser im Notfall - mit den öffentlichen Apparaten begnügen, oder vielleicht noch ein günstiges US-Mobile kaufen.

Trotz allem haben wir mit unseren Freunden zwei schöne Tage verbracht und einen (sehr kleinen!) Teil der Stadt besichtigt, u.a. die vollständig mit Stahlplatten ausgekleideten Walt Disney Concert Hall. Schade, dass wir kein Konzert hören konnten; die Akustik muss phantastisch sein! Dann sahen wir auch die neue, im Jahr 2002 eingeweihte grosse Kathedrale. Sie ist aus italienischem Travertin gebaut. Der warme Farbton verleiht dem Gebäude eine ganz besondere Ausstrahlung. Beim Eingang ein kleiner Turm mit den Originalglocken der Franziskaner Mission. In der Gruft ist u.a. Gregory Peck beigesetzt. Was uns aufgefallen ist: die Stadt erweckt den Eindruck einer riesigen Vorstadt: eine Ansammlung von einstöckigen Wohnhäuschen mit schmucken Vorgärtchen. Alles ist sehr sauber, die Leute überaus zuvorkommend. Der Strassenverkehr ist hektisch, aber gesittet. Heute Montag geht die Reise weiter Richtung Südosten.

Sunday, April 09, 2006

Vor der Abreise: Unsere Reiseroute



Am 12. April beginnen wir unsere Reise. Ursprünglich wollten wir mit unserem Oldtimer umherreisen (s. Foto vom Richardson Highway, Alaska).
Doch schliesslich haben wir uns entschlossen, es etwas gemütlicher zu nehmen, und haben ein Motorhome gekauft.

Die geplante Route kann der Karte entnommen werden. Sie beginnt in San Luis Obispo (zwischen San Francisco und Los Angeles), führt uns über Los Angeles ostwärts durch den Süden von Arizona und New Mexico, ab El Paso nordwärts über Santa Fe nach Colorado bis Durango. Weiter geht es westwärts über den Gran Canyon, Las Vegas (Reisekasse aufstocken!), das Death Valley, dann der Sierra Nevada entlang nordwärts über die Cascade Range nach Seattle, hinüber nach Vancouver Island, dann wieder ostwärts über Vancouver nach Calgary und nordwärts über Edmonton, auf dem Alaska Highway nach Whitehorse, dann auf dem Klondyke Highway nach Dawson City und auf dem Top of the World Highway und dem Taylor Highway nach Fairbanks. Nach einem längeren Aufenthalt im Denali NP (Besteigung des Mt. McKinley nicht vorgesehen!) geht’s über Anchorage auf die Kenai Halbinsel. Mit der Fähre durchqueren wir den Prince William Sound nach Valdez.
Nun geht es wieder Richtung Osten und Süden: über Haines, Skagway, auf dem Cassiar Highway und dem Yellowhead Highway in die kanadischen Rocky Mountains und an Calgary vorbei wieder in die USA, ev. über die Badlands in Süd Dakota zu den Rocky Mountains bei Denver und westwärts wieder nach San Luis Obispo, wo wir unser Motorhome wieder verkaufen. Denn mit diesem über 5 t schweren, 7.4 m langen und 2,57 m breiten Fahrzeug könnten wir in der Schweiz gar nicht fahren.