ursundestherunterwegs

Tuesday, October 28, 2014

Bei den Gators

Vom kühlen Washington fliegen wir am 24.10. in den Süden nach Fort Lauderdale (Florida) und geniessen seither den in der Schweiz vermissten Sommer bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen bis 30°. Wir haben Glück mit dem Wetter. Vergangene Woche stieg das Thermometer bis 35° mit fast täglichen Gewittern. Der Wechsel könnte krasser nicht sein: vom hektischen, kühlen Washington in die warme, ruhige, einsame Wildnis. Wir haben uns für ein paar Tage in der Nähe der Everglades niedergelassen und machen täglich Ausflüge in diesen grossen subtropischen Nationalpark Floridas.
Er ist mit 6104 km2 der zweitgrösste Nationalpark Nordamerikas, erst 1947 gegründet. Der Park ist eine riesige Ebene. Damit man sich eine Vorstellung machen kann: Auf der 50 km langen Parkstrasse fahren wir über einen Pass, der sagenhafte 90 cm (Zentimeter!) über Meer liegt!!

Die Everglades reichen vom Lake Okeechobee im Norden bis an die Südspitze der Halbinsel. Sie werden auch ‚River of Grass’ (Grasfluss) genannt. Der Fluss ist aber nicht als solcher zu erkennen, da selten die offene Wasserfläche zu Tage tritt. Das bis 60 km breite und meist nur 15 cm tiefe Gewässer fliesst nur mit 1 Meter pro Stunde! Fast die gesamte Fläche ist daher mit Gras bewachsen. Nur in den erhöhten Gebieten (max. 2.4 m über Meer!) wachsen  Bäume, wie Pinien, Königspalmen, Mahagonibäume, Sumpfzypressen. Zu vergleichen sind die Everglades am ehestens mit einer Prärie, welche den überwiegenden Teil des Jahres überschwemmt und nur im Winter trocken ist. An diesen Wechsel haben sich Pflanzen und Tierwelt angepasst.
Die Hälfte der ursprünglichen Fläche wird landwirtschaftlich genutzt und das Wasser zum Teil zur Trinkwassergewinnung für Städte wie Miami verwendet. Dieser Eingriff in den Wasserhaushalt sowie die Belastung durch die Landwirtschaft sind für den Park ein grosses Problem. Bedroht ist das Ökosystem auch durch den in den 1980er-Jahren aus Asien eingeschleppten Tigerpython. Seine Zahl wird auf 10'000 geschätzt. Über 90% der Waschbären, Opossums und Rotluchse sind bereits verschwunden. Auch grössere Raubtiere wie Alligator und Florida-Panther können von ihm angegriffen werden.

Auf einer Bootsfahrt in die Mangrovenwälder hinein und auf den vielen Trails sehen wir zahlreiche Tiere: Krokodile, Alligatoren, hier einfach nur Gator genannt, Wasserschildkröten, Knochenhecht, verschiedene Arten von Vögeln wie Waldstorch, Anhinga (amerikan. Schlangenhalsvogel), Fischadler, Truthahngeier, Schwarzgeier, Flamingos, Pelikane, Kanadakraniche, verschiedene Reiher (Kanadareiher, Blaureiher, Silberreiher, Dreifarbenreiher) und natürlich die allgegenwärtigen Raben. Gewisse Tiere sind äusserst zahm: Ibisse nähern sich bis auf 2 m. Die Schwarzgeier sind dagegen aufsässig: sie attackieren gerne parkierte Autos. Am letzten Tag wandern wir alle Trails des Parks ab. Es sind meist kürzere Wege, 600 -1200 m, oft auf Holzstegen über den Sümpfen, mit vielen Informationstafeln über Geologie, Flora, Fauna. Vor lauter Beobachten und Fotografieren vergesse ich, mich mit Sonnencrème einzuschmieren und hole mir einen tüchtigen Sonnenbrand. Den Abend verbringen wir an einem See, beobachten in aller Ruhe die Vögel und einen Alligator, der gemächlich im See umherschwimmt und zwischendurch immer wieder für mindestens 15 Minuten auf den Seegrund abtaucht.

In den Florida Keys
Die Florida Keys sind eine der Südküste Floridas vorgelagerte Kette aus über 200 Koralleninseln mit einer Gesamtlänge von über 290 km. Sie sind die sichtbaren Teile eines alten Korallenriffes und heute vollständig besiedelt.
Sie bekamen Ihre heutige Form als Ergebnis drastischer Veränderungen in der Höhe des Wasserstandes als Folge der Eiszeiten. Vor ca. 125’000 Jahren stieg der Meeresspiegel um 8 m oberhalb des heutigen Standes. Südflorida war zu diesem Zeitpunkt ein seichter See. Es formten sich mehrere parallel verlaufende Riffe südlich vom überfluteten Florida. Vor ungefähr 100’000 Jahren begann während einer Eiszeit der Meeresspiegel zu sinken, so dass das Korallenriff aus dem Meer herausragte. Vor 15’000 Jahren sank der Meeresspiegel 110 m unter den heutigen Level. Die aus dem Meer herausragenden Riffteile und Ablagerungen erodierten sehr stark. Der Kalkstein begann sich aufzulösen, lagerte sich teilweise als Gips wieder ab und bildete zusammen mit den Überresten von Moostierchen die Oberfläche, aus der das südliche Florida und ein Teil der Koralleninseln bestehen.
Von 1912 bis  zu einem Hurrikan im Jahr 1935 waren die Inseln durch eine Eisenbahnlinie verbunden. Heute erreicht man sie über die 42 Brücken des Overseas Highway, der bis nach Key West reicht. Doch wir fahren nur bis zur bekanntesten der Brücken, der Seven Mile Bridge, und ziehen es vor, in einem State Park durch die Wälder zu wandern. Die mit 10'931 Metern längste Brücke ersetzte 1982 die vier alten, von 1912-35 der Eisenbahn dienenden Brücken. Jedes Jahr führt ein Marathonlauf über sie hinweg.

Nun geht unsere Fahrt weiter an die Westküste und dann ins Zentrum Floridas.


Begrüssung in Homestead

 Alligator (Gator)
 Wasserschildkröte
 Anhinga (Schlangenreiher) beim Aufwärmen
 junger Anhinga beim Fischen
 Kanadareiher (Ardea herodias)
 Ibisse am Strand
 Osprey (Fischadler)
 Kanadareiher
 Silberreiher
weiblicher Anhinga
 Schwarzgeier
Picknickplatz an einem See

 Trail (Pfad) durch einen Wald
 im Pinienwald
Baumschnecke. In der Trockenzeit versiegelt sie ihr Haus am Baumstamm oder Ast
Lilie
Die Seven Mile Bridge. Rechts die alte Eisenbahnbrücke; links die neue 7 Meilen lange Strassenbrücke
 Die geschwungene Seven Mile Bridge (Tele-aufnahme)

Thursday, October 23, 2014

Von New Jersey nach Washington DC

Steinkohle und Atomkraftwerk
Nach unserem angenehmen Beisammensein mit unserer Bekannten in Rockaway fahren wir weiter südwestwärts. In Hamburg verlassen wir die Autobahn auf der # 61 Richtung Norden. Wir fahren durchs Steinkohleabbaugebiet, fahren durch Ashville und halten im ehemaligen Centralia an. Dies war einst ein blühendes Bergarbeiterstädtchen. 30 Mio t Anthrazitkohle wurden gefördert. Ein älterer Herr, den wir beim Abfall Einsammeln antreffen, erzählt uns vom damaligen Geschehen. 1962 entzündete sich durch den Brand einer Müllhalde am Stadtrand ein Kohlenflöz. Das Feuer liess sich nicht löschen. Immer wieder flackerte es neu auf. Der Asphalt auf dem Highway 61 war brennend heiss, die Strasse unpassierbar. Die Temperatur 4 m unterhalb der Tankstelle 500 Grad! Überall Rauch, heisse Kellerwände und -böden. Der hohe Kohlendioxydgehalt in den Wohnungen verursachte Brechreiz und Schwindelanfälle. Die Stadt wurde schliesslich evakuiert, die Häuser plattgewalzt, der Schutt weggeräumt. Heute nur noch ein Netz leerer Strassen und leider viel Abfall überall in den Gebüschen. Wir finden eine Stelle, aus der Rauch austritt.

Dann fahren wir weiter auf die # 81 und zum Hotel kurz vor Harrisburg.
Da wir noch viel Zeit haben, fahren wir in die Stadt und parkieren in der Nähe des Kapitols, spazieren dem River entlang und auf der State Street zum Kapitol.
Harrisburg ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Pennsylvania. Die Stadt liegt im Dauphin County im Südosten des Bundesstaates am Susquehanna River.
An der State Street vor dem Kapitol stehen nicht weniger als fünf Kirchen. Das mächtige Kapitol steht auf einem Hügel.
In Erinnerung bleibt der 28. März 1979: In dem Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen und Messsignalen sowie Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze (50 % des Kerns) und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam. Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA.

Bürgerkrieg
Auf der Fahrt nach Washington haben wir genügend Zeit, um in Gettysburg den ‚National Military Park’ zu besuchen. Auf dem mehrere Quadratkilometer umfassenden ehemaligen Schlachtgelände (Battlefield) ist ein Museum, sowie eine Unzahl von Denkmälern, Informationstafeln und der Friedhof der fast 4000 hier gefallenen Unionssoldaten zu besichtigen. Eine über 20 Meilen lange Rundtour führt an allen wichtigen Schauplätzen vorbei. Alles ist bestens dokumentiert, z.T. mit Kopien von Originalfotos aus der damaligen Zeit! Bronzestatuen, Marmordenkmäler, Kanonen, Munitionswagen, alles fein säuberlich aufgestellt. Das ganze damalige Geschehen wird hervorragend vermarktet.
Wir begnügen uns mit einem ausgedehnten Spaziergang und informieren uns vor allem an den Schautafeln und an Wikipedia:
Der Sezessionskrieg oder Amerikanische Bürgerkrieg war der von 1861 bis 1865 währende militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten).
Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die vor allem in der Sklavereifrage zu Tage trat und sich seit etwa 1830 immer weiter vertieft hatte. Als Reaktion auf die Wahl Abraham Lincolns - obwohl nur gemässigter Sklavereigegner - zum US-Präsidenten traten im Winter 1860/61 die meisten Südstaaten aus der Union aus. Der Krieg begann am 12. April 1861 und endete mit der Kapitulation der letzten Truppen der Konföderierten am 23. Juni 1865 in Texas.  Nach dem Sieg des Nordens wurden die Südstaaten im Rahmen der Reconstruction wieder in die Union aufgenommen.
Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
Die Schlacht von Gettysburg fand vom 1. bis zum 3. Juli 1863 bei der Kleinstadt Gettysburg in Pennsylvania wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Maryland während des Sezessionskrieges statt. Mit mehr als 43'000 Opfern, davon über 5'700 Gefallene, war sie eine der blutigsten Schlachten auf dem amerikanischen Kontinent Bei einem Sturmangriff verlor General Robert E. Lee in nur einer einzigen Stunde 5'000 Soldaten!
Im selben Jahr wurde ein Soldatenfriedhof für die 3'580 gefallenen Unionssoldaten eröffnet. Die Gräber, geordnet nach militärischen Einheiten, sind in einem grossen Halbkreis in einem Park mit mächtigen Bäumen angelegt. Präsident Lincoln hielt eine berühmt gewordene Ansprache, die Gettysburg Address. Die Leichen der Konföderierten verwesten auf dem Schlachtfeld oder wurden verscharrt. Jahre später noch kamen beim Pflügen der Felder Gebeine der Toten zum Vorschein.
In den vier Kriegsjahren fielen 600'000 Soldaten, mehr als im Zweiten Weltkrieg (500'000).

Washington DC
Um 10.30 Uhr müssen wir den Mietwagen mitten im Zentrum von Washington abliefern. Zuvor wollen wir natürlich das Hotel (auch im Zentrum gelegen) beziehen, um unser gesamtes Gepäck zu deponieren. Deshalb fahren wir frühzeitig los und zu Recht. Wir benutzen das Navigationsgerät, das uns auf einer 10 Meilen längeren Strecke von Westen in die Stadt fahren lässt. Statt der vorgegebenen 35 Minuten benötigen wir fast anderthalb Stunden. Der Verkehr ist horrend. Die vier Fahrspuren sind vollständig belegt. Manchmal geht es nur im Schneckentempo voran. Über eine längere Strecke fahren wir auf der linken Spur, die nur für Autos mit mindestens zwei Personen reserviert ist; dann geht es mit 100 km/Std. voran. Schliesslich finden wir Hotel und Abgabestelle, letztere 15 Minuten vor Ablauf der Reservationszeit.
Ohne Auto ist das Leben in den USA unmöglich. Als Fussgänger die manchmal bis zu 8 Spuren breiten Strassen zu überqueren ist schier unmöglich. Esther meint, der Amerikaner sei nicht mit zwei Beinen, sondern mit vier Rädern geboren. Anschaffungskosten und Unterhalt der Autos sind günstig. Benzin ca. 70 – 80 Rp./l.

Washington ist die Hauptstadt und der Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Sie zählt in ihrem 177 km2 grossen Gebiet (doppelt so gross wie die Stadt Zürich) etwas über 600'000 Einwohner, der Grossraum, die Washington Metropolitan Area, hingegen über 8 Mio. Die Abkürzung D.C. steht für den Bundesdistrikt District of Columbia, den die Stadt vollständig ausfüllt und mit dem sie heute geografisch identisch ist.
Der Distrikt ist kein Bundesstaat und gehört zu keinem Bundesstaat, sondern ist dem Kongress der Vereinigten Staaten direkt unterstellt. Die Stadt ist nach George Washington, dem Oberbefehlshaber im Unabhängigkeitskrieg und ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, benannt. Der District of Columbia ist nach Columbia benannt, einer dem Seefahrer Kolumbus nachempfundenen poetischen Bezeichnung für den amerikanischen Kontinent. Die Stadt gefällt uns – trotz der vielen Autos und der nervösen Huperei und der wegen Besuchen von hohen Politikern täglich gesperrten Strassenabschnitten. Washington wurde erst 1790 geplant, 1814 von den Briten zerstört, dann grossartig wieder aufgebaut und vor allem unter Roosevelt (1933-45) um viele Staatsgebäude erweitert. Die Strassen sind weit, die Häuser nicht so hoch wie in New York, also keine dunklen Strassenschluchten. Wie in New York gibt es auch hier wieder Fussgänger – und recht viele Velofahrer auf bezeichneten Radstreifen. Bisher hatten wir auf der 6000 km langen Fahrt ausser mal einer Gruppe vielleicht insgesamt nur ein Dutzend Radler angetroffen.

Unser Hotel liegt nur eine Viertelstunde vom Weissen Haus entfernt. Obama sehen wir allerdings nicht, und sein Zuhause ist fast vollständig von hohen Bäumen verdeckt. Ausländer sind seit dem 11.9.2001 im Weissen Haus nicht mehr zugelassen. Hin und wieder gelingt es jemandem, über den Zaun zu klettern, was wir nicht wagen, weil wir Angst vor den Wachhunden haben. Die 1901 entstandene National Mall ist grossartig: der vier km lange Park mit weiten grünen (weil kräftig gedüngten) Rasenflächen und gepflegten Bäumen ist das Herz der Stadt. In nächster Nähe und zu beiden Seiten des Parks zwischen Lincoln Memorial im Westen und Kapitol im Osten liegen die wichtigsten Denkmäler der Nation: Denkmäler amerikanischer Tragödien und Triumphe, Regierungsgebäude, Museen der Smithsonian Institution.
Während unseres dreitägigen Aufenthalts spazieren wir durch die Stadt, am Weissen Haus vorbei, zum 170 m hohen Obelisk, zum Lincoln Memorial ganz im Westen, vorbei an den Denkmälern zum Koreakrieg, Vietnamkrieg, Zweiten Weltkrieg. Ganz im Osten steht auf einer Anhöhe das Kapitol, Sitz des Senats und des Repräsentantenhauses. Die 100 Senatoren (zwei pro Staat) und 435 Repräsentanten (entsprechend unseren Nationalräten) tagen in zwei grossen Sälen nördlich und südlich des von einer hohen Kuppel (alle paar Jahrzehnte wurde sie erhöht!) überragten Zentralbaus. Bei einer Führung, die wir drei Monate zum Voraus gebucht hatten, können wir ein paar Säle mit Statuen von bedeutenden politischen Persönlichkeiten betrachten.
Grossartig sind die nationalen Museen, deren Eintritt kostenlos ist und die wir natürlich eingehend besichtigen: das Air and Space Museum mit den Fluggeräten der Brüder Wright bis zum Marsmobil, das Indianermuseum, das Naturhistorische Museum, das Historische Museum (Geschichte der USA) und nicht zuletzt das beeindruckende Holocaust Memorial Museum. Zu weiteren Museumsbesuchen fehlt uns leider die Zeit, und wir sind vom stundenlangen Gehen recht müde geworden.
Am Freitag Morgen früh geht es zum Flughafen. Wohin uns der Flug bringt, verraten wir nicht. Ist nächste Woche in einer neuen Nachricht zu lesen.


In Centralia wird die Steinkohle in der Tiefe noch mindestens 500 Jahre brennen!
das Kapitol von Harrisburg, der Hauptstadt Pennsylvanias
 das ehemalige Schlachtfeld von Gettysburg
 ein Unionssoldat ...
 ... und ein Monarch, aber in schönerer Uniform! Mehrere 100 Millionen dieser grossen Schmetterlinge überwintern in der mexikanischen Sierra Nevada auf einem nur wenige Hektaren grossem Gebiet.
Washington aus der Luft: das Washington Monument und in der rechten oberen Bildmitte das Weisse Haus.
Der 170 m hohe Obelisk wurde 1848-1884 erbaut.

Das Weisse Haus von Norden ...
 ... und von Süden
Das Lincoln Memorial. In griechischem Stil 1922 eingeweihtes Denkmal für den Präsidenten Abraham Lincoln (1861-65; ermordet am 14.4.65)
Im Museum Air and Space:
Das 1896 erbaute Rad der Brüder Wright
bald darauf vom Rad zum Flugzeug (1903):

In diesem Flugzeug überquerte Charles Lindberg am 20./21.5.1927 als erster Pilot den Atlantik von New York nach Paris

Das Modell des atomgetriebenen 342 m langen Flugzeugträgers Enterprise CVN 65 (1960-2012) im Massstab 1:100 wurde in 12'000 Arbeitsstunden erbaut:
im American History Museum:
Die John Bull Lokomotive, erbaut in England 1831, verkehrte zwischen New York und Philadelphia
im Naturhistorischen Museum:
ein Homo heidelbergensis (700'000-200'000 vor unserer Zeitrechnung). Hat er nicht eine Ähnlichkeit mit einem Berichterstatter?

Friday, October 17, 2014

Von New York über die Niagara Fälle ins Steinkohlegebiet

Die weite Fahrt auf der # 20A ist erholsam: wenig Verkehr, landschaftlich reizvoll. Fast immer in den bunten Wäldern, deren Farbe im klaren Sonnenlicht so richtig zur Geltung kommen, kleineren und grösseren Flüssen entlang.  
In Buffalo fahren wir zum Erie Point. Dort soll die Gedenktafel für John Maynard stehen. Sie ist aber offensichtlich ersetzt worden durch eine Tafel zum Gedenken an die Indianer. Ich lese Esther die Ballade ‚John Maynard’ (1885) von Theodor Fontane vor. Auswendig kenne ich sie (nach 55 Jahren!) nicht mehr. Die Ballade erinnert an das Schiffsunglück, bei dem der heldenhafte Steuermann John Maynard den Tod fand, nachdem er alle Passagiere vom brennenden Schiff heil in den Hafen von Buffalo rettete. So etwa wie Francesco Schettino auf der Costa Concordia!??

Wir überqueren die Grenze nach Kanada. Dem kanadischen Zollbeamte macht sein Job offenbar Spass. Trotz der langen Autoschlange nimmt er sich ausgiebig Zeit, mit uns zu plaudern. In Niagara Falls CA haben wir für drei Nächte reserviert. Wir fahren aber nach zwei Nächten wieder weiter. Die Wasserfälle sind zwar imposant, werden aber furchtbar vermarktet, ein richtiger Rummelplatz. Der Uferpromenade entlang lauter Schlitzaugen, die unentwegt Selfies schiessen. Da haben uns die Iguazu-Fälle doch noch besser gefallen. Für uns informativ die Gedenktafel für den Serben Nikola Tesla, der das weltweit erste hydrologische Kraftwerk entwickelte, das hier realisiert wurde.

Hochzeit in Hamilton
Der eigentiche Grund dieses Abstechers ist aber der schon lange geplante Besuch bei der Tochter einer Cousine Esthers in Hamilton. Als wir ihr schon im Frühjahr den Termin 11.10. (arbeitsfreier Samstag) vorschlugen, beschloss sie bald einmal, gleich an diesem Tag zu heiraten, damit doch einige Gäste aus der Schweiz – ausser uns noch die Tante der Braut - anwesend sind. Den Zukünftigen hatte sie allerdings bereits ausgewählt! Da die Familie des Bräutigams sehr gross ist, war die Anzahl der Gäste entsprechend: 280 in der Kirche, 180 beim Essen am Abend. Für die 80 km lange Heimfahrt in der Dunkelheit benutzen wir doch noch das Navigationsgerät, das sich recht hilfreich zeigt. Wir hatten das Gerät gar nicht bestellt; es ist einfach im uns zur Verfügung gestellten teureren Mietwagen vorhanden.

Am Montag fahren wir dann bei strahlendem Wetter (es wird bald wieder schlechter!!) auf der US-Seite auf dem Parkway dem Niagara entlang, steigen immer wieder aus, um dem hoch über dem Fluss verlaufenden Uferwegen entlang zu spazieren und zu fotografieren. Dann geht’s ostwärts dem Ufer des Ontariosees bis Rochester.
Leider ist das Ufer nicht oft zu sehen. Viele Häuser haben Seeanstoss. Dafür fahren wir durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend: Apfelplantagen (die Äpfel werden erst jetzt gepflückt!), immense Kabisfelder, Kürbisfelder, abgeernete Maisfelder.
Wir meinen, durch halb Europa zu fahren: An unserer Route sehen wir Ortsschilder wie Dresden, Odessa, Moskau, Waterloo, Neapel, Syrakus, Ithaka, Luzern, Interlaken oder Namen wie Romulus, Seneca und Ovid. In Genf (Geneva) übernachten wir am Dienstag, besuchen aber vorher in Seneca Falls den Women’s Right National Historical Park. Das Museum ist leider geschlossen, dem republikanischen Sparwillen zum Opfer gefallen. Wir lesen aber die vielen Schautafeln und sehen das Haus der Elizabeth Cady Stanton. Diese Dame kam 1847 nach Seneca Falls und setzte sich zusammen mit vier anderen Frauen für die Gleichberechtigung der Frauen ein. In einer legendär gewordenen Versammlung vom 20. und 21.7.1848 erreichte diese, dass eine für die gesamten USA geltende ‚Declaration of Sentiments’ verabschiedet wurde, unterzeichnet von 32 Männern und 68 Frauen. Das Stimmrecht wurde ihnen allerdings erst 1920 zugestanden. Damit hatten die Frauen in den USA die Rechte erlangt, auf die die Frauen der fortschrittlichen Schweiz noch ein halbes Jahrhundert warten mussten.

Finger Lakes
Die Finger Lakes sind elf schmale, aber langgezogene Seen. Vor 2 Mio Jahren waren sie flache Flusstäler. Dann überzogen mehrmals von Norden her stossende Gletscher das ganze Gebiet. Als vor 12'000 Jahren die letzten Gletscher schmolzen, füllten sich die Täler zwischen den Sedimenten im Süden mit dem von Norden abfliessenden Schmelzwasser. Als nach dem vollständigen Abschmelzen der Gletscher der Seespiegel sank, erodierten die seitlich in den See mündenden Flüsse und bildeten eindrückliche Canyons (vgl. etwa Fextal im Engadin). Wir fahren dem längsten, dem bis 5 km breiten und 65 km langen Cayuga Lake entlang. Er ist nur 150 m tief! Zunehmend werden in diesem milderen Klima auch Reben angepflanzt. Unzählige Winerys (Weinkellnereien) werben für ihre Produkte. Landschaftlich reizvoll sind die verschiedenen Wasserfälle, u.a. die Taughannock Falls. Spazierwege führen an beiden Ufern des Flusses bis zum Wasserfall, der mit 215 Fuss (60 m) fast 10 m höher ist als die Niagarafälle.
Am südlichen Seeende liegt die Stadt Ithaca, deren Lage an Zürich erinnert. Umgeben von hügeligen Wäldern, in der Stadt selber mehrere Schluchten mit Wasserfällen. Sie ist uns auf Anhieb sympathisch. In kurzer Distanz zum Zentrum, höchstens 10 km im Umkreis mehrere weitere Wasserfälle. Die Schlucht mit den Lucifer Falls durchwandern wir. Zu beiden Seiten führen gut ausgebaute Spazierwege durch den Canyon dem Fluss entlang und durch bunte Wälder zu mehreren Wasserfällen.

Anthrazit
Gemütlich fahren wir auf Nebenstrassen südwärts, wie immer durch farbige Wälder, die auch beim leichten Nieselregen einen phantastischen Anblick bieten. Nach dem Mittagessen beim Grossverteiler Wegmans – wie üblich ein ausgezeichnetes Buffet – beginnt es wolkenbruchartig zu regnen. Deshalb besuchen wir in Scranton in der Lackawanna County die ehemalige Kohlenmine und schliessen uns der Coal Mine Tour an. In einem holperigen Wagen geht es in die Tiefe und dann zu Fuss durch die Gänge des ehemaligen Anthrazitbergwerkes.
Um 1840 kamen die Brüder Scranton in diese Gegend und gründeten die ‚Scranton Iron Furnaces’ (Stahlverarbeitung). Die Stadt wuchs rasch und erhielt den heutigen Namen. 1855 baute die DL&W Railroad ihre Lokomotivwerkstatt. Ein halbes Jahrhundert lang hatte der Staat in der Folge das Monopol auf zwei der wertvollsten Produkte: Öl und Steinkohle. Stahl- und Chemieindustrie prägten das Bild der Städte. In den Kohlebergwerken waren die Arbeitsbedingungen sehr hart. Waliser, Iren, Italiener, Polen, Ungarn, die vor allem zwischen 1890 und 1900 einwanderten, schufteten hier für einen Hungerlohn ohne jeglichen physischen, geschweige denn sozialen Schutz, während sehr wenige Amerikaner sehr reich wurden. Siebenjährige Kinder arbeiteten 10 Stunden im Tag, die Erwachsenen sogar bis 12 Stunden, oft halb liegend oder sitzend in den manchmal nur 50 cm mächtigen Kohleflözen. Es wurde im Akkord gearbeitet, was zu zahlreichen Unfällen führte: In den Jahren 1870-1914 zählte man 50'000 Todesfälle. Lungenkrankheit, Taubheit (wegen des Lärms der Schütteltransporte und den zahlreichen Dynamitsprengungen) waren an der Tagesordnung.

Delaware Water Cap
Der Delaware ist Pennsylvanias grosser Fluss. Er zieht an Philadelphia vorbei und mündet in einem breiten Meeresarm in den Atlantik. Wegen seines grossen Einzugsgebiets kam es im Unterlauf immer wieder zu Überschwemmungen. Nach der grossen Katastrophe von 1955 beschloss man den Bau eines Staudamms in der Nähe von Stroudsburg. Nach heftigem Widerstand der Bevölkerung wurde das Projekt aufgegeben. Das Gebiet zu beiden Seiten des Flusses, der die Grenze zwischen Pennsylvania und New Jersey bildet, ist auf der Länge von 60 km Nationalpark. Östlich von Stroudsburg zwängt er sich durch eine Bergkette, eine Klus, wie wir sie im Jura auch kennen, aber weiter und breiter, mit Strasse rechts, Autobahn und Bahnlinie links.
Wir wandern dem Fluss entlang. Esther kämpft gegen die Black Flies (Schwarzfliegen), ohne grossen Erfolg. Am Rande grosse Maisfelder. Bären haben sich darin verköstigt, wie wir an den Spuren deutlich feststellen können.

Nun fahren wir weiter östlich, um eine Bekannte der Familie Wachtel zu besuchen.

Unsere Route 9.-16.10.

Unser Mietwagen
Die Niagarafälle auf der US-Seite

 Die Niagarafälle auf der kanadischen Seite
 (ohne Kommentar)
 Der Erfinder der hydrologischen Kraftwerke
Wildwasser (der Niagara)
 Seilbahn über dem Whirlpool
 Hochzeit in Hamilton
 Am Ontariosee
 Farbenpracht unterwe
 Halloween drei Wochen lang!

 Am Cayuga Lake: die Taughannock Falls

 Die Lucifer Falls bei Ithaca



 Kohleflöz im stillgelegten Bergwerk von Scranton
 Verwüstetes Maisfeld im Delaware Gap National Park
 Des Übeltäters Hinterlassenschaft. Ein schlechter Futterverwerter!