ursundestherunterwegs

Monday, October 02, 2006

Heimkehr

YOSEMITE NP
Bevor wir Nordamerika verlassen, wollen wir nochmals einen Tag und eine Nacht in der Bergwelt verbringen. Wir fahren deshalb in den Yosemite National Park und sind bereits vor zehn Uhr auf dem Campground in der Talsohle, um am Nachmittag sicher einen Stellplatz zu erhalten. Wir parkieren auf dem grossen Parkplatz unter einem Apfelbaum. Ein Muledeer (Hirsch) nähert sich bis auf drei Meter und frisst einen Apfel, der am Boden liegt. Wir kennen diesen Nationalpark von einem längeren Aufenthalt im September 2002. Das Gebirge ist relativ jung, erst vor 3 Mio Jahren in der Tiefe entstanden und dann hochgehoben. Der Merced River bildete einen tiefen Canyon. Vor 750'000 Jahren bahnte sich ein Gletscher durch den Canyon und verbreiterte ihn zu einem flachen Tal mit senkrecht aufsteigenden Felsflanken. Yosemite war der erste NP der USA. Galen Clark ‚entdeckte’ dieses Gebiet und bemühte sich um die Schaffung eines Parks. Abraham Lincoln unterzeichnete den vom Kongress vorgeschlagenen Vertrag inmitten des Sezessionskrieges (1861-65). Der Park bestand jedoch nur aus zwei getrennten Gebieten. John Muir, der 30 Jahre lang in diesem Gebiet wanderte und forschte, bemühte sich darum, ein zusammenhängendes grösseres Gebiet zu schaffen. 1890 wurde dem Park der heutige Umfang von 3072 km2 gegeben. Die UNESCO erklärte ihn zum Weltnaturerbe.

Auf kleineren Spaziergängen begegnen wir Eichhörnchen und Muledeers, lassen noch einmal das Grün der Wälder, das klare Wasser der Flüsse und die Wärme der Sonne auf uns einwirken und bestaunen die mächtigen Felsklötze, an deren Flanken mit dem Feldstecher wagemutige Kletterer auszumachen sind, die drei Tage benötigen, um die senkrechten, über 1000 Meter hohen Granitfelsen hochzusteigen. Unterwegs befinden wir uns plötzlich in einer Gruppe von acht männlichen und einem weiblichen Muledeer. Das Geweih einiger Hirsche ist noch blutig; Bast hängt herunter.

Am nächsten Tag heisst es Abschied nehmen von der Schönheit der Natur. Wir fahren nach Fresno und finden dank der Hilfe der Informationsdame der City Hall eine grosse RV-Firma, die Neuwagen und Ersatzteile verkauft. Diese ist bereit, unseren Wagen am folgenden Morgen zu waschen und offeriert uns, die Nacht auf ihrem Parkplatz zu verbringen, wo wir sogar Stromanschluss haben.




AUFLOESUNG
Am nächsten Morgen melden wir uns um 7.45 Uhr im Office der RV-Firma zur Wagenwäsche. Zwei Arbeiter, ein Schwarzer und ein Latino, waschen unseren RV aussen (ziemlich) sauber. Immerhin sind die Aussenflächen gereinigt, worüber wir sehr froh sind, denn ohne Leiter hätten wir nicht überall reinigen können. Zu unserer Überraschung: Nachdem schon das Übernachten kostenlos war, verlangt die Firma auch für das Waschen nichts.

Dann beginnt die lange Fahrt durch die Oede Wir fahren westwärts auf der #41, ein zuerst vierspuriger Highway, dem wir südwärts bis San Luis Obispo folgen. Die Fahrt durch die Ebene ist trostlos: Der Himmel ist wegen des Smogs und vor allem des Staubes undurchsichtig. Das Gras ist überall gelb oder sogar verbrannt. Es hat vermutlich seit dem Frühling, als wir alles noch grün gesehen hatten, nicht mehr geregnet. Wir sehen viele Weinkulturen und Walnussplantagen. Erst nach 60 Meilen, als wir die I-5 überquert haben und die Strasse in die Hügel führt, wird der Himmel klar und blau. Die Erde bleibt aber verbrannt. Manchmal sind die Hügel von Bäumen bewachsen. Ab Shandon wird die #41 schmal und kurvenreich und ist für Wagen über 30 ft. nicht empfohlen. Gerade deshalb fahren wir auf ihr, denn es hat praktisch keinen Verkehr mehr. Ab Atascadero fahren wir auf der berühmten #101 durch die Coast Ranges nach San Luis Obispo, das wir um 13 Uhr erreichen. Dann geht es zum Flughafen. Hier ist Parkieren unmöglich. Wir stellen den RV auf einem Firmengelände ab. Wir lassen den Rückflug bestätigen und erhalten auch die Auskunft, dass wir das übliche Handgepäck mitnehmen dürfen, allerdings ohne Flüssigkeiten.
Schliesslich plagt uns der Hunger und wir fahren über die kurvenreiche #227 (Canyon Road) nach Arroyo Grande, wo wir auf dem Areal des Wal-Mart parkieren und bei Sizzler uns an einem Steak und dem reichhaltigen Salatbuffet sättigen. Schliesslich finden wir auf dem Pismo Beach Memorial SP einen Stellplatz mit Fullhook (Vollanschluss). Ich backe zum letzten Mal mit dem restlichen Mehl Brot. Dann beginnen wir mit der Schlussreinigung des RV. Sie nimmt fast zwei Tage in Anspruch.
Um 18.30 spazieren wir an die Küste, sind dort allerdings vom lärmigen Fahrzeugbetrieb gar nicht begeistert. Ein Wagen nach dem andern fährt - natürlich gegen Gebühr - auf den Sandstrand hinaus. Kilometerweit dürfen die RV’s dem Strand entlang auf einer Piste fahren und auch übernachten. Die meisten haben ein ATV oder OHV (Geländeautöli) bei sich. Ein Plakat am Strand wirbt für Rücksicht auf nistende Wasservögel - ein Hohn!
Die Sonne geht um 19 Uhr unter einer Dunst-/Smogschicht unter.


Am nächsten Tag ist 23. September. Wir feiern unseren 14. Hochzeitstag – mit Wagen Reinigen und Packen. Wir haben auf dem kleinen, nur 24 Plätze umfassenden Campground Platz Nr. 1, direkt neben zwei riesigen Abfallcontainern, was uns sehr zu gute kommt. Mit etwas schlechtem Gewissen legen wir Kissen, Bettanzüge, Schaumstoffmatten, Pfannen neben die Container. Wir hatten alte Kissen und Bettanzüge von der Schweiz mitgenommen mit der Absicht, sie nach den fünfeinhalb Monaten zu entsorgen. Zu unserer Freude ist alles nach ein paar Minuten verschwunden: Im Campground gibt es eine ganze Reihe ‚homeless people’, Randständige, die regelmässig die Abfalltonnen durchsuchen. Wir machen auch Bekanntschaft mit einer Amerikanerin, die zwar südlich Los Angeles lebt, aber mit ihrem Mann hier in einem feudalen RV (inkl. Pickup und zwei Motorroller) ihre Ferien verbringen. Sie übernimmt viele Lebensmittel, Geschirr und Kücheneinrichtungen, die sie ihrem Enkel geben wird.
Auch mit dem Host (Platzwart) kommen wir ins Gespräch. Er ist Deutscher, lebte 10 Jahre in Indien und hat für diesen Sommer mit seiner Partnerin, einer Slowakin, die schon 20 Jahre hier lebt, den lockeren Job als Host übernommen. Auch er ist entsetzt über das fehlende Umweltbewusstsein der Amis. Der Smog komme zum grossen Teil - innert fünf Tagen - aus China herüber. Dem Host können wir Lebensmittel, Geschirr, Motorenöl etc. geben. Er wird es den Bedürftigen weitergeben. So sind wir eine Sorge los, die uns schon lange plagte: die sinnvolle Entsorgung bzw. Weitergabe der Einrichtungen, die wir vor fünfeinhalb Monaten kauften oder mitgenommen hatten.
Am Sonntag Mittag fahren wir ins Hotel Royal Oak (Best Western) in San Luis Obispo, wo wir ein schönes Zimmer belegen und uns etwas entspannen können. Wir haben Internetanschluss. Dankbar sind wir um das Bad, das wir - nach fast einem halben Jahr - richtig geniessen können. Auch wieder einmal in einem grossen Bett mit richtiger Matratze schlafen zu können, schätzen wir sehr.

Am nächsten Morgen fahren wir gleich zum Flughafen, geben unser Gepäck (80 kg) auf und fahren weiter zu unserem RV-Händler, wo wir unseren Wagen abgeben. Wir haben ihn offenbar zu sauber gereinigt, denn die Dame, die den Wagen kontrolliert, setzt auf dem Rückgabeprotokoll vor das Feld ‚clean’ ein ‚very’ hin.

Und schon besteigen wir das Kleinflugzeug nach San Francisco. Wir haben die Plätze 11A und 11C, doch es hat nur zehn Reihen, Reihe 11 existiert gar nicht. Ich frage mich, ob wir vielleicht draussen auf dem Flügel einen Platz kriegen. Das Flugzeug fliegt ja nicht in grosser Höhe. Schliesslich nehmen wir in der Reihe 9 Platz (vor dem Notausgang), wo wir so viel Beinfreiheit haben, dass wir mit den Füssen nicht einmal die vordere Reihe berühren können. Einen solchen Platz sollten wir auf dem langen Transatlantikflug haben! Diesen elfstündigen Flug nehmen wir schliesslich als notwendiges Übel auf uns. Via München geht es nach Zürich. Dort werden wir mit Schweizerfahne und Willkommensballon empfangen.


ZU HAUSE
Ueber den ‚Kulturschock’, den wir nach unserer Heimkehr erlebten, halfen uns ein paar gute Feen hinweg: In der Wohnung waren unsere Betten angezogen, der Kühlschrank lief, Lebensmittel waren da, sogar der Balkon war gereinigt. So fühlten wir uns in der engen Schweiz und in unserer ungewohnt grossen Wohnung nicht ganz verloren. Ein herzliches Dankeschön diesen Damen und allen, die uns während unserer Reise in irgendeiner Weise geholfen haben! Die eMails, die wir fast täglich an den öffentlichen Telefonstationen abrufen konnten, haben uns immer sehr gefreut, ebenso die vielen Telefonanrufe mit den Willkommenswünschen nach unserer Heimkehr.